| Antrag: | Regierungsprogramm für die Landtagswahl 2024 | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | Lutz Kromke, Lukas Messerschmidt (OV-Creuzburg, KV WAK) | 
| Status: | Zurückgezogen | 
| Eingereicht: | 30.11.2023, 09:20 | 
Ä97 zu A1: Regierungsprogramm für die Landtagswahl 2024
Antragstext
          
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7.1 Krankenhäuser, Apotheken, Fachärzte und Notfallversorgung
1. Eine gerechte und solidarische Gesellschaft 
Eine soziale gerechte Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigten 
Zugang zu Arbeit, Wohlstand, Bildung, Kultur und politischen Entscheidungen 
haben und sich selbst verwirklichen können, ist seit jeher Ziel der 
Sozialdemokratie. Dieses Ziel ist längst noch nicht erreicht. Vielmehr ist 
unsere Gesellschaft aktuell durch eine soziale Frage gekennzeichnet: eine kleine 
Oberschicht mit einer Vielzahl ökonomischer, räumlicher und sozialer Einfluss- 
und Verwirklichungsmöglichkeiten, eine große Mittelschicht, die sich teilweise 
bedroht fühlt und eine größer werdende Gruppe von Menschen, die kaum von 
Wohlstand und Freiheit profitieren können. Unsere Politik zielt darauf ab, dies 
auszugleichen und Teilhabe für Alle an einer solidarischen Gesellschaft zu 
ermöglichen. Landespolitisch tragen wir in erster Linie durch eine gut 
ausgebaute soziale Infrastruktur dazu bei.
1.1 Familienfreundlichstes Bundesland
Die SPD ist die Familienpartei in Thüringen. Für uns ist klar: Gute Politik für 
Familien zu machen, ist das zentrale Anliegen unserer Politik. Wir setzen uns 
dafür ein, Strukturen zu etablieren und zu stärken, die Familien unterstützen. 
Wir werden Familien finanziell entlasten und dafür sorgen, dass sie eine 
qualitativ hochwertige Zeit miteinander verbringen können. Familienpolitik ist 
eine Querschnittsaufgabe. Wenn wir die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen 
wollen, bedeutet das, dass wir den Sozialraum, Unterstützungsangebote, aber auch 
den Nahverkehr, den Wohnungsmarkt, die Gesundheitsversorgung, sowie Arbeits- und 
Bildungspolitik im Blick haben müssen.
Familien leiden besonders unter den Krisen der vergangenen Jahre, sei es, weil 
sie im Besonderen auf eine starke soziale Infrastruktur angewiesen sind oder 
weil sie stärker unter den Kostensteigerungen leiden.
In den nächsten Jahren liegt viel vor uns, wenn wir attraktive Lebensbedingungen 
für Familien in Thüringen realisieren wollen. Die Frage, wie wir gute Betreuung 
und Bildung in unseren Kindergärten ermöglichen, müssen wir dabei genauso 
beantworten, wie wir pflegende Angehörige entlasten und unterstützen können oder 
wie wir mit attraktiven Arbeitsbedingungen Fachkräfte für die Sozialwirtschaft 
gewinnen, sowie mehr Familienerholung und die bessere Vereinbarkeit von Familie 
und Beruf sicherstellen.
Das werden wir tun:
- Das Landesprogramm "Solidarisches Zusammenleben der Generationen" nimmt 
 die ganze Familie in den Blick. Diesen Weg wollen wir weitergehen und das
 Landesprogramm erweitern durch eine Landesinitiative zur Verbesserung von
 Chancengleichheit und Partizipation in Quartieren sowie ländlichen Räumen
 mit besonderen sozialen Belastungen und Armutsrisiken. Somit werden Orte
 für Familien, junge und alte Menschen sowie für Beratungs- und
 Teilhabeangebote geschaffen.
- Als SPD Thüringen werden wir den Einstieg in das kostenfreie Mittagessen 
 starten. Mit uns bekommt jedes Kind in Thüringen in Kindergarten und
 Schule ein gesundes Mittagessen am Tag. Dieses soll für Kinder und Eltern
 kostenfrei sein.
- Unsere Grundüberzeugung ist und bleibt es, dass die Bildung vom 
 Kindergarten bis zum Meister bzw. Master grundsätzlich beitrags- und
 gebührenfrei sein muss. Daher schaffen wir die Beiträge für Kindergarten
 und Hort für alle Eltern in Thüringen ab. Unser Ziel ist es, dass Eltern
 ab Januar 2025 keine Gebühren für Kinderbetreuung mehr zahlen.
 Beitragsfreiheit und Betreuungsqualität müssen Hand in Hand gehen.
 Sinkende Geburtenraten sind für uns kein Grund bestehende Stellen
 abzubauen. Im Gegenteil: Auch sie helfen uns auf dem Weg zu einem besseren
 Betreuungsschlüssel und sichern die Qualität der Betreuung in den
 Einrichtungen.
- Wir werden die Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsqualität in unseren 
 Kindergärten weiter verbessern. Studien empfehlen zusammen mit
 Fachexpert:innen und -verbänden für den Kita-Bereich einen
 Mindestpersonalschlüssel von 1:3 für Kinder unter 3 Jahren (U 3) und von
 1:7,5 für die Altersgruppe zwischen 3 Jahren und Schuleintritt (Ü 3).
 Davon ist Thüringen trotz aller in den letzten Jahren vorgenommen
 Verbesserungen bei den Betreuungsrelationen noch weit entfernt. Deshalb
 werden wir einen verbindlichen Stufenplan zur Erreichung der Expert:innen-
 Empfehlung festlegen und diesen schrittweise umsetzen. Unser Ziel ist es,
 so einen von politischen Konjunkturen und parlamentarischen
 Mehrheitsverhältnissen unabhängigen Pakt der Demokrat:innen zur
 Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung in Thüringen zu schließen und
 ihn in der kommenden Dekade zu erfüllen. Als ersten wichtigen Schritt
 werden wir den Mindestpersonalschlüssel im Bereich Ü 3 vereinheitlichen
 und auf 1:12 festlegen und in einem nächsten Schritt den
 Mindestpersonalschlüssel in der Altersgruppe der Zwei- bis Dreijährigen
 auf 1:6 zu verbessern.
- Attraktivitätssteigernd wirkt sich zudem eine weitere Professionalisierung 
 des Berufsfeldes aus. Dazu zählt der Ausbau der einschlägigen
 Hochschulstudiengänge und die Etablierung eines Instituts zur
 Qualitätsentwicklung der frühkindlichen Bildung, die Ermöglichung
 kontinuierlicher und qualitativ hochwertiger Fort- und Weiterbildung für
 die Erzieher:innen und das uneingeschränkte Festhalten am Fachkräftegebot.
 Darüber hinaus wollen wir ausgebildeten Erzieher:innen mit Berufserfahrung
 den Zugang zu berufsbegleitenden Studiengängen ermöglichen.
- Mit einem Masterplan Fachkräftesicherung in der Sozialen Arbeit starten 
 wir eine Offensive zur Fachkräftesicherung für Kindergärten,
 Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.
- Die Kommunen finanziell verlässlich ausstatten, um Jugendarbeit, 
 Unterstützungsangebote für Familien, Vereinsarbeit, Hilfe für Bedürftige,
 eine öffentliche Verwaltung, auf die sich jede:r verlassen kann, Straßen,
 Spielplätze, Schulen und Kindergärten – alles, was es für eine lebenswerte
 Nachbarschaft und ein soziales Miteinander braucht, vorzuhalten.
- Wir werden ein Programm zur Stärkung der Gemeinwesensarbeit einführen und 
 gesetzlich verankern, mit dem wir die kommunale Sozial- und Raumplanung
 verstetigen und weiterqualifizieren, so dass fachbereichsübergreifend,
 gemeinsam mit den sozialen Trägern und unter Beteiligung der
 Einwohner:innen, gleichwertige Lebensbedingungen, angemessene Versorgung
 mit sozialen Dienstleistungen und demokratische Teilhabe für Alle möglich
 sind. Projekte der Nachbarschaftshilfe, flexible Kinderbetreuung,
 Freizeitangebote und vieles mehr können damit gefördert werden. Vor Ort
 soll in den Kommunen entschieden werden, mit welchen Angeboten Familien
 gestärkt werden. Das Landesprogramm soll ein Volumen von 10 Millionen Euro
 haben. Mit der Stärkung der kommunalen Sozialplanung sind wir einen
 wichtigen Schritt gegangen, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort
 zu verbessern, stärker zu unterstützen und Freizeitangebote auszubauen. In
 einem nächsten Schritt werden wir die Beteiligung von Menschen vor Ort in
 ihren Quartieren und Stadtteilen im Rahmen dieser Planungsprozesse
 erleichtern.
- Eltern brauchen familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Darauf muss sich 
 die Wirtschaft in Thüringen einstellen. Wir werden, insb. kleine und
 mittelständische Unternehmen unterstützen, Arbeitsbedingungen anzupassen,
 z.B. durch familienfreundliche Arbeitszeitmodelle oder Möglichkeiten zum
 Homeoffice. Auf Bundesebene setzen wir uns für die Einführung einer
 Familienarbeitszeit ein, die Eltern gleichberechtigt die Möglichkeit zur
 Reduzierung der Arbeitszeit bei Lohnausgleich ermöglicht.
- Wir werden familienpolitische Akteur:innen in alle für Familien relevanten 
 Entscheidungen einbeziehen. Dazu werden wir den Landesfamilienrat
 weiterentwickeln.
- Familien brauchen vor allem eines: Zeit füreinander! Wir werden das 
 Landesprogramm zur Familienerholung evaluieren und verstetigen, damit
 Familien mit geringem Einkommen und pflegende Angehörige die Möglichkeit
 zu einer Auszeit haben.
- Wir werden noch einmal die Minderungszeiten für Erzieherinnen und Erzieher 
 erhöhen und die Einrichtungsleitung stärken. Das heißt konkret mehr Zeit
 für Leitungsaufgaben, für Fortbildung und für die Träger neue Spielräume,
 um krankheitsbedingte Abwesenheiten durch zusätzliches Personal
 auszugleichen. Für Familien bedeutet dies: mehr Verlässlichkeit bei den
 Öffnungszeiten ihres Kindergartens. Wir halten an der Betreuungsgarantie
 von bis zu 10 Stunden täglich fest.
- In den Kindergärten wollen wir die Familienarbeit stärken und 
 multiprofessionelle Teams etablieren. Hierzu wollen wir die Entwicklung
 von Kindergärten hinzu Thüringer Eltern Kind Zentren (ThEKiZ) und das
 Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen“ ausweiten. Wir werden das
 Modellprojekt in die Regelfinanzierung überführen und den Kommunen
 bedarfsgerecht zusätzliche Personal- und Sachkosten zur Bewältigung der
 aktuellen Herausforderungen bereitstellen. Damit wollen wir die regelhafte
 Einführung von Sozialarbeit in unseren Kindergärten in einem
 Landesprogramm ermöglichen.
- Zudem gilt es, die schulische Ausbildungder Fachkräfteattraktiver zu 
 gestalten, in dem wir die Schulgeldfreiheit einführen und die
 Anerkennungspraktika für alle Einsatzfelder flächendeckend vergüten. Zudem
 werden wir den Weg für einen Quereinstieg und die berufsbegleitende
 Weiterbildung zur Fachkraft ermöglichen. Mit dem Aufbau eines landesweiten
 Fachkräftemonitoring für die frühkindliche Bildung werden wir regelmäßig
 die Personal- und Ausbildungssituation, die konkreten regionalisierten
 Personalbedarfe und die Notwendigkeiten der Personalentwicklung erheben
 sowie die daraus abzuleitenden Handlungsschritte des Landes, der Kommunen
 und der Einrichtungsträger definieren.
- Ein attraktives Berufsumfeld bietet die beste Gewähr dafür, dass sich noch 
 mehr junge Menschen dafür entscheiden als Erzieher:in im Kita-Bereich zu
 arbeiten und dort auch dauerhaft zu bleiben. Wir werden uns daher dafür
 einsetzen, dass die Bestimmungen des TVöD bei der Entlohnung des
 Erzieher:innenpersonals landesweit und trägerübergreifend Anwendung
 finden. Dadurch werden die teilweise erheblichen Lohnunterschiede zwischen
 kommunalen und freien Einrichtungsträgern nivelliert.
- Wir wollen bezahlbaren Wohnraum für Familien erhalten und schaffen. Zur 
 Miete und im Eigentum – in der Stadt und auf dem Land. Dazu werden wir das
 soziale Wohnungsbauprogramm beschleunigen und die Bemessungsgrundlage so
 verändern, dass auch Familien mit geringen Einkommen berücksichtigt werden
 können. Kommunen sollen keine finanziellen Nachteile entstehen, wenn Sie
 Bauland günstiger an Familien abgeben. Einnahmeausfälle werden wir den
 Kommunen daher erstatten. In den größeren Städten soll eine solche
 Baulandbereitstellung auch für Bauträger möglich sein, die sich
 langfristig zu sozialen Kriterien verpflichten. So werden Miet- und
 Eigentumswohnungen in Thüringen auch für den kleinen Geldbeutel bezahlbar.
 Um Ortskerne zu verdichten, wollen wir Lückenbebauungen und Sanierungen
 mit gezielter Förderung unterstützen.
- Wir werden die Thüringer Familienkarte als dauerhaftes Angebot für 
 Familien in Thüringen etablieren. Familien sollen damit die Möglichkeit
 haben Theater, Freibäder, Museen und Freizeitangebote kostenfrei nutzen
 können. Außerdem werden wir ein Jugendkulturticket für alle jungen
 Menschen bis zum Abschluss ihrer beruflichen und akademischen Ausbildung
 einführen, mit denen sie Kultureinrichtungen kostenfrei nutzen können. Wir
 wollen, dass alle Kinder und Jugendliche Kultur erleben können..
- Die Einkommenssituation von Familien muss sich verbessern. Wir setzen uns 
 für die Steigerung des Lohnniveaus ein. Wir kämpfen an der Seite der
 Gewerkschaften für eine Steigerung der Tarifbindung und höhere
 Tarifabschlüsse. Alle gesetzlichen und untergesetzlichen Möglichkeiten,
 die wir zur Regulierung haben, werden wir nutzen.
- Als SPD stehen wir für mehr soziale Gerechtigkeit. Deshalb setzen wir uns 
 auf der Bundesebene für die Einführung eines Grunderbes in Höhe von 20.000
 €, für jede:n der das 18. Lebensjahr erreicht, ein.
- Um pflegende Angehörige zu unterstützen, die Qualität in der Pflege 
 sicherzustellen und eine Antwort auf den steigenden Bedarf an Fachkräften
 zu finden, streben wir eine konzertierte Aktion an, die alle relevanten
 Akteur:innen in der Pflege beteiligt. Dort soll ein Maßnahmenkatalog
 erarbeitet werden, der im Anschluss zügig umgesetzt werden muss.
- Mit einem starken ÖPNV unterstützen wir Familien. Mobilität ist die 
 Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Damit Familien in Thüringen
 gut mobil sein können, braucht es einen gut ausgebauten, bezahlbaren ÖPNV,
 ergänzt um Angebote von Carsharing,Rufbusse und On-Demand-Angeboten.
1.2 Kinder und Jugendpolitik
Junge Menschen gehören ins Zentrum unserer Gesellschaft – mit all ihren 
Interessen und Bedürfnissen. Unser Ziel ist es, die Belange von jungen 
Menschen, 
ihre Ideen und Interessen dauerhaft in den Fokus der politischen 
Aufmerksamkeit 
zu holen. Wir wollen Jugendpolitik in Thüringen mit den 
Jugendlichen selbst und 
den jugendpolitischen Akteuren im Dialog entwickeln und 
umsetzen.
Das werden wir tun:
- Die eigenständige Jugendpolitik werden wir ressortübergreifend weiter 
 stärken und die Situation junger Menschen durch einen regelmäßigen
 Lebenslagenbericht ins Zentrum der Landespolitik rücken.
- die Maßnahmen der „Landesstrategie Mitbestimmung” weiter umsetzen und die 
 Mitbestimmungsrechte in der Kommunalordnung stärken sowie Jugendgremien in
 der Landespolitik, wie z.B. den Jugendlandtag als Jugendpolitikberatung
 etablieren. Die Diskussion um die Reform der Thüringer Verfassung mit dem
 Ziel fortsetzen, das Wahlrecht ab 16 für die Thüringer Landtagswahl
 einzuführen und die Kinderrechte in die Verfassung aufzunehmen.
- Die Offene Kinder- und Jugendarbeit sowie die Arbeit der Jugendverbände 
 wollen wir weiter unterstützen und mit einer gesetzlich dynamisierten
 örtlichen 
Jugendförderung (sog. Jugendpauschale) die Kommunen bei der
 Umsetzung 
dieser Aufgabe fördern, sowie den Landesjugendförderplan
 bedarfsgerecht 
ausfinanzieren.
- Ein Investitionsprogramm für Einrichtungen der offenen Jugendarbeit in den 
 Kommunen und für die Thüringer Jugendbildungsstätten auflegen, um
 gemeinsam den Kommunen die Einrichtungen zeitgemäß zu modernisieren.
- Die jugendpolitische Erfolgsgeschichte der Schulsozialarbeit 
 weiterschreiben! Wir wollen, dass Schulsozialarbeit künftig in allen
 Thüringer Kommunen bedarfsgerecht angeboten und qualitativ weiter gestärkt
 wird. Um eine dauerhafte gute Schulsozialarbeit zu gewährleisten, ist
 Planungssicherheit für die kommunalen Jugendämter sowie die freien Träger
 besonders wichtig. Wir halten es daher weiterhin für erforderlich, die
 notwendige Landesförderung der Höhe nach gesetzlich festzuschreiben und
 eine Dynamisierungsregelung einzuführen, die sich jährlich an die
 Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst sowie am Preisindex anlehnt.
- Die Rechte von Kindern, Jugendlichen und deren Familien im Bereich der 
 frühen und erzieherischen Hilfen umfassend sichern, sowie die Qualität in
 diesen Hilfen stärken und gemeinsam mit den Kommunen und freien Trägern
 weiterentwickeln. Dabei soll der Bedarf an Hilfen zukünftig in den
 einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten im Rahmen der
 Jugendhilfeplanung verpflichtend ermittelt werden. Zudem werden wir ein
 landesweites und bedarfsgerechtes Angebot an unabhängige Ombudsstellen
 sichern, die Beteiligung junger Menschen in Heimräten und einen
 Landesheimrat stärken, sowie Careleaver- Initiativen unterstützen.
- Wir begrüßen die Reform des SGB VIII zum Aufbau einer inklusiven 
 Jugendhilfe. Damit werden die Jugendämter für alle jungen Menschen
 zuständig, unabhängig davon, ob und welche Unterstützung sie benötigen.
 Den Prozess dazu auf Bundesebene und zur Umsetzung in Thüringen wollen wir
 begleiten und unterstützen.
- Wir stärken die politische Bildung im schulischen und außerschulischen 
 Bereich, dazu werden wir das Netz an Thüringer Jugendbildungsstätten
 zukünftig stärker fördern und die europäische Jugendbildungs- und
 Begegnungsstätte Weimar zu einem Zentrum für Demokratie und Mitbestimmung
 weiterentwickeln. Insbesondere setzen wir uns für einen Ausbau des
 schulischen Sozialkundeunterrichts ein.
- Wir müssen Angebote wie das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige 
 Ökologische Jahr, das Freiwillige kulturelle Jahr und das Freiwillige
 Politische Jahr stärken, so dass sich alle Jugendlichen – unabhängig von
 der Unterstützungsmöglichkeiten ihrer Eltern – ein solches Jahr leisten
 können, denn diese Angebote bieten Jugendlichen Orientierungs- und
 Engagement Möglichkeiten. Wir werden diese Angebote sichern und finanziell
 angemessen ausstatten. Kurzfristig soll die Vergütung für Freiwillige im
 Thüringen Jahr auf die derzeit maximale Höhe angehoben werden (gem.
 Jugendfreiwilligendienstgesetz auf sechs Prozent der
 Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung = 438 Euro monatlich).
 Darüber hinaus bringen wir eine Bundesratsinitiative für die Erhöhung des
 Taschengelds für Freiwilligendienstleistende auf das Bafög-Niveau auf den
 Weg.
- Ein Förderprogramm zur Digitalstrategie der Kinder- und Jugendhilfe 
 aufbauen, dass bedarfsgerecht zusätzliche finanzielle, technische und
 personelle Ressourcen zur Verfügung stellt, um auf die auf die
 Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche und
 die damit verbundenen umfassenden Veränderungen der Arbeits- und
 Berufswelt, der Kommunikation und Interaktion der Menschen, des familiären
 und gesellschaftlichen Zusammenwirkens reagieren zu können.
- Junge Menschen streben verstärkt den höchstmöglichen Schulabschluss an und 
 entscheiden sich öfter zunächst gegen eine berufliche Ausbildung. Wir
 unterstützen Thüringer Betriebe und Unternehmen in ihrem Bemühen, die
 Attraktivität einer Dualen Ausbildung stärker für Jugendliche
 herauszustellen, die über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügen bzw.
 ihren Realschulabschluss in Wahlschulformen erworben haben. Insbesondere
 benachteiligte Jugendliche und Jugendliche mit Behinderungen sind darüber
 hinaus, beginnend in den Vorabgangsklassen, individuell und unter
 Aktivierung gängiger Unterstützungsinstrumente bis zur Aufnahme eines
 Ausbildungsverhältnisses gezielt zu begleiten. Berufsorientierungsangebote
 sind daher stärker zu individualisieren und deren Einsatz in nicht
 berufsqualifizierenden Bildungsgängen der berufsbildenden Schulen zu
 prüfen.
- Qualifizierte Duale Ausbildung braucht einen starken Partner – 
 Berufsbildende Schule und berufsbegleitende Hilfen. Vor dem Hintergrund
 einer kritischen Altersstruktur unter Lehrer:innen an BBS,
 gleichbleibenden Schüler:innenzahlen in der Dualen Ausbildung und den
 Herausforderungen digitaler Transformation in Lehre und wirtschaftlicher
 Praxis sind vorhandene personelle und materielle Ressourcen der BBS
 stärker zu konzentrieren. Wir unterstützen die Weiterentwicklung von
 Schwerpunktschulen/Berufsschulzentren zur Gewährleistung einer
 qualifizierten Unterrichtsversorgung für alle Thüringer
 Berufsschüler:innen. Gleichwohl ist uns bewusst, dass sich damit Wege
 eines Teils von Auszubildenden zur Berufsschule deutlich verlängern
 werden. Wir setzen uns für den Aufbau von Internatskapazitäten an
 Standorten der Schwerpunktschulen ein. Schulsozialarbeiter:innen werden an
 Berufsbildenden Schulen auch zukünftig bedarfsgerecht eingesetzt.
 Ausbildungsbegleitende Hilfen und die Jugendberufshilfe werden wir
 stärken.
- Wir verbessern den Schutz vor häuslicher und sexualisierter Gewalt in der 
 Gesellschaft. Dafür stärken wir den Kinder- und Jugendschutz, um
 Schutzkonzepte in Schulen, Sport- und Jugendeinrichtungen einzuführen.
 Darüber hinaus werden wir eine Fallzahlbegrenzung im allgemeinen sozialen
 Dienst einführen und mehr Fortbildungsangebote für Familienrichter:innen
 und Staatsanwälte schaffen.
- Wir setzen uns für leistungsfähige Jugendämter, öffentliche und private 
 Träger mit einer verlässlichen, am Bedarf orientierten und tarifgerechten
 Personalausstattung ein.
- Wir setzen uns für eine schrittweise Kostenfreiheit für Kinder und 
 Jugendliche für die Nutzung des ÖPNV in Thüringen ein.
- Wir werden Initiativen von Jugendlichen, die sich für Umwelt- und 
 Klimaschutz einsetzen, besonders unterstützen und in die Entwicklung einer
 Landesstrategie Bildung für nachhaltige Entwicklung einbeziehen.
- Wir werden Kommunen und Landkreise durch interkommunalen Fachaustausch in 
 die Lage versetzen, kommunale Mitbestimmungsstrategien junger Menschen zu
 entwickeln und zu etablieren.
1.3 Teilhabe von Senior:innen
In der Sozialdemokratie ist ein bestimmender Aspekt unserer Arbeit die 
Solidarität der Generationen. Unser Engagement und Einsatz für die Mitglieder 
unserer Gesellschaft darf nicht mit dem Renteneintritt enden. Senior:innen sind 
ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Sie haben ihren Beitrag für die 
Gestaltung unserer Gesellschaft geleistet, engagieren sich darüber hinaus und 
übernehmen in hohem Maße Verantwortung für ihre Familien, für ihre 
Partner:innen, Kinder und Enkelkinder. Wir sehen ältere Menschen, die sich in 
der Nacherwerbsphase ihres Lebens befinden, als immanenten Bestandteil unserer 
ganzheitlichen Familienpolitik an. Auf ihre Erfahrungen und ihr Engagement 
können und wollen wir nicht verzichten. Deshalb brauchen wir einen 
wertschätzenden Umgang mit ihnen und müssen echte Teilhabe an unserer 
Gesellschaft über das Rentenalter hinaus garantieren. Insgesamt wollen wir die 
gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen stärken und Hilfestellungen für ein 
selbstbestimmtes und sozialgerechtes Leben im Alltag ausbauen.
Das werden wir tun:
- Eines ist sicher: Der Unterstützungs- und Pflegebedarf für alte Menschen 
 wird in den kommenden Jahren steigen. Unser Ziel ist es, dass Menschen
 möglichst lang gut und gesund in ihrem gewohnten Umfeld leben können. Die
 staatlich garantierten Hilfestellungen gehören für uns zum
 Selbstverständnis einer sozial gerechten und solidarischen Gesellschaft.
 Deshalb stehen wir für eine umfassende und bedarfsgerechte Versorgung
 älterer Menschen. Dazu gehören eine ausreichende finanzielle Absicherung,
 eine barrierefreie Umgebung sowie eine bedarfsgerechte
 Gesundheitsversorgung. Ebenso die Förderung von ehrenamtlichem Engagement,
 sozialer Anbindung und die Stärkung der Selbstbestimmung älterer Menschen
 sind uns wichtige Anliegen.
- Sozial- und Bildungsarbeit mit Älteren in der Kommune stärken. Mit dem 
 Landesprogramm „Solidarisches Zusammenleben der Generationen“ und dem
 Programm AGATHE – „Älter werden in der Gemeinschaft – Thüringer Initiative
 gegen Einsamkeit“ werden wir eine aktive Altenarbeit in den Kommunen
 fördern und zu einem Mindeststandard für generationengerechte
 Infrastruktur weiterentwickeln. Dazu werden wir auf Grundlage der
 Evaluierungsberichte das Familienfördersicherungsgesetz novellieren und
 darin die Programme bedarfsgerecht ausbauen und dauerhaft absichern.
 
 Zusammen mit den Kommunen wollen wir barrierefreien und bezahlbaren Zugang
 zu allen Orten der Bildung, der Kultur und des gesellschaftlichen Lebens
 ermöglichen. Hierzu wollen wir einerseits die Möglichkeiten der
 Digitalisierung nutzen, andererseits aber auch durch unmittelbare
 Beratungs- und Unterstützungsprogramme sicherstellen, dass neue technische
 Möglichkeiten von allen Menschen sinnvoll und sicher genutzt werden
 können.Damit insbesondere der Aspekte der Altenhilfe innerhalb der
 Sozialplanung künftig viel stärker beleuchtet und bedarfsgerechter
 entwickelt wird, streben wir an, die integrierte Planung der Altenhilfe
 nach § 71 SGB XII gesetzlich zu verpflichten (Altenhilfestrukturgesetz).
- Wohnen sichern. Wir werden dafür sorgen, dass Land und Kommunen in enger 
 Abstimmung mit den kommunalen Wohnungsunternehmen und
 Wohnungsbaugenossenschaften und unter gezieltem Einsatz von
 Förderprogrammen altersgerechte und barrierefreie Wohnräume, alternative
 Wohnformen und Service-Wohn-Angebote ausbauen. Mit einer fachlichen
 Empfehlung für einen Wohnraum-Check werden wir einen einheitlichen
 thüringenweiten Qualitätsstandard für „altersgerechtes Wohnen“ schaffen.
 Ebenso muss die barrierefreie Gestaltung des gesamten öffentlichen Raumes
 und des Wohnumfeldes, vom Zustand der Gehwege, der verkehrlichen Situation
 bis zur Beleuchtung im Wohnquartier berücksichtigt werden. Eine Vernetzung
 mit der Landesfachstelle für Barrierefreiheit streben wir an.
- Mobilität sicherstellen. Mangelnde Barrierefreiheit und hohe Kosten 
 schließen ältere Menschen von der Nutzung des öffentlichen
 Personennahverkehrs aus. Wir werden beim Ausbau des ÖPNV in Thüringen die
 besonderen Bedarfe alter Menschen gezielt berücksichtigen. Alternativen
 zum eigenen PKW, wie Radverkehr und E-Bikes, den Gemeindebus oder das
 Konzept „Fahrendes Mobil“ werden wir bedarfsgerecht ausbauen.
- Sicherheit gewährleisten. Kriminalität, die die Situation alter Menschen 
 gezielt ausnutzt, ist besonders arglistig. Wir werden Beratungsangebote
 und polizeiliche Schutzmaßnahmen in Bereichen verstärken, in denen
 Senior:innen bedroht sind, zum Opfer von Verbrechen zu werden.
- Mitwirkung und Engagement fördern. Für uns gilt: Wann immer es um die 
 Belange von Senior:innen geht, sollen sie in Beratungen und nach
 Möglichkeit auch in Entscheidungen aktiv einbezogen werden.
 Seniorenbeiräte, Seniorenbeauftragte und aktive Interessenvertretung, wie
 der Landesseniorenrat, sind wichtige Institutionen, um die Belange älterer
 Menschen auf kommunaler Ebene und landesweit zu vertreten. Wir wollen die
 Mitwirkungsbereitschaft in der Interessenvertretung stärken und die
 Gewinnung von Senior:innen für aktives ehrenamtliches Engagement
 intensiver fördern. Die Interessenvertretung von und für Menschen mit
 Pflegebedarf und ihrer Angehöriger werden wir stärken.Die Rechte des
 Landesseniorenrates sowie der kommunalen Seniorenbeauftragten und
 Seniorenbeiräte werden wir stärken und entsprechend das Thüringer Gesetz
 zur Stärkung der Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte von Senioren auf
 Grundlage des Evaluationsberichtes novellieren.
- Wir setzen uns für die Schaffung einer Landesstrategie zur Bekämpfung von 
 Altersarmut ein. Laut VdK Hessen-Thüringen sind 400.000 Menschen von
 Altersarmut betroffen. Es ist mit unserem sozialdemokratischen
 Selbstverständnis nicht vereinbar, dass Menschen, die ihr Leben lang
 arbeiteten, in Armut leben. Diese Härte müssen wir im Rahmen der
 Kompetenzen des Freistaats Thüringen umfassend abfedern.
1.4 Menschen mit Behinderungen
Wir wollen, dass Thüringen ein inklusives Bundesland ist, deshalb befördern wir 
die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Alle Menschen mit und ohne 
Behinderungen, sollen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Menschen mit 
Behinderungen sind oftmals auf die Unterstützung dritter Personen angewiesen. 
Unser Ziel muss es sein, alle Lebensbereiche inklusiver und innovativer zu 
gestalten, um selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft umfassend zu 
ermöglichen.
Das werden wir tun:
- Wir wollen die Barrierefreiheit in allen analogen und digitalen Bereichen 
 des Lebens, von der Frage baulicher Barrierefreiheit bis hin zur
 Internetgestaltung sicherstellen.
- Die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und die Unterstützung 
 personenzentrierter Dienstleistungen sind zentrale Schlüssel für die
 Inklusion. Wir müssen deshalb den Umbau der sozialen Infrastruktur
 zugunsten von Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen vor Ort
 vorantreiben. Die soziale Infrastruktur und die personenzentrierten
 Leistungen im Quartier müssen weiter ausgebaut werden. Denn eine inklusive
 Gesellschaft bedeutet, dass es eine soziale Infrastruktur geben muss, die
 für alle nutzbar und doch individuell gestaltet ist. Die in Thüringen
 entwickelte „Personenzentrierte Komplexleistung“ als eine neue, ambulante,
 stark sozialraumorientierte Angebotsform werden wir fördern und vermehrt
 realisieren.
- Wir werden den Maßnahmeplan zur Umsetzung der UN-
 Behindertenrechtskonvention in Thüringen und eine Vereinheitlichung der
 Aufgaben der Eingliederungshilfe und der Kinder- und Jugendhilfe für
 Kinder mit Behinderungen umsetzen.
- Thüringen hat sich auf den Weg gemacht, schrittweise ein inklusives 
 Schulsystem zu realisieren. Es soll das gemeinsame Leben und Lernen von
 Menschen mit und ohne Behinderungen bei bestmöglicher individueller
 Förderung ermöglichen. Eine notwendige Bedingung hierfür ist, dass den
 Schulen die personellen und materiellen Ressourcen für eine gelingende
 Inklusion zur Verfügung gestellt werden.
- Diversität ist die Lösung vieler Probleme am ersten Arbeitsmarkt. Ziel der 
 beruflichen Schulen muss es sein, alle Menschen mit und ohne Behinderungen
 für eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu befähigen. Wir werden
 mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen
 schaffen.
- Unser Ziel ist es, möglichst vielen Menschen eine geeignete 
 sozialversicherungspflichtige Beschäftigung anzubieten. Dazu gehören der
 Ausbau von Assistenzen und unterstützter Beschäftigung, ein
 flächendeckendes Angebot an Integrationsbetrieben und der Ausbau des
 Integrationsfachdienstes.
- Um Menschen mit Behinderungen eine faire Chance auf dem ersten 
 Arbeitsmarkt zu eröffnen, werden wir neben der Möglichkeit des Budgets für
 Arbeit, die Schaffung eines zusätzlichen Anreizsystems – in Form einer
 direkten oder indirekten monetären Entlastung für die Unternehmen –
 prüfen. Diese Entlastung sollte nach Art und Grad der Behinderung
 unterschieden werden. Um die verschiedenen Arten der Behinderungen zu
 vergleichen, kann man wie z. B. im Behindertenleistungssport ein
 Klassifizierungssystem nutzen. Die öffentliche Hand hat bei der Ausbildung
 und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen eine Vorbildfunktion.
- Um auf die Bedürfnisse aller Kinder und 
Jugendlichen eingehen zu können, 
 sollen alle Lehrkräfte in inklusiver Pädagogik 
fortgebildet werden. Wir
 streben die Einrichtung von multiprofessionellen Teams an 
den Schulen an.
- An unserer favorisierten Schulform, der TGS, ist Inklusion aus Sicht der 
 SPD Thüringen am besten umzusetzen. Daneben müssen räumliche Anforderungen
 an die TGS entwickelt werden, welche Inklusion auch für Kinder- und
 Jugendliche mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ermöglicht. Weiterhin
 müssen die räumlichen, sachlichen und strukturellen Voraussetzungen an den
 Schulen geschaffen werden, um optimalen gemeinsamen 
Unterricht
 durchführen zu können. Dazu sind auch technische Hilfsmittel,
 beispielsweise 
zur Unterstützung von Menschen mit Sinnesbehinderungen,
 einzusetzen.
- Wir setzen uns dafür ein, dass die UN-Behindertenrechtskonvention endlich 
 in die Thüringer Verfassung aufgenommen wird und damit die Rechte von
 Menschen mit Behinderungen mehr Sichtbarkeit erhalten.
1.5 Gleichstellung der Geschlechter
Laut Gender Gap Report der Stiftung der Weltwirtschaftsforums braucht es noch 
131 Jahre, bis die Gleichstellungslücke zwischen den Geschlechtern geschlossen 
wurde. Im familiären und beruflichen Alltag ist die Gleichstellung auch zu 
Beginn des 21. Jahrhunderts nicht erreicht. Durch die Coronapandemie hat die 
Gleichstellung sogar einen Rückschritt gemacht und die Kluft zwischen den 
Geschlechtern vergrößert. Frauen tragen weiterhin größere Risiken im Berufsleben 
neben der Tatsache, dass die deutlich häufiger in prekären 
Beschäftigungsverhältnissen angestellt sind und verdienen durchschnittlich 
weniger. Sie haben schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten und sind seltener in 
Führungspositionen zu finden. Wir als SPD Thüringen wollen unseren Beitrag zu 
einer schnelleren Gleichstellung leisten und die Bedingungen für Frauen in der 
Familie und im Beruf verbessern.
Das werden wir tun:
- Wir werden einen verpflichtenden Gleichstellungscheck einführen und damit 
 alle Maßnahmen, ob Gesetze, Verordnungen, Haushaltsausgaben und Setzung
 von Rahmenbedingungen einem Gleichstellungscheck zu unterwerfen. Wir
 werden keine Maßnahmen mehr beschließen, die die Gleichstellung der
 Geschlechter nicht voranbringen.
- Um Genderbudgeting (Etablierung und Durchführung von Maßnahmen innerhalb 
 des Prozesses der Aufstellung von öffentlichen Haushalten, mit dem Ziel,
 die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und zu
 erreichen) auch in Thüringen zu etablieren, ist in einem wissenschaftlich
 begleiteten Pilotprojekt mit mindestens einer Kommune (Landgemeinde) das
 Prinzip des Genderbudgeting beispielhaft umzusetzen. Das Pilotprojekt ist
 mit einem finanziellen Anreiz für die ausgewählte Kommune verbunden.
- Täterarbeit ist ein wichtiger Aspekt der Gewaltprävention. Daher werden 
 Programme zur Täterarbeit und Gewaltprävention (z.B. Projekt Orange)
 auskömmlich finanziert, damit diese Arbeit effektiv und flächendeckend
 durchgeführt werden kann.
- Auch wenn Gleichstellung bei allen Themen immer mitgedacht werden muss, so 
 braucht es dennoch im Thüringer Landtag wieder einen Ausschuss, der sich
 allein mit dieser Frage auseinandersetzt. Wir werden den eigenständigen
 Gleichstellungsauschuss wieder einsetzen, nur so bleibt das Thema sichtbar
 und kann mit Nachdruck verfolgt werden.
- Wir werden Schulungs- bzw. Bildungsangebote für Männer zum Thema 
 Gleichstellung, Geschlechtergerechtigkeit, Teilhabe, Frauenförderung,
 patriachale Männlichkeit etc. einrichten. Nur durch Bildung wird das
 Verständnis füreinander gefördert.
- Frauen sind in besonderen Umfang nicht nur physischer und psychischer 
 Gewalt ausgesetzt. Auch Armut und andere Formen der Benachteiligung trifft
 sie besonders. Das Beratungsangebot, die Anlaufzentren und die Schutzräume
 für Frauen müssen daher auch diese Aspekte berücksichtigen.
- Wir setzen uns dafür ein, dass Frauen entsprechend ihres Anteils an der 
 Gesamtbevölkerung auch im Thüringer Landtag vertreten sind. Wir streben
 deshalb an, dass künftig die Hälfte der Thüringer Landtagsabgeordneten
 weiblich sein soll. Dieses Ziel verfolgen wir weiter und werden dafür ein,
 die rechtlichen Rahmenbedingungen einhaltendes, Paritégesetz auf den Weg
 bringen.
- Gewalt gegen Frauen muss sichtbar gemacht werden. Die SPD Thüringen wird 
 sich dafür stark machen, dass der Begriff der „Hasskriminalität gegen
 Frauen“ in die polizeiliche Kriminalstatistik mit aufgenommen wird.
- Die SPD Thüringen steht hinter den Forderungen der Istanbul-Konvention und 
 wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass die Finanzierung von
 Frauenhäusern im Freistaat lückenlos und nachhaltig gesichert wird. Die
 Leistungsberechtigung nach dem SGB darf kein Kriterium mehr zur
 Unterbringung in Frauenhäusern und -schutzeinrichtungen sein. Personen
 unterhalb der Armutsgrenze sind in einer Sonderfallregelung zu
 berücksichtigen. Innerhalb der Projektfinanzierung der Thüringer
 Frauenhausförderung müssen die Personal-und Sachkosten verpflichtend
 gewährleistet werden, ohne dass sie in Haushaltsdebatten regelmäßig zur
 Verhandlung stehen. Hierfür nehmen wir die kreisfreien Städte und
 Landkreise verstärkt in die Verantwortung und verankern das Vorhalten
 sowie die anteilige Finanzierung von Frauenhäusern als deren kommunale
 Pflichtaufgabe.
- Um die Umsetzung der Istanbul-Konvention auch in Thüringen zu 
 intensivieren, wird das Monitoring der Umsetzungsprozesse bei der
 Landeskoordinierungsstelle angesiedelt. Darüber hinaus werden attraktive
 verpflichtende Weiterbildungsangebote auf Landesebene geschaffen für alle
 Personengruppen, die in Kontakt mit von Gewalt betroffenen Frauen sind.
- Alle statistischen Auswertungen werden ab sofort mit der 
 Geschlechterkomponente veröffentlicht, wenn die entsprechenden Daten
 vorliegen. Diese Veröffentlichung macht die geschlechtsspezifische
 Auswertung der erhobenen Daten möglich und ist somit die, auch die
 Gleichstellung berücksichtigende, Grundlage für effiziente politische
 Entscheidungen und Programme.
- Wir werden kostenfreie Menstruationsartikel in öffentlichen Ämtern, 
 Behörden und Verwaltungen für alle Menschen zugänglich zur Verfügung
 stellen. Ziel muss der kostenfreie Zugang zu Menstruationsartikeln für
 alle Personen nach schottischem Modell sein.
- In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, das 
 Qualifizierungspotenzial von Frauen brach liegen zu lassen.
 Weiterbildungsangebote sind daher attraktiver zu gestaltet. Dies bezieht
 sich auch auf das Nachholen von Schulabschlüssen. Mit der Möglichkeit,
 Weiterbildung in Teilzeit zu absolvieren, Kinderbetreuung in Anspruch zu
 nehmen und eine finanzielle Entlastung (z.B. durch soziale Staffelung von
 Entgelten oder Förderprogrammen speziell für Frauen, die sich weiter- oder
 fortbilden, etc.) zu erhalten, wollen wir mehr Frauen die Option
 einräumen, das in ihnen 
schlummernde Potenzial zu aktivieren.
- Sportvereine haben immer noch zu wenige weibliche Mitglieder und die 
 Funktionärsstrukturen sind männlich geprägt. Daher werden in vielen
 Fällen 
Männermannschaften bevorzugt gefördert. Um dies zu ändern, sind
 der 
Landessportbeirat und das Präsidium des Landessportbundes paritätisch
 zu 
besetzen, denn Sichtbarkeit von Frauen bedingt, gehört zu werden. Die
 Stelle 
einer Gleichstellungsreferentin wird im Landessportbund
 eingerichtet. Das Land 
legt Förderprogramme für Sportvereine auf, die
 diese dabei unterstützen, Frauen 
und Mädchen für den Vereinssport zu
 gewinnen sowie Frauen für Führungspositionen 
in den Sportvereinen zu
 begeistern.
- Frauen in Thüringen haben auch nach Abschaffung des § 219a StGB Probleme, 
 Informationen über Schwangerschaftsabbrüche zu erhalten. Daher ist der
 Zugang zu 
Daten über Abbruchmöglichkeiten und -orte sicherzustellen.
 Hierfür wird durch 
das Land ein Internetportal eingerichtet, dass alle
 Informationen zu 
Schwangerschaftsabbrüchen niederschwellig und
 barrierefrei zusammenfasst. Um ein 
flächendeckendes Angebot
 sicherzustellen, werden Krankenhäuser, die öffentliche 
Mittel erhalten,
 dazu verpflichtet Schwangerschaftsabbrüche als medizinische
 Grundversorgung anzubieten. Wir machen uns auf Bundesebene weiterhin für
 die Streichung des § 218 StGB stark.
- Der Internationale Frauentag ist aus der Arbeiter:innenbewegung heraus 
 entstanden und sollte auf die vorherrschende Diskriminierung aufgrund des
 Geschlechts aufmerksam machen, u.a. thematisierte der erste Internationale
 Frauentag 1911 die Forderung nach dem Frauenwahlrecht. Die Einführung des
 08. März als festen gesetzlichen Feiertag soll auf diese weiterhin
 vorherrschende Diskriminierung hinweisen und verdeutlichen, dass die
 umfassende Gleichstellung der Geschlechter noch nicht erreicht ist.
1.6 Queerpolitik
Hass, Gewalt und Aggressionen gegen queere Menschen sind in Deutschland noch 
immer alltäglich. Die Anzahl registrierter Fälle von Hasskriminalität und damit 
auch von Übergriffen auf queere Menschen ist in den letzten Jahren in Thüringen 
deutlich gestiegen, die Dunkelziffer ist deutlich höher. Als SPD Thüringen 
stellen wir uns gegen jede Form von Diskriminierung von geschlechtlicher 
Identität und sexueller Orientierung. Um die Lebensrealität von queeren Menschen 
zu verbessern, streben wir ein gemeinsames Programm von Bund und Ländern gegen 
queerfeindliche Gewalt und die Initiierung einer Kampagne gegen 
Queerfeindlichkeit an.
Das werden wir tun:
- Das Landesprogramm für Akzeptanz und Vielfalt der aktuellen Thüringer 
 Landesregierung bildet die Grundlage, um das Leben von LSBTIQA* zu
 verbessern. Um dieses vollumfänglich umzusetzen und die Initiativen
 queerer Menschen zu unterstützen, setzen wir uns für eine merkliche
 Mittelerhöhung, für die Gewährleistung einer überjährigen Förderung, den
 Ausbau der zivilgesellschaftlichen Koordinierungsstelle des
 Landesprogramms sowie die Ernennung einer:eines Beauftragten des Landes
 für Antidiskriminierung und queere Menschen ein. Des Weiteren werden wir
 das Landesprogramm alsbald evaluieren sowie fortschreiben.
- Als Sozialdemokrat:innen verurteilen wir Hasskriminalität auf Schärfste 
 und setzen uns aktiv für die Aufarbeitung, Präventions- und
 Sensibilisierungsarbeit sowie die Schaffung von hauptamtlichen
 Ansprechpartner:innen für queere Menschen in Polizei und Justiz ein.
 Dadurch wollen wir ein Bewusstsein für die Herausforderungen der queeren
 Community schaffen und das geschichtlich begründete und berechtigte
 Misstrauen gegenüber Sicherheitskräften und Justiz abbauen.
- Das Vermitteln von Akzeptanz und Toleranz beginnt in der Kita, Schule und 
 im 
Jugendtreff. Dafür braucht es einen vorurteilssensiblen Umgang mit
 Kindern und 
Jugendlichen sowie einen geeigneten Platz in Gespräch und
 Unterricht. Die 
sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität darf
 dabei kein Tabuthema 
mehr darstellen. Deshalb machen wir uns für die
 Aufnahme des Themenfeldes 
LSBTIQA* in den Thüringer Lehrplan und für die
 Entwicklung LSBTIQA*-inklusiver 
Bildungsmaterialien stark. Als ein
 wesentlicher Teil der Bildung unterstützen 
wir zudem
 Schulaufklärungsprojekte, welche zur Aufklärung über Akzeptanz und
 Vielfalt, Diskriminierungsprävention sowie Gesundheitsberatung beitragen.
- Des Weiteren unterstützen wir Schulaufklärungsprojekte ausdrücklich. Als 
 ein wesentlicher Teil der Bildung tragen sie zur Aufklärung über Akzeptanz
 und Vielfalt, Diskriminierungsprävention sowie Gesundheitsberatung bei.
- Wir sind ungebrochen solidarisch mit der queeren-Community. Die 
 Unterstützung des CSD Thüringen und regionalen Veranstaltungen in den
 Kommunen vor Ort war uns in der Vergangenheit ein großes Anliegen und wird
 auch weiterhin Teil unseres Selbstverständnisses sein.
- Queere Menschen mit ihren Lebenslagen müssen zukünftig in Regelstrukturen 
 eine 
angemessene Berücksichtigung finden. Wir setzen uns deshalb dafür
 ein, Menschen 
in pädagogischen Berufen in Aus- und Weiterbildung durch
 verpflichtende Module 
hinsichtlich verschiedener Lebensweisen und
 LSBTIQA* zu sensibilisieren. Damit 
stärken wir die “Regenbogenkompetenz”
 an unseren Schulen, Kitas und 
Jugendeinrichtungen. Wir werden Strukturen
 der queeren Szene, insbesondere bei 
der Errichtung queerer Zentren als
 Bildungs- und Begegnungsorte sowie als 
Anlaufstellen für Betroffene von
 Diskriminierung und Feindlichkeit stärker 
fördern. Um flächendeckende
 Angebote zu gewährleisten, sollen queere Themen in 
die bestehende
 Jugendarbeit – mit besonderer Berücksichtigung des ländlichen 
Raumes –
 integriert werden.
- Im Gesundheitswesen werden wir die besonderen Bedürfnisse queerer 
 Menschen, 
insbesondere von trans* Personen, stärker in den Blick nehmen.
 Die Angebote der 
HIV- und STI-Prävention, Beratung und Testung werden wir
 weiter stärken.
- Auch für queere Menschen im Alter werden wir uns einsetzen. Um 
 Diskriminierung, 
beispielsweise in betreuten Wohnverhältnissen
 vorzubeugen, werden wir durch die 
Etablierung queer-sensibler
 Qualifizierung und Zertifizierung in stationären und 
ambulanten
 Pflegeeinrichtungen sowie in Hospizen, zielgruppensensible Pflege für
 LSBTIQA* sowie die Sensibilisierung Pflegender für den alltäglichen
 Umgang mit 
Pflegebedürftigen dieser Zielgruppe fördern. Darüber hinaus
 unterstützen wir 
queere Senior:innen-Arbeit und machen uns für queere
 Wohnprojekte, etwa in 
Mehrgenerationenhäusern, für einen
 generationenübergreifenden Austausch stark.
- Weiterhin werden wir uns für die notwendige historische Aufarbeitung der 
 strafrechtlichen Verfolgung homosexueller Menschen und des darauffolgenden
 Umgangs mit den Opfern stark machen. Weiter unterstützen wird die
 Forderung zur Sichtbarmachung und Dokumentation der LSBTIQ*-Geschichte in
 Thüringen, insbesondere Aufarbeitung und Dokumentation von LSBTIQ*-
 Biografien und -Erfahrungen in der Nachkriegszeit, in der DDR und nach der
 Wende.
- Queere Geflüchtete erfahren oftmals in ihren Herkunftsländern Verfolgung 
 und 
Gewalt seitens des Staates, der Familie oder Gesellschaft. Auch
 “nach” ihrer 
Flucht sind sie in Deutschland von Rassismus sowie
 Queerfeindlichkeit betroffen, 
weshalb sie breitere Unterstützung,
 Anerkennung und einer besonderen Beachtung 
bedürfen. Wir treten daher für
 die Entwicklung von Schutzkonzepten in 
Gemeinschaftsunterkünften bis hin
 zu besonderen Schutzräumen für queere 
Geflüchtete ein.
- Wir werden ein starkes und wirksames Landesantidiskriminierungsgesetz zu 
 Umsetzung der europäischen Vorgaben einführen. Der Begriff “Rasse” soll im
 AGG ersetzt und durch die Einführung eines
 Landesantidiskriminierungsgesetzes die bestehenden Schutzlücken
 geschlossen werden. Dabei soll Diskriminierung aufgrund rassistischer
 Zuschreibungen oder aufgrund des sozialen Status, unbedingt in die
 Novellierung einbezogen werden. Da sich das AGG vor allem auf das
 Zivilrecht beschränkt, kann durch ein Landesantidiskriminierungsgesetz
 auch der Schutz vor Diskriminierung durch staatliche Akteur:innen im
 Freistaat geboten werden.
1.7 Vielfalt, Migration und Zuwanderung
Thüringen ist bunt und weltoffen! Dafür setzen wir uns als Sozialdemokrat:innen 
täglich ein. Die hier lebenden Menschen verschiedener Religionen, Kulturen und 
Herkunftsländern bereichern unser Bundesland. Wir begreifen Zuwanderung als eine 
Chance, dem demografischen Wandel entgegenzutreten und die schon heute 
bestehenden Fach- und Arbeitskräftebedarfe zu decken. Deshalb braucht es eine 
wertschätzende Willkommenskultur, die diese Menschen akzeptiert, respektiert und 
in unsere Gesellschaft integriert. Die Aufgabe die entsprechenden 
Voraussetzungen zu schaffen, liegt hier bei Land und Kommunen.
Die Fluchtbewegungen haben in den letzten Jahren zugenommen. Die wenigsten 
Menschen verlassen freiwillig ihr Land, sondern sehen es als letzten Ausweg vor 
Verfolgung, Vertreibung und dem sicheren Tod. Wir leben in Thüringen die 
solidarische Gemeinschaft und leisten unseren Beitrag durch die Aufnahme von 
Menschen, die aus Kriegs- und Krisengebieten bei uns Schutz suchen.
Das werden wir tun:
- Wir wollen eine gleichberechtigte politische, wirtschaftliche und soziale 
 Teilhabe. Wir unterstützen daher auch weiterhin die Arbeit der kommunalen
 Ausländerbeiräte, der Migrantenselbstorganisationen und ihrer
 Dachorganisation. Außerdem müssen Hürden für bereits in Deutschland
 lebende Personen abgeschafft werden. Geflüchteten soll der Zugang zum
 Arbeitsmarkt erleichtert werden. Insbesondere das Angebot an
 Fachsprachkursen muss ausgebaut werden.
- Wir bauen die interkulturelle Öffnung von Verwaltungs- und 
 Bildungseinrichtungen weiter aus, denn wir begreifen Vielfalt als
 Ressource in Thüringen. Die Teilhabe im gesellschaftlichen Leben, - in
 Bildungs-, sozialen und kulturellen Einrichtungen von Menschen mit
 Migrationsgeschichte ist der Schlüssel zum Erfolg. Das Thüringer
 Integrationskonzept schreiben wir fort und erfüllen es mit Leben.
- Wir werden uns dafür stark machen, dass dauerhaft in Thüringen lebende EU-
 Bürger:innen bei den Landtags- und Bundestagswahlen wählen können. Wir
 wollen das Wahlrecht auf kommunaler Ebene auch für dauerhaft hier lebende
 Staatsangehörige außerhalb der Europäischen Union ermöglichen.
- Wir stehen für eine Politik, die Migration vorausschauend und realistisch 
 gestaltet. Deswegen werden wir gemeinsam mit dem Bund die Verfahren
 erleichtern und beschleunigen. Menschen, die Schutz benötigen, erhalten in
 Thüringen Asyl. Deshalb gestalten wir eine soziale Migrationspolitik.
- Als SPD haben wir uns für eine Reform des Einwanderungsrechts stark 
 gemacht und setzten uns auch weiterhin für eine Erleichterung der
 Verfahren ein.Wir begrüßen die Öffnung des Arbeitsmarkts für alle
 beruflich Qualifizierten aus Nicht-EU-Ländern und nicht nur für Akademiker
 und Fachkräfte in Mangelberufen sowie die Möglichkeiten des Wechsels vom
 Asyl in die Arbeitsmigration.
- Wir werden ein Ausbildungsprogramm zur Gewinnung von ausländischen 
 Fachkräften auflegen, das maßgeschneiderte Betreuung und Sprachkurse
 enthält.
- Die Anerkennung von Berufsabschlüssen stellt noch immer eine große Hürde 
 für eine gelingende Integration in den Arbeitsmarkt dar. Wir setzen uns
 für eine erleichterte Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein, damit
 vorhandene Qualifikationen besser eingebracht werden können.
- Wir setzen uns für ein vereinfachtes Verfahren zur Umsetzung der 
 bundesgesetzlichen Regelungen zum Familiennachzug und für eine
 erleichterte Arbeitserlaubnis für Geduldete ein.
- Wir setzen in der Integrationspolitik einen Schwerpunkt bei Kindern und 
 Jugendlichen. Wir setzen uns daher für eine möglichst frühe und
 individuelle Förderung ein, um Benachteiligungen gar nicht erst entstehen
 zu lassen.
- Die Repräsentanz von Lehrkräften und Erziehungskräften mit 
 Migrationsgeschichte ist verschwindend gering. Wir wollen durch gezielte
 Ansprache unsere Bildungslandschaft diverser machen. Wir werden die
 Sozialbetreuungsrichtlinie fortschreiben. Der Zugang zu Angeboten für
 Integration, Sprache und Qualifizierung soll Menschen aus dem Ausland,
 unabhängig vom Herkunftsland und der Bleibeperspektive, gesichert werden,
 das gilt für alle Menschen gleichermaßen.
- Integration gelingt vor Ort in den Kommunen und Gemeinden. Wir werden sie 
 dabei unterstützen, ihre Ausländerbehörden zu Integrationsbehörden und zu
 Serviceeinrichtungen weiterzuentwickeln und darüber hinaus das
 gesellschaftliche Engagement von Zugewanderten stärken. Die Integration in
 den Quartieren werden wir durch ein Förderprogramm stärken.
- Eine humanitäre Politik für Geflüchtete gestalten: Unabhängig von der 
 Chance auf die Anerkennung in einem Asylverfahren sollen alle eine
 unvoreingenommene, würdige und faire Behandlung erfahren. Auf dieser
 Grundlage bekennen wir uns zur humanitären Aufnahme und Unterbringung von
 Geflüchteten in Thüringen. Dazu gehören einheitliche verbindliche
 Mindestanforderungen für Aufnahme- und Gemeinschaftsunterkünfte, die eine
 Ankunft unter menschenwürdigen Umständen garantiert und eine
 menschenwürdige Unterbringung gewährleisten.
- Sprache ist der Schlüssel für Teilhabe an unserem gesellschaftlichen 
 Leben. Deshalb setzen wir uns dafür ein, mehr Sprachkurse und
 Bildungsangebote von Anfang an und für alle, unabhängig von der
 „Bleibeperspektive“, zu ermöglichen. Hierzu soll insbesondere das
 Landesprogramm “Start Deutsch” ausgebaut werden.
- Wir setzen uns für eine kontinuierliche Förderung der Arbeit der 
 psychosozialen Beratungsstelle für Geflüchtete refugio e.V. durch das Land
 ein. Wir stellen so sicher, dass das Knowhow von refugio weiter genutzt
 werden kann, um traumatisierten Geflüchteten zu helfen, die im Regelsystem
 keine passenden Angebote finden.
- Besonders schutzbedürftige Personen wie unbegleitete Minderjährige, 
 Schwangere, Alleinerziehende, Personen mit schweren körperlichen oder
 psychischen Erkrankungen und traumatisierte Geflüchtete brauchen besondere
 Beachtung. Wir werden die dafür bestehenden Versorgungsstrukturen weiter
 vorhalten und nach dem aktuellen und prognostizierten Bedarf überprüfen
 und anpassen.
- Mit der Einrichtung eines Landesamtes für Migration und Integration 
 bündeln wir Fachkompetenzen und Expertise effizient an einem Ort.So kann
 Migration und Integration erfolgreich gestaltet werden, sodass auch die
 Gewinnung von Fachkräften für den Arbeitsmarkt ein positiver Effekt sein
 kann.
1.8 Aufarbeitung der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie
Die Corona-Pandemie war für die gesamte Gesellschaft eine völlig neue 
Herausforderung. Trotz einer in Thüringen gelungenen Bewältigung sind wir 
überzeugt, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie – 
einschließlich der Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung – einer systematischen 
gesellschaftlichen Aufarbeitung bedürfen. Ziel dieser Aufarbeitung sind sowohl 
die systematische quantitative und qualitative Erhebung und Auswertung der 
Auswirkungen der Pandemie und ihrer Bekämpfungen vor allem auf das Wohlbefinden, 
der Angehörigen vulnerabler Gruppen sowie auf das Funktionieren derjenigen 
Institutionen, von denen das Wohlbefinden der vulnerablen Gruppen und ihrer 
Angehörigen besonders abhängig ist. Dies wollen wir durch eine Enquete-
Kommission „Folgerungen und Konsequenzen für den Freistaat Thüringen aus der 
Corona Pandemie“ des Thüringer Landtags erarbeiten.
2. Gute Arbeit, starke Wirtschaft
Wir sind die Partei der ‚Guten Arbeit‘ und stehen an der Seite der 
Beschäftigten. Wir sind solidarisch mit unseren Kolleg:innen sowie den 
Gewerkschaften und unterstützen diese im gemeinsamen Kampf für bessere 
Arbeitsbedingungen, gute Löhne und Renten. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, 
dass eine funktionierende Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitnehmer:innen, 
Arbeitgeber:innen und Politik uns durch die Krise bringen kann. Der 
demografische Wandel, die Dekarbonisierung und Digitalisierung sorgen im 
Freistaat Thüringen für einen enormen Wandel in der Arbeitswelt. Wir wollen 
diese Transformationsprozesse sozialdemokratisch gestalten, damit Thüringen ein 
wachsender und innovativer Wirtschaftsstandort bleibt.
2.1 Gute Arbeit und Fachkräftesicherung
Jede:r muss von seiner Arbeit leben können und braucht eine sichere Perspektive 
für das Alter. Mehr als 30 Jahre nach der Wende streiten wir immer noch für 
gleiche Arbeitsbedingungen und gleiche Löhne in Ost und West. Gleichzeitig wird 
die Fachkräftesicherung die zentrale Herausforderung für die Wirtschaft in den 
kommenden Jahren.
Als Sozialdemokrat:innen sind wir überzeugt, dass wir zur Sicherung des 
Fachkräftebedarfs in den kommenden Jahren Gute Arbeit, eine steigenden 
Tarifbindung und mehr betriebliche Mitbestimmung brauchen. Wir stehen an der 
Seite der Kolleg:innen, der Betriebsrät:innen und der Gewerkschaften, die in den 
letzten Jahren immer deutlicher machen, dass sie bereit sind sich für ihre 
Belange stark zu machen. In diesen Bemühungen werden wir sie weiterhin 
unterstützen und alle gesetzlichen und untergesetzlichen Regelungen stärken, die 
zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Thüringen beitragen.
Das werden wir tun:
- Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, Arbeitsbedingungen durch 
 landesgesetzliche Rahmenbedingungen im Interesse der Kolleg:innen zu
 gestalten: Dazu müssen wir unter anderem das Vergabegesetz reformieren.
 Zukünftig soll die Tarifbindung einen größeren Stellenwert bekommen.
 Öffentliche Vergaben sollen nur noch an Unternehmen erfolgen, die auch
 tarifgebunden sind. Dies muss auch für Vergaben auf kommunaler Ebene
 gelten. Damit leisten wir auch einen Beitrag die Löhne zwischen Ost und
 West anzugleichen.
- Als SPD Thüringen ist uns der Arbeitnehmer:innenschutz ein wichtiges 
 Anliegen. Deshalb treten wir einer Ausweitung der Ladenöffnungsgesetzes,
 mehr Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit entschieden entgegen. Mit
 Sanktionen bei Nichteinhaltung wollen wir den Schutz unserer Kolleg:innen
 stärken. Dazu soll der Landesbetrieb für Arbeitsschutz personell gestärkt
 werden.
- Fachkräftemangel macht sich auch in Teilen des öffentlichen Dienstes 
 bemerkbar. Um die besten Köpfe zu bekommen, brauchen wir hier die besten
 Arbeitsbedingungen. Wir als SPD Thüringen setzen uns dafür ein, die
 Attraktivität des Landesdienst zu verbessern, um Fachkräfte in der
 öffentlichen Verwaltung zu halten. Wir wollen die Forderungen der
 Gewerkschaften nach guten Arbeitsbedingungen im Öffentlichen Dienst
 unterstützen. Mitbestimmung ist ein wichtiges Anliegen, daher setzen wir
 uns für die Allzuständigkeit der Personalrät:innen ein und erfüllen diese
 in unseren Wirkungskreisen mit Leben.
- Als SPD Thüringen unterstützen wir das Konzept des „lebenslangen Lernens“ 
 und wollen diese mit der Bildungsfreistellung stärken. Dazu werden wir das
 Thüringer Bildungsfreistellungsgesetz novellieren, um noch mehr
 Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, Bildungsurlaub zu nehmen. Künftig
 sollen alle Arbeitnehmer:innen unabhängig von der Betriebsgröße Anspruch
 auf Bildungsurlaub erlangen. Zudem soll der Anspruch für Azubis auf die
 vollen 5 Tage ausgeweitet. Eine Möglichkeit der Ansparung des Anspruchs
 auf zwei Jahre wird geprüft. Darüber hinaus wollen wir die
 Anerkennungsverfahren für etwaige Bildungsveranstaltungen, die durch
 gemeinnützige Träger:innen organisiert werden, vereinfachen.
- Zudem ist die Sicherstellung eines angepassten 
 Weiterqualifizierungsangebots und der Ausbau vorhandener Beratungsangebote
 zentrales Instrument, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und
 Beschäftigten gute Arbeitsbedingungen zu ermöglichen. Wir werden
 betriebliche Investitionen in Qualifikation und Weiterbildungen fördern.
- Wir wollen das Anerkennungsverfahren von Schul- und Berufsabschlüssen 
 durch Entbürokratisierung vereinfachen. Zusätzlich wollen wir eine
 Erleichterung der Zugangsvoraussetzungen für Fachkräfte über
 Quereinstiegsqualifikationen erwirken.
- Wir wollen, dass alle Menschen in Thüringen eine gute Perspektive haben 
 und hier gut leben und arbeiten können. Wir werden dafür sorgen, dass alle
 Menschen, die nach Thüringen zugewandert sind, ein Angebot für einen
 Sprach- und Integrationskurs bekommen und auf dem Weg in den Ausbildungs-
 und Arbeitsmarkt begleitet werden. Wir wollen diese bis zum Eintritt in
 das Berufsleben bei Thüringer Unternehmen begleiten und sie von Anfang an
 in enger Abstimmung mit den Kommunen und mit der Zivilgesellschaft in die
 Aufnahmegesellschaft integrieren. Darüber hinaus werden wir Maßnahmen und
 Projekte zur Stärkung von Antidiskriminierung im Betrieb fördern.
- Für die Gewinnung zusätzlicher Fachkräfte in Thüringen müssen neue Wege 
 gegangen werden. Es ist notwendig, jungen Menschen aus Drittstaaten
 frühzeitig eine berufliche Perspektive zu öffnen. Aus diesem Grund
 unterstützen wird das Pilotvorhaben einer German Professional School in
 Thüringen, die diese Gruppe anspricht und innerhalb eines Jahres auf den
 Thüringer Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und auf ein Leben in Deutschland
 vorbereitet sowie frühzeitig die Vermittlung zu Ausbildungsbetrieben
 unterstützt
- Wir werden eine zentrale, koordinierende Stelle für die Anwerbung 
 ausländischer Fachkräfte einsetzen. Hierfür wird die Thüringer Agentur für
 Fachkräftegewinnung weiterentwickelt. Damit bringen wir nicht nur die
 Erfordernisse von Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik unter einen Hut,
 sondern heben Synergien und Potenziale.Eine staatliche Subventionierung
 bei der Anwerbung von Auszubildenden und Fachkräften sollen zukünftig nur
 Betriebe erhalten, die einen Tarifvertrag haben und der Belegschaft
 verpflichtende Integrationsmaßnahmen anbieten.
- Wir unterstützen die Etablierung einer Arbeitnehmer:innenkammer. Uns ist 
 wichtig, dass es für die Einführung dieser Institution eine breite
 Zustimmung der Gewerkschaften gibt. Diese Kammer soll arbeitsorientierte
 Beratungsangebote sowie Beratung in der individuellen Entwicklung durch
 Weiterbildungen und allgemeine Bildungsangebote für Beschäftigte anbieten.
 Als Pendant der öffentlichen Wirtschaftskammern (IHK, HWK) ist die
 Arbeitnehmer:innenkammer zusätzlich Interessenvertretung gegenüber Politik
 sowie Verwaltung und ermöglicht eine stärkere Sichtbarkeit der
 Arbeitnehmer:innenperspektiven zum Beispiel bei parlamentarischen
 Gesetzgebungsverfahren.
- Wir unterstützen weiterhin die Etablierung einer 
 Technologieberatungsstellenach rheinland-pfälzischem Vorbild.
- Der Wandel der Arbeitswelt, der sich insbesondere durch die 
 Digitalisierung und die gesetzten Nachhaltigkeitsziele abbildet, bietet in
 den Thüringer Unternehmen und ihren Beschäftigten enorme Chancen,
 erfordern aber auch eine hohe Bereitschaft zu Veränderungen. Um die
 richtigen Weichenstellungen für die Transformation von Arbeit vorzunehmen
 und damit Gute Arbeit und Innovationen in Thüringer Betrieben realisieren
 zu können, braucht es unabhängige, kontinuierliche und beschäftigungs- und
 arbeitsweltorientierte Forschung. Wir setzen uns für die Gründung eines
 Instituts für arbeitnehmer:innennahe Forschung und Beratung ein. Dieses
 Institut hat die Aufgabe die Arbeitsbedingungen in Thüringen dauerhaft zu
 untersuchen. Auf Basis der Forschungsergebnisse werden wir ein Monitoring
 für Arbeit, Ausbildung und Leben in Thüringen etablieren und Beratungs-
 und Fortbildungsangebote für Arbeitnehmer:innen und ihr Vertretungen
 stärken.
- Wir lassen niemanden zurück: Die SPD setzt sich dafür ein, dass die 
 Landesarbeitsmarktprogramme zur Integration von Langzeitarbeitslosen
 evaluiert und die wirksamen fortgeführt werden.
- Wir werden uns auf Bundesebene für ein modernes Arbeitsrecht einsetzen, 
 das an die veränderten Rahmenbedingungen der Digitalisierung angepasst
 wird. Neue Arbeitsformen dürfen Arbeits- und sozialen Schutz sowie
 Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten nicht aushöhlen. Auf diese Weise
 wollen wir auch für tarifgebundene und mitbestimmungspflichtige
 Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen in der digitalen Welt erhalten.
- Forderungen nach längerer Lebensarbeitszeit erteilen wir eine klare 
 Absage. Wir wollen stattdessen dafür sorgen, dass Beschäftigte ihre
 Arbeitskraft im Freistaat noch produktiver einsetzen können und dass kein
 Thüringer ohne Berufsabschluss zurückbleibt.
2.2 Sozialwirtschaft stärken – ohne geht es nicht!
Insbesondere in der Corona-Pandemie wurde mehr als deutlich, dass eine 
funktionierende Sozialwirtschaft maßgeblich und unverzichtbar für unser gesamtes 
gesellschaftliches und wirtschaftliches System ist. Ohne ausreichend Personal in 
den SAGE-Berufen (Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, haushaltsnahe 
Dienstleistungen, Erziehung) müssen sich Arbeitnehmer:innen selbst um die 
Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen kümmern mit der Folge, dass sie 
ihrer Erwerbstätigkeit nicht nachgehen können. Dies bildet jedoch die Basis der 
Wirtschaftskraft Thüringens sowie der gesamten Bundesrepublik Deutschland. Wir 
definieren die sozialen Berufe als harte Standortfaktoren und setzen daher 
unseren Fokus in der Fachkräftesicherung auf die Stärkung der SAGE-Berufe.
Das werden wir tun:
- Eine intensive Fachkräfteoffensive soll die Arbeitsbedingungen verbessern 
 und die Attraktivität der sozialen Berufe in der Gesellschaft steigern.
 Ein Wiedereinstiegsprogramm für qualifizierte Fachkräfte in die sozialen
 Berufe soll etabliert werden.
- Gemeinsam mit den Gewerkschaften wollen wir eine Kampagne zur Ausweitung 
 und Stärkung der Tarifbindung in Thüringen auf den Weg bringen.
- Mit der Ausweitung des Modells zur praxisintegrierten Ausbildung mit 
 tarifgerechter Ausbildungsvergütung auf alle SAGE-Berufe und der
 Erweiterung der Kapazitäten an staatlichen berufsbildenden Schulen leisten
 wir unseren Beitrag zur langfristigen Fachkräftesicherung und
 Nachwuchsförderung in den SAGE-Berufen.
- Wir wollen mit der Einführung der Schulgeldfreiheit in der Ausbildung der 
 SAGE-Berufe sowie der Vergütung von Anerkennungspraktika für alle SAGE-
 Berufe, finanzielle Hürden abbauen und mehr jungen Menschen den Weg zur
 Ausbildung ermöglichen.
- Um den akuten Fachkräftemangel in den sozialen Berufen einzudämmen, setzen 
 wir auf berufliche Quereinstieger:innen und wollen die Optionen zur
 berufsbegleitenden Weiterbildung ermöglichen.
- Für uns als SPD Thüringen steht fest: Care-Arbeit ist Arbeit! Deshalb 
 wollen wir Familien, insbesondere Frauen, in der Umsetzung des
 Familienalltags unterstützen und setzen uns für eine gerechte Verteilung
 und Anerkennung bezahlter und unbezahlter Sorgearbeit ein.
- Wir werden die Einrichtungen der frei-gemeinnützigen Träger in Thüringen 
 stärken. Als Teile unserer pluralen Zivilgesellschaft, die durch
 eigenständige soziale, politische und gesellschaftliche Wertvorstellungen
 geprägt sind, sehen wir insbesondere in den Wohlfahrtsverbänden eine
 tragende Säule unserer Demokratie. Um die Rolle des sogenannten dritten
 Sektors als Sprachrohr für soziale Gerechtigkeit und Anbieter Sozialer
 Arbeit in Thüringen zu stärken, braucht es u.a. eine Fortschreibung des
 Thüringer Sozialwirtschaftsberichtes.
- Damit einher geht die konsequente Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips, um 
 Trägervielfalt, unterschiedliche Werteorientierung und eine hohe
 Konzeptqualität zu gewährleisten sowie eine dialogische Partnerschaft
 zwischen öffentlichen und freien Trägern auf Augenhöhe in gemeinsamer
 Verantwortung für die Soziale Arbeit zu verstetigen.
- Es braucht unumgänglich eine thüringenweit einheitliche sowie auskömmliche 
 Finanzierung und Planungssicherheit für die Träger, insbesondere um
 tarifgerechte Löhne, Gehälter und Arbeitsbedingungen bei freien Trägern
 vergleichbar zum öffentlichen Dienst zu ermöglichen. Dabei setzen wir als
 SPD Thürignen auf Transparenz: die Gehälter und etwaige Zusatzleistungen
 von Führungskräften der freien Träger müssen analog des öffentlichen
 Dienstes offengelegt werden.
- Die Entbürokratisierung des Zuwendungsrechtes entlastet nicht nur die 
 zuständige Verwaltung, sondern hilft ebenfalls Trägern, Vereinen und
 Verbänden. Die freiwerdenden Kapazitäten können u.a. genutzt werden, um
 Angeboten der Qualifizierung für die Tätigkeit in den Vereinen und
 Verbänden nachzugehen. Dieses Angebot und die Anerkennung sowie Förderung
 und Angebote der Qualifizierung für die ehrenamtliche Tätigkeit in den
 Vereinen und Verbänden wollen wir stärken.
- Wir etablieren einen eigenen Digitalbonus für die Sozialwirtschaft, 
 angelehnt an die bestehende Förderung für die gewerbliche Wirtschaft.
2.3 Wirtschaft und Gute Arbeit in Zeiten der Transformation 
Wir können stolz auf die wirtschaftliche Entwicklung Thüringens sein. Die 
Sozialdemokratie steht für eine zunehmend klimaneutrale und gleichzeitig 
wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft mit starker Mitbestimmung und hoher 
Tarifbindung. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen aus Industrie, Handwerk, 
Handel sowie der Dienstleistungsbranche bilden das Fundament unserer Wirtschaft. 
Der Thüringer Mittelstand mit seinen Beschäftigten ist bereits heute produktiver 
als der Bundesdurchschnitt.
Die oftmals mit ihrem persönlichen Vermögen haftenden Unternehmer des Thüringer 
Mittelstands haben den Strukturwandel der letzten dreißig Jahre entscheidend 
mitgestaltet – dafür gebührt ihnen zusammen mit ihren Mitarbeiter:innen Dank und 
Anerkennung. Aber auch größere Unternehmen investieren regelmäßig in ihre 
Thüringer Standorte und zeigen, dass unser Land auch im Standortvergleich 
wettbewerbsfähig ist. So investieren international agierende Unternehmen in 
Thüringen, ohne dass Milliardenförderungen locken.
Die SPD steht für eine soziale Marktwirtschaft, in der die Unternehmen gute 
Arbeitsbedingungen und faire Löhne zahlen, um im Wettbewerb um Fachkräfte zu 
bestehen. Wir stehen für eine soziale Marktwirtschaft, in der der Staat den 
Unternehmen einen verlässlichen Rahmen setzt, so dass sie mit unternehmerischer 
Freiheit erfolgreich investieren und produzieren können. Und wir stehen für eine 
soziale Marktwirtschaft, in der Unternehmer:innen die betriebliche Mitbestimmung 
und das solidarische Miteinander im Betrieb als Chance betrachten.
Das werden wir tun:
- Die zentralen Herausforderungen für Wirtschaft und Arbeit in unserem Land 
 erfordern einen konsistenten Ansatz aus einer Hand. Wir werden daher ein
 Transformationsministerium bilden, indem die Zuständigkeit für Wirtschaft,
 Arbeit, Energie, Forschung und Technologie sowie digitale Infrastruktur
 verbunden werden.
- Um den Herausforderungen der multiplen Krisen und dem Strukturwandel 
 gerecht zu werden, werden wir einen „Transformationsbudget Thüringen“
 einrichten. Damit wollen wir in den kommenden Jahren einen fühlbaren
 strukturpolitischen Impuls setzen und den notwendigen wirtschaftlichen
 Wandel in Thüringen aktiv gestalten.Dabei werden wir alle relevanten Akteur:innen einbeziehen. Insbesondere 
 die Gewerkschaften sind für uns wichtige Partner:innen, um die
 Herausforderungen der Transformation zu meistern.
 
 Seitens des Landes sollen eine regelmäßige wirtschafts- und
 strukturpolitische Berichterstattung und ein Monitoring etabliert werden.
 Dabei sollen wissenschaftliche Studien die Grundlagen bilden, um
 wirtschafts- und strukturpolitische Handlungsempfehlungen zu entwickeln,
 umzusetzen, zu bewerten und zu evaluieren.
- Aufbauend auf unseren Erfahrungen in der Automobilindustrie wollen wir 
 eine umfassende Qualifizierungs- und Innovationsstrategie für
 Arbeitnehmer:innen sowie Unternehmen in den besonders von der
 Dekarbonisierung betroffenen Industrien und produktionsnahen
 Dienstleistungen auflegen. Dabei wollen wir innovative Ansätze zur
 Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung erarbeiten und bei der
 Qualifizierung und dem Aufbau von unternehmensspezifischem Know-how und
 Innovationen unterstützen. Für die Fortsetzung der Finanzierung der
 Transformationsnetzwerk ANeTT werden wir uns auf Landes- und Bundesebene
 auch über das Jahr 2025 hinaus einsetzen.
- Wir werden regionale Initiativen zur Gestaltung des 
 Transformationsprozesses stärker begleiten. Da wo sich Akteur:innen vor
 Ort auf dem Weg machen, werden wir sie konzeptionell und finanziell
 unterstützen, um regionale Cluster zu bilden.
 
- Wir werden ein Kreditprogramm für zukunftsfähige kleinere und mittlere 
 Unternehmen am Wirtschaftsstandort Thüringen etablieren, um diese bei der
 Umstellung auf eine CO2-freie Produktion zu unterstützen.
- Wirtschaft und Energie gehören zusammen. Die Energiewende der letzten 
 Jahre hat gezeigt, dass eine gezielte, aber auch breite Entwicklung, der
 Einsatz und die Verwertung der erneuerbaren Energien auch mit
 energieintensiver Produktion Hand in Hand gehen muss. Wir setzen uns dafür
 ein, dass Energie vor Ort mit den örtlichen Energieversorgern erzeugt,
 gespeichert und gehandelt wird. Die Kommunen und ihre Stadtwerke als
 zentrale Stütze der Energiewende und das Rückgrat der Energieversorgung in
 Thüringen werden wir stärken.
- Wir schaffen mehr Klarheit für die Planung und vereinfachen die Planung 
 für die Errichtung, Erneuerung und den Betrieb von
 Energieerzeugungsanlagen, Energiespeichern und den Netzausbau. Den
 regionalen Verbrauch der erneuerbaren Energien werden wir zu dem stärken.
 Das senkt dauerhaft Kosten, erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der Thüringer
 Wirtschaft und stärkt Arbeitsplätze und Umwelt in der Region
- Die Kofinanzierung von Programmen der Europäische Union und des Bundes zur 
 Wirtschaftsförderung im Allgemeinen sowie zur Bewältigung der
 Transformation im speziellen werden wir umfassend sicherstellen.
- Inflation und steigendes Zinsniveau stellen Kommunen und Unternehmen 
 zunehmend vor Finanzierungsprobleme. Instrumente, wie Bürgschaften und
 zinsverbilligte Kredite, können ohne größere Fördersumme helfen, aus einem
 unfinanzierbaren Vorhaben eine rentierliche Investition zu machen. Dazu
 wollen wir die Eigenkapitalbasis der Thüringer Aufbaubank als zentrales
 Förderinstitut des Freistaats weiter stärken, um eine effektive und
 wirtschaftliche Umsetzung entsprechender Landesprogramme der
 Wirtschaftsförderung im Zuschuss- und Darlehensbereich zu gewährleisten.
 Neben der Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Ansiedlungen soll die
 Sicherung von "Guter Arbeit", die die Beschäftigten mitbestimmt und
 tarifiert entlohnt, als weiterer Förderschwerpunkt etabliert werden.
- Die erfolgreichen, niedrigschwelligen Förderangebote „Digitalbonus“ und 
 „Dekarbonisierungsbonus“ werden wir für alle Unternehmen der gewerblichen
 Wirtschaft öffnen, fortführen und bedarfsgerecht finanzieren. Wir werden
 prüfen, inwieweit mehr Unternehmen Zugang zu alternativen
 Finanzierungsformen erhalten.
- Die erfolgreiche Großflächeninitiative zur Bereitstellung größerer 
 Gewerbe- und Industrieflächen werden wir fortsetzen und konsequent auf die
 Erfordernisse des Klimaschutzes, aber auch auf die Ansiedlung von „Green
 Tech“ Industrien ausrichten. Die Außenwirtschaftsförderung wollen wir noch
 stärker auf Branchen und Absatzmärkte ausrichten, die unter Bedingungen
 der Transformation langfristig erfolgreich sein können.
- Ohne Handwerker:innen wird die Transformation nicht gelingen. Die 
 Leistungssteigerung im Handwerk ist existenziell für die mittelständisch
 geprägte Thüringer Wirtschaft. Darüber hinaus bietet das Handwerk für
 viele Menschen gute Arbeit und faire Löhnen in allen Regionen unseres
 Landes. Wir werden daher die bestehenden, handwerksspezifischen
 Förderangebote deutlich erhöhen und bedarfsgerecht mit den
 Handwerkskammern im Land weiterentwickeln.
- Wir werden ein Gesetz zur Stärkung des Tourismus in Thüringen vorlegen. 
 Damit wollen wir nicht nur Klarheit über die öffentlichen Aufgaben sowie
 vereinfachende Regelungen für die Förderung schaffen, sondern auch das
 Kur-Erhohlungsortegesetz an die Erfordernisse der Transformation anpassen.
- Unternehmertum braucht Freiheit: wir werden die Bemühungen des Bundes zur 
 Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sowie zur Entbürokratisierung
 unterstützen. Die Landesförderprogramme werden einfacher ausgestaltet und
 wo notwendig die gesetzlichen Regelungen der Landeshaushaltsordnung sowie
 die entsprechenden Verwaltungsvorschriften anpassen.
- Thüringen soll das attraktivste Bundesland für Gründer:innen, 
 Nachfolger:innen sowie junge Unternehmen, als KMUs von morgen, bleiben.
 Dazu muss Gründen unkompliziert sein. Daher werden wir die bestehenden
 Beratungs- und Förderangebote entsprechend bedarfsgerecht weiterentwickeln
 und die Finanzierung verstetigen. Das Gründen im Nebenerwerb muss gestärkt
 und Förderinstrumente etabliert werden, um Gründer:innen im Nebenerwerb zu
 entlasten. Wir werden die Förderung der Personaleinstellung über die
 Thüringer Gründungsprämie ermöglichen und die Unterstützung bei der
 Antragstellung von Fördermitteln als Beratungsleistung bezuschussen.
- Wir werden ein umfassendes Ökosystem für Start-ups und junge Unternehmen 
 mit Vernetzungsaktivitäten, sowie gemeinsamen Ressourcen und
 Infrastrukturen in Thüringen entwickeln. Besonders Start-Ups, die eine
 hohe Wertschöpfung versprechen und gezielt bestehende wissens- und
 technologieorientierte Branchen in Thüringen stärken, werden wir somit
 unterstützen. Zudem setzen wir uns dafür ein, dass die öffentliche Hand
 vermehrt als Ankerkunden für Start-Ups und gemeinwohlorientierte
 Unternehmen (Social-Entrepreneurship) tätig wird.
- Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, um die Renovierung von 
 Technologie- und Gründungszentren zu fördern und ihre Attraktivität und
 technologische Zukunftsfähigkeit zu stärken. Damit werden wir Start-Ups
 auch in den ländlichen Regionen beste infrastrukturelle Voraussetzungen
 bieten und Abwanderungen verringern.
- Die in Thüringen bestehenden Trialoge aus Landesregierung, 
 Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften müssen genutzt werden, um den
 Strukturwandel zu bewältigen. Hierzu gehören beispielsweise das Thüringer
 Bündnis für die Zukunft der Industrie. Die Landesregierung soll
 regelmäßige Veranstaltungen unter Beteiligung der Gewerkschaften und
 betrieblichen Interessenvertretungen durchführen, die sich mit der
 Bewältigung des Wandels beschäftigen, denn ihr Erfahrungswissen und ihre
 Kompetenzen sind der wichtigste Baustein zur Gestaltung des Wandels.
- Die Landessstrategien soll um das Nachhaltigkeitsziel „menschenwürdige 
 Arbeit für alle“ analog zur Agenda 2023 der Vereinten Nationen erweitert
 werden. Denn sozialdemokratische Wirtschaftspolitik heißt, in den
 Nachhaltigkeitsstrategien des Landes soziale, ökologische und ökonomische
 Ziele gleichermaßen zu verankern.
- „Wir werden uns auf Bundesebene ausdrücklich für die Ansiedlung einer 
 Start-up Factory an einem bestehenden Gründungs- und Start-Up Hotspots in
 Thüringen einsetzen, um die Sichtbarkeit Thüringens als exzellenten
 Gründungsstandort zu stärken und die Finanzierung der Start-Up
 Infrastruktur vor Ort sicherzustellen und auszubauen.“
- Als ein neues Instrument der demokratischen Kontrolle führen wir eine 
 Privatisierungsbremse ein. Sie sieht vor, dass öffentliche Unternehmen der
 Daseinsvorsorge nicht verkauft werden können, wenn die Bürgerinnen und
 Bürger der Privatisierung in einem Referendum mit Mehrheit ablehnen.
 Dadurch wollen wir erreichen, dass die langfristigen Interessen der
 Menschen nicht einem kurzfristigen Interesse an einmaligen finanziellen
 Erlösen durch den Verkauf dieser Unternehmen zum Opfer fallen.
2.4 Digitalisierung
Die SPD Thüringen steht für eine Digitalpolitik, die die Möglichkeiten und 
Potenziale der digitalen Welt in den zentralen Lebensbereichen erschließen und 
heben will, um das Leben und die Entfaltungsmöglichkeiten der Thüringer 
Bürger:innen zu verbessern. Damit stärken wir Thüringen als Ort guten Lebens und 
Arbeitens sowie als Wirtschafts- und Innovationsstandort. Für uns stehen die 
Menschen in Thüringen im Mittelpunkt; denn Digitalisierung ist kein Selbstzweck, 
sondern soll den Bürger:innen ein besseres Leben in unserer demokratischen 
Gemeinschaft in Freiheit ermöglichen. Wir wollen diesen kontinuierlichen 
Transformationsprozess der Digitalisierung weiterhin als Chance begreifen und 
gemeinsam mit den Thüringern sozialverträglich und wirtschaftlich erfolgreich 
gestalten.
Das werden wir tun:
- Wir werden verstärkt Kompetenzen im Bereich der Digitalen Gesellschaft 
 aufbauen und ein entsprechendes Grundsatzreferat in der Landesverwaltung
 etablieren. Die Digitalagentur Thüringen wird in Abgrenzung dazu als
 Thinktank weiterentwickelt, um die aktuellen und künftigen Entwicklungen
 mit Thüringer Knowhow zu erfassen.
- Digitalisierung macht das Leben der Menschen besser. Innovative Ansätze 
 der Telemedezin machen es möglich, dass Hausärzte vor Ort unkompliziert
 Spezialisten der Krankenhäuser der Maximalversorung hinzuziehen können. Im
 Nahverkehr bietet Digitalität die Chance neue Konzepte von Ruftaxis zu
 etablieren, die Wartezeiten minimieren und gleichzeitig kostengünstig
 sind.
- Das 2020 gegründete Thüringer Zentrum für Lernende System und Robotik 
 (TZLR) hat sich als zentrale Anlaufstelle im Bereich der Künstlichen
 Intelligenz etabliert. Wir werden sicherstellen, dass das Zentrum seine
 erfolgreiche Arbeit fortsetzen kann.
- Für kleine und mittlere Unternehmen stellt die Digitalisierung aufgrund 
 des dynamischen Anpassungsdrucks eine besondere Herausforderung dar.
 Unternehmen in allen Sektoren, vom verarbeitenden Gewerbe bis hin zum
 Tourismus müssen ihre Dienstleistungs- und Geschäftsmodelle auf den
 Prüfstand stellen. Mit dem Kompetenzzentrum Wirtschaft 4.0 werden wir
 Unternehmen und ihre Beschäftigte weiter dabei unterstützen, die Chancen
 der Digitalisierung zu ergreifen.
- Grundvoraussetzung der weiteren Digitalisierung von Wirtschaft und 
 Gesellschaft ist dabei ein leistungsfähiges flächendeckendes
 Glasfasernetz, welche die stetig wachsenden Datenströme verarbeiten und
 weiterleiten kann. Wir werden daher den eigenwirtschaftlichen Ausbau
 privater Telekommunikationsunternehmen gezielt durch Beratungsangebote für
 Kommunen unterstützen. . Die dafür verwendeten Glasfasern müssen hohen
 Umweltstandards genügen. So sollten lange Lieferwege vermieden und
 Thüringer Produzenten gestärkt werden, um den CO2-Abdruck zu senken.
- Wo der Markt nicht hinreichend schnell und umfassend ausbaut, werden wir 
 durch gezielte Förderung der Thüringer Glasfasergesellschaft in Beratung
 und Ausbau eine flächendeckende Glasfasererschließung erreichen – wo immer
 möglich sollen die Netze der Zukunft im Eigentum der Kommunen entstehen.
 Das Bundesförderprogramm zum Glasfaserausbau werden wir vollständig
 gegenfinanzieren.
- Wir werden uns beim Bund dafür einsetzen, dass Telekommunikationsanbieter 
 stärker beim Mobilfunk in die Pflicht genommen und an ihren Ausbauzielen
 festgehalten werden. Gleichzeitig werden wir auf Landesebene weitere
 Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus prüfen, beispielsweise durch
 Anpassungen der Bauordnung oder des zur Verfügung stellen von Standorten.
- Der Ausbau der digitalen Infrastruktur benötigt Rechtssicherheit und 
 Transparenz. Mit einem Beschleunigungs- und Transparenzgesetz Glasfaser
 werden wir nicht nur Daten zum Verlauf von geförderter und nicht
 geförderter Telekommunikationsinfrastruktur kontinuierlich erheben und in
 öffentlichen Verzeichnissen allgemein zugänglich bereitstellen, sondern
 auch die Verfahrensbeschleunigungen ermöglichen.
- Wir stehen für eine Netzpolitik, die individuelle Freiheitsrechte und die 
 Notwendigkeiten der Daseinsfürsorge in Einklang bringt. Wir setzen uns ein
 für die Beschränkung der Macht großer Plattformen, für
 diskriminierungsfreie Algorithmen sowie für freie Software und offene
 Standards wo immer sinnvoll und möglich. Wir stehen ein für eine möglichst
 weitgehende „Open Access“ Regulierung bestehender digitaler Infrastruktur,
 um so den Zugang zu digitalen Diensten im ländlichen Raum zu verbessern
 und zu vergünstigen.
- Datenschutz und Datensouveränität sind für uns elementare Grundrechte. 
 Gleichwohl dürfen die darauf aufbauenden rechtlichen Regelungen nicht dazu
 führen, dass ein Übermaß an Bürokratie entsteht oder digitale Anwendungen
 zum Nutzen der Menschen nicht eingesetzt werden können. Wir setzen uns
 daher für datenschutzrechtliche Regelungen mit Augenmaß ein: was gegenüber
 großen „Tech-Konzernen“ notwendig ist, kann gegenüber kleinst, kleinen und
 mittleren Unternehmen schnell unverhältnismäßig sein.
2.5 Land- und Forstwirtschaft
Über die Hälfte der Fläche Thüringens wird für landwirtschaftliche Zwecke 
genutzt, somit prägt die Landwirtschaft einen erheblichen Teil der Thüringer 
Landschaft. Dies bedeutet für uns als SPD Thüringen, dass unsere Umwelt sowohl 
Lebensraum als auch Produktionsstätte ist und dementsprechend gepflegt werden 
muss. Umso wichtiger ist es daher, dass Thüringen den Fokus auf eine 
gemeinwohlorientierte Landwirtschaft legt, die die Herstellung guter und 
gesunder Lebensmittel für die regionale Versorgung Thüringens auch in Zukunft 
sichert und allen Landwirt:innen ein angemessenes Auskommen und regionale 
Wertschöpfung ermöglicht. Die gesellschaftlich gewünschte Transformation der 
Landwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit, Tierwohl und Umweltleistung stellt für 
die Landwirt:innen eine Herausforderung dar, die auch mit Fragen zu 
Arbeitsplätzen und Einkommenssicherung verbunden sind. Die SPD wird sich aus 
sozialer Verantwortung dafür einsetzen, dass diese Zielstellungen nicht zu 
Lasten der landwirtschaftlichen Betriebe und ihrer Mitarbeiter umgesetzt werden.
Das werden wir tun:
- Wir werden die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union auch 
 in Zukunft kritisch begleiten und gemeinwohlorientiert ausrichten. Die
 Beiträge von Landwirt:innen zum Natur- und Klimaschutz müssen finanziell
 sehr viel stärker gewürdigt werden.
- Wir werden die Gemeinwohlprämie des Deutschen Verbandes für 
 Landschaftspflege in Thüringen im Rahmen der Eco-Schemes erproben und ggf.
 anwenden.
- Wir werden die Halbzeitbilanz der Gemeinsames Agrarpolitik nutzen, 
 bestehende Förderinstrumente auf den Prüfstand zu stellen und ggf. zu
 ändern oder zu ersetzen.
- Wir wollen eine schnelle, praktikable und langfristig belastbare Umsetzung 
 der höheren Tierwohlstandards in Thüringen umsetzen. Dies muss sich im
 Rechtsrahmen, aber auch in der Förderkulisse niederschlagen. Gleichzeitig
 werden wir uns weiter für ein verpflichtendes Tierwohllabel bei tierischen
 Produkten einsetzen, um Verbraucher:innen eine Orientierung zu liefern.
- Wir werden die Neugründung und den Erhalt von Ökolandbau mit ausreichenden 
 finanziellen Mitteln ausstatten, um zunächst das Thüringer Ziel 10 %
 Ökolandbau und im Anschluss das bundesdeutsche Ziel 30 % zu erreichen.
- Wir werden Junglandwirt:innen in der praxisnahen Aus- und Weiterbildung in 
 Thüringen, sowie der Existenzgründung in oder mit einem
 landwirtschaftlichem Betrieb unterstützen. Um die erheblichen
 Herausforderungen der Unternehmensnachfolge, Fachkräftegewinnung und der
 Stärkung des Know-Hows in der Region zu stärken, setzen wir uns dafür ein,
 die Ausbildungsangebote und die vorhandenen Studienangebote zu stärken.
- Wir setzen uns für innovative Lösungen für die Zukunft der Agrar- und 
 Landwirtschaft ein. Wir betrachten nachhaltige, automatisierte und
 digitalisierte Einsatzformen von Informationstechnologien und
 Verfahrenstechniken als Chance. Sie ermöglichen, den auch im Bereich der
 Landwirtschaft bestehenden Herausforderungen effizient zu begegnen: Hohe
 Nachfrage, Fach- und Arbeitskräftemangel, Nachwuchsgewinnung sowie
 Anpassungsdruck in der Bewirtschaftung aufgrund klimatischer
 Veränderungen. Daher werden wir Smart Farming niedrigschwellig fördern.
- Landwirtschaftliche Flächen unterliegen einen besonderen 
 gesellschaftlichen Schutz. Daher setzen wir uns dafür ein, dass die
 Agrarstruktur sich am Zweck der landwirtschaftlichen Produktion orientiert
 und Bodenspekulationen aktiv verhindert werden. Wir setzen uns für eine
 verbindliche Kompensation von Flächen im gesamten Freistaat ein. Diese
 darf nicht weiter auf Kosten vor allem der landwirtschaftlich genutzten
 Flächen erfolgen. Brach- und Altlastflächen, sowie die Entsieglung von
 Flächen sind die entscheidenden Maßnahmen um das Ziel der Netto-Null-
 Bodenversieglung in den nächsten Jahren zu erreichen.
- Landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalten sind ein wichtiger Motor 
 für innovative Ansätze und Erprobungen in der Landwirtschaft. Wir werden
 diese stärken und ausbauen.
- Wir werden uns für regionale Wirtschaftskreisläufe durch 
 Wertschöpfungszentren in Nahversorgerregionen in Thüringen einsetzen, die
 sich um die Vernetzung, Beratung, Coaching und Qualifizierung von
 Landwirt:innen kümmern.
- Wir setzen uns für gemeinsam genutzte Verarbeitung, Lager, Vertriebs- und 
 Entsorgungsinfrastrukturen ein, um Thüringer Produkte vor Ort verfügbarer
 zu machen und zugleich eine höhere Wertschöpfung in der Region zu
 ermöglichen. Den Verlust der Infrastruktur wie Schlachthöfe werden wir
 konsequent stoppen. Historische Nutzungsformen wie Wanderschäferei oder
 Hüteschafhaltung und Waldweide wollen wir dabei in besonderer Weise
 honorieren.
- Wir werden die Position der Erzeuger:innen gegenüber dem 
 Lebensmittelhandel deutlich stärken und realistische Erzeugerpreise
 ermöglichen. Wir streben eine Landwirtschaft an, die faire Preise für
 Erzeuger:innen, Handel und Verbraucher:innen ermöglicht.
- Wir werden die Bejagung von Schwarzwild in Thüringen konsequent 
 fortsetzen, um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinpest (ASP)
 einzudämmen.
- Die Ausgestaltung des Europäischen Landwirtschaftsfonds ELER für die 
 flächenbezogenen Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) wird sich daran
 orientieren, den Anteil des ökologischen Landbaus zu erweitern und
 extensive Bewirtschaftungsmaßnahmen insbesondere der Rinderhaltung,
 Weideprämien, Agroforstsysteme bis hin zur schonenden Landbewirtschaftung
 von Auen, Mooren und Feuchtgebieten fortzuführen bzw. neu zu etablieren.
- Wir werden artenreiches Grünland durch eine aus der ersten Säule 
 finanzierte Weidetierprämie für Milchkühe und extensive Mutterkuhhaltung
 im Rahmen der EU-Förderung fördern und erhalten
- Wir werden den Klimaschutz in der Landwirtschaft voranbringen und die 
 Humusmehrung in Böden durch eine standort- und betriebsgerechte
 Mindestfruchtfolge sowie die Wiedervernässung von Mooren angemessen
 fördern.
- Wir wollen Hochwasserereignissen durch eine konsequente Entwicklung der 
 Auenräume entgegenwirken und so den Wasserrückhalt in der Fläche
 verbessern. Hierfür wollen wir Flächennutzungen stärken, welche die Auen
 als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum zusammenfasst und resistenter
 gegen Schäden durch Hochwasserlagen macht. Ebenso sehen wir in einem
 aktiven Wassermanagement eine dringende Aufgabe der öffentlichen Hand.
 Hierbei spielt Vorbeugung vor längeren Dürreperioden mit Auswirkungen auf
 Flora&Fauna, Tourismus,
 
 Bevölkerungsschutz und die Lebensqualität der Bürgerinnen der Bürger eine
 entscheidende Rolle.
- Wir werden die standortnahe Wasserversorgung der Landwirtschaft und 
 Forstwirtschaft stärken und gleichzeitig die Zeitgemäßheit und den Zustand
 von Drainagen und herrenlosen Speichern prüfen. Nicht nur für die
 Versorgung von Kulturen auf den Feldern und Wäldern, auch für die
 Bereitstellung von Löschwasser und zur langfristigen Neubildung von
 Grundwasser braucht es einen konkreten Fahrplan bis 2029, der auch
 kleinere Wasserspeicher umfasst.
- Wir werden den Einsatz von Düngemitteln und insbesondere Mineraldünger 
 reduzieren und einen geschlossenen Stickstoffkreislauf mit effizientester
 Nutzung aufbauen.
- Wir werden den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduzieren und 
 die Landwirt:innen auf diesem Prozess finanziell und wissenschaftlich
 begleiten. Dies schaffen wir u.a. durch eine noch gezieltere und räumlich
 begrenztere Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Dafür braucht es
 Alternative Werkzeuge für die konventionelle Landwirtschaft, um die
 Lebensmittelerzeugung zuverlässig, umweltverträglich zu gewährleisten.
- Wir werden den Einsatz weiterer landwirtschaftlicher Flächen für die 
 Herstellung von Biokraftstoffen, zur Energieerzeugung oder zur technischen
 Kohlenstoffabscheidung (BECCS) kritisch prüfen.
- Wir werden die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand bei der Vielfalt der 
 Angebote für umweltverträglicher Ernährungsstile ernstnehmen und in den
 Kantinen öffentlicher Einrichtungen attraktive günstige Angebote u.a. für
 eine pflanzenbasierte Ernährung schaffen.
- Wir wollen den Erhalt und die Zustandsverbesserung unseres Waldes sowie 
 die Entwicklung einer nachhaltigen und naturgemäßen Waldbewirtschaftung.
 Dabei soll allen Funktionen des Waldes gleichermaßen Rechnung getragen
 werden. Die Wertschöpfung der Forstwirtschaft soll weiter ausgebaut
 werden. Wir werden ein Programm zur Mobilisierung weiterer
 Privatwaldflächen auf den Weg bringen. Den Verkauf von landeseigenem Wald
 lehnen wir ab.
- Wir wollen die Gemeinschaftsforstämter erhalten und sicherstellen, dass 
 die Förster als Mittler zwischen privaten Waldbesitzern und der
 Holzindustrie helfen, alle Waldteile nachhaltig zu nutzen. An der
 eigentumsübergreifenden Holzvermarktung soll festgehalten werden. Die
 Entwicklung der Thüringen Forst-Anstalt werden wir weiter unterstützen.
- Wir wollen auch privatrechtliche Zusammenschlüsse von Waldbesitzern als 
 wichtige Säule der forstlichen Bewirtschaftung erhalten. Der Waldumbau
 kann nur nachhaltig gewinnen, wenn alle Verantwortlichen für die Zukunft
 der Wälder mit eingebunden werden.
- Die Jagd muss sich an ökologischen und wildbiologischen Grundsätzen, 
 neuesten Erkenntnissen der Jagdpraxis, Werten des Tierschutzes und
 Erfordernissen der Lebensmittelhygiene orientieren. Wir wollen, dass sich
 die Bejagung künftig mehr am jeweiligen Waldzustand und weniger an
 Abschussplänen orientiert. Damit wollen wir eine angemessene Wilddichte
 erreichen und den Aufbau stabiler, vielfältig strukturierter Wälder
 sicherstellen.
- Wir setzen uns für hohe Qualitätsstandards und nachhaltige 
 Teichwirtschaften in ganz Thüringen ein. Wir unterstützen die Thüringer
 Fischer:innen und Angler:innen dabei, den Lebensraum Gewässer in einen
 guten Zustand zu versetzen. Dazu gehört für uns auch die Durchgängigkeit
 für wandernde Fischarten.
3. Leben in einem freien und sicheren Land
Freiheit und Sicherheit sind menschliche Grundbedürfnisse. Es braucht eine 
Balance zwischen ihnen, die nicht immer einfach auszuhandeln ist, aber das 
Herzstück einer demokratischen Gesellschaft bildet. Das Leben in einem sicheren 
Land, welches die Freiheit schützt und Recht durchsetzt, ist Basis eines 
handlungsfähigen Staates. Wir Sozialdemokrat:innen wollen Sicherheit so 
organisieren, dass sie Freiheit gewährleistet. Es ist unser Anspruch, dass alle 
Menschen in Thüringen sicher sind und sich auch sicher fühlen können.
Neben der Ermutigung zu zivilgesellschaftlichem Engagement und der 
Präventionsarbeit von Vereinen und Initiativen ist es uns genauso wichtig, 
Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz- und Rettungsorganisationen sowie die 
kommunalen Ordnungsdienste zu stärken. Wer sie angreift, greift unsere 
demokratische Gesellschaft an. Wir stehen fest an der Seite derer, die sich 
tagtäglich in Haupt- und Ehrenamt für ein demokratisches Thüringen einsetzen und 
es vor Angriffen schützen.
3.1 Eine starke Polizei – analog und digital 
Die Menschen im Freistaat Thüringen leben sicher. Dafür sorgt eine starke und 
moderne Polizei vor Ort und im Netz. Wir haben in den vergangenen Jahren dafür 
gesorgt, dass die Polizist:innen unseres Landes gut ausgestattet und ausgebildet 
auf alle Herausforderungen reagieren können. Hinzu kommen Verbesserungen bei den 
Beförderungsmöglichkeiten, der Bezahlung und dem Gesundheitsmanagement. Mit 
dieser Strategie waren wir erfolgreich: beispielsweise die Zahl der 
Einruchsstraftaten nimmt ab, die Aufklärungsquote ist hoch. Thüringen ist 
bundesweit eines der sichersten Bundesländer. Diese erfolgreiche Arbeit wollen 
wir fortsetzen.
Das werden wir tun:
- Wir werden die Personalausstattung der Thüringer Polizei weiter erhöhen, 
 um die Präsenz in der Fläche zu verbessern. Die Zahl der Anwärter:innen im
 Polizeibereich versteigen wirauf 300 pro Jahr. Durch zusätzliche Stellen
 schaffen wir eine zukunftsfähige Personalstruktur für eine langfristig
 leistungsfähige Thüringer Polizei. Mit einer flächendeckenden
 Polizeipräsenz stärken wir das Sicherheitsempfinden unserer Bürger:innen.
- Mit der Neuausrichtung des Kontaktbereichsbeamten haben wir einen 
 wichtigen Schritt für eine Polizei für Stadt und Land gemacht. Mit der
 zügigen Besetzung der neuen Stellen schließen wir die weißen Flecken im
 Freistaat und schaffen mit konkreten Ansprechpartner:innen Sicherheit an
 jedem Ort.
- Einsatzkräfte verdienen den größtmöglichen Schutz. In den letzten Jahren 
 haben wir sie fortlaufend mit moderner Schutzausrüstung und zeitgemäßen
 Einsatzmitteln ausgestattet. Der landesweite Einsatz von Bodycams ist
 dabei ein wesentliches Element und dient dem Schutz unserer Einsatzkräfte
 und der Beweissicherung. Wir unterstützen Gesetzesinitiativen zur
 Verschärfung von Straftatbeständen zum Schutz von Polizei- Einsatz und
 Rettungskräften.
- Wir machen den Polizeiberuf noch attraktiver. Eine sofortige Umsetzung 
 der, aus dem Kienbaum Gutachten resultierende Einführung einer
 zweigeteilten Laufbahn in der Polizei des Freistaates Thüringen, ist
 kurzfristig nicht möglich und würde auch keine Perspektive für die,
 überwiegend im mittleren Dienst eingesetzten Beamtinnen und Beamten,
 darstellen. Auf dem Weg zur zweigeteilten Laufbahn wollen wir gute
 innerhalb der nächsten 5 Jahre den verkürzten Aufstieg in die nächsthöhere
 Laufbahn, analog der §16, §17 und §18 der Bundespolizei-
 Laufbahnverordnung, in der Thüringer Laufbahnverordnung für den
 Polizeivollzugsdienst verankern. Für Kriminalisten richten wir spezielle
 Ausbildungsmodule ein – die Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern
 werden wir intensivieren.
- Polizeidienststellen gehören zur Grundinfrastruktur der öffentlichen 
 Daseinsvorsorge. Den Investitionsstau bei der Sanierung von
 Polizeiliegenschaften werden wir durch ein Investitionsprogramm
 beseitigen.
- Die begonnene Entwicklung des Bildungszentrums Meiningen hin zu einem 
 modernen Campus setzen wir mit Hochdruck fort. Während der Ausbildung
 sollen verstärkt demokratische Grundwerte sowie die interkulturelle
 Kompetenz vermittelt werden. Dafür werden im Rahmen von Praktikawochen
 auch externe Bildungsträger verpflichtet. Polizeidienstanwärter:innen
 sollen sensibilisiert werden für unterschiedliche Arten von
 Diskriminierung. Von Beginn der Ausbildung an muss eine selbstkritische
 und offene Kultur in der Polizei gepflegt werden. Nur so kann sich der
 Polizeidienst weiterentwickeln und sich Anwärter:innen zukünftig sicher im
 Einsatzgeschehen bewegen. Damit schaffen wir moderne Unterrichtsmethoden
 und Unterbringungsmöglichkeiten. Mit der Fusion der Bildungseinrichtungen,
 Bildungszentrum und Fachhochschule legen wir den Grundstein für eine
 leistungsfähige Struktur und attraktive Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte.
- Im Kampf um die besten Köpfe werden wir mit der Einführung der freien 
 Heilfürsorge für alle Polizist:innen, der Ruhegehaltsfähigkeit der
 Polizeizulage und eines grundlegend zu novellierenden den aktuellen
 Bedürfnissen Zulagensystems für die faire Vergütung eines anspruchsvollen
 Jobs sorgen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden wir mit
 angepassten Einsatzzeiten und speziellen Betreuungsangeboten verbessern.
 Wir verurteilen jegliche Art von Übergriffen sowie Mobbing und
 unterstützen die Entwicklung und Etablierung von Awareness- und
 Präventionsstrukturen, die so etwas wirksam verhindern. Der Schutz der
 Auszubildenden steht dabei an oberster Stelle.
- Den Frauenanteil in Führungspositionen der Polizei wollen wir deutlich 
 erhöhen. Dazu werden wir ein Mentoring-Programm für gezielte
 Frauenförderung aufsetzen. Außerdem wollen wir noch mehr Menschen mit
 unterschiedlichem kulturellem und persönlichem Hintergrund für den
 Polizeiberuf ansprechen, um die Pluralität der Gesellschaft auch in den
 Sicherheitsbehörden abzubilden. Besonders Menschen mit unterschiedlichen
 Sprachkenntnissen sollen angesprochen werden, da klare und gute
 Kommunikation die Basis jeder Polizeiarbeit ist.
- Es darf keine rechtsfreien Räume in der digitalen Welt geben. Der 
 zunehmenden Verrohung im Internet und der Verlagerung von Straftaten in
 den Cyberraum werden wir nicht tatenlos zusehen. Wir wollen dem Beispiel
 anderer Länder durch die Einrichtung eines Studiengangs zum IT-Ermittler
 folgen. Mit einem verstärkten Fortbildungsprogramm wollen wir zudem eigene
 IT-Fachkräfte und IT-Kriminalisten aufbauen.
- Die Digitalisierung der Thüringer Polizei treiben wir mit voller Kraft 
 voran. Deshalb haben wir die Online-Wache eingeführt und werden ihre
 Einsatzmöglichkeiten weiter ausbauen. Die Ausstattung der Polizist:innen
 mit aktuellen digitalen Endgeräten werden wir unter Beachtung hoher
 Sicherheitsstandards weiter fortführen. Gefahrenlagen und
 Kriminalitätsphänomene ändern sich rasant und ihre Bekämpfung bedarf
 zeitgemäßer rechtlicher Handlungsgrundlagen. Die Angriffe auf IT-Systeme
 von Bürger:innen, Verwaltung und Unternehmen nehmen stetig zu. Wir statten
 Ermittler:innen technisch und rechtlich so aus, dass sie auch bei immer
 größeren Datenbeständen zügig und genau ermitteln können.
- Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz setzen wir dabei an geeigneter 
 Stelle ein.Wir behalten dabei im Blick das KI dazu neigt Diskriminierung
 und Rassismus aus den genutzten Trainingsdaten zu reproduzieren, daher ist
 es uns wichtig offenzulegen auf welchen Daten KIs trainiert wurden und
 diese regelmäßig auf systematische Diskriminierung und Rassismus
 überprüfen zu lassen. Wir stellen sicher das alle Entscheidungen einer KI
 von einem Menschen überprüft werden und niemand aus nicht-
 nachvollziehbaren Gründen beschuldigt wird.
- Wir richten ein Thüringer Cybersicherheitszentrum ein. In diesem sollen 
 sich alle Thüringer Stellen, die sich um den Schutz von IT-Systemen
 befassen eng und regelmäßig austauschen, um Staat, Wirtschaft und
 Bürger:innen besser vor Angriffen aus dem Netz zu schützen.Wir sorgen
 außerdem dafür, dass Sicherheitsbehörden in enger Zusammenarbeit mit dem
 BSI gefundene Schwachstellen umgehend bei den Hersteller:innen melden und
 damit zur bestmöglichen Cybersicherheit für uns alle beitragen.
- Wir verurteilen Gewaltstraftaten gegen Frauen – insbesondere Femizide. Wir 
 sehen in dem besseren Schutz von Frauen ein Schwerpunkt polizeilichen
 Handelns und werden entsprechende Handlung- und Interventionsansätze
 optimieren. Weiterhin sollen Polizist:innen während und nach ihrer
 Ausbildung intensiver für Hasskriminalität gegen Frauen sensibilisiert
 werden. Niemand darf in Thüringen bei Fällen von sexueller Gewalt das
 Gefühl bekommen von den Sicherheitsbehörden nicht ernstgenommen zu werden.
 Gegenüber dem Bund werden wir uns für eine Änderung des Strafgesetzbuches
 einsetzen, damit insbesondere Femizide künftig härter bestraft werden.
- Im Rahmen eines Modellprojektes wollen wir Erfahrungen in der 
 falldatenbasierten Verbrechensbekämpfung im Deliktfeld der Wohnungs- und
 Ladeneinbrüche sammeln.
- Wenige Mehrfach- und Intensivtäter:innen begehen einen großen Teil der 
 Straftaten in unserem Land. Damit stellen sie eine große Herausforderung
 für Polizei, Justiz und andere Behörden dar. Wir evaluieren die Konzepte
 zum Umgang mit diesen Täter:innen, um zum besseren Schutz der Bevölkerung
 alle behördlichen Möglichkeiten auszunutzen.
- Eine konsequente und erfolgreiche Deradikalisierungsarbeit ist der beste 
 Schutz vor terroristischen Gefahren. Die bestehenden Ansätze in den
 Sicherheitsbehörden wollen wir überprüfen und die Deradikalisierungsarbeit
 fachlich übergreifend ausgestalten.
- Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Korruption, Betrug und Untreue stellen 
 für Sozialdemokrat:innen nicht nur eine Gefahr für ehrliche Bürger:innen
 und die sozialen Sicherungssysteme dar, sondern gefährden den sozialen
 Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Im Bereich der Wirtschaftskriminalität
 werden wir die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für unsere
 Polizeibeamt:innen intensivieren.
- Unsere erfolgreiche Präventionsarbeit setzen wir fort. Wir nehmen 
 Unsicherheiten und Ängste ernst und ergreifen gezielte
 Präventionsmaßnahmen, um das Sicherheitsempfinden unserer Bürger:innen zu
 stärken und Straftaten zu verhindern. Die bestehenden Präventionsangebote
 halten wir uneingeschränkt aufrecht. Mit der Einrichtung des
 Landespräventionsrates haben wir die Arbeit der unterschiedlichen
 Akteur:innen erfolgreich vernetzt und Impulse gesetzt.
- Wir werden eine positive Fehlerkultur innerhalb der Polizei weiter 
 fördern. Es ist wichtig, dass es auch innerhalb der polizeilichen
 Strukturen möglich ist, über Fehler im Einsatz und Unsicherheiten im
 Vorgehen zu sprechen. Supervision und Beratungsangebote ermöglichen es,
 Vorgehensweisen zu reflektieren und innerhalb der Dienstgruppe zu
 verbessern. Wir werden den Thüringer Polizeidienststellen Mittel zur
 Verfügung stellen, die Selbstreflexion und Selbstkritik in einem
 geschützten Raum ermöglichen. Dazu dient auch die Weiterentwicklung der
 Polizeivertrauensstelle zu einer Polizeiaufsichtsbehörde, die dem
 Thüringer Justizministerim untersteht. Bei Anzeigen gegen
 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte ermittelt derzeit die Polizei
 praktisch gegen sich selbst. Dieser Umstand führt zu Interessenkonflikten.
- Wir werden, gemeinsam mit den Berufsvertretungen, eine Studie über 
 Demokratiefeindlichkeit und Rassismus in den Sicherheitsbehörden auf den
 Weg bringen. Wir lassen nicht zu, dass sich Glutnester der Extremen
 Rechten in den demokratischen Institutionen ausbreiten. Mit dem
 Sozialkompetenzzentrum stärken wir in Lehre und Fortbildung die
 demokratische Resilienz. Präventionsangebote in der Aus- und Fortbildung
 werden wir weiter ausbauen.
3.2 Feuerwehr und Katastrophenschutz
Der Brand- und Katastrophenschutz und die Rettungsdienste sind ein wichtiger 
Pfeiler der Inneren Sicherheit in Thüringen. Die 60.000 Mitglieder der 
Feuerwehren und weitere 10.000 Mitglieder in Rettungsorganisationen leisten mit 
ihrem ehrenamtlichen Engagement einen unersetzlichen Beitrag für ihre 
Mitbürger:innen. Unser Ziel ist deshalb eine gute Ausstattung, gute Ausrüstung, 
gezielte Aus- und Fortbildung sowie eine fortlaufende Nachwuchsgewinnung für die 
Held:innen des Alltags.
Das werden wir tun:
- Wir wollen die Leistungen der ehrenamtlichen Helfer:innen mit einer 
 öffentlichkeitswirksamen Kampagne würdigen. Diese soll ihnen Anerkennung
 und Respekt zeigen und vor allem junge Menschen für das Ehrenamt
 begeistern. Ohne Unterstützung der Arbeitgerber:innen, Ausbildungsstätten
 und Schulen geht es nicht. Die zeitlichen Herausforderungen der
 Ehrenamtlichen müssen hier gezielt beleuchtet werden.
- Die hohe Leistungsbereitschaft und Einsatzfreude von Feuerwehren und 
 Rettungskräften werden wir durch Investitionen in der Fläche unterstützen.
 Dazu gehört die persönliche Ausrüstung, die Fahrzeugausstattung und der
 Erhalt und Bau von Gerätehäusern. Wir treten für eine Erhöhung der
 Fördersummen und Förderquoten seitens des Landes ein. Ein besonderes
 Augenmerk soll dabei auf der sogenannten schwarz-weiß-Trennung liegen, um
 Brandkrebs vorzubeugen.
- Durch Investitionen in Infrastruktur und Lehrangebote, insbesondere mit 
 Blick auf klima- oder technologiebasierten Veränderungen der
 Einsatzszenarien werden wir die Thüringer Landesfeuerwehr- und
 Katastrophenschutzschule weiterentwickeln. Dabei setzen wir das Projekt
 TLFKS 2.0 fort, indem sich modernisierte Anlagen und dezentrale Ausbildung
 vereinen.
- Wir werden die zentrale Beschaffung von Feuerwehrausstattung erweitern und 
 so versuchen die Beschaffung der Feuerwehrfahrzeuge in Zweckverbänden oder
 auf Landesebene zu bündeln und Kostenvorteile zu erreichen, von denen
 Kommunen und ihre Feuerwehren profitieren.
- Mit der Stabilisierung der deutschlandweit einzigartigen Feuerwehrrente 
 und der Erhöhung der Entschädigungssätze in Feuerwehren haben wir ein
 starkes Zeichen der Anerkennung gesetzt. Dieses wollen wir der Schaffung
 einer Helfer:innenprämie fortsetzen, die für 10 aktive Dienstjahre eine
 500 €-Prämie vorsieht.
- Wir haben der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) im Freistaat eine 
 tragfähige Struktur gegeben. Diese wollen wir ausbauen und stärken, damit
 PSNV-Kräfte durch professionelle Schulung und Vernetzung unterstützt
 werden. So können Einsatzkräfte im Ernstfall umfassend psychologisch
 betreut werden.
- Die integrierten Leitstellen sind ein zentrales Element für eine effektive 
 Alarmierung und Steuerung von Einsätzen der Feuerwehren und
 Rettungsdienste. Mit der Schaffung der neuen Leitstellenstruktur in
 kreisübergreifenden Verbünden haben wir die Weichen für die Zukunft
 gestellt. Die Arbeit für moderne Alarmierungsstrukturen werden wir
 fortsetzen und uns für die regelmäßige Durchführung des bundesweiten
 Alarmtages einsetzen.
- Der Schutz Kritischer Infrastrukturen und ein leistungsfähiger 
 Bevölkerungsschutz ist in den letzten Jahren zu Recht stark in den Fokus
 gerückt. Wir intensivieren den Schutz dieses Rückgrats unseres
 Gemeinwesens, stellen die Umsetzung der Schutzmaßnahmen bei privaten und
 öffentlichen Stellen sicher und setzen uns weiter für eine angemessene
 Beteiligung des Bundes an dieser Aufgabe ein.
- Auch Einsatzkräfte werden vermehrt bei Einsatzmaßnahmen durch Dritte 
 angegriffen. Wir sorgen dafür, dass unsere Einsatzkräfte bestmöglich
 geschützt sind, in dem wir für eine moderne passive Schutzausstattung
 sorgen. Die Beschaffung kann bspw. als Poolausstattung erfolgen.
3.3 Kampf für Demokratie
Wir haben in den letzten Jahren zahlreiche Erfolge beim Kampf gegen 
Veranstaltungen und Strukturen der Extremen Rechten erzielen können. Feinden der 
Demokratie, der Verfassung und der Menschenrechte, werden wir uns auch weiterhin 
entschieden entgegenstellen. Mit Blick auf unserer Werte und im Bewusstsein 
unserer besonderen Verantwortung sagen wir jeglicher Form von Antisemitismus den 
Kampf an.
Politische Bildung und Demokratiearbeit sind für uns stetige gesellschaftliche 
und politische Aufgaben. Um dieser Aufgabe nicht nur gerecht zu werden, sondern 
auch deren Bedeutung anzuerkennen, werden wir ein Demokratiefördergesetz 
beschließen. Programme, Projekte, Konzepte, Vorhaben etc. brauchen, um wirken zu 
können, eine langfristige Planungssicherheit und damit unumgänglich eine 
finanzielle Absicherung. In diesem Zusammenhang müssen auch die bestehenden 
Landesprogramme auf ihre Förderung sowie ihre inhaltliche Ausrichtung evaluiert 
werden. Neue Herausforderungen und Bedrohungen unserer Freiheit und Demokratie, 
wie digitaler Faschismus, Desinformationen, Verschwörungserzählungen, rechter 
Terror in Thüringen oder Radikalisierungen im Zuge der Corona-Pandemie als auch 
Zielgruppen, wie Migrant:innenselbstorganisationen, müssen mit aufgenommen 
werden. An dieser Neugestaltung darf deshalb nicht ausschließlich 
regierungsintern gearbeitet, sondern die Zivilgesellschaft muss adäquat daran 
beteiligt werden.
Wir werden zivilgesellschaftliche Akteur:innen unterstützen, indem wir
- ihre, oftmals ehrenamtliche Tätigkeit erleichtern, indem bürokratische 
 Hürden abgebaut werden. Dort wo Zivilgesellschaft, Staat, Behörden
 zusammenarbeiten entstehen Partner:innenschaften, die nachhaltig wirken
 können.
- ihre Arbeit würdigen: sie verteidigen in verschiedenster Form die 
 demokratischen Grundlagen unserer pluralen Gesellschaft, wirken sozial und
 solidarisch. Es gilt sie in ihrer Arbeit zu unterstützen und zu bestärken.
- ihre Arbeit nicht nur anerkennen, sondern deren weite Perspektiven auf 
 Landesebene auch im Rahmen eines institutionalisierten Austauschs mit der
 Regierung und dem Landtag einbinden. Deshalb fordern wir, dass
- Zivilgesellschaft und die zuständigen politischen Vertreter:innen 
 regelmäßig gemeinsam an einem Tisch zusammenkommen, um sich über aktuelle
 gesellschaftliche Problemlagen auszutauschen.
- im Kampf gegen die extreme Rechte bei Behörden und Verwaltung für eine 
 verbesserte Anerkennung der Perspektive von zivilgesellschaftlichen
 Akteur:innen werben, so dass die Zusammenarbeit beispielsweise bei der
 Organisation und Durchführung von Demonstrationen erleichtert wird.
- mit ihnen, Akteur:innen aus Staat und Wissenschaft gemeinsam an einer 
 langfristigen Demokratie-Förderstrategie und ihrer kontinuierlichen
 Fortentwicklung arbeiten.
- Wir verstetigen und bauen das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, 
 Toleranz und Weltoffenheit als wertvolle Unterstützung der
 Demokratieförderung aus. Wir werden das Thüringer Demokratiefördergesetz
 einführen, um so bewährten Projekten des Engagements zur
 Demokratieförderung und politischen Bildung eine verlässliche und
 langfristige Ausfinanzierung zu ermöglichen und wiederkehrenden
 Verwaltungsaufwand zu reduzieren
Außerdem werden wir konsequent an der Umsetzung der Handlungsempfehlungen der 
Untersuchungsausschüsse zu den NSU-Morden 5/1 und 6/1 als auch der Enquete-
Kommission gegen Rassismus und Diskriminierungen 6/1 weiterarbeiten und die 
demokratiefördernde und rassismus- und diskriminierungskritische Bildungsarbeit 
an Schulen, in der außerschulischen Bildung und in Organisationen und Behörden 
stärken.
Das werden wir tun:
- Wir setzen uns für die Herabsetzung des aktiven Wahlalters bei 
 Landtagswahlen auf 16 Jahre und des passiven Wahlalters bei
 Bürgermeister:innen- und Landrät:innenwahlen ein, um junge Menschen
 möglichst früh an der parlamentarischen Demokratie zu beteiligen
- Wir werden eine „Koordinierungsstelle für Demokratiebildung an Schulen“ 
 einrichten. Seit Jahrzehnten gibt es Modellprojekte, die Kitas und Schule
 als Lernorte für Demokratie erproben, nun kommt es darauf an,
 flächendeckend für ein Angebot der Demokratiebildung an Thüringer Schulen
 zu sorgen.
- Wir werden uns für ein passives und aktives Wahlrecht für 
 Drittstaatsangehörige auf kommunaler Ebene einsetzen, um diesen Menschen
 die Einbindung in den politischen Diskurs aktiver zu ermöglichen und
 Potentiale für die gesellschaftliche Beteiligung zu heben. Dauerhaft in
 Deutschland lebenden Menschen soll so politische Teilhabe und Mitwirkung
 ermöglicht werden.
- Das Amt für Verfassungsschutz muss weiter personell und materiell 
 angemessen ausgestattet sein, um den wachsenden Aufgaben zum Schutz
 unserer Demokratie gerecht zu werden. Eine ausreichende parlamentarische
 Kontrolle ist dabei weiterhin zu gewährleisten.
- Mit der Einrichtung der Task-Force Versammlungslagen konnten wir 
 Landkreise und Kommunen bei teilweise komplizierten Rechtsfragen beraten
 und sie in die Lage versetzen, sich insbesondere gegen Veranstaltungen der
 extremen Rechten zur Wehr zu setzen. Diese erfolgreiche Arbeit setzen wir
 fort und entwickeln sie weiter.
- Um bei Konflikten in Kommunen den Dialog und demokratische Problemlösungen 
 zu unterstützen sowie Radikalisierungen und Populismus vorzubeugen, werden
 wir Angebote der kommunalen Konfliktberatung verstetigen und ausbauen.
- Kampf gegen Hass und Hetze im Netz – Das Internet erlaubt durch seine 
 Anonymität oft radikale Äußerungen, die manchmal auch in schreckliche
 Taten umschlagen können. Wir unterstützen die Gesetzinitiativen auf
 Bundesebene zur besseren Bekämpfung dieser Phänomene. Das Internet darf
 kein rechtsfreier Raum sein. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei,
 Staatsanwaltschaft und Medienverantwortliche werden wir intensivieren. Wir
 schaffen die personelle Ausstattung von Polizei und Staatsanwaltschaft, um
 Strafverfahren schnell abzuschließen.
- Wir setzen uns weiterhin für die Entwaffnung von Rechtsextremist:innen 
 ein.
- Für alle Fördermaßnahmen des Landes wird künftig der Grundsatz "Keine 
 öffentlichen Mittel für rechte Demokratiefeind:innen" gelten, damit eine
 indirekte staatliche Unterstützung für demokratizersetzende Unternehmungen
 verhindert wird.
3.4 Justiz
Wir Sozialdemokrat:innen gewährleisten einen freiheitlichen, demokratischen 
Rechtsstaat durch eine leistungsfähige und unabhängige Justiz als eine seiner 
tragenden Säulen. Der Zugang der Menschen zu den Gerichten wird weiterhin 
unkompliziert, barrierefrei und ortsnah gewährleistet. Staatsanwaltschaften und 
Gerichte erhalten eine personelle und sächliche Ausstattung, die dieser Rolle im 
Rechtsstaat und den wachsenden Herausforderungen gerecht wird. Nur auf diese 
Weise wird gewährleistet, dass das Vertrauen der Menschen in die Justiz nicht 
nur dauerhaft erhalten, sondern noch gestärkt wird.
Die Bürger:innen haben ein Recht darauf, dass Straftaten schnell aufgeklärt und 
konsequent geahndet werden, sie ihre Ansprüche zügig durchsetzen und 
unberechtigte Eingriffe in ihre Rechtsgüter effizient abgewehrt werden. Wir 
verteidigen unseren Rechtsstaat gegen alle Bedrohungen unserer freiheitlich-
demokratischen Grundordnung, durch Extremismus, Hass und Hetze sei es analog 
oder digital. Der Rechtsstaat kennt keine rechtsfreien Räume. Die Opfer von 
Straftaten verdienen die ihnen zustehende Anerkennung und Hilfe. Der sichere 
Justizvollzug gewährleistet und dient der Resozialisierung Die zunehmende 
Digitalisierung der Justiz bietet eine Vielzahl von Chancen sowohl für die 
Bürger:innen als auch für die Mitarbeiter:innen. Wir wollen den Weg der 
Digitalisierung und der modernen Kommunikation in der Justiz weiter 
vorantreiben.
Die Justiz ist neben Gesetzgebung und Exekutive die dritte Gewalt im Staat und 
eine besondere öffentliche Aufgabe. Deshalb dürfen Justizangelegenheiten nicht 
in den privaten Sektor verlagert werden
Das werden wir tun:
- Gutes Personal, leistungsfähige Justiz - Die Leistungsfähigkeit unserer Justiz fußt auch in Zukunft auf einer 
 angemessenen personellen und sachlichen Ausstattung der Gerichte,
 Staatsanwaltschaften und Justizvollzugseinrichtungen. Damit der in
 den nächsten Jahren weiter stattfindende demografische und
 altersstrukturelle Wandel in der Justiz bewältigt und damit deren
 Leistungsfähigkeit wiederhergestellt bzw. gesichert werden kann,
 aber auch neue Herausforderungen z.B. durch die Digitalisierung und
 in der Strafverfolgung gemeistert werden können, ist es bereits
 jetzt erforderlich, mit Neueinstellungen nicht nur vorhandenes
 Personal mittelfristig zu ersetzen, sondern zusätzliches Personal zu
 gewinnen.
- Wir werden eine Einstellungsoffensive für Justizbedienstete mit 
 modernen Werbe- und Einstellungsverfahren ergreifen.
- Wir werden die bestehenden Personalkonzepte für die Justiz mit einer 
 Aufstockung von 10% über dem Personalschlüssel für Richter und
 Staatsanwälte PEBB§Y) weiterentwickeln,
- Wir werden die Personalverstärkungen bei der Polizei 
 korrespondierend auf die Justiz zu übertragen,
- Wir werden durch moderne Arbeitszeitmodelle, die Einführung von 
 Lebensarbeitszeitkonten und Stärkung der Altersteilzeitregelungen
 und eines umfassenden Beförderungs- und
 Personalentwicklungskonzeptes für die Justiz die Attraktivität des
 Dienstes in der Justiz stärken,Wir werden die Verfahren und
 Instrumente der richterlichen Mitbestimmung in der evaluieren und
 ggf. fortentwickeln unddie bestehenden Aus- und
 Fortbildungskooperationen mit anderen Ländern für Richter:innen,
 Staatsanwält:innen und Rechtspfeger:innen fortführen, sowie um
 landeseigene Fortbildungen ergänzen bzw. ausbauen. Inhaltlich soll
 es neben dem Erwerb, der Vertiefung und Erweiterung von
 Fachkompetenzen in gleicher Weise auch um eine Erweiterung von
 Sozialkompetenzen in einer sich sozial und kulturell verändernden
 Gesellschaft gehen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auch auf das
 Erkennen von menschenfeindlichen und diskriminierenden Sachverhalten
 gelegt werden.(Weiter-) Lernen ermöglichen – für die persönliche
 Entwicklung und die berufliche Entwicklung und die berufliche
 Qualifikation. Für einen sensiblen und bedarfsgerechten Umgang des
 entsprechenden Fachpersonals der Justiz mit von Rassismus und
 Diskriminierung betroffenen Personen sind fundierte Grundlagen zu
 rassistischen und diskriminierenden Sachverhalten und Tatmotiven
 unerlässlich. Wir bauen daher das Fortbildungsprogramm für
 Richter:innen und Staatsanwält:innen hinsichtlich des Umgangs mit
 rassistisch motivierten Straftaten weiter aus.
 
 Justiz in der Fläche Thüringens- präsent und modern- Die bestehenden Justizstandorte in der Fläche, einschließlich des 
 Justizvollzuges, des Sozialen Dienstes der Justiz beim
 Oberlandesgericht und der Notariate, werden gesichert und, soweit
 erforderlich, in ihrer Bestandsinfrastruktur modernisiert.
- Dazu wird in den Standorten der Gerichte und Staatsanwaltschaften, 
 sowie des Justizvollzuges und des Sozialen Dienstes der Justiz
 flächendeckend die Infrastruktur für Videovernehmungen,
 Videokonferenzen und Videoanhörungen geschaffen.
- Erweiterungen und Modernisierungen an bestehenden Standorten ist, 
 vorbehaltlich einer Wirtschaftlichkeitsprüfung, der Vorrang vor
 Neubauten zu geben.
 
 
 
 Stärkung der Strafverfolgung schafft Sicherheit- Im Bereich der Strafverfolgung wollen wir die erfolgreiche Arbeit 
 der Staatsanwaltschaften im Land weiter vorantreiben. Dazu werden
 wir nicht nur Defizite in der Personalstärke der
 Staatsanwaltschaften abbauen, sondern zusätzliche Stellen bei der
 Generalstaatsanwaltschaft und bei den Staatsanwaltschaften die
 Sonderdezernate schaffen, die sich spezialisiert mit Delikten aus
 den Bereichen der organisierten Kriminalität, der Wirtschafts-,
 Umwelt- und der Internetkriminalität sowie mit der Verfolgung von
 Delikten mit terroristischem, extremistischem, insbesondere
 rechtsextremistische, oder rassistischem Bezug befassen.
 
 Wir werden die Vermögensabschöpfung für kriminell erlangte Gewinne
 auch durch einen Personalzuwachs insbesondere im
 Rechtspflegerbereich intensivieren.Wir werden eine engere
 Zusammenarbeit von Justiz und Polizei fördern, um den komplexer
 werdenden Deliktsfeldern effektive Konzepte und Maßnahmen entgegen
 zu setzen.
- Wir werden einen Ausbau von Jugendstationen in Ergänzung der 
 Modellprojekte in Gera und Jena/Saale-Holzland-Kreis zumindest für
 die Landgerichtsbezirke Erfurt, Meiningen und Mühlhausen prüfen, um
 auch in der Fläche die die Bekämpfung von Kinder- und
 Jugendkriminalität zu optimieren.Amts- und Mandatsträger:innen sind
 zentrale Akteur:innen unserer freiheitlichen und rechtsstaatlichen
 Demokratie. Sie sind in den letzten Jahren vermehrt Anfeindungen und
 Bedrohungen ausgesetzt. Das kann und darf unser demokratischer
 Rechtsstaat nicht hinnehmen. Neben Beratungsangeboten, wie der
 eingerichteten Hatespeech-Ansprechsstelle elly, bedarf es einer
 konsequenten Reaktion des Rechtsstaates. Straftaten gegen Amts- und
 Mandatsträger müssen weiter mit besonderer Priorität verfolgt und
 das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung weiterhin in diesen
 Fällen stets anerkannt werden
 
 
 
 Opferhilfe im Mittelpunkt
- Wir werden uns in der neuen Legislaturperiode verstärkt der Opfer von 
 Straftaten annehmen. Niemand darf als Opfer einer Straftat allein gelassen
 werden. Diese haben ein Recht auf Schutz und Unterstützung. Im Pakt für
 den Rechtsstaat haben sich der Bund und die Länder zum Ziel gesetzt, den
 Opferschutz, insbesondere durch Einrichtung zentraler Strukturen zur
 schnellen und unbürokratischen Betreuung von Opfern, zu verstärken.
- Thüringen unterstützt den Opferschutz im Strafverfahren: durch 
 Ansprechpartner zur Zeugenbetreuung bei den Gerichten und die
 psychosozialen Prozessbegleiter des Sozialen Dienstes der Justiz. Daneben
 gibt es die LSBTIQ-Ansprechpersonen bei den Staatsanwaltschaften, den
 Polizeilichen Opferschutz und zahlreiche nichtstaatliche Organisationen
 und Vereinigungen, die sich der Opferhilfe verpflichtet fühlen. Die
 bestehenden Angebote sind weiter zu unterstützen und zu finanzieren.
- Darüber hinaus werden wir die Funktion eines/r ehrenamtlichen 
 Landesopferbeauftragte/n schaffen, der/die als zentrale Ansprechperson für
 alle Kriminalitätsopfer zwar nicht selbst berät, aber als ein Wegweiser
 für Betroffene zu den vielfältigen Opferberatungsangeboten dienen soll.
- Mit der Veröffentlichung eines zweijährigen Opferhilfeberichts des/der 
 Landesopferbeauftragten mit der Option eines Sonderberichts bei besonderen
 Anlässen, werden wir den Blick auf die Arbeit der haupt- und
 ehrenamtlichen Helfer und der gemeinnützigen Organisationen lenken.
- Daneben werden wir unter dem Dach des/der Landesopferbeauftragten für eine 
 bessere Transparenz der Opferhilfestrukturen fortwährend die
 Veröffentlichungen und Wegweiser barrierefrei und in leicht verständlicher
 Sprache aktualisieren. Damit tragen wir der Erleichterung des Zugangs zu
 den vorhandenen Hilfe- und Beratungssystemen bei und machen die
 bestehenden Angebote noch bekannter. Wir wollen, dass kein Opfer durch das
 Raster der vielfältigen Hilfen fällt und Beratungsangebote – auch unter
 Mithilfe der Landesopferbeauftragten - vermittelt werden.
- Darüber hinaus wollen wir einen staatlichen Opferhilfefonds gründen, der 
 als subsidiäre Hilfeleistung allen Kriminalitätsopfern die Möglichkeit
 eröffnet, unbürokratisch Hilfe zu erlangen und Härtefälle aufzufangen.
 Neben einem Finanzgrundstock aus der Landeskasse soll der Opferhilfefonds
 vom Land eingenommenen Straf- und Bußgeldern aufgestockt werden,
 entsprechend des Gedankens der Beseitigung erlittenen Unrechts und der
 Förderung der Täter: inneneinsicht.
- Justizvollzug in Thüringen – sicher, modern und 
 resozialisierungsorientiert- Gesetzliches Ziel des Justizvollzuges in Thüringen ist es, 
 Strafgefangene zu befähigen, künftig in sozialer Verantwortung ein
 Leben ohne Straftaten zu führen und die Allgemeinheit vor weiteren
 Straftaten zu schützen.Dem Ziel dienen sichere und moderne
 Justizvollzugsanstalten, gute Therapieangebote, ausreichendes und
 gut qualifiziertes Personal sowie eine attraktive Arbeitsumgebung.
 Ohne motivierte Mitarbeiter ist das Ziel der Resozialisierung und
 Wiedereingliederung der Strafgefangenen in die Gesellschaft nicht zu
 erreichen.Die Sicherheit, die Wirtschaftlichkeit des Strafvollzugs
 und die Resozialisierung der Strafgefangenen müssen gleichzeitig
 gewährt werde.Zur Gewinnung von qualifizierten und motivierten
 Nachwuchskräften werden wir die Attraktivität des Berufsfeldes
 „Justizvollzug“ steigern. Hierzu setzen wir uns für gute Arbeits-
 und Ausbildungsbedingungen, eine moderne Ausrüstung, eine gezielte
 Personalentwicklung, bessere Aufstiegsmöglichkeiten, eine
 verbesserte Besoldungs- und Beförderungssituation, insbesondere die
 Verbesserung der Anwärterbesoldung durch die Wiedereinführung eines
 Anwärtersonderzuschlages, ein.Die Bildungs- und
 Beschäftigungsangebote für Gefangene wollen wir auf hohem Niveau
 erhalten. Die Möglichkeiten, eine Ersatzfreiheitsstrafe in der Haft
 abzuarbeiten, wollen wir ausweiten. Zudem sind wir überzeugt, dass
 die Bedingungen in Haft mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in
 Freiheit mithalten müssen. Digitalisierung und demografischer Wandel
 dürfen nicht vor den Toren der Haftanstalten enden. Die
 Bereitstellung digitaler Medien und Bildungsangebote für Gefangene
 wollen wir unter Beachtung des Sicherheitsauftrages prüfen. Die
 Möglichkeiten des elektronischen Besuchs wollen wir ausbauen. Die
 Situation älterer Gefangener in Haft wollen wir ebenfalls
 verbessern. Dabei werden wir auf die Erfahrungen anderer Länder
 zurückgreifen.Für radikalisierte Straftäter:innen wollen wir auch im
 Justizvollzug Deradikalisierungs- und Ausstiegsprogramme zur
 Vermeidung von Rückfälligkeit nach Haftentlastung fortführen bzw.
 aufbauen.
- Ein besonderes Augenmerk in der Resozialisierungsarbeit wollen wir 
 auf eine stärkere Berücksichtigung der Opferperspektive und den
 Ausgleich der Tatfolgen während der Inhaftierung legen.
- Um den Übergang der Gefangenen in die Freiheit zu erleichtern, 
 wollen wir das professionelle Übergangsmanagement in einem
 Resozialisierungsgesetz gesetzlich verankern.Die Sicherheit der
 Justizvollzugsanstalten wollen wir u. a. durch eine Verbesserung der
 medizinischen, insbesondere psychiatrischen Versorgung, zum Beispiel
 durch eine Kooperation mit dem Maßregelvollzug, erhöhen.An dem
 Gemeinschaftsprojekt mit dem Freistaat Sachsen „JVA Zwickau-
 Marienthal“ halten wir deshalb fest. Der hierfür vorgesehene
 Personalübergang muss sozialverträglich, transparent und im
 Einvernehmen mit den betroffenen Bediensteten erfolgen.Die sinnvolle
 Nachnutzung künftig wegfallender Justizvollzugseinrichtungen werden
 wir ergebnisoffen prüfen. In die Prüfung werden wir bestehende
 Bedarfe, zum Beispiel in den Bereichen Sicherungsverwahrung und
 seniorengerechter Vollzug, mit einbeziehen.Im Rahmen eines
 verbesserten Übergangsmanagements nach der Haft und zur
 Erleichterung der Resozialisierung wollen wir den Aufbau einer
 staatlichen Nachsorgeeinrichtung als Übergangs- und
 Auffangeinrichtung für komplexere Fälle unter den Haftentlassenen
 prüfen.
 
 
 
 Ambulante und freie Straffälligenhilfe stärken- Neben dem Justizvollzug ist die ambulante Straffälligenhilfe mit den 
 Sozialen Diensten in der Justiz und den Vereinen der freien
 Straffälligenhilfe die wichtigste Säule der Resozialisierung in
 Thüringen. Durch eine Stärkung tragen wir aktiv dazu bei, dass
 erneute Inhaftierungen von Straffälligen ebenso wie weitere
 Straftaten vermieden werden und so ein wichtiger Beitrag zur Inneren
 Sicherheit geleistet wird.
- Gerade die Mitarbeiter: innen der Sozialen Dienste in der Justiz 
 leisten als staatliche Institution in den Bereichen der Bewährungs-
 und Gerichtshilfe sowie der Führungsaufsicht einen erheblichen
 Anteil zur Vermeidung neuer Straftaten. Wir setzen uns für eine
 auskömmliche personelle Ausstattung der Sozialen Dienste in der
 Justiz ein.Damit gewährleisten wir, dass die qualitativ hochwertige
 Tätigkeit weiter verbessert wird und mehr Zeit für die Hilfe und
 Kontrolle der Straffälligen zur Verfügung steht. Ebenfalls erachten
 wir eine Verbesserung der technischen Ausstattung für notwendig.
 Mobiles Arbeiten ist gerade im ländlichen Raum unerlässlich, um
 Straffällige auch im häuslichen Umfeld begleiten zu können.Neben den
 staatlichen Institutionen leisten die Vereine der freien
 Straffälligenhilfe einen großen und wichtigen Beitrag zur
 Resozialisierung. Sie vermitteln und begleiten in der Ableistung
 gemeinnütziger Arbeit und bieten spezialisierte Beratungsangebote
 an. Hinzu kommen Angebote für Soziale Trainingskurse. Wir werden die
 bestehenden Strukturen in Thüringern festigen und auszubauen. Hierzu
 gehört die Schaffung einer Förderstruktur und -praxis, die es
 ermöglicht, Modellprojekte voll zu finanzieren.
 
 Zukunfts(dauer)aufgabe Digitalisierung der Justiz
- Die Digitalisierung der Justiz in Thüringen ist auch weiterhin eine der 
 großen Herausforderungen der neuen Legislaturperiode. Spätestens die
 Corona-Pandemie hat gezeigt, dass unsere Justiz nicht nur gut
 technologisch ausgestattet ist, sondern auch weiterhin stets auf dem
 aktuellen Digitalisierungsstand gehalten werden muss. Die Einführung des
 elektronischen Rechtsverkehrs und der elektronischen Akte werden wir in
 Thüringen abschließen, wobei bei aller Effizienzsteigerung immer auch der
 Aspekt einer bürgernahen und vertrauensbildenden Rechtsprechungspraxis im
 Blick behalten werden muss.- Wir werden für eine auskömmliche Finanzierung der Justiz-IT, aber 
 auch für gute Ausstattung mit IT-Fachpersonal sowohl in der IT-
 Stelle der Gerichte und Staatsanwaltschaften beim Oberlandesgericht
 als auch bei den eBetreuer:innen vor Ort sorgen. Denn ausreichendes
 Fachpersonal ist die Achillesferse der Digitalisierung der Justiz.
- Den Digitalisierungsprozess wollen wir von einer 
 Sicherheitsoffensive begleiten, der die Informationssicherheit der
 Justiz gewährleistet. Für die Informationssicherheit werden
 ausreichende sächliche und personelle Ressourcen in den
 Justizbehörden zur Verfügung gestellt. Für das IT-
 Sicherheitsmanagement wird für alle Justizbehörden und den
 Justizvollzug eine Zentralstelle eingerichtet.
 
3.5 Verbraucher:innenschutz
Verbraucher:innen stehen häufig einer hohen Marktmacht einzelner Unternehmen 
gegenüber. Die Zusammensetzung der Nebenkostenabrechnung, die angekündigte 
Mieterhöhung oder Verträge mit Medien- und Kommunikationsanbietern verunsichern 
und überfordern viele Bürger:innen. Wir wollen Verbraucher:innen schützen durch 
Regeln und Organisationen. Wir sehen die Verbraucherzentrale als einen 
unverzichtbaren Partner beim Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher. Gerade 
in Zeiten von sich verändernden Märkten und hoher Inflation brauchen 
Bürger:innen Sicherheit und Schutz vor Abzocke und unlauteren Methoden.
Das werden wir tun:
- Der Beratungsauftrag der Verbraucherzentrale Thüringen – unabhängig von 
 wirtschaftlichen Interessen – ist angesichts der immer unübersichtlicheren
 Märkte als Gegengewicht für den Verbraucher dringender denn je. Wir wollen
 die Finanzierung der Verbraucherzentrale angemessen erhöhen, um den
 bestehenden Beratungsumfang auszubauen, insbesondere im Hinblick auf
 Beratung in leichter Sprache und in unterschiedlichen Fremdsprachen. Die
 Finanzierung der Verbraucherzentrale wird in den kommenden Jahren auch die
 Preisentwicklung berücksichtigen. Dabei soll vor allem die institutionelle
 Förderung verstärkt werden, um die Verbraucherzentrale unabhängiger zu
 machen.
- Sonntagsarbeit belastet Arbeitnehmer und Familien. Der Sonn- und 
 Feiertagsschutz ist ein wichtiges Gut. Deshalb werden wir Sonntagsarbeit
 auf ein erforderliches Minimum begrenzen. Wir wollen gemeinsam mit den
 Gewerkschaften das Bundesarbeitszeitgesetz ändern, um den Sonn- und
 Feiertagsschutz zu stärken.
- Um den weiteren notwendigen Personalabbau verkraften zu können und um eine 
 effizientere Aufgabenerfüllung zu erreichen, sollen Fach-, Rechts- und
 Dienstaufsicht im Bereich des Verbraucher- und Arbeitsschutzes gebündelt
 werden.
- Das Angebot an Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen nimmt ständig zu und 
 die Hersteller agieren zunehmend überregional. Hinzu kommen immer neue
 Verfahren der Bearbeitung von Lebensmitteln, neue Materialien und
 Werkstoffe, chemische Substanzen usw. Die zunehmende Produktvielfalt
 verlangt eine höhere Spezialisierung und eine vertiefte Erfahrung der
 amtlichen Überwachung. Diese Spezialisierung ist nicht für alle Aufgaben
 durch die kommunalisierte Überwachung zu leisten. Vor allem die
 Kleinteiligkeit der kommunalen Strukturen verhindert eine Spezialisierung.
 Wir wollen spezialisierte und überregionale Kontrollteams in den Bereichen
 schaffen, für deren Überwachung den Landkreisen und kreisfreien Städten
 das notwendige Spezialwissen fehlt. Ebenfalls auf den Prüfstand gehört
 aber auch die Option einer Rückverstaatlichung von Aufgaben und
 Zuständigkeiten der Veterinär-, Lebensmittelüberwachungs- und Umweltämter.
- In vielen Bereichen versagt die Selbstregulation des Marktes, bestehen 
 Vollzugsdefizite bei der Marktüberwachung oder werden Verbraucher durch
 „Abzockstrategien“ systematisch geschädigt. Hier fehlen die notwendigen
 Marktwächter. Für bestimmte Fragen brauchen wir daher zur Unterstützung
 der Verbraucher und der staatlichen Überwachung auch kollektive
 Klagerechte. Wir treten auf Bundesebene für Klagerechte von
 Verbraucherschutzorganisationen z.B. der Verbraucherzentralen ein. Wir
 wollen Klagerechte für Verbraucherorganisationen z.B. gegen typische
 „Abzockstrategien“ bei geringen Streitwerten und bei unlauterem Wettbewerb
 (Mondpreise, Lockvogelangebote, falsche Preisauszeichnung).
4. Zusammenhalt in Stadt und Land
Wir sind davon überzeugt, dass ländliche Regionen einen hohen ökonomischen, 
ökologischen, sozialen, kulturellen und demokratischen Mehrwert für unseren 
Freistaat haben, auf den wir als Gesellschaft nicht verzichten können. Auf dem 
Land organisieren Bürgerinnen und Bürger ihr Zusammenleben mit hoher Kompetenz, 
viel Engagement und in gemeinschaftlichen Strukturen. Es gibt dort viel Wissen 
und Erfahrungen, die nicht verloren gehen dürfen. Unsere Städte sind 
Knotenpunkte, die für das gesamte Land Bildungs- und Kultureinrichtungen vor- 
und hohe wirtschaftliche Potenziale für alle bereithalten. Wir wollen die 
Lebensqualität in Thüringen erhöhen, die Natur schützen und das Gemeinwesen 
stärken – der Schlüssel dafür liegt in unseren Kommunen.
4.1 Unsere Kommunen
Rund 90 Prozent der Fläche Thüringens zählt zum ländlichen Raum. Kultureller 
Reichtum & Tourismus, Unternehmergeist & Handwerkskunst, Sport & Ehrenamt sind 
hier zu Hause. Der ländliche Raum gehört zur Thüringer Identität. Gleichzeitig 
lebt Thüringen auch von seinen zentralen Städten, die in die Regionen und auch 
bundesweit ausstrahlen und das Bild Thüringens mitprägen.
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bedeutet für uns nicht, den urbanen Raum 
in ländlichen Regionen nachzuahmen und umgekehrt. Wir erkennen die besonderen 
Verhältnisse jeder Region an, wollen aber dafür Sorge tragen, dass Städte und 
Dörfer für jede Generation ein lebenswertes Zuhause sind.
Das werden wir tun:
- Die strategische Ausweisung von Ober- und Grundzentren hat eine hohe 
 Bedeutung für die Entwicklung der einzelnen Kommunen. Oberzentren müssen
 überregional und langfristig gedacht werden. Die bloße Bevölkerungszahl
 ist weniger entscheidend, als die mit dem Oberzentrum verbundenen
 Funktionen, die in Thüringen oft überregional, also funktionsteilig
 getragen werden. Oberzentren sind gerade mit Blick auf die Regionen mit
 angrenzenden bevölkerungsstarken Bundesländern von entscheidender
 strategischer Bedeutung, unter anderem für die Ansiedlungs- und
 Infrastrukturpolitik. Die Ausweisung von Grundzentren muss auch die
 perspektivische Entwicklung von Regionen in den Blick nehmen.
- Der ländliche Raum leidet insbesondere auch am Auspendeln seiner 
 Einwohner:innen. Gemeinden werden zu Schlafstätten, Kleinstädte verlieren
 zunehmend ihren Einzelhandel, wenn die Bevölkerung ihre wesentliche Zeit
 außerhalb der kommunalen Grenzen verbringt. Neben klassischer
 Wirtschaftsförderung spielt daher insbesondere auch die Ansiedlung
 staatlicher Institutionen eine tragende Rolle. Deshalb wollen wir die
 Erwerbsquote vor Ort stärken. Für wohnortnahe Arbeitsplätze im ländlichen
 Raum und die Verringerung der täglichen Pendler:innenanzahl wollen wir die
 sich bietenden Möglichkeiten der digitalen Welt sowie der Energiewende
 nutzen. Vor allem der Ausbau erneuerbaren Energien als Wirtschaftssektor
 im ländlichen Raum schafft Arbeitsplätze in den Bereichen der Planung,
 Installation, Wartung und Service solcher Anlagen und Systeme.
- Kommunen übernehmen Verantwortung für eine zukunftsgerechte Kommunal- und 
 Raumentwicklung. Sie setzen sich aktiv für den Schutz sowie den Erhalt der
 Lebensgrundlagen ein, mindern Belastungen für Mensch, Natur und Umwelt und
 gehen sparsam mit Flächen um. Für eine qualifizierte Innenentwicklung (z.
 B. angemessene Nachverdichtung, Umnutzung, Umstrukturierung,
 Flächenrecycling, ggf. Rückbau) bedarf es weiterhin personeller und
 finanzieller Unterstützung. Die erfolgreiche Förderung der Klima- und
 Energiemanager werden wir fortsetzen.
- Fachkräftemangel, Demographie, Digitalisierung – die Herausforderungen der 
 Kommunen sind groß und kaum abschließend aufzuzählen. Um diesen Aufgaben
 begegnen zu können, ist neben einer finanziellen Ausstattung, die die
 kommunale Selbstverwaltung verlässlich ermöglicht, die Verwaltungsstruktur
 grundlegend. Gebietszusammenschlüsse mit dem Ziel, die Verwaltung zu
 stärken und gemeinsam größere Haushalte aufzustellen, die das Bündeln der
 finanziellen Kraft, das Priorisieren von großen Maßnahmen, das regionale
 Denken sowie das Spezialisieren von Mitarbeiter:innen ermöglicht, bleibt
 für uns Priorität.
- Neu gegliederte Gemeinden müssen beim Zuwachsen unterstützt werden. 
 Hierbei helfen nicht nur Gelder zum Abbau von Altschulden und Prämien, um
 die Kosten des Zusammenschlusses z.B. für angleichende IT-Maßnahmen zu
 schultern, sondern auch und insbesondere Unterstützung bei der Hebung von
 Fördermitteln, die helfen gemeinsame Projekte der neuen
 Gebietskörperschaft zeitnah zu realisieren.
- Um flächenmäßig großen Städten und Gemeinden bei Erhalt sowie der 
 Bewirtschaftung der (eingemeindeten) Infrastruktur zu unterstützen, wollen
 wir eine Flächenpauschale etablieren, die dem Umfang der Verkehrs- Grün-,
 und Waldfläche und den damit verbundenen Unterhaltskosten Rechnung trägt.
- Wir stehen für eine bürokratiearme Stärkung der interkommunalen 
 Zusammenarbeit jenseits des aktuellen Finanzausgleichsgesetzes mit dem
 Ziel des Zusammenwachsens von kommunalen Gebietskörperschaften und
 Regionen. Der Fokus der interkommunalen Zusammenarbeit muss auf dem
 Erreichen von Synergien und der Steigerung von Effizienz und
 Bürger:innenfreundlichkeit liegen. Ziel muss es sein, langfristig eine
 stabile Verwaltung zu gewährleisten, die gleichermaßen auch attraktiver
 Arbeitgeber ist
- Wir setzen uns für eine digitale Fördermitteldatenbank ein, die nicht nur 
 die vorhandenen Fördermittel aufzeigt, sondern mögliche Kombinationen mit
 Bundesmitteln etc. mitdenkt und Verwaltungsmitarbeiter:innen entlastet.
 Die Kommunalberatung wollen wir fortsetzen. Sie unterstützt die kommunale
 Familie kostenfrei beim Umsetzen geförderter Projekte.
- Zusätzlich zu einer Fördermitteldatenbank gilt es, den Kommunen dauerhaft 
 mit investiven Zuweisungen zu helfen, den Investitionsstau planbar
 abzutragen. Dafür ist eine Priorisierung unerlässlich. Um Eigenmittel auch
 kurzfristig abbilden zu können, wollen wir einen Fond einrichten, der akut
 fehlende Eigenmittel als zinsgünstige Darlehen ausreicht. So erhöhen wir
 die Planungssicherheit in der kommunalen Familie und stärken die kommunale
 Selbstverwaltung. Die jährlich mit dem Finanzausgleich ausgereichte
 Investitionspauschale wollen wir mit Blick auf steigende Preise
 dynamisieren.
- Die Kur- und Erholungsorte sind ein prägender Teil der touristischen 
 Landschaft Thüringens. Wir sprechen uns für eine stetige und verlässliche
 finanzielle Unterstützung dieser Orte aus. Dabei gilt es insbesondere in
 den Blick zu nehmen, dass die Kurorte keine Möglichkeit haben im gleichen
 Maß auf Gewerbesteuereinnahmen zurückzugreifen, wie andere Kommunen.
 Erholungsorte durchlaufen einen vergleichbar hohen Aufwand der
 Prädikatisierung.
- Wir setzen uns für die Stärkung der Kinder- und Jugendgremien ein. Nachdem 
 wir erfolgreich Kinder- und Jugendbeteiligung in der Kommunalordnung
 etabliert haben, ist es nun folgerichtig, dass wir Kommunen bei der
 Umsetzung finanziell unterstützen. Kinder- und Jugendgremien sollen auch
 auf Landkreisebene die Regel werden.
- Wir unterstützen ebenso die flächendeckende Einrichtung von 
 Selbstvertretungsgremien von Menschen mit Behinderungen (sog. Beiräten
 von/für Menschen mit Behinderungen) auf kommunaler Ebene, damit auch ihre
 Beteiligung flächendeckend gesichert wird und sie die Gestaltung ihrer
 Kommune im Sinne von Inklusion und Barrierefreiheit begleiten.
- Die derzeitige Unterteilung in Pflichtaufgaben und freiwilligen Aufgaben 
 gerät in der Realität zunehmend an Grenzen. Eine Neujustierung muss vor
 allem die finanziellen Folgen und die Bedeutung der Aufgaben für die
 Bürger:innen in den Blick nehmen.
- Als neues Instrument demokratischer Beteiligung führen wir eine 
 Privatisierungsbremse ein. Sie sieht vor, dass öffentliche Unternehmen der
 Daseinsvorsorge (z.B. Stadtwerke, Wohnungsbaugesellschaften, Krankenhäuser
 etc.) nur dann verkauft werden können, wenn die Bürger:innen der
 Privatisierung in einem Referendum zustimmen. Dadurch wollen wir
 erreichen, dass die langfristigen Interessen der Menschen nicht einem
 kurzfristigen Interesse an schnellen, einmaligen Erlösen zum Opfer fallen.
 Wo diese Aufgaben in der Vergangenheit privatisiert wurden, werden wir die
 Gemeinden und Landkreise bei der Rekommunalisierung unterstützen.
4.2 Wohnen
Das Thema Wohnen spiegelt die Vielseitigkeit Thüringens wieder. Von der Wohnung 
im Plattenbaugebiet bis zum alten Hof auf dem Dorf. Die Herausforderungen der 
Energiewende werden wir für alle Wohnformen solidarisch anpacken.
Wohnen und vor allem bezahlbares Wohnen war und ist ein Grundanliegen 
sozialdemokratischer Politik. Dabei spielt die Wohnungsbauförderung eine 
zentrale Rolle.
Die Wohnungsbauunternehmen brauchen Verlässlichkeit und – angesichts der 
zeitlichen Abläufe bei Planung und Bau von Wohnungen – auf Jahre im Voraus 
vorhersehbare Rahmenbedingungen. Daher ist es wichtig diese Mittel planbar zur 
Verfügung zu stellen, um sozialen Wohnungsbau auch weiterhin zu ermöglichen.
Dem Wunsch nach Wohneigentum werden wir auch den Familien ermöglichen, denen das 
Ansparen von Eigenkapital nicht möglich ist. Dafür werden wir ein Mietkaufmodell 
auflegen.
Das werden wir tun:
- Bezahlbarer Wohnraum in den Zentren, weniger Leerstand auf dem Land und 
 eine höhere Immobilien-Eigentumsquote sind unsere Ziele. Dafür wollen wir
 den kommunalen und sozialen Wohnungsbau fördern.
- Gerade für Haushalte mit geringen Einkommen bietet das Mietkaufmodell eine 
 Alternative für den Erwerb von selbstgenutzten Wohnraum. Beispielsweise
 können durch die Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft Wohnungen mit
 staatlicher Finanzierung errichtet und diese dann jungen Familien zum
 Mietkauf angeboten werden. Dieser Ansatz ermöglicht es auch Familien ohne
 Eigenkapital, Wohneigentum zu erwerben und trägt darüber hinaus zur
 Vermögensbildung bei.
- Wohnungsneubau wollen wir durch die deutliche Vereinfachung von 
 Planungsverfahren und Standards beschleunigen und intensivieren. Eine
 wichtige Rolle spielt für uns die Wohnbauförderung des Freistaats in Form
 von Zuschüssen und Darlehen. Wir wollen, dass der öffentlich getragene
 Wohnungsbau neben der Förderung auch selbst Wohnraum schafft.
- Wir werden als Land den Aufbau Kommunaler Bodenfonds unterstützen. Damit 
 können Kommunen langfristig Flächen für die eigene Entwicklung von
 Wohnraum sowie öffentlicher Infrastruktur erwerben.
- Den Kommunen soll ermöglicht werden, Einnahmen aus Mieteinkünften 
 zweckgebunden für die Sanierung ihrer Immobilien oder den Ankauf von
 Schrottimmobilien, von Leerstehenden und von Leerstand bedrohten
 Wohngebäuden und Brachflächen zu verwenden. Kommunaler Wohnraum muss auch
 in Kommunen mit Haushaltssicherungskonzept in öffentlicher Hand bleiben.
- Wir unterstützen die Kommunen, um familienfreundliche Standortplanung im 
 Sinne einer räumlichen Vernetzung von Lern- und Freizeitorten, von Wohn-,
 Arbeits- und Versorgungsbereichen, um möglichst kurze Wege zu realisieren
 und damit den Verkehrsaufwand für Familien zu reduzieren. Dazu gehört auch
 die Förderung von innerstädtischem Wohnraum für Familien, um urbane
 Qualitäten wie kurze Wege, vielfältige Erwerbsmöglichkeiten und
 Aktivitäten auch Familien zugänglich zu machen
- Für uns hat die Entwicklung der bestehenden Gebäude Vorrang. Neubauten 
 sind erst mit Ausschöpfung der Leerstandspotentiale ein Mittel der Wahl.
 Das schont Ressourcen, hält bestehende Siedlungsstrukturen intakt und
 erhält einen vielfältigen Gebäudebestand.
- Jedes Haus braucht eine Aufgabe. Daher wollen wir besonders im ländlichen 
 Raum Anreize für den Erwerb bestehender Gebäude schaffen. Eine Stärkung
 der Siedlungskerne soll vor der Ausweisung neuer Baugebiete erfolgen.
 Weiterhin braucht es ein Praxiskonzept für die Reaktivierung von Brachen
 und die Beseitigung von „Schrottimmobilien“.
- Wir wollen durch energieeffizientes Sanieren und moderne Technologien wie 
 z. B. Wärmepumpen, Solarthermie oder Gebäudespeicher, den
 Heizenergieverbrauch deutlich senken und erneuerbar decken. Bis 2040
 streben wir einen klimaneutralen Gebäudebestand an.
- Mit der kommunalen Wärmeplanung wollen wir eine öffentlich getragene, für 
 alle Einkommen leistbare Wärmeversorgung langfristig sicherstellen und
 ausbauen. Neubaugebiete sollen durch eine gemeinsame Wärmeversorgung
 langfristig eine günstige und umweltfreundliche Versorgung erhalten. Unser
 oberstes Ziel bleibt eine günstige und umweltverträgliche Wärmeversorgung
 von Ein- und Mehrfamilienhäuser, für Mietende und Eigentümer, sicher zu
 stellen.
- Viele Wohngebäude müssen in den nächsten Jahren saniert werden, um 
 dauerhaft die Betriebskosten und die Abhängigkeit von den fossilen
 Energien zu verringern. Wir setzen uns dafür ein, dass in Thüringen ein
 Heizungstauschbonus als Anreiz und Unterstützung für die Erneuerung der
 Heizung kommt.
- Neben der finanziellen Förderung brauchen insbesondere kleinere Kommunen 
 ohne eigene:n Klimaschutzmanager:in mehr fachliche Unterstützung.
 Quartierslösungen für Wärmeversorgung und energetische Sanierung sind oft
 sinnvoll, benötigen aber erhebliche Unterstützung bei der Analyse der
 Optionen und bei der Projektentwicklung. Die ThEGA soll soweit gestärkt
 werden, dass sie Kommunen bei der Problemidentifikation, Antragstellung,
 Gründung von Energiegenossenschaften, Personalaufbau, Vernetzung und
 Projektbearbeitung qualifiziert beraten kann.
- Die Ansprüche an Wohnraum, ob zur Miete oder als Eigentum, wandeln sich im 
 Laufe des Lebens. Wir wollen Menschen mit überschüssigen Wohnraum mit
 Menschen mit dem wachsenden Bedarf zusammenbringen. Dafür braucht es eine
 aktive Beratung, Unterstützung und den Anreiz für den Wohnungs- und
 Haustausch überall da, wo dieser benötigt wird. Der Tausch wird auf den
 besonderen Wohnungsmarkt in Thüringen deutlich breiter angenommen werden,
 als in deutlich dichter besiedelten Räumen. Zudem werden wir zusätzlich
 zur Beratung, mit der Auszahlung eines Umzugsbonus die Hürden für den
 Wechsel senken.
- Wir wollen die Wohngemeinnützigkeit für kommunale Unternehmen sowie 
 Genossenschaften wieder auf den Weg bringen. Breite Schichten der
 Bevölkerung sollen dadurch wieder Zugang zu bezahlbarem Wohnraum erhalten.
 Die Gemeinnützigkeit kann beispielsweise anerkannt werden, wenn kommunale
 Wohnungsunternehmen oder -genossenschaften sich verpflichten, Gewinne zu
 begrenzen.
- Wir wollen aktiv am Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit 
 mitwirken, um diese in Thüringen gemeinsam mit Bund und Kommunen zu
 reduzieren und möglichst bis 2030 zu überwinden.
- Wir haben den Holzbau durch Änderung der Bauordnung vereinfacht. Wir 
 setzten uns weiterhin dafür ein, den Holzbau voranzubringen und bei
 Neubau- und Sanierungen ein etablierter Baustoff wird.
- In Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten werden wir die Anwendung der 
 Kappungsgrenze zur Deckelung der Preissteigerungen bei
 Bestandsmietverträgen noch gezielter anwenden. Zudem setzen wir uns dafür
 ein, die Mietpreisbremse auszuweiten und zu entfristen.
- Die öffentliche Förderung zum Ausbau des barrierefreien Wohnens ist 
 dauerhaft zu etablieren, angemessen finanziell auszustatten und mit einer
 Mietpreisbindung zu koppeln. Diese Förderung muss auch Neubauvorhaben
 offenstehen.
- Beim Neubau werden wir unseren Blick auf die Weiterentwicklung des 
 Seriellen Bauens und auf modulare Systeme richten. Diese bieten eine
 Chance, um durchgehend Qualität sicherzustellen und die Preisexplosion bei
 der Errichtung von Neubauten abzufangen. Ein besonderer Fokus liegt hier
 auf flächensparenden Konzepten wie der Verknüpfung von
 Mehrgeschosswohnungsbau mit kompakten Reihenhäusern.
- Zusätzlich zur grundsätzlichen Anspruchsberechtigung von Bundesmitteln für 
 den sozialen Wohnungsbau wollen wir zusätzliche Mittel des Freistaats
 hierfür bereitstellen und die geförderten Wohnungen noch mehr Haushalten
 mit geringen und mittleren Einkommen zur Verfügung stellen. Die Förderung
 für sozialen Wohnungsbau muss in Thüringen insbesondere die Gebiete
 adressieren, in denen ein angespannter Wohnungsmarkt besteht.
Weiterhin werden wir:
- das Angebot kostenloser Energieberatungen stärken und Beratungsangebote 
 zum energieeffizienten Sanieren ausbauen
- das Bauen mit alternativen Baustoffen wie z.B. Holz, Lehm, Stroh 
 insbesondere für öffentliche Bauvorhaben deutlich ausweiten
- Forschung zu Ersatzbaustoffen und Baustoffrecycling stärker fördern. Unser 
 Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft auch im Baubereich weiter auszubauen.
 Insbesondere die Recyclingquote von Gipsprodukte muss deutlich erhöht
 werden.
4.3 Mobilität und Infrastruktur
Mobilität darf keine soziale Frage sein. Die Erreichbarkeit von Dienstleistungen 
des täglichen Bedarfs, Ärzt:innen und des Arbeitsplatzes müssen jederzeit 
gewährleistet sein. Viele Thüringer:innen pendeln täglich zu ihrer Arbeit und 
sind auf verschiedenste Verkehrsträger und Mobilitätsarten angewiesen. Wir 
wollen einen integralen Taktfahrplan, der ein hochwertiges und attraktives 
Angebot schafft und eine ernsthafte Alternative zum Auto darstellt. Die 
ländliche Struktur Thüringens und der demographische Wandel erfordern flexible 
Lösungen. Wichtig ist, dass wir uns nicht selbst beschränken, in dem wir stets 
vom aktuellen Bedarf ausgehen – so kann es keinen Wandel im Nutzungsverhalten 
des ÖPNV geben. Vielmehr müssen wir Angebote schaffen, die Bedarfe erst 
erzeugen. Ob es sich um Rufbussysteme, Anrufsammeltaxis, Mitfahrkonzepte 
handelt, ist vor Ort zu entscheiden. Unser Ziel ist es, dass Menschen abseits 
des Schulbusverkehrs jeden Tag und in jedem Ort angebunden sind. Wir 
unterstützen die Kommunen bei der Verkehrswende durch gezielte Förderung des 
ÖPNV und des Radwegebaus. Unsere Mobilitätspolitik schafft qualitative Angebote 
für die Thüringer:innen.
Das werden wir tun:
- Wir setzen uns für eine langfristige sichere Finanzierung und Fortsetzung 
 des Deutschlandtickets ein. Ein Ticket für alle - das schafft Klarheit im
 Tarifgefüge und senkt die Hürden für die Nutzung von Bus, Straßenbahn und
 Zug. Wir setzen uns darüber hinaus dafür ein, dass der bisherige Preis des
 Tickets erhalten bleibt.
- Wir wollen zudem für junge Menschen ein 28-Euro-Ticket (Jugendticket für 
 Menschen bis zum 28. Lebensjahr) als Ergänzung des Deutschlandtickets
 einführen. Dies entlastet auch weiterhin Menschen bei der täglichen Fahrt
 zur Schule, Ausbildung oder auf Arbeit. Unser Hauptziel wird es sein, dass
 wir Kindern und jungen Menschen langfristig eine kostenfreie Nutzung des
 ÖPNV ermöglichen möchten.
- Wir setzen uns auch zukünftig für einen flächendeckenden Thüringer 
 Nahverkehrsverbund ein, der gemeinsame Tickets ermöglicht, Kosten senkt
 und Hindernisse zur Nutzung minimiert.
- Damit der Umstieg auf gemeinsam genutzte Verkehrsmittel gelingt, müssen 
 Busse, Straßenbahnen, Car-Sharing Angebote, Rad, Auto und Fußgängerverkehr
 in einen gemeinsamen Takt schlagen. So verkürzen wir Umstiegszeiten,
 verkürzen Reisezeiten und optimieren eine effiziente gemeinsame Nutzung.
 Daher unterstützen wir den raschen weiteren Ausbau des integralen
 Taktfahrplans in allen Landesteilen. In diesem Rahmen werden wir an
 geeigneten Stellen Mobilitätsstationen und Verkehrshubs entwickeln, die
 verschiedene Arten von Mobilität an einem Ort miteinander kombinieren und
 als Umstiegspunkte dienen.
- Moderne Mobilität braucht einen attraktiven Mix aus öffentlichen 
 verfügbaren Verkehrsangeboten, die den teuren Individualverkehr an vielen
 Stellen überflüssig machen. Damit dies kein Lippenbekenntnis ist brauchen
 wir die 3-Vs: Verdichtung, Vertaktung und Verfügbarkeit. Neben den Erhalt
 von festen Verkehrsangeboten nach Fahrplan braucht es mehr an Flexibilität
 an den am Bedarf ausgerichteten Angeboten auf Abruf, also dem On-Demand-
 Verkehr bzw. -Angebot. Hierzu zählt u.a. die Nutzung von gemeinsam
 genutzten PKWs, flexiblen Busverbindungen, Ruftaxis und Rufbusangebote.
- Wir werden auch zukünftig die tausenden Pendelnde im Land durch den 
 vermehrten Einsatz des Jobticket, Pendlerparkplätzen, sowie P+R und
 kombinierten Verkehrsangeboten unterstützen.
- Wir wollen da die Tarifintegration ermöglichen, wo durch eine Nutzung des 
 Fernverkehrs die Taktdichte für Pendelnde wie beispielsweise auf der
 Saalebahn erhört werden kann.
- Wir werden gemeinsam mit der Deutschen Bahn und den privaten 
 Verkehrsgesellschaften Strategien zur Schienen-Anbindung aller Thüringen
 Regionen entwickeln. Unser Ziel ist ein S-Bahn-Takt für Thüringen.
- Das Rückgrat des öffentlichen Personenverkehrs ist oft schienengebunden. 
 Daher setzen wir uns für die zügige Reaktivierung von stillgelegten
 Bahnstrecken ein. Dort, wo nötig, wie zum Beispiel auf der Strecke
 zwischen Leinefelde und Gotha, setzen wir uns für den zweigleisigen Ausbau
 ein. Zugleich unterstützen wir weiterhin den Ausbau von landesbedeutsamen
 Buslinien um das Streckennetz zu verdichten, da wo es keine Schiene gibt.
- Thüringen darf nicht weiter Schlusslicht bei der Elektrifizierung von 
 Bahnstrecken sein. Wir setzen uns für die zügige Elektrifizierung der
 Haupt- und Nebenstrecken ein, wie wir bei der Mitte-Deutschland-Verbindung
 schon gezeigt haben.
- Wir unterstützen die Kommunen bei der Verkehrswende und hier insbesondere 
 bei der Förderung Neuanschaffung von Straßenbahnen und Bussen sowie der
 Umrüstung und dem Erhalt der Infrastruktur wie u.a. Ladestrukturen,
 Betriebshöfen, Schienen, Oberleistungen.
- Wir setzen uns für eine integrierte Straßenbauplanung ein, die 
 Tiefbauarbeiten und die Verbesserung der Rad- und Fußgängerinfrastruktur
 gemeinsam denkt und verbessert
- Wir investieren massiv in die Thüringer Fahrradinfrastruktur, um neue 
 Radwege und Radschnellstraßen zu bauen, aber auch innerörtliche
 Fahrradspuren und sichere Abstellmöglichkeiten einzurichten. Dafür stellen
 wir den Kommunen das Instrument einer Radwegeinvestitionspauschale zur
 Verfügung.
- Wir unterstützen die Aktualisierung und Umsetzung der kommunalen 
 Radverkehrskonzepte und werden einen landesweiten Masterplan Radwegenetz
 aufstellen. Weiterhin engagieren wir uns in der Arbeitsgemeinschaft
 fahrradfreundlicher Kommunen.
- Fußgänger:innen werden in Mobilitätsfragen häufig nicht mitgedacht, obwohl 
 ein sehr großer Teil unserer Wege zu Fuß absolviert wird. Wir setzen uns
 daher für mehr verkehrsberuhigte Zonen, mehr Möglichkeiten der
 Straßenquerung, im Bedarfsfall längere Ampelphasen für Fußgänger:innen und
 grundsätzlich Tempo 30 innerorts ein. Künftig werden integrierte
 Nahverkehrskonzepte nur noch gefördert, wenn der Fußverkehr und die
 Notwendigkeit der Barrierefreiheit ausreichend Berücksichtigung finden.
- Die Öffentliche Hand soll als Vorreiterin der Elektromobilität agieren. 
 Soweit möglich sollen künftig nur noch Dienstwagen auf Landes- und
 Kommunalebene mit alternativen Antrieben angeschafft werden.
- Flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur landesweit voranbringen. 
 Dafür braucht es auch den Ausbau der Netzinfrastruktur bzw. des
 Stromverteilnetzes vor Ort.
- Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes als Grundlage für die Nutzung autonomer 
 Mobilitätskonzepte zur intelligenten Vernetzung und Vermeidung von
 VerkehrPlanungsabläufe effizienter gestalten, organisatorische bzw.
 personelle Engpässe beseitigen und Fördermittelnutzbarkeit erhöhen
4.4 Bürgernahe und digitale Verwaltung
Ob Onlinehandel oder KI-Entwicklungen - die digitale Transformation erfasst alle 
gesellschaftlichen Bereiche. Seit 2014 treiben Landesverwaltung und 
Kommunalverwaltungen die Digitalisierung voran, um die Serviceorientierung und 
Bürgerfreundlichkeit der Verwaltung zu erhöhen und auch den Wirtschaftsstandort 
Thüringen zu stärken. Die Landesverwaltung hat in den vergangenen Jahren 
konsequent ihre digitalen Strukturen und Anwendungen erweitert und 
professionalisiert. Neben dem Einsatz energieschonender Technik, sogenannter 
Green IT wurde auch die Garantie der Datensicherheit als wichtige Säule für 
Vertrauen in Online-Services gestärkt. Dort wo Menschen Unterstützung für die 
Nutzung digitaler Angebote benötigen, sollen diese angeboten werden.
Wir brauchen eine digitale und nutzerfreundliche Verwaltung. Dies ist das 
wirksamste Instrument um Nutzungsbarrieren für alle Menschen und Unternehmen 
abzubauen.
Das werden wir tun:
Wir verbessern die Rahmenbedingungen
- Die zentrale Koordinierung gemeinsamer Aufgaben und Dienste über das 
 Thüringer Finanzministerium und das Thüringer Landesrechenzentrum (TLRZ)
 ist effizient und soll weiter ausgebaut werden.
- Die Rolle des Chief Information Officer (CIO) stärken wir zusätzlich durch 
 dessen komplette digitale Rahmenverantwortung der Landesregierung für die
 digitale Transformation und dieser zusätzlich die Funktion des Chief
 Digital Officer (CDO) ausfüllt.
- Wir bündeln die operativen Aufgaben im Bereich des E-Governments und der 
 Digitalisierung und entwickeln diese weiter zu einem Zentrum für digitale
 Transformation in der Landesverwaltung. Dieses kann die Ressorts bei E-
 Governmentvorhaben und der digitalen Transformation unterstützen.
- Quelloffene Software und offene Standards sollen künftig konsequent 
 Vorrang genießen, soweit sie wirtschaftlicher und vergleichbar funktional
 ist.
- Wir setzen den eingeschlagenen Weg hin zu einem Open-Source-Arbeitsplatz 
 in der Landesverwaltung fort, um die Abhängigkeit von großen
 Softwarefirmen zu verringern. Wir wollen eine aktive Rolle bei der
 Errichtung des neuen geplanten Zentrums für digitale Souveränität (Zendis)
 einnehmen.
- Wir binden die Kommunen noch intensiver in das CERT des Landes ein und 
 werden ein
IT-Sicherheits-Gesetz auf den Weg bringen.
- Wir werden ethische Standards für den Einsatz Künstlicher Intelligenz in 
 der öffentlichen Verwaltung entwickeln und zur Erprobung konkreter
 Anwendungsfälle ein Kompetenzzentrum in der Thüringer Landesverwaltung
 einrichten. Statistische KI-Entscheidungen müssen als solche
 gekennzeichnet werden, sowie transparent und nachvollziehbar sein. Wir
 setzen dafür ein, dass ein Rechtsanspruch geschaffen wird, von KI
 gefällten Entscheidungen durch einen Menschen überprüfen zu lassen, nach
 dem Vorbild Schleswig-Holsteins.
- Offene Daten sind ein wichtiger Rohstoff unserer digitalen Welt. 
 Behördliche Daten über die Umwelt, Geodaten, wollen wir maschinenlesbar
 für Wirtschaft und Öffentlichkeit nutzbar machen.
Wir unterstützen die Kommunen
- Wir setzen den Weg fort, Kommunen zentrale Dienste unentgeltlich zur 
 Verfügung zu stellen und fördern die Kommunen weiterhin bei der
 Digitalisierung ihrer Verwaltungen. Wir stärken hierbei die Rolle der KIV
 als dem zentralen IT-Dienstleister für die Kommunen.
- Wir prüfen die Konzentration übertragener kommunaler Aufgaben mit dem 
 Ziel, die Digitalisierung ortsungebundener Leistungen schneller und
 effizienter umzusetzen.
- Den Kommunen wollen wir flächendeckende, einheitliche Onlinedienste zur 
 Verfügung stellen. Gemeinsam mit den Kommunen streben wir eine
 einheitliche Cloud-Lösung an.
- An der Finanzierung zentraler Anwendungen durch das Land auch für die 
 Kommunen werden wir festhalten. Dies gilt im Einzelfall auch für
 Fachverfahren, wenn dadurch die notwendige Konsolidierung vorangetrieben,
 Standards durchgesetzt und Komplexität vermindert wird.
- Wir stellen zentrale Basisdienste für eine Onlineverwaltung den Kommunen 
 durch das Land zur Verfügung. Dazu zählen insbesondere Plattformen für die
 Online-Verwaltungsleistungen, über die Bürgerinnen und Bürger elektronisch
 Anträge einreichen, unterschreiben und bezahlen können.
- Wir werden ein Innovationslabor “Tech4Thüringen” an die Digitalagentur 
 Thüringen andocken, in dem digitale Vorreiter:innen des öffentlichen
 Sektors mit Digitaltalenten aus der Privatwirtschaft in agilen Teams neue
 Technologien für die digitale Verwaltung entwickeln.
Wir treiben die digitale Transformation voran
- Mit einem verbindlichen „Digitalcheck“ für Gesetze und Verordnungen 
 reduzieren wir Formvorschriften und vereinfachen Prozesse.
- Wir schaffen ein modernes und digitaltaugliches Verwaltungsverfahrensrecht 
 in Thüringen.
- Online-Leistungen sollen barrierefrei sein.
- Wir streben eine gesetzliche Regelung an, die es den Gemeinden und 
 Landkreisen erleichtert, Aufgaben im Bereich der
 Verwaltungsdigitalisierung und der IT-Sicherheit kommunal gebündelt und
 gemeinsam wahrzunehmen.
Wir modernisieren die Register
- Bis 2030 streben wir eine möglichst vollständige Modernisierung der 
 wichtigsten Verwaltungsregister in Thüringen an. Wir schaffen die
 rechtlichen und technischen Voraussetzungen dafür, dass die darin
 gespeicherten Daten von allen berechtigten Verwaltungsträgern abgerufen
 werden können, wenn durch Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen
 Verwaltungsleistungen beantragt werden.
- Wir wollen, dass Thüringerinnen und Thüringer deutschlandweit und im EU-
 Ausland komfortabel Verwaltungsleistungen beantragen können. Dazu werden
 wir die Register in Thüringen mit den nationalen und den europäischen
 Registern verbinden.
- Um insbesondere die kommunalen registerführenden Stellen zu entlasten, 
 prüfen wir die Einrichtung weiterer Spiegel- und Zentralregister.
- Durch die Einbindung eines Datenschutzcockpits gewährleisten wir, dass für 
 die Bürgerinnen und Bürger jederzeit nachvollziehbar und transparent ist,
 in welchen Fällen dazu berechtigte öffentliche Stellen ihre Daten und
 Nachweise in Verwaltungsverfahren verwendet haben
Wir verbessern die Rahmenbedingungen der Personalbindung und -gewinnung
- Flexibles Mobiles Arbeiten ist eine Voraussetzung zur Bindung und 
 Gewinnung von Fachkräften. Wir wollen die Möglichkeiten gemeinsam mit den
 Personalräten weiter ausbauen.
- Darüber hinaus werden wir in bestehenden Landesliegenschaften Co-Working-
 Spaces einrichten.
- Mit der IT-Laufbahn und den Studiengängen Verwaltungsinformatik an der 
 dualen Hochschule Gera Eisenach (DHGE) und der Fachhochschule Schmalkalden
 gehen wir einen richtigen Weg weiter.
- Die laufbahnrechtlichen Möglichkeiten wollen wir umfassend nutzen und 
 erweitern, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
- Die IT-Kompetenzen der Verwaltungsmitarbeiter werden wir stärken. Dabei 
 binden wir Angebote wie den EGovCampus über unsere Hochschulen ein.
- Wir stärken IT-kompetenzen von Führungskräften durch verbindliche 
 Fortbildungen.
5. Beste Bildung und erstklassige Wissenschaft
Unser sozialdemokratisches Bildungsversprechen ist Chancengleichheit. Jeder und 
Jede muss das Recht auf gute Bildung und gleiche Chancen erhalten. Wir wollen, 
dass der Bildungserfolg nicht vom Geldbeutel der Eltern, vom Geschlecht oder 
Herkunft beeinflusst wird. Wir wollen, dass unser Bildungssystem das 
Handwerkzeug für die eigene Mündigkeit auf dem Weg gibt. Unser 
Chancenversprechen gilt dabei ein Leben lang. Bildung vermittelt Orientierung 
und ermöglicht Emanzipation, Teilhabe und Mitbestimmung. Wir schaffen 
Aufstiegschancen in allen Bereichen der allgemeinen, beruflichen und 
akademischen Bildung. Mit einem offenen System der Aus- und Weiterbildung 
bekommen alle die Chance, beruflich Schritt zu halten oder aufzusteigen.
5.1 Schule
Wir wollen eine Schule für alle. Mit der Thüringer Gemeinschaftsschule haben wir 
einen Paradigmenwechsel zu einem sozial gerechten Schulsystem in Thüringen 
gelegt. Die Herausforderungen des Lehrer:innenmangels und des Stundenausfalls 
werden wir mit neuen Lösungen angehen und Thüringen wieder zu einem 
erfolgreichen Bildungsland machen.
Den Bildungsauftrag zu erfüllen, so dass Unterricht stattfindet und 
Schüler:innen die Schule mit einem Abschluss verlassen, ist oberste Priorität. 
Dafür ergreifen wir Maßnahmen in verschiedenen Bereichen: Wir stellen uns 
weiterhin der zentralen bildungspolitischen Herausforderung des Schulwesens, dem 
Lehrer:innenmangel zu begegnen und so weiterhin flächendeckend den Unterricht 
für alle Schüler:innen zu gewährleisten.
Das werden wir tun:
- Wir wollen den gemeinsamen Schulbesuch möglichst ohne Schulwechsel von der 
 1. Klasse an ermöglichen und das längere Gemeinsame Lernen stärken. Die
 Thüringer Gemeinschaftsschule mit den Klassenstufen 5 bis 10 ist nur eine
 umbenannte Regelschule. Mit der Thüringer Gemeinschaftsschule haben wir
 seit mehr als einem Jahrzehnt ein Erfolgsmodell, das wir durch Förderung
 des Zusammenschlusses von Grund- und Regelschulen, Förderschulen sowie
 Gymnasien auch zukünftig weiter stärken wollen. Der Zusammenschluss und
 die Erweiterung von Schulen zu einer Thüringer Gemeinschaftsschule soll
 der Grundsatz werden. Dazu schaffen wir verbindliche rechtliche Vorgaben
 mit Übergangszeiten von maximal 5 Jahren. Bestehende Schulkooperationen
 unterstützen wir als ersten Schritt hin zur Gründung einer
 Gemeinschaftsschule. Die Schulaufsicht begleitet eng die Aufstellung und
 Weiterentwicklung des Gemeinschaftsschulkonzepts.
 
- Die Schulen werden mehr Entscheidungen selbst treffen können. Das 
 Schulbudget werden wir den Schulen zur eigenverantwortlichen
 Bewirtschaftung pauschal zur Verfügung stellen.
- Die Thüringer Schulämter werden wir nachhaltig stärken – durch 
 zusätzliches und leistungsgerecht bezahltes Fachpersonal, dessen
 Personalstellen wir aus dem Bildungsministerium umverlagern, und durch
 eine deutliche Ausweitung der Entscheidungsbefugnisse. Die Schulämter
 werden so zum wichtigsten, regional verankerten und daher um die Probleme
 vor Ort wissenden Ansprechpartner der Schulen in allen Fragen der
 Schulqualität und Schulentwicklung, der Personalgewinnung, des Einsatzes
 von Seiteneinsteiger:innen und der Digitalisierung schulischer Bildung.
- Der Landesschulbeirat wird in seinen Kompetenzen deutlich gestärkt. Er 
 erhält insbesondere ein eigenes Initiativrecht. So kann er das Ministerium
 auffordern, für ein erkanntes Problem eine Lösung in einer bestimmten
 Frist zu erarbeiten. Der Lösungsvorschlag ist dann dem Landesschulbeirat
 vorzulegen. Die Arbeit des Gremiums erfolgt transparent und wird
 vollständig veröffentlicht.
- Zudem wird der Landesschulbeirat regelmäßig im für Bildung zuständigen 
 Ausschuss des Thüringer Landtags um Stellungnahme zum aktuellen
 Arbeitsprozess gebeten. So wollen wir sicherstellen, dass die
 Zusammenarbeit von Beirat und Ministerium fruchtbar und erfolgreich im
 Sinne der Praxisrelevanz, Qualität und umgehender Lösungen für bestehende
 oder sich abzeichnende Probleme erfolgt.
- Unsere Schulen brauchen nicht nur bestmögliche Unterstützung durch die 
 Schulämter, sondern auch weitgehende Entlastung von Bürokratie und
 Verwaltungsarbeit. Die Schulleitungen, aber auch jede:r einzelne Lehrer:in
 sollen sich künftig auf die pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren
 können. Daher werden wir an allen Schulen Verwaltungsassistent:innen
 einstellen, die sich um Antrags- und Meldeverfahren, Schulstatistik und
 Datenaufbereitung, die Verwaltung von Schulbudgets und Schulkonten, die
 Organisation von Veranstaltungen und Klassenfahrten und noch einiges
 andere kümmern werden. Gleichzeitig sollen viele bürokratische und an
 allen Schulen wiederkehrende Aufgaben in zentrale Servicestellen bei den
 Schulämtern verlagert werden. Weiterhin werden wir mittelfristig die
 Möglichkeit des Einsatzes weiteren Verwaltungspersonals an den Schulen
 prüfen, um Lehrkräfte von unterrichtsfremden Aufgaben weiter zu entlasten.
- Lehrer:innenmangel und Stundenausfall sind ein bundesweites Problem, vor 
 dem auch Thüringen nicht verschont bleibt. Wir müssen daher in den
 kommenden Jahren alle Möglichkeiten nutzen, um die Schulen mit dem
 benötigten Lehrer:innenpersonal auszustatten und die Unterrichtsversorgung
 weiterhin in der Fläche aufrechtzuerhalten. Dafür ist eine grundlegende
 Reform der Lehrer:innenausbildung unumgänglich. Die derzeit
 schulartbezogene Ausbildungsform lässt trotz verschiedener in den
 vergangenen Jahren unternommener Verbesserungen des Laufbahn- und
 Besoldungsrechts keinen wirklich flexiblen und dauerhaften Einsatz von
 Lehrkräften über die Grenzen der Schularten hinweg zu. Unser Ziel ist es
 daher, ein Lehramt für die Sekundarstufe I und II einzuführen und damit
 die breite Einsatzfähigkeit des so ausgebildeten Personals sowohl an den
 Gymnasien als auch an den Regelschulen, Gemeinschaftsschulen und
 Gesamtschulen zu ermöglichen.
- Wir werden eine Übernahmegarantie für Referendar:innen (bei Bestehen der 
 Prüfungen) einführen. Die Verwaltungsgebühr zur „Feststellung der
 Gleichwertigkeit von Abschlüssen“ wird künftig entfallen.
- Wir sind überzeugt davon, dass Thüringen dem Vorbild anderer Länder (z.B. 
 Österreich, Schweiz, Dänemark) folgen und ein Jahresarbeitszeitmodell für
 alle Lehrkärfte einführen sollte. Dieses Modell legt nicht nur die
 wöchentlichen Unterrichtsverpflichtungen fest, sondern auch, welche
 Arbeitszeit eine Lehrkraft insgesamt pro Woche zu erbringen hat und welche
 Aufgaben überhaupt zum Lehrer:innenberuf gehören und welche nicht. Das
 wird dann die Ausgangsbasis dafür, die Thüringer Lehrer:innen konsequent
 von Bürokratie und Verwaltungsarbeit zu entlasten und ihnen mehr Freiraum
 für ihre pädagogischen Kernaufgaben zu verschaffen.
- Thüringen muss endlich mehr Lehrer:innen für Mangelfächer gewinnen. Dies 
 kann erreicht werden, indem wir in Mangelfächern Studierende bereits mit
 Aufnahme des Studiums in ein Beamtenverhältnis auf Widerruf analog zu den
 Referendar:innen berufen. So unterstützen wir die Studierenden bei ihrem
 Lebensunterhalt und gleichzeitig können wir gemeinsam mit den Hochschulen
 bereits im Studium vermehrt schulpraktische Ausbildungsabschnitte
 integrieren.
- Priorität hat für uns, ausreichend grundständig qualifizierte Lehrer:innen 
 für den Schuldienst auszubilden und einzustellen. Wir wissen aber auch,
 dass in den nächsten Jahren nicht ausreichend Absolvent:innen zur
 Verfügung stehen. Deshalb benötigen wir weiter Seiteneinsteiger:innen für
 den Schuldienst. Vor dem Einsatz im Unterricht müssen die
 Seiteneinsteiger:innen ausreichend qualifiziert werden. Während des
 Einsatzes wollen wir ihnen ein Unterstützungssystem zur Seite stellen.
 Nach einer Bewährungsphase wollen wir ihnen nach einer erfolgreichen
 Lehrprüfung auch in die Möglichkeit der Verbeamtung eröffnen.
- Die Schul- und Unterrichtsorganisation ist keine Banalität – sie 
 beeinflusst das Lernen und Leben von Kindern und jungen Menschen. Deshalb
 muss die Schule auch auf sie ausgerichtet werden: Der Unterricht startet
 oftmals viel zu früh am Tag. Nachweislich ist die Lernfähigkeit junger
 Menschen stark verringert, wenn gegen ihren Biorhythmus der Unterricht
 bereits um 7:30 Uhr beginnt und sie möglicherweise bereits eine Stunde
 Schulweg hinter sich haben. Schule darf deshalb nicht vor 09:00 Uhr
 beginnen. Ebenso ist es wissenschaftlich erwiesen, dass durchgehende
 Unterrichtseinheiten von 90 Minuten zu lang für die Konzentrationsspanne
 sind. In unserem Konzept der Ganztagsschule verkürzen wir daher diese
 Zeitintervalle auf 45 bis maximal 60 Minuten.
- Wir stellen die vermeintlichen Defizite von Schüler:innen nicht in den 
 Mittelpunkt, sondern deren individuellen Stärken, Interessen und
 Bedürfnisse. Damit stellen wir sicher, dass sie die Erfahrung von
 Selbstwirksamkeit machen. Die Schule trägt die Verantwortung für den
 Lernerfolg jeder Schülerin, jedes Schülers und organsiert verbindlich die
 passenden Lernangebote. Dies soll in die Thüringer Schulordnung oder in
 das Thüringer Schulgesetz aufgenommen werden. Die bisherige einseitige
 Ausrichtung auf Eigenverantwortlichkeit hat sich nicht bewährt.
- Wir werden im schulischen Kontext individuelle Beurteilungen und 
 Entwicklungsgespräche zur Bewertung der Schüler:innen fördern. Diese
 sollen künftig die Benotung der Schulleistungen bis zur 4. Klasse
 ersetzen. Damit wird verhindert, dass bereits die jüngsten Schüler:innen
 in ein künstliches, numerisches System gezwängt werden, das unnötigen
 Druck aufbaut, anstatt bisherige Fähigkeiten und Erlerntes aufzuzeigen.
- Wir etablieren das Konzept Ganztagsschule thüringenweit. Dabei reicht die 
 Hortbetreuung nach Ende des regulären Unterrichts explizit nicht aus.
 Unterrichts-, Freizeit- und Unterstützungsangebote sollen, sich über den
 Tag verteilt, abwechseln. So erhalten Schüler:innen ausreichend zeitliche
 Regenerationsräume. Die Schule kann regional Verankerung finden,
 beispielsweise durch Kontakte zu örtlichen Vereinen und Angeboten.
- Die Thüringer Schüler:innenschaft wird zusehends heterogener, was alle 
 Lehrer:innen im Hinblick auf die Realisierung schulischer Inklusion und
 die Ermöglichung individueller Förderung vor wachsende Herausforderungen
 stellt. Wichtige Lösungsansätze sind für uns an dieser Stelle der weitere
 Ausbau des längeren gemeinsamen Lernens sowie der Ausbau von
 Ganztagsschulen.Wenn sich eine Schulkonferenz entscheidet, sich ein
 Ganztagsschulkonzept zu geben, werden vom Land Thüringen die benötigten
 personellen, räumlichen und sächlichen Ressourcen bereitgestellt bzw.
 werden die Kommunen dabei unterstützt. Des Weiteren werden die
 Baurichtlinien für Schulsanierungen und Schulneubau so angepasst, dass
 Ganztagsschule ermöglicht wird. Zudem wollen wir mit Hilfe eines
 transparenten und verlässlichen Personalbemessungssystems und anhand von
 Sozialindikatoren an allen Schulen multiprofessionelle pädagogische Teams
 etablieren, in denen neben den angestammten Lehrkräften bedarfsgerecht und
 an der jeweiligen Situation vor Ort orientiert Förderpädagog:innen, DaZ-
 Lehrer:innen, Pädagogische Assistenzkräfte und Schulsozialarbeiter:innen
 kooperativ und arbeitsteilig zusammenwirken.
- Grundlage der gemeinsamen Arbeit ist ein individuelles Schulkonzept, das 
 sich insbesondere den Fragen einer guten Berufsorientierung, einer Senkung
 von Schulabbrecher:innenquoten und der Vernetzung in den Sozialraum
 widmet. Für Schulen mit besonders hohen sozialen Herausforderungen braucht
 es die beste Ausstattung.
- Wir werden gemeinsam mit dem Bund dafür sorgen, dass unsere Schulen 
 schnellstmöglich mit Gigabit-Anschlüssen ausgestattet werden, diese auch
 nutzen können und letztlich die digitale Ausstattung erhalten.
- Die Schule von morgen ist digital. Digitale Bildung muss daher ihren 
 Niederschlag in allen Phasen der Lehrer:innenbildung und in den Lehrplänen
 der Schulen finden. Nur entsprechend ausgebildete Pädagog:innen werden in
 der Lage sein, das digitale Equipment nicht nur als technische Ergänzung
 gewohnter Unterrichtsmaterialien zu sehen, sondern es auch sinnvoll
 einzusetzen. Um die Digitalität in den Schulen weiter voranzubringen,
 braucht es ebenso eine Ausweitung der Lernmittelfreiheit auf digitale
 Geräte.Zudem wollen wir das Fortbildungsangebot für unsere Lehrkräfte,
 insbesondere zum Thema digitale Bildung, erweitern.
- Darüber hinaus wollen wir in den Lehrplänen vermehrt den Umgang mit 
 (sozialen) Medien und der digitalen Welt thematisieren. Ein kritischer
 Blick auf die Entwicklungen und die Stärkung der digitalen Resilienz
 junger Menschen muss erklärtes Unterrichtsziel werden.
- Die Thüringer Schulcoud muss weiter ausgebaut und zu einer wichtigen 
 Ergänzung des Unterrichts von morgen werden. Die Cloud muss für alle
 nutzbar und deshalb barrierefreie umgesetzt werden.
- Um ein verlässliches, vielfältiges und qualitativ hochwertiges Angebot in 
 Unterricht und Hort gerade auch an kleinen Schulen zu ermöglichen, haben
 wir mit der letzten großen Schulgesetznovelle verschiedene
 Kooperationsmodelle eröffnet. Wir wollen diese Kooperationen gezielt
 fördern, um den Schulstandorten eine gute Perspektive zu eröffnen.
- Bessere Schulen für alle zu entwickeln, heißt für uns auch, Familien 
 spürbar von Kosten zu entlasten, die mit einem Schulbesuch einhergehen.
 Wir werden für alle Schulkinder ein kostenloses gesundes Mittagessen
 finanzieren.
- Wir lehnen jegliche Kürzungen des Sozialkundeunterrichts an den Thüringer 
 Schulen ab. Sozialkunde ist das zentrale Fach demokratischer Bildung im
 Schulbereich, deswegen werden wir ihn ausbauen. Gerade in Zeiten des
 Erstarkens von Rechten und der Extremen Rechten ist es umso wichtiger,
 einen Schwerpunkt bei der schulischen Demokratiebildung zu setzen.
 Demokratische und politische Bildung darf aber nicht auf ein Fach begrenzt
 werden. Die Lehrpläne aller Schulfächer sind demokratiefördernd
 auszurichten.
- Schüler:innen werden momentan nur sehr selten in gesamtschulische 
 Angelegenheiten einbezogen. Das ist mit unserer Vorstellung von Schule als
 Diskussions- und Partizipationsort nicht vereinbar. Wir setzen uns für
 stärkere Mitwirkungsrechte der Schüler:innen ein. Deshalb strukturieren
 wir die Schulkonferenz neu: Schüler:innen werden künftig die Hälfte
 ausmachen. Dazu soll die Schulkonferenz nach Berliner Modell aufgewertet
 werden, nach dem hier wichtige Entscheidungen über gesamtschulische
 Angelegenheiten abgestimmt werden. Zudem werden wir die Stimmberechtigung
 der Schüler:innenvertreter:innen in Klassenkonferenzen und Fachkonferenzen
 ermöglichen.Dies betrifft ebenso die Demokratisierung des Lernens. Der Freistaat 
 Thüringen wird Schulen finanziell und beratend unterstützen, die sich in
 dieser Frage auf den Weg machen, zum Beispiel durch Projekte wie AULA, das
 bereits in Thüringen an der Jenaer Planschule in Jena erprobt wurde.
 
5.2 Ausbildung stärken
In Thüringen finden ca. 9 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber keinen 
Ausbildungsplatz, obwohl in Thüringen ca. 17 Prozent der Stellen unbesetzt 
bleiben. Über den steigenden Fachkräftebedarf wurde in den vergangenen Jahren 
immer wieder diskutiert. Klar ist, dass wir bis 2030 in Thüringen circa 350.000 
Fach- und Arbeitskräfte brauchen. Im Bereich der Sozialwirtschaft sind es ca. 
80.000. Allein in der Altenpflege werden 8.000 neue Fachkräfte und im 
Erzieher:innenbereich 6.000 bis 10.000 neue Fachkräfte bis 2030 gebraucht. Ein 
Großteil des Fachkräftebedarfs richtet sich auf Ausbildungsberufe. Wir haben 
also jeden Grund, bei jungen Leuten und an den Schulen für die duale Ausbildung 
zu werben. Damit sich junge Menschen für den Weg einer dualen Ausbildung 
entscheiden, müssen wir die Ausbildung in Thüringer attraktiver machen.
Das werden wir tun:
- Zwar werden in vielen Ausbildungsbranchen Auszubildende händeringend 
 gesucht, dennoch fallen junge Leute durch das Raster und finden keinen
 Ausbildungsplatz. Für 
diese Menschen wollen wir uns einsetzen und eine
 umlagefinanzierte 
Ausbildungsgarantie in Thüringen einführen. Zudem
 bilden immer weniger 
Unternehmen aus. Wir wollen gesetzlich allen
 Jugendlichen einen Ausbildungsplatz 
garantieren. Weiterhin sollen die
 Ausbildungsbedingungen durch einheitliche gesetzlich festgelegte
 Mindeststandards umfassend verbessert werden.
- Ein Ausbildungsfonds hilft Jugendlichen in der Ausbildung zu unterstützen 
 und zu fördern und hilft gleichzeitig kleine Unternehmen, die den Großteil
 der Ausbildungen übernehmen, zu entlasten. Durch den finanziellen Anreiz,
 den der Fonds gibt, wird das "Rosinenpicken" der Unternehmen minimiert und
 auch Bewerber:innen, die eventuell beim erstem Mal durch das Raster fallen
 oder auch jene, die in Übergangs- und Orientierungsprogrammen stecken,
 vermehrt eine Chance gegeben. Somit könnten wiederum mehr junge Menschen
 in Ausbildung kommen. Zudem profitieren alle Betriebe von vielfältigen
 Angeboten, wie Deutschkurse für Azubis, Beratungsangebote, Weiterbildung
 für Ausbildende, Coachings zum Recruiting etc., die insbesondere kleine
 und mittlere Unternehmen bei der Suche nach Auszubildenden und im Verlauf
 der Ausbildung unterstützen sollen. Wir werden prüfen, ob ein solcher
 Fonds auch für Thüringen sinnvoll ist.
- Wir werden die infrastrukturellen Voraussetzungen für gute Ausbildung in 
 Thüringen schaffen. Dazu gehört die geförderte Errichtung von attraktiven
 und 
bezahlbaren Wohnungen für Auszubildende: beispielsweise durch die
 Schaffung von 
Wohnheimplätzen und Azubi-Appartements im ganzen Freistaat.
 Gleichzeitig 
unterstützen wir mit Fördermitteln die Ertüchtigung von
 Ausbildungsstätten.
- Die SPD Thüringen setzt sich für eine Stärkung der dezentralen Ausbildung 
 ein. 
Wir nehmen es nicht hin, dass Auszubildende nur zentralisiert an
 einem Standort in 
Thüringen geschult werden oder teilweise in andere
 Bundesländer fahren müssen. 
Weiteren Zentralisierungsbestrebungen
 erteilen wir eine Absage, explizit auch 
bei kleiner werdenden
 Ausbildungsklassen.
- Der Übergang von der Schule in die Ausbildung ist noch viel zu oft die 
 Hürde, an der viele Jugendliche der Übergang in eine selbstbestimmte
 Zukunft erschwert wird und Betriebe ihre zukünftigen Fachkräfte verlieren.
 Wir werden die vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsinstrumente für
 Betriebe sowie Bewerberinnen und Bewerber bedarfsgerecht ausbauen und
 verstärken. Dazu gehört für uns auch, das Konzept der Produktionsschulen
 in Thüringen pilothaft zu erproben und bei Erfolg flächendeckend
 einzuführen.
- Die duale Berufsausbildung ist ein Eckpfeiler unserer Wirtschaft und des 
 Thüringer Arbeitsmarktes. Wir werden daher zusammen mit den Kammern eine
 Kampagne für die duale Ausbildung auflegen. Darüber hinaus werden wir in
 Zusammenarbeit mit den Handwerkskammern prüfen, ob wir Handwerkergymnasien
 bedarfsgerecht in allen Kammerbezirken aufbauen können.
- Bei der Weiterentwicklung des Thüringer Berufsschulnetzes ist uns der 
 Erhalt von Schulstandorten wichtig. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist
 dabei die Erreichbarkeit der zuständigen beruflichen Schule für die
 Auszubildenden. Hierfür brauchen wir geeignete schul- und
 unterrichtsorganisatorische Konzepte für einen angemessenen (zeitlichen)
 Aufwand zum Erreichen der beruflichen Schule.
5.3 Hochschulen und Studium
Wissenschaft ist einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft: in 
Forschung, Lehre und Transfer in die Gesellschaft. Deswegen kommt den 
Hochschulen eine herausragende Bedeutung für die Entwicklung Thüringens zu. Als 
Thüringer SPD setzen wir uns für eine leistungsfähige Hochschullandschaft ein. 
Ihre Attraktivität erhält sie durch die besonderen Profile der staatlichen 
Hochschulen. Die Thüringer Hochschulen haben in den letzten Jahren gezeigt, dass 
sie erfolgreich im Wettbewerb mit anderen deutschen Universitäten und 
Fachhochschulen mitspielen können. Damit die Hochschulen ihre Potenziale voll 
entfalten können, bedarf es einer auskömmlichen Grundfinanzierung, die sich an 
den wissenschaftsbezogenen Kostensteigerungen orientiert und mit einem 
Strategieaufschlag zusätzliche Entwicklungsoptionen bietet. Die staatlichen 
Hochschulen müssen frei von wirtschaftlichen Interessen und staatlicher 
Bevormundung agieren können. Wissenschaftsfreiheit, Hochschulautonomie und der 
offene Diskurs sind die Voraussetzungen dafür, dass sie ihre zahlreichen 
Aufgaben in der und für die Gesellschaft erfüllen können.
Das werden wir tun:
- Für uns darf das Studium nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen – von 
 der Entscheidung, ob überhaupt studiert wird, bis zur Frage, wie schnell
 und wie erfolgreich das Studium verläuft. Deshalb wollen wir auf
 Bundesebene daraufhinwirken, dass wir das BAföG als Fundament der
 Studienfinanzierung stärken. So wollen wir Aufstiegschancen durch Bildung
 ermöglichen. Dabei stehen wir für eine kontinuierliche Anpassung und
 Erhöhung der Bedarfssätze und Freibeträge, die Hebung von Altersgrenzen,
 die Schließung des „Mittelstandslochs“ durch die Möglichkeit der Gewährung
 eines Volldarlehens und die Beseitigung bestehender Förderlücken.
- Langzeitstudiengebühren an den Thüringer Hochschulen werden wir 
 abschaffen. Ein Studium in der Regelstudienzeit ist oft nur für diejenigen
 mit wohlhabenden Elternhaus leistbar, die nicht auf Zuverdienste
 angewiesen sind und lässt zudem wenig bis keinen Platz für
 gesellschaftliches, sportliches, kulturelles oder soziales Engagement.
 Dies sind aber neben dem Studium wichtige Fähigkeiten und
 Erfahrungshorizonte, die im Lebensabschnitt des Studiums Raum haben
 müssen. Daher wird die Überschreitung der Regelstudienzeit nicht mehr als
 Grund für eine Exmatrikulation oder die Ablehnung eines Platzes im
 Studierendenwohnheim fungieren dürfen.
- Das Studierendenwerk werden wir dabei unterstützen, die Bearbeitung von 
 BAföG-Anträgen zu beschleunigen und den Antragsstau abzubauen. Ziel muss
 es sein, dass ein gestellter BAföG-Antrag innerhalb von drei Monaten
 abschließendbearbeitet wird. Außerdem muss bei Einreichung von
 Folgeanträgen bis zwei Monate vor Ende des aktuellen Bewilligunszeitraums
 stets eine lückenlose Förderung gewährleistet sein.
- Unser Ziel ist es, allen sozialen Gruppen den Zugang zur Hochschulbildung 
 zu garantieren. Deshalb wollen wir mehr Menschen aus bislang an den
 Hochschulen unterrepräsentierten Gruppen ein Studium ermöglichen,
 insbesondere Menschen, deren Eltern nicht studiert haben. Initiativen wie
 „Arbeiterkind“ werden wir weiter unterstützen.
- An unseren Hochschulen sollen Menschen aus ganz unterschiedlichen 
 gesellschaftlichen Bereichen und Kulturen, mit verschiedenen
 Lebenserfahrungen und -entwürfen gemeinsam lernen und lehren, forschen und
 zusammenarbeiten. Denn aus dieser Vielfalt entstehen spannende Diskurse
 und neue Ideen. Wir setzen uns für niedrigschwellige Begegnungs- und
 Austauschangebote, mehr internationale Gastwissenschaftlerinnen und
 Gastwissenschaftler und die gemeinsame Entwicklung digitaler Lehre mit
 internationalen Partnereinrichtungen ein.
- Für die Studierenden setzen wir uns auch auf Bundesebene für einen neuen 
 Sozialpakt Hochschule ein. Dieser muss über eine angemessene
 Studienfinanzierung hinausgehen und auch langfristig finanzierbaren
 studentischen Wohnraum und günstige Preise in der Essensversorgung der
 Mensen absichern. Hierzu wollen wir in Thüringen die Finanzierung des
 Studierendenwerks – analog zu den Hochschulen – langfristig sichern und
 jährlich erhöhen.
- Wir werden die Blaupause der Hochschulsozialarbeit an der Hochschule 
 Nordhausen auf alle Thüringer Hochschulen ausweiten.
- Für uns ist ausgezeichnete Lehre zentraler Baustein einer zukunfts- und 
 studierendenorientierten Hochschule. Wir setzen uns daher für eine
 Aufwertung der Lehre an den Thüringer Hochschulen, umfassende technische
 und didaktische Unterstützung für Lehrveranstaltungen und für eine
 Qualitätssicherung unter maßgeblicher Beteiligung der Studierenden ein.
- Unsere Hochschulen als Ideenentwickler und Impulsgeber: Für uns 
 Sozialdemokraten kommt den Hochschulen eine wichtige Rolle in der
 Gesellschaft zu: sie generieren neues Wissen, entwickeln originelle Ideen
 und geben Impulse weit über den akademischen Kontext hinaus. In dieser
 Rolle werden wir die Hochschulen stärken, ihre Vernetzung mit
 (insbesondere der kommunalen) Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
 unterstützen.
- Unsere Hochschulen als „Problemlöser“: Es sind die Hochschulen, an denen 
 künftige Fach- und Führungskräfte die Kompetenzen erwerben, die sie für
 die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen benötigen. Wir stärken die
 Hochschulen darin, das Studienangebot so zu gestalten, dass die
 Studierenden für Zukunftsaufgaben qualifiziert werden und in ihrem
 späteren beruflichen Umfeld wie auch als aktive Mitglieder der
 Gesellschaft einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten
 können.
- Unsere Hochschulen international: Die Thüringer Hochschulen sind 
 international ausgerichtet und eingebunden. Als weltoffene
 Bildungseinrichtungen sorgen sie für die Gewinnung, Integration und
 Bindung internationaler Studierender, Lehrender und Forschender. Dazu
 gehört, dass die Hochschulen internationale Studierende frühzeitig über
 Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region informieren und – gemeinsam mit
 den Kommunen und der Wirtschaft – beim Übergang in den regionalen
 Arbeitsmarkt begleiten. Entsprechende Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen
 an den Hochschulen unterstützen wir. Zugleich sehen wir die Hochschulen
 bei ihren internationalen Aktivitäten, gerade auch bei der Zusammenarbeit
 mit Partnern in autokratischen Staaten, grundlegenden demokratischen
 Werten und der Wissenschaftsfreiheit verpflichtet. Wir bestärken sie
 darin, Impulse für globalen gesellschaftlichen Fortschritt zu geben.
- Um Studierende von den Vorteilen eines Studiums in Thüringen zu 
 überzeugen, werden wir die Standortvorteile sowie die besten
 Betreuungsverhältnisse oder die überdurchschnittliche Zahl von
 Wohnheimplätzen pro Studierenden nachhaltig sichern und bewerben.
- Duales Hochschulstudium: Wir setzen auch weiter auf die erfolgreiche 
 Zusammenarbeit der Dualen Hochschule mit den Unternehmen in der Region, um
 Fachkräfte in und für Thüringen auszubilden. Wir werden das duale
 Hochschulstudium durch Kooperationen der Dualen Hochschule mit den
 Fachhochschulen auch im Masterbereich ausbauen.
- Gute Schule verlangt bestens qualifizierte Lehrkräfte. Daher werden wir 
 die Hochschulen bei der Weiterentwicklung der Lehrerbildung auch künftig
 unterstützten. Schwerpunkte sehen wir in spezifischen Lehrangeboten vor
 allem in den naturwissenschaftlichen Fächern und der Mathematik. Auch bei
 der Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit heterogenen Schülergruppen
 und bei der Medienbildung bedarf es neuer Ansätze.
- Wir werden durch neue Instrumente des Zusammenwirkens von Hochschulen, 
 Gründungsinteressierten und einer professionellen Beratungsstruktur die
 Voraussetzungen schaffen, dass Ausgründungen aus Hochschulen schneller
 erfolgen können.
- Hochschulfinanzierung: Auch in Zukunft werden wir die Grundfinanzierung 
 der Hochschulen auf hohem Niveau bis mindestens 2030 fortschreiben und
 sichern, indem wir den Empfehlungen des Wissenschaftsrates weiter folgen
 und den Hochschulen jährlich die wissenschaftsspezifischen
 Kostensteigerungen plus 1 % als Aufwuchs garantieren. Das in Thüringen
 bewährte Modell der langfristigen Finanzierungssicherheit durch
 Rahmenvereinbarungen zwischen Landesregierung und Hochschulen setzen wir
 fort.
- Um auch die wissenschaftliche Recherchearbeit auf den aktuellen Stand zu 
 bringen, werden wir für den Lizenzerwerb digitaler Literatur mehr Mittel
 zur Verfügung stellen. Dies gilt ebenso für die Anschaffung zeitgemäßere
 Mediengeräte sowie Programme als auch für die entsprechende Schulung des
 Personals.
- Die FSU Jena hat in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich einen 
 Exzellenzcluster eingeworben. Dies ist ein Beleg für die hervorragende und
 hoch kompetitive Forschungsqualität, die den Thüringer
 Wissenschaftsstandort international sichtbar macht sowie weitere
 Spitzenforschung und -wissenschaftler nach sich ziehen wird. Auf dieser
 Grundlage unterstützen wir exzellente Thüringer Hochschulen dabei, weitere
 Exzellenzcluster und gezielt großformatige Drittmittelprojekte bei der
 DFG, beim BMBF und bei der EU einzuwerben, um den Forschungsstandort
 Thüringen aufzuwerten.
- Als wichtige Arbeitgeber in diesem Land werden wir die Thüringer 
 Hochschulen dabei unterstützen, auch in der Zukunft attraktiv für die
 Fachkräfte von morgen zu sein: für den wissenschaftlichen Nachwuchs,
 Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer und nichtwissenschaftliches
 Personal. Deshalb wollen wir das Prinzip „Gute Arbeit“ in den Hochschulen
 weiter umsetzen. Dazu gehört, dass Daueraufgaben grundsätzlich von
 Dauerbeschäftigten erledigt werden.
- Wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützen: Wir wollen in Bund und Land 
 durch geeignete Maßnahmen die Planbarkeit von wissenschaftlichen Karrieren
 erhöhen. Dazu gehört, dass die Zahl der Professuren moderat erhöht, mehr
 Professuren als Tenure-Track-Professuren ausgeschrieben und
 Qualifikationsstellen mit Stellenanteilen von mindestens 2/3 und einer
 angemessenen Vertragslaufzeit besetzt werden. Die Thüringer
 Graduiertenförderung werden wir entsprechend dahingehend weiterentwickeln,
 dass Stipendiat:innen volle Stellen als wissenschaftliche
 Mitarbeiter:innen nach TV-L erhalten. Gemeinsam mit den Betroffenen und
 den Hochschulen werden wir prüfen, ob wir im Rahmen der zur Verfügung
 stehenden Stellen neue Karriereziele neben der Professur einführen können.
 Ziel soll es sein, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine
 alternative Perspektive für eine Dauerbeschäftigung mit Schwerpunkt in der
 selbstständigen Lehre zu geben – ohne sie hierauf zu beschränken. Darüber
 hinaus bedarf es an den Hochschulen einer noch besseren Betreuung,
 Beratung und Unterstützung der Nachwuchskräfte.
- Gleichstellung verwirklichen: Wir werden weiter darauf hinwirken, den 
 Frauenanteil in der Professorenschaft und in den Hochschulleitungen an den
 Thüringer Hochschulen zu erhöhen. Dafür bedarf es verbindlicher
 Zielkorridore.
- Wir unterstützen das Universitätsklinikum Jena als einzigen 
 Supramaximalversorger Thüringens und Ort der Spitzenmedizin, Forschungs-
 und Ausbildungsstätte des medizinischen Nachwuchses in Thüringen. Auch für
 das UKJ wollen wir in Zukunft weiter jährlich die
 wissenschaftsspezifischen Kostensteigerungen plus 1 % Strategiebudget als
 Aufwuchs garantieren. Die weitere bauliche Entwicklung in Jena
 unterstützen wir mit einem dritten Bauabschnitt. Dadurch verbessern wir
 die Krankenversorgung, insbesondere in der Notfallmedizin und sorgen für
 bessere Bedingungen für Studierende, Lehrende und Forschende.
- Auf Bundesebene setzen wir uns dafür ein, dass die besonderen 
 Systemaufgaben der Universitätsklinika (Koordinierung, Vernetzung mit den
 Krankenhäusern im ländlichen Raum, Krisen- und Pandemievorsorge,
 Behandlungen von seltenen Krankheiten) im Rahmen der
 Krankenhausfinanzierung besser abgebildet werden. Für das Pflegepersonal
 wollen wir, dass die Arbeitszeit zwischen Ost- und West auch in den
 Universitätsklinika endlich angeglichen wird.
- Wir unterstützen den Aufbau des Zentrums für Psychische Gesundheit als 
 achtes Deutsches Zentrum für Gesundheitsforschung (DZG).
- Die Digitalisierungsstrategie für den Thüringer Hochschulbereich soll 2025 
 fortgeschrieben werden, um die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen
 Transformation gewinnbringend in Forschung, Lehre und Verwaltung zur
 Geltung zu bringen. Die Digitalisierung vereinfacht hochschulübergreifende
 und landesweite Kooperationen – diese werden wir fördern.
- Wir wollen – auch über geeignete bundespolitische Initiativen – die 
 Einreise-, Aufenthalts- und Melderegularien für internationale Studierende
 und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vereinfachen. Als Teil einer
 umfassenden Willkommenskultur setzen wir uns dafür ein, dass in den
 Behörden englischsprachige Ansprechpersonen zur Verfügung stehen. Darüber
 hinaus wollen wir, dass Absolventen und Promovierte durch eine Reform des
 Aufenthaltsrecht mehr Zeit bekommen, nach dem jeweiligen Abschluss eine
 Berufstätigkeit oder den nächsten akademischen Qualifizierungsschritt in
 Angriff zu nehmen.
- Die anwendungsbezogene Forschung an Fachhochschulen möchten wir stärken, 
 ohne diese zu kleinen Universitäten zu entwickeln. Forschungsstarke
 Bereiche oder hochschulübergreifende Verbünde sollen daher das
 Promotionsrecht erhalten, wenn sie hohe Qualitätsstandards gewährleisten.
 Darüber hinaus setzen wir uns weiterhin dafür ein, kooperative Promotionen
 auszubauen und dafür günstige Bedingungen zu gewährleisten.
- Neben notwendigen Neubauvorhaben wird die Erhaltung der bestehenden 
 Gebäude der Hochschulen und ihre energetische Sanierung zu einer großen
 Herausforderung in den nächsten Jahren. Deshalb wollen wir ein
 systematisches Sanierungsprogramm bis 2030 erarbeiten und schrittweise
 umsetzen. Für die Hochschulen, das Studentenwerk, das Universitätsklinikum
 und die außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird das Land die
 notwendigen Flächen sichern und kostenlos bzw. über ein Erbbaurecht mit
 symbolischer Vergütung zur Verfügung stellen.
- Wir werden die Wissenschaftskommunikation in den kommenden Jahren stärken. 
 Hierzu wollen wir eine Richtlinie “Science for Society” aufsetzen, mit der
 Thüringer Wissenschaftsakteur:innen Projekte zur Kommunikation und
 Vermittlung ihrer Forschung und ihrer Erkenntnisse an die breite und die
 interessierte Öffentlichkeit umsetzen können.
5.4 Außeruniversitäre Forschung
Thüringen verfügt über leistungsfähige und profilierte Hochschulen. Diese werden 
über eine vielfältige und lebendige Landschaft an außeruniversitären 
Forschungseinrichtungen komplementiert, die sich durch einen hohen Vernetzungs- 
und Kooperationsgrad miteinander auszeichnen und die Innovationslandschaft in 
Thüringen ausmachen.
Neben den von Bund und Ländern gemeinsam getragenen Forschungsinstituten der 
Fraunhofer-Gesellschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, 
der Helmholtz-Gemeinschaft, gehören auch vier durch das Land finanzierte 
Forschungsinstitute sowie acht wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen mit 
spezialisierten Schwerpunktsetzungen. Hier wird von der Grundlagenforschung bis 
zur anwendungsorientierten Forschung Zukunft gemacht.
Das werden wir tun:
- Auch in Zukunft werden wir die Grundfinanzierung der Bund-Länder 
 finanzierten Forschungseinrichtungen gemeinsam mit dem Bund bis zum Jahr
 2030 sicherstellen. Vergleichbar dem „Pakt für Forschung und Innovation“
 für die von Bund und Land finanzierten Einrichtungen, mit verlässlichen
 jährlichen Steigerungsraten und fester Laufzeit, werden wir für die
 Landesforschungseinrichtungen einen vergleichbaren Pakt auf Landesebene
 schaffen.
- Im Rahmen der gemeinsamen Förderung von Wissenschaft und Forschung belegt 
 Thüringen in Bezug auf seine Bundesfinanzierungsquote (61 %; Basisjahr:
 2019; aktuellster Wert aus GWK) den vorletzten Rang aller Bundesländer.
 Unser Ziel muss es deshalb sein, die Nettoflüsse der
 Wissenschaftsfinanzierung nach Thüringen zu verbessern. Das kann gelingen
 durch die Teilnahme an entsprechenden Formaten der Bund-Länder-Förderung
 (z.B. im Rahmen der Exzellenzstrategie, Neugründungsinitiativen und
 Erweiterungen bestehender Einrichtungen) und über die aktive Bewerbung
 Thüringens bei Ansiedlungen bzw. dem Aufbau von Forschungseinrichtungen.
- Wir wollen die vier Landeseinrichtungen entsprechend ihres jeweiligen 
 extern begutachteten Entwicklungsstands gezielt weiter profilieren, um
 ihre Aussichten auf die Aufnahme in eine bundesweit tätige
 Forschungsträgerorganisation erhöhen. Hierfür wollen wir wenn nötig auch
 zusätzliche Investitionsmittel bereitstellen.
- Dort, wo von Bund und Ländern finanzierte Forschungseinrichtungen wachsen 
 und an Bedeutung gewinnen, wird das Land die notwendigen Ko-
 Finanzierungsmittel für Ausstattung und Bauvorhaben zur Verfügung stellen.
- Damit aus den Investitionen in Forschung und Innovationen ein 
 langfristiges Wirtschaftswachstum wird, bedarf es des Wissenstransfers in
 Unternehmen oder Ausgründungen. Hierfür wollen wir Vernetzung der
 Forschungseinrichtungen mit der regionalen Wirtschaft und den Hochschulen
 sowie das Gründungsgeschehen verbessern.
- Wir werden den innovationspolitischen Schwerpunkten der RIS Thüringen 
 folgen und bereits etablierte Thüringer Stärken wie Quantentechnologien,
 hier speziell in der Quantenphotonik, alternative regenerative
 Speichertechnologien in der Polymerforschung, den Wasserstofftechnologien,
 der nächsten Generation in der Batterieforschung, Initiativen im
 Nachhaltigen Bauen und Ressourcenmanagement besonders unterstützen.
- Wir werden die bestehenden Förderinstrumente des Landes zur Unterstützung 
 von innovativen Gründungen neu sortieren und besser aufeinander abstimmen.
- Wir werden Instrumente für einen unbürokratischen und niedrigschwelligen 
 Zugang für Startups und KMUs zu den Forschungsinfrastukturen im Dialog mit
 den Einrichtungen im Freistaat erarbeiten.
5.5 Lebenslanges Lernen
Lernen hört nicht nach der Schule auf. Neben frühkindlicher Bildung, dem 
Schulwesen und den Hochschulen muss auch die Erwachsenenbildung als vierte Säule 
unseres Bildungssystems gestärkt werden. Lebenslanges Lernen ist für uns das 
verbindende Element, das von der Kindheit an bis ins hohe Alter eine aktive 
Teilhabe ermöglicht.
Das werden wir tun:
- Jeder Mensch soll aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. 
 Deshalb setzen wir uns auch künftig dafür ein, dass
 Bildungsveranstaltungen für Grundbildung flächendeckend und in
 barrierefreier Form im Freistaat angeboten werden. Hierzu werden wir die
 Initiativen für Alphabetisierung in Thüringen fortsetzen und wollen sie
 weiter verstärken.
- Das Nachholen von Schulabschlüssen bleibt gebührenfrei. Verpasste Chancen 
 dürfen kein lebenslanges Hindernis darstellen.
- Die Erwachsenenbildung muss sich für neue Lernformen und -bereiche öffnen. 
 Aus diesem Grund werden wir die kommunalen und freien Träger der
 Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen und anderen Einrichtungen auch
 künftig angemessen unterstützen.
- Teilhabe an Bildung ist Ausdruck von Lebensqualität und Lebensfreude auch 
 im fortgeschrittenen Lebensalter. Wir werden die Entwicklung und den
 Ausbau von spezifischen Bildungsangeboten für ältere Menschen
 voranbringen.
6. Soziale Umwelt- und Klimapolitik
Die Klimakrise ist eine Generationenaufgabe und schreitet mit immer spürbaren 
Folgen voran. Wir tragen nicht nur Verantwortung für die Gegenwart, sondern auch 
für die Zukunft. Nur durch wirksamen und ambitionierten Klimaschutz können wir 
die natürlichen Lebensgrundlagen und unseren Wohlstand bewahren. Die dafür 
nötigen Veränderungen sehen wir als Chance. Wir werden den Wandel politisch 
gestalten und dafür sorgen, dass es dabei sozial und solidarisch zugeht. 
Klimaschutz darf nicht zur neuen sozialen Frage werden!
Die SPD Thüringen bekennt sich zu den Klimazielen von Paris, zum Atomausstieg, 
zum Kohlekompromiss und zu den Zielen des Bundes- und des Landesklimagesetzes. 
Thüringen muss seinen gerechten Beitrag zur Begrenzung der Globalen Erwärmung 
auf maximal 2°C, besser sogar auf 1,5°C, über dem vorindustriellen Niveau 
leisten.
Die Grundlage für den Klimaschutz ist eine konsequente Umstellung auf eine 
regenerative Energieversorgung.
Die Energiewende ist für uns eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe für deren 
Gelingen es eine gut koordinierte Zusammenarbeit zwischen Bund, Land und 
Kommunen und die Einbeziehung der Bürger:innen vor Ort braucht.
Unsere Energiepolitik folgt der Logik, dass möglichst viel Energie dort erzeugt 
wird, wo sie auch benötigt und verbraucht wird: regional, dezentral und 
erneuerbar. Das bringt neue Wertschöpfungsmöglichkeiten und Entwicklungschancen, 
z. B. durch die Nutzung virtueller Kraftwerke, insbesondere für den ländlichen 
Raum.
Wir wollen eine ökologische Industrie- und Wirtschaftspolitik, die nachhaltiges 
Wachstum schafft, Arbeitsplätze sichert, Energie sparsam und effizient einsetzt 
und sich unabhängig macht von Rohstoffen wie Kohle, Uran, Öl und Gas. Dabei 
setzen wir auf deutsche Ingenieurskunst und technologische Innovationen, damit 
Thüringen auch im Jahr 2050 noch ein wettbewerbsfähiger Standort in der Welt 
ist.
6.1 Energie für Thüringen: günstig, sicher, nachhaltig
Wir stehen für die sozial gerechte Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien 
in Thüringen, die Stärkung regionaler Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit im 
Einklang mit unseren sozialen Werten und die entschlossene Reduzierung der 
negativen Auswirkungen der Energieversorgung auf die Umwelt, unter 
Berücksichtigung sozialer Belange.
Wir setzen uns mit Leidenschaft dafür ein, einen sachlichen Dialog zu 
ermöglichen, der sich gegen eine Diskussionskultur wendet, die faktenlos und 
populistisch ist.
Für uns ist dabei klar, dass die notwendigen Entscheidungen für alle Menschen 
sozial verträglich sein müssen. Dabei sind Menschen mit niedrigen und mittleren 
Einkommen besonders aktiv durch die Einführung eines sozialen Klimageldes auf 
Bundesebene und durch die Stärkung der öffentlichen Versorgungsinfrastruktur und 
Förderungen dauerhaft zu entlasten.
Das werden wir tun:
- Wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Transformation wird die 
 Verfügbarkeit erneuerbarer Energien aus Wind, Sonne, Biomasse,
 Umweltwärme, Wasserkraft und Geothermie sein. Wir werden uns für einen
 schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien einsetzen, insbesondere auch
 in der Nähe der energieintensiven Industriebetriebe.
- Wir werden das Thüringer Klimagesetz novellieren und für den Freistaat das 
 Ziel der Treibhausgasneutralität mit konkreten Minderungsschritten
 konkretisieren. Entsprechend passen wir die Minderungsziele an und
 etablieren langfristig ein jährliches THG-Budget.
- Um unvermeidbare Emissionen auszugleichen und der Atmosphäre langfristig 
 Treibhausgase zu entziehen, werden wir zudem die Potenziale natürlicher
 Kohlenstoffsenken in Form klimarobuster Wälder, wiedervernässter Moore und
 humusreicher Böden künftig ausbauen und die Möglichkeiten zur technischen
 Kohlenstoffabscheidung (sogenannte CSS-Technologien) kritisch prüfen.
- Wir werden die Einstellung von Klimaschutz- und Energiemanager:innen und 
 die Erstellung und Umsetzung entsprechender Konzepte in den Kommunen
 weiterhin finanziell fördern.
- Den Kommunen kommt eine zentrale Rolle bei der Energiewende hinzu. Wir 
 werden die damit verbunden neuen Aufgaben im kommunalen Finanzausgleich
 berücksichtigen und die Kommunalaufsichten für diese Aufgaben
 qualifizieren. Die Energieagentur des Landes Thüringen ThEGA werden wir
 stärken, um die Beratung insbesondere von Kommunen bei den Themen
 Energieerzeugung, -verteilung und -speicherung zu erweitern. Die Grundlage
 für den Klimaschutz ist eine konsequente Umstellung auf eine effizientere
 regenerative Energieversorgung und eine nachhaltige Landwirtschaft.
- Die Möglichkeiten auszubauen, um die Bürger:innenbeteiligung direkt vor 
 Ort weiter zu stärken. Die Energieversorgung der Zukunft baut auf flexible
 Erzeugung, Verbrauchs- und Speicherstrukturen auf. Der Strommarkt soll
 hierfür weiter dezentralisiert werden.
- Klimawandel und Biodiversitätsverlust wollen wir stärker im 
 Schulunterricht verankern. Ein wichtiger Schritt für die zielgerichtete
 Vermittlung ist im Rahmen einer Landesstrategie Bildung für nachhaltige
 Entwicklung (BNE) darzustellen.
- Wir bekennen uns zu den Thüringer Stadtwerken als tragende Säule der 
 Energiewende. Deshalb wollen wir die Kommunen und ihre Stadtwerke bei
 ihrer Nah- und Fernwärmeversorgung besser unterstützen. Dabei werden wir
 insbesondere die erfassten Nutzungspotenziale durch den Einsatz neuer
 Fernwärmequellen aus erneuerbaren Energien (Geothermie, Solarthermie,
 Groß-Wärmepumpen, Bioenergie, etc.) konkret heben. Durch verstärkte
 Kooperation, zielgerichteter Förderung und der weiteren Steigerung der
 Effizienz wird die Wärmeversorgung langfristig gesichert bleiben.
- Wir werden unsere Versorgungspartner vor Ort dabei unterstützen, 
 Fachkräfte zu gewinnen und mit attraktiven Arbeitsbedingungen zu halten.
 Gerade für die Planungs- und Installationsarbeiten der nächsten Jahre
 brauchen wir attraktive Angebote für hochspezialisierte Fachkräfte. Das
 betrifft sowohl die beteiligten Behörden als auch die Unternehmen.
- Der Zusammenschluss von Bürger:innen zu Genossenschaften macht es auch für 
 diejenigen möglich, zu Energieproduzenten zu werden, welche nicht über
 eigene Nutzflächen verfügen. Die Unterstützung beim Aufbau von
 Energiegenossenschaften ist daher ein wichtiges Anliegen, um beim Ausbau
 der Energieerzeugung und -speicherung direkte Beteiligungsmöglichkeiten zu
 schaffen.
- Tiefengeothermie kann einen bedeutenden Beitrag zur Wärmeversorgung der 
 Zukunft leisten. Wir werden daher eine Potenzialanalyse zur
 Tiefengeothermie in Thüringen erstellen sowie Förderprogramme und
 Absicherungsinstrumente entwickeln. Diese Aktivitäten verzahnen wir eng
 mit der kommunalen Wärmeplanung.
- Wir werden einen revolvierenden Fonds namens "Eigenkapital energetische 
 Gebäudesanierung" einrichten und mit 50 Millionen Euro ausstatten. Aus
 diesem Fonds wollen wir Haushalten mit niedrigem Einkommen und geringem
 Eigenkapital den Zugang zu günstigen Zuschüssen und Darlehen für die
 Gebäudesanierung ermöglichen. Diese sollen durch die eingesparten
 Betriebskosten der Haushalte zurückgezahlt werden. Die gestreckte
 Rückzahlung stellt sicher, dass auch in Zukunft entsprechende Mittel für
 die Finanzierung weiterer Maßnahmen verfügbar sind. Um eine möglichst
 kompakte und bürokratiearme Bereitstellung zu gewährleisten, werden wir
 die bewährten Haushalts-Jahresbrutto-Einkommensgrenzen der Länder,
 beispielsweise gemäß § 10 ThürWoFG, als Bemessungsgrundlage verwenden.
- Mit einem Thüringer Solarausbaugesetz schaffen wir eine technologieoffene 
 Grundlage für den vielschichtigen und breiten Einsatz der Solarenergie im
 Freistaat. Wir werden die Nutzung der Solarenergie voranbringen und das
 SolarInvest-Programm u.a. durch eine gezieltere Förderung von
 Stromspeichern anpassen. Mit Hilfe eines Landesprogramms sollen mehr
 Flächen für Photovoltaik, insbesondere auf Dächern und Fassaden und der
 nicht konkurrierenden Zweitnutzung in der Landwirtschaft beispielsweise
 durch Agri-PV erschlossen werden. Solarparks wollen wir, im Sinne einer
 Bündelung von Infrastruktur, vorrangig entlang von Fernstraßen,
 Bahnschienen und Stromtrassen errichten. Kommunen bestärken wir darin, mit
 einer gezielten Konzentrationsplanung Flächen für den Ausbau der
 Photovoltaik auszuweisen.
- Wir bekennen uns zum Ausbau der Windenergie in Thüringen als wichtigster 
 erneuerbarer Energiequelle. Sie ist essenziell, um den Energiebedarf
 Thüringens vor Ort zu decken und die Energiewende nicht auf Kosten anderer
 Bundesländer voranzutreiben. An den Bau neuer Anlagen setzen wir hohe
 Standards für Umwelt- und Naturschutz und gestalten den Ausbau im Dialog
 mit den Menschen vor Ort. Pauschale Verbote beispielsweise in Waldgebieten
 lehnen wir ab. Im Sinne einer netzstabilen Versorgung auch von
 energieintensiven Abnehmern wollen wir zugleich die regionalen
 Wertschöpfungspotentiale in ganz Thüringen ausbauen.
- Wir werden den Ausbau der Ökostromproduktion, insbesondere der 
 Windenergie, im Dialog mit den Menschen vor Ort vorantreiben. Dazu werden
 wir die Arbeit der Regionalen Planungsgemeinschaften zur Ausweisung von
 Windvorranggebieten transparenter gestalten. Wir werden dafür sorgen, dass
 die Windvorranggebiete dort ausgewiesen werden, wo lokale
 Industrieunternehmen profitieren, der zusätzliche Netzausbaubedarf gering
 ist und die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt klein sind.
- Wir wollen das 2,2%-Flächenziel in Thüringen durch eine aktive 
 Konzentrationsplanung der Windvorrangflächen in ganz Thüringen erreichen.
- Wir werden die Planungsverfahren für den Neubau und für das Repowering von 
 Windkraftanlagen vereinfachen und beschleunigen, um möglichst viele
 bereits für die Windenergieerzeugung genutzte Standorte weiternutzen zu
 können.
- Wir werden dafür sorgen, dass die Kommunen und die Bürger:innen vor Ort 
 direkt von der Windenergieerzeugung profitieren und bspw. an den Gewinnen
 aus der Windstromerzeugung beteiligt werden.
- Wir werden einen Thüringer Aktionsplan Energieeffizienz mit dem Ziel, den 
 Gesamtenergieverbrauch massiv zu reduzieren, bis 2027 vorlegen.
- Die Biomasse ist als grundlastfähige Energiequelle ein wesentlicher 
 Bestandteil einer erneuerbaren Energieversorgung. Dabei steht für uns die
 Nutzung von Abfällen und Reststoffen im Vordergrund. Wir unterstützen die
 Optimierung und Umrüstung auf einen flexiblen Betrieb sowie die
 Integration in die Gas- und Wärmenetze. Im Bereich der Abwasserentsorgung
 werden wir die Klärgasgewinnung stärken.
- Wir wollen Thüringen zum Stromspeicherland ausbauen. Dafür müssen wir 
 Know-how bündeln und Lücken in der Wertschöpfungskette schließen. Speicher
 sind dabei für uns dabei nicht nur Batterien: Auch die an die
 Verfügbarkeit von grünem Strom angepasste Produktion von Betriebsstoffen
 und Rohprodukten „auf Lager“ kann einen spürbaren Beitrag zur
 Dekarbonisierung leisten.
- Um auch in Hochlastzeiten und während Dunkelflauten den Energiebedarf 
 Thüringens jederzeit eigenständig decken zu können, werden wir die
 Entwicklung von Batterie- und Speichertechnologien vorantreiben.
 Pumpspeicherwerke sind als netzdienlicher Speicher von Strom wichtige
 Bestandteile einer sicheren Energieversorgung.
- Wir werden uns dafür einsetzen, dass auch in Thüringen 
 Erzeugungskapazitäten für grünen Wasserstoff entstehen. Die innovative
 Thüringer Wasserstoffforschung u.a. am Erfurter Kreuz und in Sonneberg
 werden wir auch weiterhin unterstützen. Außerdem wollen wir Erfurt zu
 einem H2-Mobilitätshub ausbauen. Unser Ziel ist es, dass Thüringen seine
 zentrale Lage in Europa nutzt und an der gesamten
 Wasserstoffwertschöpfungskette teilhat. Daher werden wir die Thüringer
 Allianz für Wasserstoff fortführen und bedarfsgerecht weiterentwickeln.
- Der Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur stellt für uns 
 eine der wichtigsten industriepolitischen Weichenstellungen für Thüringen
 dar. Wir werden den Anschluss an das nationale Wasserstoffkernnetz
 einfordern und regionale Verteilnetze unterstützen.
- Wir unterstützen Vorhaben, die die Direktlieferung der erneuerbaren 
 Energien von den standortnahen Erzeugungsanlagen zu den lokalen
 industriellen Großabnehmern zum Ziel haben. Beispielsweise werden wir
 dafür sorgen, dass in diesen Fällen Grundstücke und Dachflächen im
 Landeseigentum ohne Ausschreibung zu einem marktgerechten Preis an lokale
 Projekte verpachtet werden können. Auf diese Weise sorgen wir dafür, dass
 lokale Unternehmen mit günstigem Strom aus erneuerbaren Energiequellen
 versorgt werden und größere Teile der Wertschöpfung in Thüringen
 verbleiben.
- Die Beratungsangebote der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur werden 
 wir ebenso ausbauen wie Netzwerke zum Erfahrungsaustausch. KMUs sollen zu
 den Themen Energieeffizienz und -produktivität beraten werden. Zuschuss-
 und Darlehensprogramme wie GreenInvest sollen bei der Modernisierung von
 Produktionsprozessen und -gebäuden unterstützen.
- Damit bestehender Wohnraum auch in Zukunft für alle Einkommensgruppen 
 bezahlbar mit Wärme versorgt werden kann, brauchen wir weniger
 Verpflichtung und mehr Ermöglichung. Deshalb wollen wir die Optimierung
 der Wärmeversorgung gezielt fördern. Wir setzen uns daher für einen
 Heizungstauschbonus für Haushalte mit niedrigem Einkommen ein.
- Wir werden das Beratungsangebot des Stromsparcheck als Beratungs- und 
 Unterstützungsangebot für Haushalte mit niedrigem Einkommen thüringenweit
 verstetigen.
- Wir halten an der Forderung der Bundesländer und der Sozialpartner zur 
 Einführung eines zeitlich begrenzten Brückenstrompreises fest. Hierdurch
 sollen energieintensive Unternehmen bei der Energiewende unterstützt
 werden und die Verbraucher eine Entlastung erfahren.
6.2 Thüringens Natur erhalten
Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen in Form von Klima, Umwelt und 
Natur sind ein Kernziel der SPD Thüringen. Für uns sind soziale Gerechtigkeit, 
ökonomische Stabilität und ökologische Nachhaltigkeit keine Gegensätze, sondern 
ein zusammengehörender Dreiklang. Durch konsequenten Klima- und Umweltschutz 
beugen wir zukünftigen Krisen vor und schützen so gerade die sozial Schwächsten 
– in Thüringen und weltweit.
Wir unterstützen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und werden 
gemeinsam mit Kommunen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft einen Thüringer Beitrag 
zur Umsetzung der 17 Ziele für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch 
nachhaltige Entwicklung (Agenda 2030) fördern und insbesondere durch 
Bildungsangebote und Projekte in Thüringen verankern.
Wir stehen auch in Zukunft für die Bewahrung der vielfältigen und einmaligen 
Landschaften in Thüringen, für saubere Luft, reines Wasser und gesunde Böden.
Das werden wir tun:
- Wir werden die EU-Biodiversitätsstrategie und der Aktionsplan 
 Insektenschutz aktiv mit Maßnahmen untersetzen, um den weiteren Verlust
 von Arten und Lebensräumen auch in der Kulturlandschaft mit konkretem
 Handeln zu begegnen.
- Unsere Landschaften, die in Deutschland zu den Zentren der Arten- und 
 Lebensraumvielalt zählen, wie zum Beispiel die Gipskarstlandschaft im
 Südharz, müssen wir nachhaltig schützen und für zukünftige Generationen
 bewahren. Der Ausstieg aus dem Naturgipsabbau muss das Hauptziel im
 Südharz bleiben, um diese einmaligen Landschaften zu erhalten. Ebenso wie
 die Etablierung eines länderübergreifenden Biosphärenreservates. Diese
 Naturräume bilden die Grundlage, um nachhaltigen, schonenden Tourismus zur
 Wertschöpfung in der Region weiter aufzubauen, zu fördern und zu erhalten.
- Um den Ausstieg aus dem Naturgipsabbau zu flankieren, werden wir Themen 
 wie „ökologisches Bauen“, bspw. mit Lehm und Stroh, oder Alternativen zum
 Naturgips (u.a. Gipssubstitute) intensiv bearbeiten und daran forschen.
- Die Naturschutzförderung in Thüringen muss dahin verbessert werden, dass 
 Landwirte für die ökologische Leistung kostendeckend entlohnt werden. Nur
 mit attraktiven Prämien zur Sicherung von gesellschaftlichen
 Zielstellungen für sauberes Wasser, gesunde Böden und Reichtum der Natur
 können Landwirte und Flächeneigentümer für diese Aufgabe gewonnen werden.
- Mittel der Förderprogramme des Bundes, wie das Aktionsprogramm Natürlicher 
 Klimaschutz oder das Nationale Artenhilfsprogramm, werden wir für
 Thüringen einwerben und nutzen.
- Um unsere selbst gesteckten Naturschutzziele zu erreichen, werden wir die 
 unteren Naturschutzbehörden, die Naturschutzverbände und die NATURA 2000
 Stationen noch besser als Kompetenznetzwerk wirken lassen. Ein Schwerpunkt
 sollen dabei z. B. in Zusammenarbeit mit den
 Gewässerunterhaltungsverbänden und den Forstämtern konkrete in der Fläche
 wirksame Arten- und Biotopschutzmaßnahmen sein. Für uns ist der Erhalt von
 arten- und lebensraumreichen Kulturlandschaften am besten mit den Menschen
 zu schaffen. Mit dem Konzept „Erhalt durch Nutzung“ wollen wir bei
 Naturschutz und Landwirtschaft praktikabel Lösungen finden.
- Der Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe Hainich hat einen 
 außergewöhnlichen Wert für Thüringen. Wir setzen uns dafür ein, diesen
 einzigartigen Buchenwald zu schützen und den Nationalpark als regionalen
 Ankerpunkt für Naturschutz, Tourismus und Bildung für nachhaltige
 Entwicklung weiterzuentwickeln.
- Wir lehnen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen nicht 
 grundsätzlich ab. Die Landwirtschaft muss auf die Folgen der sich
 veränderten Klimabedingungen reagieren, um den Ertrag der heimischen
 Produktion zu erhalten. Ausbleibender Niederschlag im Frühjahr und
 Starkregenereignisse in den Sommer- und Frühherbstmonaten stellen neue
 Anforderungen an Pflanzen, Kulturen und Landwirte. Durch neue Technologien
 wie CRISPR/CAS verfügt „grüne
 
 Gentechnik“ über die Chance, ein wichtiger Faktor für die Zukunft der
 Landwirtschaft in Thüringen zu werden. Chancen und Nutzen werden wir
 sorgfältig abwägen.
- Um auch zukünftig angepasste Nutz- und Kulturpflanzen aus Thüringen 
 anbauen zu können, braucht es den Ausbau der Sortenforschung, der
 Erhaltungszucht und der anwendungsorientierten Etablierung der
 Erkenntnisse.
- Ein wichtiges Ziel bleibt für uns die Reduzierung der Salzbelastung der 
 Werra.
- Das Ziel einer Kreislaufwirtschaft in Thüringen steht für uns an erster 
 Stelle. Um der “Wegwerfgesellschaft” etwas entgegenzustellen, setzen wir
 uns für ein regeneratives System ein, dass in der Lage ist Ressourcen in
 den Kreislauf wiederaufzunehmen und im System (teilweise)
 weiterzuverwenden. Eine umfangreiche Müllreduzierung, Wiederverwendung
 durch Recycling und eine neue Ingebrauchnahme durch Reparatur stehen hier
 im Fokus. Die SPD Thüringen verpflichtet sich gezielte Investitionen,
 insb. in die Entwicklung und den Transfer neuer Verfahren bzw. Prozesse,
 umzusetzen.
- Wir unterstützen das Bundesprogramm zur Vermeidung von Plastikmüll. 
 Weniger bis gar keine Produktion von Einwegverpackungen muss unser Ziel
 sein. Dies ist nur ein Ansatz, um das Prinzip der Nachhaltigkeit zu
 gewährleisten. Des Weiteren stehen wir für eine für alle verträgliche
 Abfallgebührensatzung und für das Solidarprinzip bei der
 Abwasserentsorgung.
- Wir forcieren den ökologischen und klimarobusten Waldumbau in Thüringen. 
 Dem Verlust der heimischen Wälder durch den Klimawandel und
 Schädlingsbefall treten wir entschlossen entgegen. Daher legen wir
 spezielle Programme auf, um nicht nur ThüringenForst, sondern auch die
 privaten Waldbesitzer:innen und Kommunen zu unterstützen. Dabei soll auf
 Kalamitätsflächen sowohl die Wiederaufforstung, als auch insbesondere auf
 Staatswaldflächen die natürliche Wiederbewaldung berücksichtigt werden.
 Zur nachhaltigen Finanzierung der Aufforstung wollen wir die Erlöse aus
 Windkraftanlagen im Wald nutzen.
- Wir fördern strukturreiche Waldränder für einen naturnahen Übergang von 
 Wald in Wiese und Feld mit Strauchgürteln und Krautsaum sowie die
 Wiederanlegung von Feldhecken als Rückzugsraum für viele bedrohte
 Tierarten.
- Um den großen Herausforderungen im Waldumbau gerecht zu werden, wollen wir 
 nicht nur Personal in den Forstrevieren, sondern auch die Funktion der
 Waldarbeiter:innen stärken.
- Wir begrenzen den Flächenverbrauch und werden eine 
 Flächenkreislaufwirtschaft einführen. Hierzu erstellen wir einen Thüringer
 Masterplan Flächenverbrauch bis 2027, dem die Strategie eines Netto-Null-
 Flächenverbrauchs zu Grunde liegt. Die zunehmende Versiegelung führt nicht
 nur zum Verlust der Artenvielfalt und dem Ausstoß von Treibhausgasen durch
 den Verlust von Grünland, sondern vernichtet auch unwiederbringlich Böden
 für die landwirtschaftliche Nutzung. Wir müssen mit unseren Böden endlich
 verantwortungsvoll umgehen, denn Boden ist ein begrenztes Gut! Wir setzen
 uns für eine Kompensation von in Anspruch genommen Flächen ein, die eine
 effektive und langfristige ökologische Wirkung entfaltet. Dafür braucht es
 einen landesweiten Ausgleichspool.
- Wir werden insbesondere in ländlichen Regionen die Anreize und Förderungen 
 für innerstädtische Siedlungsentwicklung z. B. in Form höherer Fördersätze
 für Abriss oder energetische Sanierung verbessern. Abriss und Sanierung in
 der Innenstadt muss Vorrang vor der Ausweisung neuer Wohngebiete haben.
- Die Ausgestaltung des Europäischen Landwirtschaftsfonds ELER für die 
 flächenbezogenen Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) wird sich daran
 orientieren, den Anteil des ökologischen Landbaus zu erweitern und
 extensive Bewirtschaftungsmaßnahmen insbesondere der Rinderhaltung,
 Weideprämien, Agroforstsysteme bis hin zur schonenden Landbewirtschaftung
 von Auen, Mooren und Feuchtgebieten fortzuführen bzw. neu zu etablieren.
7. Gesundheit und Pflege stärken
Noch nie standen gesundheitspolitische Themen so sehr im Mittelpunkt wie seit 
der Zeit der Corona-Pandemie. Sie wirkte wie ein Brennglas, das bestehende 
Probleme sichtbarer machte, aber für viele Bereiche auch als Brandbeschleuniger. 
Thüringen hatte in der Corona-Pandemie eine der niedrigsten Mortalitätsraten 
bundesweit. Dies haben wir dem guten Zusammenspiel von niedergelassenen Ärzten, 
Krankenhäusern und den speziell auf Corona ausgerichteten Intensivstationen zu 
verdanken. Die Erprobung einer gestuften Versorgung hat sich zum Wohl des 
Patienten bewährt.Für uns Sozialdemokraten sind Fragen einer guten Pflege, eines 
modern aufgestellten öffentlichen Gesundheitsdienstes, solide aufgestellter 
Krankenhäuser, sicherer ambulanter Versorgung und einer intersektoralen 
Versorgung untrennbar im Sinne der Gesundheit unserer Bürger miteinander 
verbunden.Doch ohne professionelle Fachkräfte ist diese Mammutaufgabe nicht zu 
stemmen. Wir haben deshalb bereits Anreize geschaffen, damit sich Ärzt:innen und 
Apotheker:innen auf dem Land niederlassen und so die haus- und fachärztliche 
Grundversorgung sowie Arzneimittelversorgung flächendeckend (wohnortnah) 
sicherstellen. Außerdem haben wir die Studienplätze für Humanmedizin in Jena und 
Erfurt in der letzten Legislaturperiode um mehr als 50 Prozent erhöht.
Uns liegt eine landesweit qualitativ optimale Gesundheitsversorgung am Herzen. 
Wir möchten Hürden abbauen und Gesundheitsversorgung vom Patienten aus denken. 
Deshalb sollten alle Thüringerinnen und Thüringer eine Gesundheitsversorgung aus 
einer Hand bekommen können. Dazu bedarf es einer sukzessiven Reduktion der 
starren Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Das 
Fachpersonal in den Krankenhäusern, den ambulanten Angeboten und im 
Rettungsdienst muss unkompliziert zusammenarbeiten können.Unser Ziel ist die 
bessere Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen. Wir werden deshalb lokale 
Gesundheitszentren in öffentlicher Trägerschaft oder in Form von 
Primärversorgungszentren wie in anderen Bundesländern fördern.
7.1 Krankenhäuser, Fachärzte, Notfallversorgung und Apotheken
7.1 Krankenhäuser, Apotheken, Fachärzte und Notfallversorgung
- Wir werden in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt die Stelle 
 eines/einer Arztlotsin/Arztlotsen schaffen. Die regional vernetzten
 Arztlotsinnen/Arztlotsen sollen die Übergabe von Praxen und die
 Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten in ländlichen Gebieten frühzeitig
 organisatorisch unterstützen, um eine nahtlose Versorgung zu
 gewährleisten. In diesem Zusammenhang werden wir prüfen, welche
 zusätzlichen Angebote durch die Kommunen geschaffen werden können (z.B.
 zusätzliche Holfe für Zweigpraxen, Gründung von kommunalen MVZ´s) und
 welche Aufgaben dabei die Arztlotsin/der Arztlotse übernehmen kann.
Das werden wir tun:
Wir wissen, dass wir jeden medizinischen Versorgungsstandort, jeden 
Klinikstandort in Thüringen für eine effektive und lebensnahe Versorgung 
erhalten müssen. Wir wollen keine veraltete lückenhafte Medizin akzeptieren, 
sondern stehen für moderne Versorgungsstrukturen.Hierfür werden wir einen 
Sonderfonds analog zu unserem Transformationsfonds Wirtschaft in Höhe von 100 
Millionen Euro schaffen, um eine intersektorale, vernetzte, digitale, Fachkräfte 
als auch ressourcenschonende und energieeffiziente medizinische Versorgung mit 
Fokus auf wohnortnahe Patientenversorgung zu ermöglichen.Ergänzend schaffen wir 
ein Ministeriumsreferat für die Förderung der Vernetzung aller medizinischen 
Akteure im Sinne einer Transformationsberatung.
Eine weitere Privatisierung kommunaler Kliniken lehnt die SPD Thüringen ab und 
wird dies, wo es möglich ist, verhindern und nach einer kommunalen Lösung 
suchen. Der ländliche Raum braucht starke kommunale Kliniken.
Wir werden in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt die Stelle eines/einer 
Arztlotsin/Arztlotsen schaffen. Die regional vernetzten Arztlotsinnen/Arztlotsen 
sollen die Übergabe von Praxen und die Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten in 
ländlichen Gebieten frühzeitig organisatorisch unterstützen, um eine nahtlose 
Versorgung zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang werden wir prüfen, welche 
zusätzlichen Angebote durch die Kommunen geschaffen werden können (z.B. 
zusätzliche Holfe für Zweigpraxen, Gründung von kommunalen MVZ´s) und welche 
Aufgaben dabei die Arztlotsin/der Arztlotse übernehmen kann.
Öffentliche Krankenhausinvestitionen werden wir prioritär in Abhängigkeit von 
der Qualität der Einrichtung und der Tarifbindung der Mitarbeitenden 
vornehmen.Die SPD wird eine konsequente Digitalisierung der Thüringer 
Krankenhäuser weiterführen. Das Land wird dazu in der Digitalstrategie einen 
Schwerpunkt auf die digitale Infrastruktur und Vernetzung der Kliniken legen. 
Wichtig ist, dass die Kliniken interoperabel vernetzt werden und keine 
Insellösungen entstehen. Wir machen uns stark für die Etablierung eines 
telemedizinischen Herzinfarktnetzwerks. Die Thüringer Digitalagentur soll dazu 
mit weiteren Experten eine Förderstrategie mit kurz- und mittelfristigem 
Maßnahmenplan entwickeln.Die Corona-Pandemie hat die Engpässe in der 
psychotherapeutischen Versorgung insbesondere von Kindern und Jugendlichen noch 
einmal vergrößert. Die SPD setzt daher ein besonderes Augenmerk auf die 
schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, die Kinder und Jugendlichen. 
Deshalb schließen wir uns der Forderung der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer 
an, flächendeckend in Schulen und Kindergärten frühzeitig für mögliche Probleme 
zu sensibilisieren. Wir werden niedrigschwellige Angebote und Hilfestellungen 
ausbauen, um eine möglichst frühe Intervention zu gewährleisten. Dazu werden wir 
bessere Rahmenbedingungen für mehr sozialtherapeutischen Praxen sowie 
sozialpsychiatrische Dienste für Kinder und Jugendliche schaffen.Wir setzen uns 
für den Ausbau der Videosprechstunde ein. Wir fordern, dass ein erster Kontakt 
mit Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen bereits per Videosprechstunde 
möglich sein sollte. So stehen Therapeut:innen aus ganz Deutschland zur 
Verfügung.Die SPD Thüringen setzt sich auf Landes- und Bundesebene für eine hohe 
Qualität und Versorgungssicherheit in der Geburtshilfe ein. Dazu werden wir die 
Versorgung besser aufeinander abstimmen und eine gestufte Versorgung mit gut 
erreichbaren Geburtsstationen schaffen. Die SPD setzt sich dazu folgende Ziele:
- eine flächendeckende Erreichbarkeit von Geburtskliniken. Kleinere 
 Geburtskliniken sollten allerdings nur solche Entbindungen vornehmen, für
 die sie ausgestattet sind. Daher ist eine enge Zusammenarbeit von
 Geburtskliniken verschiedener Versorgungsstufen nötig. Die Vorhaltung
 bedarfsnotwendiger Geburtskliniken ist sicherzustellen.
 
- eine optimale Betreuung der Schwangeren durch ausreichend und gut 
 ausgebildete Hebammen. Der Beruf muss dafür an Attraktivität gewinnen,
 insbesondere durch eine bessere Gestaltung der Arbeitsbedingungen.
 
- eine stärkere Vernetzung von Kliniken und Frauenärzt:innen für eine 
 bessere Information und Steuerung der Schwangeren, damit die Versorgung
 Hand in Hand erfolgt.
 
- eine transparente Übersicht über Leistungsumfang, Personalausstattung und 
 Qualitätsindikatoren aller Geburtskliniken (“Geburtswegweiser”) durch eine
 unabhängige Einrichtung. Diese muss allgemeinverständlich und leicht
 zugänglich sein.
 
- Die SPD Thüringen steht für das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen 
 Körper. Dazu zählt nicht nur, die theoretische Wahlfreiheit darüber zu
 haben, Schwangerschaften durchführen oder beenden zu wollen, sondern auch
 die praktische Möglichkeit, Schwangerschaftsabbrüche ohne große zeitliche,
 geographische und finanzielle Hürden auf sich zu nehmen. Die SPD Thüringen
 leitet daraus zwei Ziele ab: In allen Krankenhäusern mit einer
 Geburtsklinik nach Krankenhausplan sowie der Universitätskliniken, solle
 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden.
 
- Die SPD Thüringen setzt sich ein für eine nachhaltige und langfristige 
 Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in Thüringen.
 Gemeinsam mit Vertretern der Landkreise und kreisfreien Städte sowie dem
 Landesverband Thüringen der Ärzte und Zahnärzte des Öffentlichen
 Gesundheitsdienstes e. V. entwickeln wir geeignete Maßnahmen zu folgenden
 Aspekten:
- das Medizinstudium um zusätzliche Elemente des öffentlichen 
 Gesundheitswesens erweitern (Public Health)
 
- Teile der praktischen Aus- und Weiterbildung sollen auch in 
 Gesundheitsämtern absolviert werden können
 
- es wird ein Lehrstuhl für das Öffentliche Gesundheitswesen am Uniklinikum 
 Jena eingerichtet
 
- analog zum “Thüringen Stipendium” fördert das Land Thüringen angehende 
 Mediziner, die sich für eine Tätigkeit im ÖGD entscheiden, mit einem
 Stipendium
 
- Thüringen setzt sich bei den Tarifpartner:innen für eine bessere Bezahlung 
 der Beschäftigten im ÖGD ein und schafft weitere Anreize
 
- der Freistaat fördert unter den Gesundheitsämtern die Bildung von 
 Kooperationen und Zweckverbänden
 
- ein stärkerer Fokus als bisher soll dabei dem Bereich der Prävention 
 insbesondere vulnerabler Gruppen (prekär Beschäftigte, Arbeitslose,
 Kinder, Menschen mit Behinderung…) zukommen
 
- die bisher gültige „Verordnung über den öffentlichen Gesundheitsdienst und 
 die Aufgaben der Gesundheitsämter in den Landkreisen und kreisfreien
 Städten” erhält als Basis ein modernes Landesgesetz für den ÖGD. Es wird
 auf eine einheitliche Personalmindestausstattung der Gesundheitsämter
 sowie der übergeordneten Landesbehörde hingewirkt.
 
- Wir werden ein Landeskonzept zur Suchtprävention entwickeln und die 
 Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle für Sucht und Prävention
 prüfen.Die erschreckend hohe Fallzahl von schätzungsweise 50.000
 Betroffenen mit Post- und Long-Covid gibt auch in Thüringen Anlass zur
 Sorge. Die Erforschung und optimale medizinische Versorgung werden wir in
 Kooperation mit allen medizinischen Leistungsträgern weiter vorantreiben.
 Darüber hinaus möchten wir uns für eine flächendeckende Versorgung mit
 Anlaufstellen für postvirale Erkrankungen einsetzen sowie für die
 Fortbildung der Haus- und Fachärzte. Wir setzen uns für eine schnellere
 Anerkennung von Diagnosen wie Long-Covid und ME/CFS insbesondere durch die
 Versorgungsämter des Freistaates Thüringen ein.Das Gesundheitswesen selbst
 sorgt geschätzt für 5 Prozent der CO2-Emissionen. Dies liegt vor allem am
 Energie- und Ressourcenverbrauch. Das Energiethema wollen wir durch
 Investitionen in nachhaltige Infrastruktur (vor allem Gebäude) angehen.
 Der Ressourcenverbrauch wollen wir auch in Thüringen verringern.Wir setzen
 uns für die Umsetzung des „One health“ und „Planetary health“ Gedankens in
 allen medizinischen Bereichen ein. Wir unterstützen und fördern hierzu
 insbesondere Konzepte auf dem Weg zum „Green Hospital“, umweltbewusster
 Ernährung, dem „Landesaktionsplan Hitzeschutz“ oder „Nachhaltiges
 Gesundheitswesen in Thüringen bis 2045 umsetzen“.Wir unterstützen die
 Entwicklung neuer Berufsbilder (wie Community Health Nurse,
 Gemeindenotfallsanitäter) und Stärkung der therapeutischen
 Leistungserbringer, um Ärzte zu entlasten und effiziente
 Behandlungsnetzwerke zu schaffen.Wir unterstützen die Heilmittelerbringer
 bei der Frage der Angleichung der Heilmittel-Berufsbilder an europäische
 Standards (Akademisierung der Ausbildung etc.).Die flächendeckende
 Versorgung durch Apotheken ist für uns ein zentrales politisches Anliegen.
 Wir werden die pharmazeutische Ausbildung in Thüringen stärken und Anreize
 für eine Niederlassung in unterversorgten Regionen schaffen.
- Wir unterstützen den geplanten Neubau des Instituts für Pharmazie an der 
 Friedrich-Schiller-Universität in Jena mit dem Ziel einen wichtigen
 Beitrag gegen den Fachkräftemangel von Apotheker*innen in Deutschland zu
 leisten. Dies ist dringend notwendig um eine nachhaltige, flächendeckende
 Versorgung mit Arzneimitteln auch im ländlichen Raum durch Apotheken zu
 erhalten.
- Das Hospizwesen als essentiellen Teil der medizinischen 
 Versorgungslandschaft werden wir weiter stärken.Wir nutzen die vorhandenen
 digitalen Möglichkeiten für eine bessere Notfallversorgung und fördern die
 Einführung einer Ersthelfer-Alarmierung per App (z. B. Lebensretter;
 Mobile Retter).Wir werden die Förderung des anonymen Krankenscheins
 Thüringen (AKST) verstetigen und die Förderfähigkeit auf Menschen ohne
 Krankenversicherung ausdehnen sowie die Mittel dafür bedarfsgerecht
 erhöhen.
 
 
 
 7.2 Ambulante und stationäre PflegeDas werden wir tun: 
 Die SPD Thüringen steht für eine Pflege in Würde, unabhängig von der
 finanziellen Situation der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen. Daher
 werden wir uns für eine weitergehende Deckelung des Eigenanteils
 einsetzen, der nicht von der staatlichen Pflegeversicherung übernommen
 wird.Im ersten Schritt werden die Eigenanteile auf dem aktuellen Niveau
 eingefroren; die darüber liegenden Ausgaben werden erstattet. Auf diese
 Weise soll gewährleistet werden, dass Pflege bezahlbar bleibt und nicht
 zum Armutsrisiko wird. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung
 Bürger:innenversicherung.In einem zweiten Schritt wird ein Bündnis für
 Pflege gebildet, an dem Vertreter aus allen Bereichen der Pflege sowie der
 Betroffenen beteiligt werden. Das Bündnis soll die Bedingungen in der
 Pflege gemeinsam sozial gerecht weiterentwickeln und auch die Höhe eines
 sozial vertretbaren Deckels für den Eigenanteil ermitteln.Zusätzlich
 werden wir die energetische Sanierung der Pflegeheime durch ein
 zusätzliches Landesinvestitionsprogramm fördern und damit die
 Investitionsumlage auf die Heimbewohner nachhaltig reduzieren.Die SPD
 Thüringen erkennt die enorme Leistung der über 80.000 pflegenden
 Angehörigen im Freistaat an. Applaus allein reicht jedoch nicht. Notwendig
 sind konkrete Maßnahmen, um sie zu unterstützen. Trotz vieler bereits
 bestehender Angebote werden diese oft nicht genutzt, entweder aus
 Unkenntnis, aus Mangel an Zeit und Kraft oder auch aus Schamgefühl. Die
 SPD Thüringen setzt sich deshalb für eine niedrigschwellige, regional
 vernetzte und vor allem aufsuchende Hilfestellung ein. Dafür werden die
 bisher primär stationären Pflegestützpunkte zu mobilen Beratungsdiensten
 weiterentwickelt. Für eine bessere regionale Vernetzung arbeiten sie
 außerdem eng mit weiteren bestehenden Angeboten (z. B. Agathe,
 Dorfkümmerer, Nachbarschaftshilfe, Gemeindeschwestern, Gesundheitskiosken)
 zusammen. Die Finanzierung werden wir nachhaltig ausbauen und das Land
 beteiligt sich an der Finanzierung von jeweils einem Pflegestützpunkt in
 den Landkreisen und kreisfreien Städten mit bis zu 25.000 Euro jährlich.
 Wir streben zusätzlich, die Implementierung einer
 Kurzzeitpflegeterminvermittlungsstelle an (analog zur NRW Heimfinder-
 App).Wir werden die der ThürAUPAVO (Nachbarschaftshilfe) weiterentwickeln,
 entbürokratisieren und eine bundesländerübergreifende Harmonisierung
 anstreben.Zu einer Pflege in Würde gehört auch, dass pflegenden
 Angehörigen eine Teilhabe am sozialen Leben weiterhin möglich ist und
 ausreichend Entlastungsangebote zur Verfügung stehen. Ein wesentlicher
 Grund für die Überlastung vieler Angehöriger ist das Fehlen kurzfristig
 verfügbarer Plätze in der Verhinderungs- und Kurzzeitpflege, etwa für eine
 Auszeit, Urlaub oder Reha-Maßnahmen.Die SPD Thüringen setzt sich deshalb
 für eine staatliche Förderung ein, um Anreize für die Schaffung
 zusätzlicher Plätze in der Kurzzeitpflege zu setzen. Diese können in
 solitären Einrichtungen für Kurzzeitpflege entstehen, aber auch
 eingestreut in stationären Pflegeeinrichtungen. Die SPD unterstützt
 Anbieter außerdem anteilig für den Fall des wirtschaftlichen Risikos, wenn
 eingeplante Kurzzeit-Pflegebedürftige wieder absagen und Betten leer
 stehen. Diese Fördermittel werden vom Land zur Verfügung
 gestellt.Grundlage für die Förderung ist eine Ist-Analyse. Um den Bedarf
 an Kurzzeit- und Verhinderungspflege als auch Bedarfe der gesamten
 pflegerischen Infrastruktur zu ermitteln und bedarfsgerechte Angebote zu
 fördern, braucht es eine regelmäßige und umfassende regionale
 Pflegestatistik, die öffentlich zugänglich ist und als Grundlage für eine
 Landespflegeplanung dienen kann. Die SPD Thüringen wird sich deshalb für
 einen Landespflege- und Patientenbeauftragten, der als Ombudsstelle
 fungiert und dem Landtag und der Öffentlichkeit regelmäßig
 Landespflegeberichte vorlegt, stark machen.Analog zur Transparenzoffensive
 der Bundesregierung bei Fragen der Qualität in Kliniken, werden wir auf
 Landesebene für eine barrierearme, leicht verständliche regelmäßige
 Veröffentlichung der Qualitätsergebnisse der Thüringer Pflegeheime
 sorgen.Die schlechten Arbeitsbedingungen, unter denen Kolleg:innen in der
 Pflegebranche leiden, sind seit Jahren bekannt. Es wird Zeit, dass auf die
 systemrelevante Stellung von Pflegekräften mit angemessenen
 Arbeitsbedingungen geantwortet wird. Deshalb setzt sich die SPD an der
 Seite der Gewerkschaften für eine flächendeckende Tarifbindung ein. Dazu
 braucht es:
- die konsequent höhere Bezahlung bei Überstunden. Damit lohnt es sich für 
 Träger eher, neues Personal einzustellen, sodass die anderen Kolleg:innen
 nicht ständig springen und mehr Überstunden leisten müssen. Diese Maßnahme
 lässt die Schaffung von Vollzeitstellen gegenüber Teilzeitstellen
 attraktiver werden.
 
- Wir unterstützen die Forderung nach der stufenweisen Einführung einer 4 
 Tage Woche mit perspektivisch einer 30 Stunden Woche für Pflegekräfte bei
 vollem Lohnausgleich gemeinsam mit den Gewerkschaften. Weitere
 Gesundheitsberufe sollen folgen.
 
8. Engagiert für Kunst, Kultur, Medien und Sport
Thüringen ist Kulturland, Thüringen ist Sportland, Thüringen ist Medienstandort. 
Diese Besonderheit Thüringens gilt es zu bewahren und durch eine gezielte 
Weiterentwicklung aller drei Bereiche zukunftsfest zu machen. Sie sind die Basis 
von zivilgesellschaftlichem Wirken und Demokratie.
Kulturpolitik und Sportpolitik haben für uns eine zentrale Bedeutung als 
Bestandteil unserer Bestrebungen, den gesellschaftlichen Spaltungen und 
Ausgrenzungen entgegenzuwirken. Ein weiterer wichtiger Pfeiler der Demokratie 
sind die Medien unseres Landes. Sie genießen und bedürfen eines besonderen 
Schutzes. Den bereits begonnenen Strukturwandel müssen wir weiter kritisch 
begleiten. Unser Ziel bleibt die unabhängige und kritische Information für alle 
Generationen, der im Freistaat lebenden Menschen.
Wir stehen politisch in der Verantwortung, den Neustart und die Perspektiven des 
kulturellen und sportlichen Lebens nach Corona kraftvoll zu fördern. Der Staat 
hat die Verantwortung, den Weg zur Mitwirkung in Sport und Kultur für alle zu 
öffnen.
8.1 Kulturland Thüringen
Eine offene demokratische Gesellschaft ist auf eine lebendige und vielfältige 
Kulturszene angewiesen. Das schließt das kulturelle Erbe der Thüringer 
Residenzlandschaft; der Theater und Museen, der jüdischen Landesgemeinden und 
Kirchen ebenso ein wie Angebote der Soziokultur und Brauchpflege, künstlerisches 
Schaffen und Unterhaltungsformate aller Art. Das kulturelle Erbe Thüringens ist 
einzigartig. Es muss daher bewahrt und allen zugänglich gemacht werden. Kultur 
ist überall dort, wo Menschen sich frei begegnen, kreative Räume erschließen und 
in einen gleichberechtigten Austausch treten. Dies findet sowohl in den Städten 
also auch in ländlichen Regionen statt.
Wir verstehen Kultur als gesellschaftliche Aufgabe. In Zeiten wachsender 
Ungeichheit müssen wir dafür sorgen, dass die Zugangshürden zu Kultur und 
kultureller Bildung abgebaut und beseitigt werden. Gleichsam sind wir der Anwalt 
für Kulturakteur:innen, die von ihrer Arbeit leben können müssen und ebenso wie 
andere Arbeitnehmer:innen sozialer Absicherung bedürfen.
Erinnerungsarbeit- und -kultur hat für uns einen besonderen Stellenwert. 
Institutionen wie die "Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora", 
der ehemalige Firmensitz von Topf und Söhne, die "Stiftung Ettersberg-
Gedenkstätte Andreasstraße" und andere Gedenkstätten und Initiativen leisten 
einen sehr wichtigen Beitrag, an diese Schuld zu erinnern, ihre Geschichte 
aufzuarbeiten und an unsere Verantwortung des „Nie wieder!“ zu mahnen.
Das werden wir tun:
- Künstlerinnen und Künstler müssen von ihrer kreativen Arbeit leben können. 
 Wir machen uns deshalb für faire Mindestvergütungen und
 Ausstellungsvergütungen stark.
- Wir setzen uns dafür ein, die sozialen Sicherungssysteme für 
 Kulturakteur:innen deutlich zu verbessern.
- Die Finanzierung der Kultur muss auch in Haushaltsnotlagen gesichert sein.
- Wir wollen Kultur als Pflichtaufgabe in der Thüringer Kommunalordnung 
 verankern. Der von der SPD entwickelte Kulturlastenausgleich im kommunalen
 Finanzausgleich ist fortzuführen und finanziell anzupassen.
- Kultur muss als Staatsziel in die Landesverfassung aufgenommen werden
- Thüringen wird ein Staatsziel Kultur im Grundgesetz unterstützen
- Wir wollen die Parität - sowohl bei der Besetzung von Kommissionen, Jurys 
 und Gremien im Kultur- und Medienbetrieb als auch bei der Vergabe von
 Förderungen und künstlerischen Aufträgen
- Wir setzten uns für eine Fortsetzung und Erweiterung des Bundesprogrammes 
 zur Erhaltung der Thüringer Schlösserlandschaft ein
- Wir begrüßen die Auszeichnung des mittelalterlich-jüdischen Erbe Erfurts 
 mit dem Welterbe-Titel. Alte Synagoge, Mikwe und Steinernes Haus sind
 erstrangige bauliche Überlieferungen früheren jüdischen Lebens. Gemeinsam
 mit der Landeshauptstadt wollen wir deshalb dafür sorgen, dass diese
 historischen Stätten noch bekannter werden und dass ein für Besucher:innen
 attraktives und didaktisch vorbildliches Welterbezentrum entsteht.
- Wir stärken die Initiativen zur Aufarbeitung von NS-Raubkunst und 
 Sammlungen in kolonialen Zusammenhängen durch Provenienzforschung. Deshalb
 soll eine Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Thüringen Museumsverband
 und anderen Akteuren den weiteren Bedarf und Vorschläge für das weitere
 Vorgehen erarbeiten.
- Wir setzen uns für eine kulturelle Teilhabe aller ein, insbesondere für 
 Kinder und Jugendlich soll es einen kostenlosen Zugang zur Kultur geben.
- Wir stehen für den Erhalt der reichen und traditionsreichen Thüringer 
 Orchester- und Theaterlandschaft. Gemeinsam mit den kommunalen Trägern und
 dem partizipierenden Umland wollen wir auch künftig allen Theatern und
 Orchestern finanzielle Planungssicherheit mit langfristigen
 Finanzierungsvereinbarungen geben, um so eine gute künstlerische
 Entwicklung zu ermöglichen.
- Wir wollen, dass Theater und Orchester allen Menschen im Land offen 
 stehen. Um dies zu ermöglichen wollen wir, dass jedes Kind ein Theater
 oder Orchester besuchen kann.
- Kinder- und Jugendtheater sollen zukünftig eine institutionelle Förderung 
 erhalten. Sie sind öfters der erste Zugang für kulturelle Teilhabe von
 Kindern und Jugendlichen.
- Die Projektförderung trägt maßgeblich dazu bei, dass neue Ideen eine 
 Chance zur Verwirklichung erhalten. Wir streben dabei künftig eine
 Entbürokratisierung und eine Vereinfachung bei Förderanträgen an.
 Zukünftig sollen die landesweiten Verbände auf Grundlage eines
 Wirtschaftsplans (Personal- und Sachkosten) institutionell gefördert
 werden. Wichtige kulturelle Initiativen und Vereine sollen auch mehr
 Planungssicherheit durch eine mehrjährige Projektförderung erhalten.
- Soziokulturelle Initiativen und Zentren in ländlichen und städtischen 
 Räumen lädt bieten die Chance für jeden, selber aktiv zu werden, eigene
 Ideen zu verwirklichen. und Kultur zu erleben. Wir wollen daher die
 wichtige Arbeit der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur weiter fördern.
- Wir wollen die Welt dazu einladen, die großen und die vielen versteckten 
 Schätze des Kulturlandes Thüringen zu entdecken. „Zur Unterstützung und
 Entwicklung des Kulturtourismus und zur Stärkung des ländlichen Raums
 fördern wir individual touristische Angebote in historischen Dorf- und
 Ortskernen. Damit wollen wir unser ländlich kulturelles Erbe sichern und
 deren Eigentümer:innen besser unterstützen Des Weiteren soll mit dem
 weiteren Ausbau des multimedialen virtuellen Portals Menschen in aller
 Welt das Kulturland Thüringen ansprechend präsentiert werden. Portale
 sollen an besonders bekannten Orten wie zum Beispiel Weimar den Touristen
 aus aller Welt die Schatzkammer Thüringen vorstellen und Lust machen auf
 längere Besuche und neue Entdeckungen in Thüringen.
- Wir werden die digitale Transformation und Digitalität im Kulturbereich 
 unterstützen, um die kulturellen Institutionen und Vereine zukunftsfähig
 zu machen. Kulturinstitutionen stehen vor der großen Herausforderung, ihr
 Publikum an sich zu binden bzw. neue und mehr Besuchergruppen zu gewinnen.
 Neue Formate sind zu entwickeln um den Nutzer:innen eine bessere Teilhabe
 zu ermöglichen. Dies erfordert einen umfassenden Ansatz in der digitalen
 Transformation, angefangen vom so genannten „Changemanagement“ in der
 Verwaltung, der Förderung der Infrastruktur bis hin zur digitalen
 Erfassung von Kulturgütern. Die digitale Präsentation und Vermittlung, wie
 auch die Ermöglichung von digitaler Kunst, gewinnen zunehmend an
 Bedeutung. Gerade Digitalisierung benötigt dynamische Instrumentarien. Um
 eine ständige Fortentwicklung in diesen Bereichen zu ermöglichen, müssen
 die Förderinstrumentarien flexibler ausgestaltet werden. Dies betrifft
 sowohl erleichterte Förderbedingungen als auch neue inhaltliche
 Schwerpunkte.
- Wir werden den weiteren Ausbau eines zentralen Kultur- und Wissensportals 
 weiter vorantreiben und als Beitrag Thüringens zur Deutschen Digitalen
 Bibliothek profilieren. Hierbei werden wir die Kultureinrichtungen und
 Kulturschaffenden gezielt bei Erstellung ihrer Angebote unterstützen.
- Wir haben die Museumsförderung deutlich erhöht und stehen auch in Zukunft 
 gemeinsam mit den Kommunen für die finanzielle Sicherheit der Museen ein.
 Wir wollen zur Stärkung der pädagogischen und wissenschaftlichen Arbeit in
 den Museen ein Volontariatsprogramm starten.
- Wir wollen die Erinnerungen der Verfolgten und Häftlinge für alle Zeit 
 respektvoll bewahren, und gleichzeitig die Bildungs- und Forschungsarbeit
 der Gedenkstätten im Dienste des Austauschs, der Verständigung, der
 Wahrung der Menschenrechte und der Demokratie weiter stärken. Dabei sollen
 vor allem auch neue Formate der Vermittlung unterstützt werden um eine
 nachhaltigere Reflexion zu erzielen und das kritische
 Geschichtsbewusstsein zu stärken.
- Mit einer gezielten Förderpolitik wollen wir gemeinsam mit den Kommunen 
 das Angebot der Musik- und Jugendkunstschulen erhalten. Gerade im
 ländlichen Raum muss es Ziel sein, dass Jugendliche diese Angebote auch in
 Zukunft nutzen können. Zudem wollen wir die Kooperationen mit anderen
 Kultureinrichtungen stärken.
- Bibliotheken sind nicht nur Orte der Information, sondern in vielen 
 Gemeinden und Städten auch Orte der Begegnung, des Austausches und ein
 Mittelpunkt des kulturellen Lebens. Es muss auch zukünftig darum gehen,
 gemeinsam mit den Kommunen dieses Angebot zu erhalten. Wir wollen die
 Bibliotheken als außerschulischen Lernort stärken und mehr in die
 schulische Arbeit integrieren.
- Thüringen ist das Land der Dichter und Denker angefangen von Luther, 
 Goethe, Schiller über Hegel, Fichte bis hin zu Gropius, zeitgenössisches
 Schaffen setzt diese Tradition fort. Wir wollen der zeitgenössischen
 Literatur Räume schaffen wie im Rahmen der Thüringer Literaturfestivals
 und die überregionale Präsentation der Thüringer Autor:innen weiter
 unterstützen. Darüber hinaus wollen wir die Leseförderung in den Schulen
 weiterentwickleln, mit dem Ziel bei den jungen Thüringer:innen die Freude
 an Literatur zu wecken.
- Thüringen ist Musikland. Tradition und Innovation beflügeln sich 
 gegenseitig. Zahlreiche Festivals, Festivals wie die Thüringer Bachwochen,
 das Rudolstädter Folkfest oder der Güldene Herbst begeistern ein
 internationales Publikum. Aber auch Junge Projekte müssen gefördert und
 unterstützt werden. Wir wollen Festivals und Projekte stärken und weiter
 profilieren. Mit ihnen wollen wir mehr Besucher:innen aus dem In- und
 Ausland nach Thüringen locken.
- Wir unterstützen eine weitere Bewerbung aus Thüringen zur Kulturhauptstadt 
 Europas. Thüringen war über alle Epochen hinweg Kristallisationspunkt
 europäischer Geschichte und Kultur und hat unter anderem beim Lutherjahr
 und dem Tag der deutschen Einheit bewiesen, dass es ein exzellenter
 Gastgeber ist. Das erfolgreiche EU-Projekt kann im Freistaat eine
 zukünftige Kulturhauptstadt finden, von der nachhaltige Impulse in
 Wirtschaft, Tourismus und Kultur ausgehen.
8.2 Medien
Unabhängige Medien sind wesentlicher Grundpfeiler einer lebendigen Demokratie 
und somit unverzichtbarer Bestandteil unseres Alltags. Sie bieten Information, 
Kommunikation, sichern gesellschaftliche, politische und kulturelle Teilhabe und 
Zugang zu Wissen.
Eine starke Medienwirtschaft ist neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk für 
die Erfüllung dieser gesellschaftlichen Aufgaben von zentraler Bedeutung. Unser 
Ziel ist es, den Medienstandort Thüringen zu stärken sowie allen Bürger:innen 
den Zugang zu einem ausgewogenen und unabhängigen lokalen, regionalen und 
überregionalen Medienangebot zu sichern.
Das werden wir tun:
- Wir werden den Anteil gesellschaftlich relevanter Verbände in den Gremien 
 des MDR erhöhen und damit diesen weiter pluralisieren.
- Erfurt als Zentrum für Kindermedien werden wir weiter stärken. Dabei 
 setzen wir künftig verstärkt auf die Entwicklung von Medieninhalten für
 Lehr- und Lernmedien, auf Spieleentwicklung sowie die Medienproduktion
 durch Kinder.
- Wir werden die Medienförderung noch deutlicher als bisher für neue mediale 
 Formen und experimentelle Formate öffnen.
- Der Ausbildung in Medienberufen messen wir eine besondere Bedeutung bei. 
 Daher wollen wir Aus- und Weiterbildungsinitiativen unterstützen, die auf
 den rasanten Wandel in der Medienwelt reagieren.
- Die Förderung der Thüringer Bürgermedien werden wir aufstocken und dafür 
 sorgen, dass ihnen neue technische Verbreitungswege zur Verfügung stehen.
- Bibliotheken wollen wir als Orte der Informationsvermittlung und 
 medienpädagogischen Arbeit stärken. Daher unterstützen wir eine
 Integration kommunaler Medienzentren in öffentlichen Bibliotheken und
 wollen den Zugang zu Bibliotheken auch im ländlichen Raum sicherstellen.
- Wir setzen uns für verstärkte Faktenchecks und die Bekämpfung von Fake-
 News durch den MDR und die Landesmedienanstalt ein.
8.3 Sport
Rund 360.000 Menschen sind in den knapp 3.300 Thüringer Sportvereinen 
organisiert. Mit Recht kann der organisierte Sport im Freistaat damit für sich 
in Anspruch nehmen, die „größte Bürger:innenbewegung im Lande“ zu sein. Sport 
übernimmt in unserer Gesellschaft wichtige Aufgaben. Er stiftet 
Gemeinschaftsgefühl, trägt maßgeblich zur Gesunderhaltung bei und vermittelt 
Werte wie Fairness. Darum setzen wir uns dafür ein, angemessene 
Rahmenbedingungen für den Sport abzusichern und eine auskömmliche Finanzierung 
zu gewährleisten.
Das werden wir tun:
- Land und Kommunen müssen gemeinsam mit den Vereinen Verantwortung für den 
 Breitensport übernehmen. Die direkten Förderungen dafür stammen zum
 Großteil aus den Überschüssen der Staatslotterie. Diese Finanzierung
 stellt eine verlässliche Säule für den Breitensport dar. Wir wollen
 prüfen, inwieweit diese verlässliche Säule durch weitere
 Finanzierungsquellen ergänzt werden kann.
- Gemeinsam mit dem organisierten Sport und auf der Basis detaillierter 
 Bestandsaufnahmen, fachwissenschaftlich gestützter Bedarfsanalysen sowie
 einer konkreten Ziel- und Maßnahmenfestschreibung wollen wir einen
 Zukunftsplan für das Sportland Thüringen entwickeln. An diesem
 Zukunftsplan werden sich künftig die Ziel-und Leistungsvereinbarungen
 zwischen der Landesregierung und dem Landessportbund orientieren.
- Wir werden die Ehrenamts- und Übungsleiter:innenpauschale regelmäßig an 
 die allgemeine Kostenentwicklung angepassen und für die Arbeit im
 Jugendbereich eine zusätzliche Ehrenamtskarte als Zeichen unserer
 Wertschätzung einführen..
- Wir setzen uns für eine Aufwertung des Sports in Kindertagesstätten, 
 Schulen und Jugendeinrichtungen aus. In der Ausbildung der Erzieher:innen
 und in der praktischen Arbeit der Kindertagesstätten sollen Sport und
 Angebote zur altersgerechten motorischen Entwicklung sowie zur
 Bewegungsförderung daher wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Wir
 unterstützen hierbei auch ergänzende Sportangebote in Schulen bzw. im
 Rahmen des Horts.
- Die Ausbildung der Sportlehrer:innen und der Übungsleiter:innen muss zudem 
 noch stärker auf altersgruppenspezifische methodisch-didaktische Ansätze
 ausgerichtet werden.
- Wir wollen das erfolgreiche Programm „Bewegte Kinder = gesündere Kinder“ 
 zusammen mit dem Projekt „Bewegungscoach“ in ein weiter gefasstes
 Landesprogramm zur Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen und für
 eine bewegungsfreundliche Gestaltung des KITA- und Schulalltags
 integrieren. Damit sollen KITAS und Schulen aller Schularten
 unbürokratisch bei der Durchführung regelmäßiger Bewegungschecks, beim
 Ausbau darauf basierender, individueller bewegungsfördender Maßnahmen und
 bei der Integration von regelmäßigen Bewegungsangeboten in den ganz
 normalen Alltag ihrer Einrichtungen unterstützt werden.
- Gemeinsam mit dem Bund sollen die Kommunen auch weiterhin bei der 
 Sanierung und beim Ausbau von Schulen und Sporteinrichtungen unterstützt
 werden. Der Fördertitel für Bau und Sanierung von Schulsporthallen soll
 dazu auf 10 Millionen Euro erhöht werden. Außerdem wird die Finanzierung
 kommunaler Schwimmbäder zur Gewährleistung des Schwimmunterrichts für alle
 Schüler:innen sichergestellt.Kommunen sollen in die Lage versetzt werden,
 auch öffentlich zugängliche Sportflächen und -geräte und Fitnessparks zu
 errichten.
- Wir werden ein Sonderinvestitionsprogramm Sportstätten in Höhe von 
 jährlich 20 Millionen Euro schaffen. Gerade in ländlichen Regionen bedarf
 es neuer Wege. Dabei wollen wir die multifunktionelle Nutzung von
 Bestands- und Leergebäuden (Sport-, Veranstaltungs-, Jugendhilfestätten)
 erproben und hier unbürokratische Finanzierungen aus verschiedenen
 Fördertöpfen ermöglichen.
- Wir wollen Spitzensportler:innen gezielt unterstützen, indem wir 
 Landesstipendien vergeben, die Sportgymnasien stärken und dort für den
 Einsatz von Schulsozialarbeiter:innen sorgen.
- Wir wollen unsere Profi-und Spitzensportvereine dabei unterstützen, 
 wieterhin den wachsenden Voraussetzungen der jeweiligen Ligen gerecht zu
 werden und legen ein jährliches Förderbudget auf.
- Wir wollen einen sauberen Sport und setzen uns klar gegen Doping ein. In 
 diesem Sinne haben wir bei der Novellierung des Sportfördergesetzes mit
 dafür gesorgt, dass Sportorganisationen nur dann vom Land gefördert
 werden, wenn sich Mitarbeiter:innen mit Doping-Vergangenheit einer
 Überprüfung durch die Unabhängige Kommission des DOSB stellen.
- Wir wollen alle Thüringer Sportregionen wieder in das Zentrum der 
 Aufmerksamkeit rücken, indem wir diese bei der Entwicklung ihrer
 Sportstätten als Teil eines sichtbaren und attraktiven touristischen
 Gesamtkonzeptes unterstützen.
- Eine besondere Rolle nimmt der Behindertensport ein, der vom Breiten- bis 
 zum Leistungssport gleichrangig unterstützt wird. Für Menschen mit
 körperlichen und geistigen Einschränkungen ist Sport eine Möglichkeit der
 Teilhabe und Selbstverwirklichung.
- Wir erkennen an, dass eSport sich zunehmender Beliebtheit erfreut – gerade 
 bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Frage, ob eSport ebenfalls
 als Sport anzusehen ist oder nicht, muss angesichts dessen in nächster
 Zeit geklärt werden. Dabei sind uns zwei Punkte wichtig: Der organisierte
 Sport hat sich von Beginn den Veränderungen unserer Gesellschaft und neu
 aufkommenden Sporttrends und Sportarten sowie sich wandelnden
 Freizeitinteressen stellen müssen. Das hat er erfolgreich getan.
 Gleichzeitig ist aber auch klar, dass neue Sportarten nur dann Aufnahme in
 den organisierten Sport finden können, wenn sie dessen Aufnahmekriterien
 und dessen Wertekanon entsprechen. Wenn eSport entsprechende
 Entwicklungsschritte einschlägt und so Akzeptanz beim organisierten Sport
 findet, steht seiner Anerkennung als Sport aus unserer Sicht nichts im
 Wege.
8.4 Ehrenamt
Gesellschaftlicher Zusammenhalt basiert darauf, wie viel jede:r bereit sind, 
sich für die Umwelt und andere Menschen einzusetzen, Rücksicht aufeinander zu 
nehmen und Respekt für die Leistung anderer zu zeigen. Ist der gesellschaftliche 
Zusammenhalt stark ausgeprägt, stärkt das unsere Demokratie, macht sie lebendig 
und wehrhaft.
Das Ehrenamt ist mit 800.000 Tausend Engagierten in Thüringen die oft 
unsichtbare Kraft, ohne die ein Zusammenleben in unserer Gesellschaft nicht 
vorstellbar wäre. Allein in den Thüringer Feuerwehren engagieren sich über 
35.000 Kamerad:innen. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Menschen sind, die 
in Blaulicht- oder Rettungsorganisationen, Sportvereinen, Jugendverbänden, 
Kleingarten- oder Karnevalsvereinen ehrenamtlich tätig sind. Besonders in Zeiten 
des Wandels und wachsender Unsicherheit in der Bevölkerung, verstärkt durch eine 
globale Gesundheitskrise, braucht es das ehrenamtliche Engagement.
Viel zu oft nehmen wir die unbezahlbare Leistung des Ehrenamtes für das 
Funktionieren unseres Zusammenlebens als selbstverständlich hin. Dabei werden 
hier bundesweit jährlich fünf Milliarden Arbeitsstunden kostenfrei oder mit nur 
geringer Entschädigung geleistet. Das zeigt, wie groß der Anteil des Ehrenamts 
an der Daseinsvorsorge mittlerweile ist. Wir müssen aber feststellen, dass das 
Ehrenamt in seinen vielen Facetten zunehmend unter Druck gerät, insbesondere in 
ländlichen Regionen. Wegzug, Überalterung, Bürokratie oder fehlende Freizeit 
durch beruflichen Druck sind die Hürden für den Erhalt und Ausbau ehrenamtlicher 
Strukturen.
Die SPD Thüringen bekennt sich deshalb zum Ehrenamt als Ressource für 
unser
Zusammenleben und wird die ehrenamtlich Aktiven in Thüringen weiterhin 
unterstützen.
Das werden wir tun:
- Ehrenamtliche Arbeit findet in zumeist vor Ort in unseren Kommunen statt. 
 Wir werden unsere Kommunen dauerhaft finanziell in die Lage versetzen,
 Aufgaben im eigenen Wirkungskreis zu erbringen und damit das Fundament für
 ehrenamtliches Engagement zu legen.
- Darüber hinaus werden wir ein Ehreanmtsbudget für Kommunen schaffen, damit 
 Engagierte direkt gefördert werden. Unsere kommunalen Entscheidungsträger
 wissen am besten, wo finanzielle Unterstützung für Ehrenamtliche gebraucht
 wird.
- Absicherung des Ehrenamtes durch seine Verankerung in der Thüringer 
 Landesverfassung
- Ausbau der sog. Jugendpauschale sowie Stärkung der Örtlichen 
 Jugendförderung
- Verpflichtung der Kommunen zur Förderung der Arbeit von Jugendverbänden 
 über die kommunalen Jugendförderpläne.
- Ausbau von Leistungen aus dem Landesprogramm Solidarisches Zusammenleben 
 der Generationen sowie der Familienpauschale zur Unterstützung der
 Kommunen bei der Umsetzung einer kommunalen Sozialplanung.
- Stärkung der Thüringer Ehrenamtsstiftung und ihrer Leistungen durch 
 gezielte Öffentlichkeitsarbeit.
- Bessere Ausstattung und erhöhte Ausgabe der Thüringer Ehrenamtscard.
- Gezielte Förderung und Vernetzung ehrenamtlicher Strukturen mit 
 entsprechenden Qualifizierungs- und Serviceangeboten mithilfe der Neuen
 Deutschen Stiftung für Ehrenamt und Engagement (DSEE).
- Abbau unverhältnismäßiger bürokratischer Belastungen für das Ehrenamt, 
 mithilfe eines zentralen Portals mit Muster-Formularen und Informationen
 zu geltenden Regelungen.
- Klarstellung darüber herbeiführen, dass die Möglichkeit der politischen 
 Tätigkeit einer Organisation zur Verfolgung ihres gemeinnützigen Zweckes
 besteht, ohne ihre Steuerbefreiung zu gefährden.
- Die Menschen, die ehrenamtlich ihre Gesundheit für unseren Schutz und 
 unsere Sicherheit riskieren, gilt es besonders zu unterstützen, vor allem
 in ländlichen Regionen. Was wir leider immer wieder feststellen, ist der
 mangelnde Respekt vieler Leute gegenüber den Sicherheits- und
 Rettungskräften. Umso mehr liegt uns die Sicherstellung des ehrenamtlich
 getragenen Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes am Herzen. Deshalb
 wollen wir mit einer öffentlichkeitswirksamen Kampagne die Leistung der
 Katastrophenschutzkräfte würdigen und die Feuerwehren mit Investitionen in
 Infrastruktur und Lehrangeboten insbesondere an der Thüringer
 Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule unterstützen.
- Erarbeiten eines Ehrenamtsfreistellungsgesetzes, welches analog zum 
 Bildungsfreistellungsgesetz oder als Ergänzung zum
 Bildungsfreistellungsgesetz Thüringer Menschen für ehrenamtliche
 Tätigkeiten freistellt.
9. Zukunftsfähige und solide Haushaltspolitik
Die solide und vorausschauende Haushaltspolitik der vergangenen Jahre hat dafür 
gesorgt, dass Thüringen auch in der Corona- und Energiekrise handlungsfähig 
geblieben ist. Eine gute Finanzpolitik darf aber nicht nur die kurzfristige 
Krisenbewältigung im Blick haben, sondern muss immer auch Gestaltungsspielräume 
für kommende Generationen schaffen.
Es bedarf daher in den nächsten Jahren einer klaren Prioritätensetzung im 
Landeshaushalt. Nur so schaffen wir die für die kommenden Jahre notwendigen 
Gestaltungsspielräume für Investitionen in die Transformation von Wirtschaft und 
Gesellschaft.
Das werden wir tun:
- Wir werden den Landeshaushalt auch weiterhin an den Herausforderungen der 
 Zukunft ausrichten. Dafür sind uns eine realistische Finanzplanung mit
 konstant hohen Investitionsquoten und ein sicherer Mittelabfluss ebenso
 wichtig, wie die auskömmliche Finanzausstattung der Kommunen, eine
 aufgabengerechte Personalausstattung der öffentlichen Hand auf allen
 Ebenen, der öffentlichen Daseinsvorsorge und eine Fortführung der
 Schuldentilgung, der in Anbetracht der Pandemiebewältigung aufgenommenen
 Kredite.
- Um den Herausforderungen der anstehenden Transformation der Wirtschaft und 
 der Verwaltung begegnen zu können, wollen wir die Investitionsquoten im
 Landeshaushalt zwischen 16 und 18 Prozent stabilisieren.
- Wir werden eine klare Prioritätensetzung in der Förderung vornehmen. 
 Förderprogramme sollen effizient und transparent gestaltet und eingesetzt
 werden. Wir werden die Landesprogramme konzentrieren und vereinfachen, um
 bessere Voraussetzungen für wichtige Investitionen in Schulen,
 Infrastruktur, Wirtschaft und Soziales zu schaffen.
- Wir setzen uns auf Bundesebene für eine Abschaffung der grundgesetzlichen 
 Schuldenbremse in ihrer jetzigen Form ein. Die Erfahrungen seit ihrer
 Einführung zeigen, dass sie die Handlungsfähigkeit des Staates
 insbesondere auf Länderebene massiv einschränkt. Damit zukunftsweisende
 Investitionsprojekte z. B. im Rahmen der Energie- und Wärmewende nicht an
 ihrer Finanzierbarkeit scheitern, muss es auch für die Länder möglich
 sein, in einem gewissen Rahmen fristenkongruent zu finanzieren. Parallel
 hierzu werden wir die Regelungen in der Thüringer Landeshaushaltsordnung
 zu Kreditermächtigungen mit dem Ziel überprüfen diese, insbesondere für
 investive Maßnahmen, zu erweitern und bei Bedarf anpassen.
- Um den Herausforderungen der Transformation gerecht zu werden, werden wir 
 einen „Thüringer Transformationsfonds (TTF)“ zur langfristigen
 Finanzierung von Zukunftsinvestitionen einrichten. Damit wollen wir in den
 kommenden Jahren einen fühlbaren struktur- und klimapolitischen Impuls
 setzen und den notwendigen Wandel in Thüringen aktiv gestalten. Damit
 schaffen wir Finanzierungssicherheit für Unternehmen, öffentliche
 Einrichtungen und Kommunen und vereinfachen die Mittelverwaltung innerhalb
 der Landesverwaltung.
- Zur Finanzierung dieser Investitionen des „Thüringer Transformationsfond 
 (TTF)“ werden wir die Ausgabe von „grünen“ Anleihen prüfen. Denn für
 solche Anleihen bestehen regulatorisch Vorgaben dafür, welche Art von
 Projekten finanziert werden dürfen. Damit schaffen wir nicht nur
 Transparenz hinsichtlich der Mittelverwendung, sondern leisten zusammen
 mit anderen Bundesländern einen Beitrag zum Wandel der Kapitalmärkte hin
 zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
- Wir werden für die Zukunft vorsorgen. Wir werden die Rücklagen so 
 ausstatten, dass wir auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren können.
 
- Wir werden die bestehenden Prozesse in der über viele Jahre gewachsenen 
 Förderlandschaft des Freistaats kritisch prüfen. Förderprogramme sollen
 effizient und transparent gestaltet und eingesetzt werden. Nach kritischer
 Prüfung dieser hinsichtlich ihrer Effektivität werden wir auch
 Streichungen in Betracht ziehen. Wir werden die Landesprogramme
 standardisieren und vereinfachen, um bessere Voraussetzungen für wichtige
 Investitionen in Schulen, Infrastruktur, Wirtschaft und Soziales zu
 schaffen. Dazu schaffen wir eine zentrale Förderplattform, die eine
 vollelektronische Abwicklung aller landeseigenen Förderprogramme
 ermöglicht. Und wir werden die Landeshaushaltsordnung sowie die
 entsprechenden Verwaltungsvorschriften auf Möglichkeiten der
 Entbürokratisierung prüfen.
- Das seit 2022 rasant gestiegen Zinsniveau stellt Kommunen und Unternehmen 
 zunehmend vor Finanzierungsprobleme. Instrumente wie Bürgschaften und
 zinsverbilligte Kredite können ohne größere Fördersumme helfen, aus einem
 unfinanzierbaren Vorhaben eine rentierliche Investition zu machen. Dazu
 wollen wir die Thüringer Aufbaubank als erfahrenen Partner des Freistaats
 weiter stärken und mit der Umsetzung entsprechender Landesprogramme
 beauftragen.
10. Wir in Europa
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zeigt, wie wichtig ein geeintes und 
geschlossenes Europa ist. Frieden, Demokratie und ökonomischer Wohlstand, Basis 
des Zusammenlebens auf unserem Kontinent, stehen verstärkt im Wettkampf mit 
autokratischen und diktatorischen Systemen auf der Welt. Europa ist der 
wichtigste Handelspartner vieler Thüringer Unternehmen, tausende von 
Schüler:innen nehmen an europäischen Austauschen teil und Studierende lernen 
heute in Universitäten europaweit. Viele Bauvorhaben in Thüringen wären ohne 
Fördermittel aus der EU nicht finanzierbar. Europa ist Lebensrealität vieler 
Thüringer:innen. Deshalb werden wir uns weiter dafür einsetzendie europäische 
Zusammenarbeit bei Bildung, Forschung und Transfer, im Arbeitsmarkt und in der 
Kultur zu vertiefen.
Viele dieser Herausforderungen vor denen wir aktuell stehen, lassen sich nicht 
auf nationaler Ebene lösen seien es geopolitische Fragen oder die Bekämpfung des 
menschengemachten Klimawandels. Deshalb engagieren wir uns weiterhin für ein 
starkes, gemeinsames und soziales Europa.
Das werden wir tun:
- Wir werden im Ausschuss der Regionen für ein starkes, nachhaltiges und 
 soziales Europa eintreten, das auch in Krisenzeiten zusammensteht und
 niemanden zurücklässt. Wir wollen ein bürgernahes und demokratisches
 Europa, in dem nicht nur darüber gesprochen wird, was besser laufen kann,
 sondern auch darüber, wo Europa im Freistaat wirkt und das Leben vieler
 Bürger:innen bereichern kann.
- Wir wollen ein soziales Europa, das gemeinsame Regeln für gute Arbeit, 
 gerechte Steuern und eine soziale Grundsicherung schafft. Unser Ziel ist
 eine Europäische Union, die soziale Mindeststandards sichert, Lohn und
 Sozialdumping wirksam unterbindet und die sozialen Grundrechte für alle
 Bürger:innenin Europa stärkt.
- Wir werden am Wissenschaftsstandort Thüringen in die grenzüberschreitende 
 Forschung investieren und unsere Wissenschafts- und Forschungspolitik
 international ausrichten.
- Wir werden den Austausch der Bürger:innen in Europa fördern. Dazu wollen 
 wir verstärkt europäische Städtepartnerschaften unterstützen und neue
 Ideen für die internationale Arbeit vor Ort entwickeln.
- Wir wollen die Barrieren des grenzübergreifenden Arbeitsmarktes weiter 
 abbauen, an mehr gemeinsamen Bildungsabschlüssen arbeiten und an der
 schnelleren Anerkennung von Berufsabschlüssen.
- Wir werden die Europäische Bildungsarbeit in unseren Bildungseinrichtungen 
 ausbauen und daran arbeiten neben Studierenden verstärkt Auszubildenden
 über Erasmus+ die Möglichkeit zu einem Austausch zu geben.
- Wir setzen uns ein für ein Europa, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit 
 schützt und die Einhaltung der Menschenrechte sichergesllt sowohl gegen
 Angriffe im Inneren als auch in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen
 an den EU-Außengrenzen.
Nach Zeile 3399 einfügen:
7.1 Krankenhäuser, Apotheken, Fachärzte und Notfallversorgung
1. Eine gerechte und solidarische Gesellschaft
Eine soziale gerechte Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigten 
Zugang zu Arbeit, Wohlstand, Bildung, Kultur und politischen Entscheidungen 
haben und sich selbst verwirklichen können, ist seit jeher Ziel der 
Sozialdemokratie. Dieses Ziel ist längst noch nicht erreicht. Vielmehr ist 
unsere Gesellschaft aktuell durch eine soziale Frage gekennzeichnet: eine kleine 
Oberschicht mit einer Vielzahl ökonomischer, räumlicher und sozialer Einfluss- 
und Verwirklichungsmöglichkeiten, eine große Mittelschicht, die sich teilweise 
bedroht fühlt und eine größer werdende Gruppe von Menschen, die kaum von 
Wohlstand und Freiheit profitieren können. Unsere Politik zielt darauf ab, dies 
auszugleichen und Teilhabe für Alle an einer solidarischen Gesellschaft zu 
ermöglichen. Landespolitisch tragen wir in erster Linie durch eine gut 
ausgebaute soziale Infrastruktur dazu bei.
1.1 Familienfreundlichstes Bundesland
Die SPD ist die Familienpartei in Thüringen. Für uns ist klar: Gute Politik für 
Familien zu machen, ist das zentrale Anliegen unserer Politik. Wir setzen uns 
dafür ein, Strukturen zu etablieren und zu stärken, die Familien unterstützen. 
Wir werden Familien finanziell entlasten und dafür sorgen, dass sie eine 
qualitativ hochwertige Zeit miteinander verbringen können. Familienpolitik ist 
eine Querschnittsaufgabe. Wenn wir die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen 
wollen, bedeutet das, dass wir den Sozialraum, Unterstützungsangebote, aber auch 
den Nahverkehr, den Wohnungsmarkt, die Gesundheitsversorgung, sowie Arbeits- und 
Bildungspolitik im Blick haben müssen.
Familien leiden besonders unter den Krisen der vergangenen Jahre, sei es, weil 
sie im Besonderen auf eine starke soziale Infrastruktur angewiesen sind oder 
weil sie stärker unter den Kostensteigerungen leiden.
In den nächsten Jahren liegt viel vor uns, wenn wir attraktive Lebensbedingungen 
für Familien in Thüringen realisieren wollen. Die Frage, wie wir gute Betreuung 
und Bildung in unseren Kindergärten ermöglichen, müssen wir dabei genauso 
beantworten, wie wir pflegende Angehörige entlasten und unterstützen können oder 
wie wir mit attraktiven Arbeitsbedingungen Fachkräfte für die Sozialwirtschaft 
gewinnen, sowie mehr Familienerholung und die bessere Vereinbarkeit von Familie 
und Beruf sicherstellen.
Das werden wir tun:
- Das Landesprogramm "Solidarisches Zusammenleben der Generationen" nimmt 
 die ganze Familie in den Blick. Diesen Weg wollen wir weitergehen und das
 Landesprogramm erweitern durch eine Landesinitiative zur Verbesserung von
 Chancengleichheit und Partizipation in Quartieren sowie ländlichen Räumen
 mit besonderen sozialen Belastungen und Armutsrisiken. Somit werden Orte
 für Familien, junge und alte Menschen sowie für Beratungs- und
 Teilhabeangebote geschaffen.
- Als SPD Thüringen werden wir den Einstieg in das kostenfreie Mittagessen 
 starten. Mit uns bekommt jedes Kind in Thüringen in Kindergarten und
 Schule ein gesundes Mittagessen am Tag. Dieses soll für Kinder und Eltern
 kostenfrei sein.
- Unsere Grundüberzeugung ist und bleibt es, dass die Bildung vom 
 Kindergarten bis zum Meister bzw. Master grundsätzlich beitrags- und
 gebührenfrei sein muss. Daher schaffen wir die Beiträge für Kindergarten
 und Hort für alle Eltern in Thüringen ab. Unser Ziel ist es, dass Eltern
 ab Januar 2025 keine Gebühren für Kinderbetreuung mehr zahlen.
 Beitragsfreiheit und Betreuungsqualität müssen Hand in Hand gehen.
 Sinkende Geburtenraten sind für uns kein Grund bestehende Stellen
 abzubauen. Im Gegenteil: Auch sie helfen uns auf dem Weg zu einem besseren
 Betreuungsschlüssel und sichern die Qualität der Betreuung in den
 Einrichtungen.
- Wir werden die Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsqualität in unseren 
 Kindergärten weiter verbessern. Studien empfehlen zusammen mit
 Fachexpert:innen und -verbänden für den Kita-Bereich einen
 Mindestpersonalschlüssel von 1:3 für Kinder unter 3 Jahren (U 3) und von
 1:7,5 für die Altersgruppe zwischen 3 Jahren und Schuleintritt (Ü 3).
 Davon ist Thüringen trotz aller in den letzten Jahren vorgenommen
 Verbesserungen bei den Betreuungsrelationen noch weit entfernt. Deshalb
 werden wir einen verbindlichen Stufenplan zur Erreichung der Expert:innen-
 Empfehlung festlegen und diesen schrittweise umsetzen. Unser Ziel ist es,
 so einen von politischen Konjunkturen und parlamentarischen
 Mehrheitsverhältnissen unabhängigen Pakt der Demokrat:innen zur
 Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung in Thüringen zu schließen und
 ihn in der kommenden Dekade zu erfüllen. Als ersten wichtigen Schritt
 werden wir den Mindestpersonalschlüssel im Bereich Ü 3 vereinheitlichen
 und auf 1:12 festlegen und in einem nächsten Schritt den
 Mindestpersonalschlüssel in der Altersgruppe der Zwei- bis Dreijährigen
 auf 1:6 zu verbessern.
- Attraktivitätssteigernd wirkt sich zudem eine weitere Professionalisierung 
 des Berufsfeldes aus. Dazu zählt der Ausbau der einschlägigen
 Hochschulstudiengänge und die Etablierung eines Instituts zur
 Qualitätsentwicklung der frühkindlichen Bildung, die Ermöglichung
 kontinuierlicher und qualitativ hochwertiger Fort- und Weiterbildung für
 die Erzieher:innen und das uneingeschränkte Festhalten am Fachkräftegebot.
 Darüber hinaus wollen wir ausgebildeten Erzieher:innen mit Berufserfahrung
 den Zugang zu berufsbegleitenden Studiengängen ermöglichen.
- Mit einem Masterplan Fachkräftesicherung in der Sozialen Arbeit starten 
 wir eine Offensive zur Fachkräftesicherung für Kindergärten,
 Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.
- Die Kommunen finanziell verlässlich ausstatten, um Jugendarbeit, 
 Unterstützungsangebote für Familien, Vereinsarbeit, Hilfe für Bedürftige,
 eine öffentliche Verwaltung, auf die sich jede:r verlassen kann, Straßen,
 Spielplätze, Schulen und Kindergärten – alles, was es für eine lebenswerte
 Nachbarschaft und ein soziales Miteinander braucht, vorzuhalten.
- Wir werden ein Programm zur Stärkung der Gemeinwesensarbeit einführen und 
 gesetzlich verankern, mit dem wir die kommunale Sozial- und Raumplanung
 verstetigen und weiterqualifizieren, so dass fachbereichsübergreifend,
 gemeinsam mit den sozialen Trägern und unter Beteiligung der
 Einwohner:innen, gleichwertige Lebensbedingungen, angemessene Versorgung
 mit sozialen Dienstleistungen und demokratische Teilhabe für Alle möglich
 sind. Projekte der Nachbarschaftshilfe, flexible Kinderbetreuung,
 Freizeitangebote und vieles mehr können damit gefördert werden. Vor Ort
 soll in den Kommunen entschieden werden, mit welchen Angeboten Familien
 gestärkt werden. Das Landesprogramm soll ein Volumen von 10 Millionen Euro
 haben. Mit der Stärkung der kommunalen Sozialplanung sind wir einen
 wichtigen Schritt gegangen, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort
 zu verbessern, stärker zu unterstützen und Freizeitangebote auszubauen. In
 einem nächsten Schritt werden wir die Beteiligung von Menschen vor Ort in
 ihren Quartieren und Stadtteilen im Rahmen dieser Planungsprozesse
 erleichtern.
- Eltern brauchen familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Darauf muss sich 
 die Wirtschaft in Thüringen einstellen. Wir werden, insb. kleine und
 mittelständische Unternehmen unterstützen, Arbeitsbedingungen anzupassen,
 z.B. durch familienfreundliche Arbeitszeitmodelle oder Möglichkeiten zum
 Homeoffice. Auf Bundesebene setzen wir uns für die Einführung einer
 Familienarbeitszeit ein, die Eltern gleichberechtigt die Möglichkeit zur
 Reduzierung der Arbeitszeit bei Lohnausgleich ermöglicht.
- Wir werden familienpolitische Akteur:innen in alle für Familien relevanten 
 Entscheidungen einbeziehen. Dazu werden wir den Landesfamilienrat
 weiterentwickeln.
- Familien brauchen vor allem eines: Zeit füreinander! Wir werden das 
 Landesprogramm zur Familienerholung evaluieren und verstetigen, damit
 Familien mit geringem Einkommen und pflegende Angehörige die Möglichkeit
 zu einer Auszeit haben.
- Wir werden noch einmal die Minderungszeiten für Erzieherinnen und Erzieher 
 erhöhen und die Einrichtungsleitung stärken. Das heißt konkret mehr Zeit
 für Leitungsaufgaben, für Fortbildung und für die Träger neue Spielräume,
 um krankheitsbedingte Abwesenheiten durch zusätzliches Personal
 auszugleichen. Für Familien bedeutet dies: mehr Verlässlichkeit bei den
 Öffnungszeiten ihres Kindergartens. Wir halten an der Betreuungsgarantie
 von bis zu 10 Stunden täglich fest.
- In den Kindergärten wollen wir die Familienarbeit stärken und 
 multiprofessionelle Teams etablieren. Hierzu wollen wir die Entwicklung
 von Kindergärten hinzu Thüringer Eltern Kind Zentren (ThEKiZ) und das
 Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen“ ausweiten. Wir werden das
 Modellprojekt in die Regelfinanzierung überführen und den Kommunen
 bedarfsgerecht zusätzliche Personal- und Sachkosten zur Bewältigung der
 aktuellen Herausforderungen bereitstellen. Damit wollen wir die regelhafte
 Einführung von Sozialarbeit in unseren Kindergärten in einem
 Landesprogramm ermöglichen.
- Zudem gilt es, die schulische Ausbildungder Fachkräfteattraktiver zu 
 gestalten, in dem wir die Schulgeldfreiheit einführen und die
 Anerkennungspraktika für alle Einsatzfelder flächendeckend vergüten. Zudem
 werden wir den Weg für einen Quereinstieg und die berufsbegleitende
 Weiterbildung zur Fachkraft ermöglichen. Mit dem Aufbau eines landesweiten
 Fachkräftemonitoring für die frühkindliche Bildung werden wir regelmäßig
 die Personal- und Ausbildungssituation, die konkreten regionalisierten
 Personalbedarfe und die Notwendigkeiten der Personalentwicklung erheben
 sowie die daraus abzuleitenden Handlungsschritte des Landes, der Kommunen
 und der Einrichtungsträger definieren.
- Ein attraktives Berufsumfeld bietet die beste Gewähr dafür, dass sich noch 
 mehr junge Menschen dafür entscheiden als Erzieher:in im Kita-Bereich zu
 arbeiten und dort auch dauerhaft zu bleiben. Wir werden uns daher dafür
 einsetzen, dass die Bestimmungen des TVöD bei der Entlohnung des
 Erzieher:innenpersonals landesweit und trägerübergreifend Anwendung
 finden. Dadurch werden die teilweise erheblichen Lohnunterschiede zwischen
 kommunalen und freien Einrichtungsträgern nivelliert.
- Wir wollen bezahlbaren Wohnraum für Familien erhalten und schaffen. Zur 
 Miete und im Eigentum – in der Stadt und auf dem Land. Dazu werden wir das
 soziale Wohnungsbauprogramm beschleunigen und die Bemessungsgrundlage so
 verändern, dass auch Familien mit geringen Einkommen berücksichtigt werden
 können. Kommunen sollen keine finanziellen Nachteile entstehen, wenn Sie
 Bauland günstiger an Familien abgeben. Einnahmeausfälle werden wir den
 Kommunen daher erstatten. In den größeren Städten soll eine solche
 Baulandbereitstellung auch für Bauträger möglich sein, die sich
 langfristig zu sozialen Kriterien verpflichten. So werden Miet- und
 Eigentumswohnungen in Thüringen auch für den kleinen Geldbeutel bezahlbar.
 Um Ortskerne zu verdichten, wollen wir Lückenbebauungen und Sanierungen
 mit gezielter Förderung unterstützen.
- Wir werden die Thüringer Familienkarte als dauerhaftes Angebot für 
 Familien in Thüringen etablieren. Familien sollen damit die Möglichkeit
 haben Theater, Freibäder, Museen und Freizeitangebote kostenfrei nutzen
 können. Außerdem werden wir ein Jugendkulturticket für alle jungen
 Menschen bis zum Abschluss ihrer beruflichen und akademischen Ausbildung
 einführen, mit denen sie Kultureinrichtungen kostenfrei nutzen können. Wir
 wollen, dass alle Kinder und Jugendliche Kultur erleben können..
- Die Einkommenssituation von Familien muss sich verbessern. Wir setzen uns 
 für die Steigerung des Lohnniveaus ein. Wir kämpfen an der Seite der
 Gewerkschaften für eine Steigerung der Tarifbindung und höhere
 Tarifabschlüsse. Alle gesetzlichen und untergesetzlichen Möglichkeiten,
 die wir zur Regulierung haben, werden wir nutzen.
- Als SPD stehen wir für mehr soziale Gerechtigkeit. Deshalb setzen wir uns 
 auf der Bundesebene für die Einführung eines Grunderbes in Höhe von 20.000
 €, für jede:n der das 18. Lebensjahr erreicht, ein.
- Um pflegende Angehörige zu unterstützen, die Qualität in der Pflege 
 sicherzustellen und eine Antwort auf den steigenden Bedarf an Fachkräften
 zu finden, streben wir eine konzertierte Aktion an, die alle relevanten
 Akteur:innen in der Pflege beteiligt. Dort soll ein Maßnahmenkatalog
 erarbeitet werden, der im Anschluss zügig umgesetzt werden muss.
- Mit einem starken ÖPNV unterstützen wir Familien. Mobilität ist die 
 Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Damit Familien in Thüringen
 gut mobil sein können, braucht es einen gut ausgebauten, bezahlbaren ÖPNV,
 ergänzt um Angebote von Carsharing,Rufbusse und On-Demand-Angeboten.
1.2 Kinder und Jugendpolitik
Junge Menschen gehören ins Zentrum unserer Gesellschaft – mit all ihren 
Interessen und Bedürfnissen. Unser Ziel ist es, die Belange von jungen 
Menschen, 
ihre Ideen und Interessen dauerhaft in den Fokus der politischen 
Aufmerksamkeit 
zu holen. Wir wollen Jugendpolitik in Thüringen mit den 
Jugendlichen selbst und 
den jugendpolitischen Akteuren im Dialog entwickeln und 
umsetzen.
Das werden wir tun:
- Die eigenständige Jugendpolitik werden wir ressortübergreifend weiter 
 stärken und die Situation junger Menschen durch einen regelmäßigen
 Lebenslagenbericht ins Zentrum der Landespolitik rücken.
- die Maßnahmen der „Landesstrategie Mitbestimmung” weiter umsetzen und die 
 Mitbestimmungsrechte in der Kommunalordnung stärken sowie Jugendgremien in
 der Landespolitik, wie z.B. den Jugendlandtag als Jugendpolitikberatung
 etablieren. Die Diskussion um die Reform der Thüringer Verfassung mit dem
 Ziel fortsetzen, das Wahlrecht ab 16 für die Thüringer Landtagswahl
 einzuführen und die Kinderrechte in die Verfassung aufzunehmen.
- Die Offene Kinder- und Jugendarbeit sowie die Arbeit der Jugendverbände 
 wollen wir weiter unterstützen und mit einer gesetzlich dynamisierten
 örtlichen Jugendförderung (sog. Jugendpauschale) die Kommunen bei der
 Umsetzung dieser Aufgabe fördern, sowie den Landesjugendförderplan
 bedarfsgerecht ausfinanzieren.
- Ein Investitionsprogramm für Einrichtungen der offenen Jugendarbeit in den 
 Kommunen und für die Thüringer Jugendbildungsstätten auflegen, um
 gemeinsam den Kommunen die Einrichtungen zeitgemäß zu modernisieren.
- Die jugendpolitische Erfolgsgeschichte der Schulsozialarbeit 
 weiterschreiben! Wir wollen, dass Schulsozialarbeit künftig in allen
 Thüringer Kommunen bedarfsgerecht angeboten und qualitativ weiter gestärkt
 wird. Um eine dauerhafte gute Schulsozialarbeit zu gewährleisten, ist
 Planungssicherheit für die kommunalen Jugendämter sowie die freien Träger
 besonders wichtig. Wir halten es daher weiterhin für erforderlich, die
 notwendige Landesförderung der Höhe nach gesetzlich festzuschreiben und
 eine Dynamisierungsregelung einzuführen, die sich jährlich an die
 Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst sowie am Preisindex anlehnt.
- Die Rechte von Kindern, Jugendlichen und deren Familien im Bereich der 
 frühen und erzieherischen Hilfen umfassend sichern, sowie die Qualität in
 diesen Hilfen stärken und gemeinsam mit den Kommunen und freien Trägern
 weiterentwickeln. Dabei soll der Bedarf an Hilfen zukünftig in den
 einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten im Rahmen der
 Jugendhilfeplanung verpflichtend ermittelt werden. Zudem werden wir ein
 landesweites und bedarfsgerechtes Angebot an unabhängige Ombudsstellen
 sichern, die Beteiligung junger Menschen in Heimräten und einen
 Landesheimrat stärken, sowie Careleaver- Initiativen unterstützen.
- Wir begrüßen die Reform des SGB VIII zum Aufbau einer inklusiven 
 Jugendhilfe. Damit werden die Jugendämter für alle jungen Menschen
 zuständig, unabhängig davon, ob und welche Unterstützung sie benötigen.
 Den Prozess dazu auf Bundesebene und zur Umsetzung in Thüringen wollen wir
 begleiten und unterstützen.
- Wir stärken die politische Bildung im schulischen und außerschulischen 
 Bereich, dazu werden wir das Netz an Thüringer Jugendbildungsstätten
 zukünftig stärker fördern und die europäische Jugendbildungs- und
 Begegnungsstätte Weimar zu einem Zentrum für Demokratie und Mitbestimmung
 weiterentwickeln. Insbesondere setzen wir uns für einen Ausbau des
 schulischen Sozialkundeunterrichts ein.
- Wir müssen Angebote wie das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige 
 Ökologische Jahr, das Freiwillige kulturelle Jahr und das Freiwillige
 Politische Jahr stärken, so dass sich alle Jugendlichen – unabhängig von
 der Unterstützungsmöglichkeiten ihrer Eltern – ein solches Jahr leisten
 können, denn diese Angebote bieten Jugendlichen Orientierungs- und
 Engagement Möglichkeiten. Wir werden diese Angebote sichern und finanziell
 angemessen ausstatten. Kurzfristig soll die Vergütung für Freiwillige im
 Thüringen Jahr auf die derzeit maximale Höhe angehoben werden (gem.
 Jugendfreiwilligendienstgesetz auf sechs Prozent der
 Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung = 438 Euro monatlich).
 Darüber hinaus bringen wir eine Bundesratsinitiative für die Erhöhung des
 Taschengelds für Freiwilligendienstleistende auf das Bafög-Niveau auf den
 Weg.
- Ein Förderprogramm zur Digitalstrategie der Kinder- und Jugendhilfe 
 aufbauen, dass bedarfsgerecht zusätzliche finanzielle, technische und
 personelle Ressourcen zur Verfügung stellt, um auf die auf die
 Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche und
 die damit verbundenen umfassenden Veränderungen der Arbeits- und
 Berufswelt, der Kommunikation und Interaktion der Menschen, des familiären
 und gesellschaftlichen Zusammenwirkens reagieren zu können.
- Junge Menschen streben verstärkt den höchstmöglichen Schulabschluss an und 
 entscheiden sich öfter zunächst gegen eine berufliche Ausbildung. Wir
 unterstützen Thüringer Betriebe und Unternehmen in ihrem Bemühen, die
 Attraktivität einer Dualen Ausbildung stärker für Jugendliche
 herauszustellen, die über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügen bzw.
 ihren Realschulabschluss in Wahlschulformen erworben haben. Insbesondere
 benachteiligte Jugendliche und Jugendliche mit Behinderungen sind darüber
 hinaus, beginnend in den Vorabgangsklassen, individuell und unter
 Aktivierung gängiger Unterstützungsinstrumente bis zur Aufnahme eines
 Ausbildungsverhältnisses gezielt zu begleiten. Berufsorientierungsangebote
 sind daher stärker zu individualisieren und deren Einsatz in nicht
 berufsqualifizierenden Bildungsgängen der berufsbildenden Schulen zu
 prüfen.
- Qualifizierte Duale Ausbildung braucht einen starken Partner – 
 Berufsbildende Schule und berufsbegleitende Hilfen. Vor dem Hintergrund
 einer kritischen Altersstruktur unter Lehrer:innen an BBS,
 gleichbleibenden Schüler:innenzahlen in der Dualen Ausbildung und den
 Herausforderungen digitaler Transformation in Lehre und wirtschaftlicher
 Praxis sind vorhandene personelle und materielle Ressourcen der BBS
 stärker zu konzentrieren. Wir unterstützen die Weiterentwicklung von
 Schwerpunktschulen/Berufsschulzentren zur Gewährleistung einer
 qualifizierten Unterrichtsversorgung für alle Thüringer
 Berufsschüler:innen. Gleichwohl ist uns bewusst, dass sich damit Wege
 eines Teils von Auszubildenden zur Berufsschule deutlich verlängern
 werden. Wir setzen uns für den Aufbau von Internatskapazitäten an
 Standorten der Schwerpunktschulen ein. Schulsozialarbeiter:innen werden an
 Berufsbildenden Schulen auch zukünftig bedarfsgerecht eingesetzt.
 Ausbildungsbegleitende Hilfen und die Jugendberufshilfe werden wir
 stärken.
- Wir verbessern den Schutz vor häuslicher und sexualisierter Gewalt in der 
 Gesellschaft. Dafür stärken wir den Kinder- und Jugendschutz, um
 Schutzkonzepte in Schulen, Sport- und Jugendeinrichtungen einzuführen.
 Darüber hinaus werden wir eine Fallzahlbegrenzung im allgemeinen sozialen
 Dienst einführen und mehr Fortbildungsangebote für Familienrichter:innen
 und Staatsanwälte schaffen.
- Wir setzen uns für leistungsfähige Jugendämter, öffentliche und private 
 Träger mit einer verlässlichen, am Bedarf orientierten und tarifgerechten
 Personalausstattung ein.
- Wir setzen uns für eine schrittweise Kostenfreiheit für Kinder und 
 Jugendliche für die Nutzung des ÖPNV in Thüringen ein.
- Wir werden Initiativen von Jugendlichen, die sich für Umwelt- und 
 Klimaschutz einsetzen, besonders unterstützen und in die Entwicklung einer
 Landesstrategie Bildung für nachhaltige Entwicklung einbeziehen.
- Wir werden Kommunen und Landkreise durch interkommunalen Fachaustausch in 
 die Lage versetzen, kommunale Mitbestimmungsstrategien junger Menschen zu
 entwickeln und zu etablieren.
1.3 Teilhabe von Senior:innen
In der Sozialdemokratie ist ein bestimmender Aspekt unserer Arbeit die 
Solidarität der Generationen. Unser Engagement und Einsatz für die Mitglieder 
unserer Gesellschaft darf nicht mit dem Renteneintritt enden. Senior:innen sind 
ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Sie haben ihren Beitrag für die 
Gestaltung unserer Gesellschaft geleistet, engagieren sich darüber hinaus und 
übernehmen in hohem Maße Verantwortung für ihre Familien, für ihre 
Partner:innen, Kinder und Enkelkinder. Wir sehen ältere Menschen, die sich in 
der Nacherwerbsphase ihres Lebens befinden, als immanenten Bestandteil unserer 
ganzheitlichen Familienpolitik an. Auf ihre Erfahrungen und ihr Engagement 
können und wollen wir nicht verzichten. Deshalb brauchen wir einen 
wertschätzenden Umgang mit ihnen und müssen echte Teilhabe an unserer 
Gesellschaft über das Rentenalter hinaus garantieren. Insgesamt wollen wir die 
gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen stärken und Hilfestellungen für ein 
selbstbestimmtes und sozialgerechtes Leben im Alltag ausbauen.
Das werden wir tun:
- Eines ist sicher: Der Unterstützungs- und Pflegebedarf für alte Menschen 
 wird in den kommenden Jahren steigen. Unser Ziel ist es, dass Menschen
 möglichst lang gut und gesund in ihrem gewohnten Umfeld leben können. Die
 staatlich garantierten Hilfestellungen gehören für uns zum
 Selbstverständnis einer sozial gerechten und solidarischen Gesellschaft.
 Deshalb stehen wir für eine umfassende und bedarfsgerechte Versorgung
 älterer Menschen. Dazu gehören eine ausreichende finanzielle Absicherung,
 eine barrierefreie Umgebung sowie eine bedarfsgerechte
 Gesundheitsversorgung. Ebenso die Förderung von ehrenamtlichem Engagement,
 sozialer Anbindung und die Stärkung der Selbstbestimmung älterer Menschen
 sind uns wichtige Anliegen.
- Sozial- und Bildungsarbeit mit Älteren in der Kommune stärken. Mit dem 
 Landesprogramm „Solidarisches Zusammenleben der Generationen“ und dem
 Programm AGATHE – „Älter werden in der Gemeinschaft – Thüringer Initiative
 gegen Einsamkeit“ werden wir eine aktive Altenarbeit in den Kommunen
 fördern und zu einem Mindeststandard für generationengerechte
 Infrastruktur weiterentwickeln. Dazu werden wir auf Grundlage der
 Evaluierungsberichte das Familienfördersicherungsgesetz novellieren und
 darin die Programme bedarfsgerecht ausbauen und dauerhaft absichern.
 Zusammen mit den Kommunen wollen wir barrierefreien und bezahlbaren Zugang
 zu allen Orten der Bildung, der Kultur und des gesellschaftlichen Lebens
 ermöglichen. Hierzu wollen wir einerseits die Möglichkeiten der
 Digitalisierung nutzen, andererseits aber auch durch unmittelbare
 Beratungs- und Unterstützungsprogramme sicherstellen, dass neue technische
 Möglichkeiten von allen Menschen sinnvoll und sicher genutzt werden
 können.Damit insbesondere der Aspekte der Altenhilfe innerhalb der
 Sozialplanung künftig viel stärker beleuchtet und bedarfsgerechter
 entwickelt wird, streben wir an, die integrierte Planung der Altenhilfe
 nach § 71 SGB XII gesetzlich zu verpflichten (Altenhilfestrukturgesetz).
- Wohnen sichern. Wir werden dafür sorgen, dass Land und Kommunen in enger 
 Abstimmung mit den kommunalen Wohnungsunternehmen und
 Wohnungsbaugenossenschaften und unter gezieltem Einsatz von
 Förderprogrammen altersgerechte und barrierefreie Wohnräume, alternative
 Wohnformen und Service-Wohn-Angebote ausbauen. Mit einer fachlichen
 Empfehlung für einen Wohnraum-Check werden wir einen einheitlichen
 thüringenweiten Qualitätsstandard für „altersgerechtes Wohnen“ schaffen.
 Ebenso muss die barrierefreie Gestaltung des gesamten öffentlichen Raumes
 und des Wohnumfeldes, vom Zustand der Gehwege, der verkehrlichen Situation
 bis zur Beleuchtung im Wohnquartier berücksichtigt werden. Eine Vernetzung
 mit der Landesfachstelle für Barrierefreiheit streben wir an.
- Mobilität sicherstellen. Mangelnde Barrierefreiheit und hohe Kosten 
 schließen ältere Menschen von der Nutzung des öffentlichen
 Personennahverkehrs aus. Wir werden beim Ausbau des ÖPNV in Thüringen die
 besonderen Bedarfe alter Menschen gezielt berücksichtigen. Alternativen
 zum eigenen PKW, wie Radverkehr und E-Bikes, den Gemeindebus oder das
 Konzept „Fahrendes Mobil“ werden wir bedarfsgerecht ausbauen.
- Sicherheit gewährleisten. Kriminalität, die die Situation alter Menschen 
 gezielt ausnutzt, ist besonders arglistig. Wir werden Beratungsangebote
 und polizeiliche Schutzmaßnahmen in Bereichen verstärken, in denen
 Senior:innen bedroht sind, zum Opfer von Verbrechen zu werden.
- Mitwirkung und Engagement fördern. Für uns gilt: Wann immer es um die 
 Belange von Senior:innen geht, sollen sie in Beratungen und nach
 Möglichkeit auch in Entscheidungen aktiv einbezogen werden.
 Seniorenbeiräte, Seniorenbeauftragte und aktive Interessenvertretung, wie
 der Landesseniorenrat, sind wichtige Institutionen, um die Belange älterer
 Menschen auf kommunaler Ebene und landesweit zu vertreten. Wir wollen die
 Mitwirkungsbereitschaft in der Interessenvertretung stärken und die
 Gewinnung von Senior:innen für aktives ehrenamtliches Engagement
 intensiver fördern. Die Interessenvertretung von und für Menschen mit
 Pflegebedarf und ihrer Angehöriger werden wir stärken.Die Rechte des
 Landesseniorenrates sowie der kommunalen Seniorenbeauftragten und
 Seniorenbeiräte werden wir stärken und entsprechend das Thüringer Gesetz
 zur Stärkung der Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte von Senioren auf
 Grundlage des Evaluationsberichtes novellieren.
- Wir setzen uns für die Schaffung einer Landesstrategie zur Bekämpfung von 
 Altersarmut ein. Laut VdK Hessen-Thüringen sind 400.000 Menschen von
 Altersarmut betroffen. Es ist mit unserem sozialdemokratischen
 Selbstverständnis nicht vereinbar, dass Menschen, die ihr Leben lang
 arbeiteten, in Armut leben. Diese Härte müssen wir im Rahmen der
 Kompetenzen des Freistaats Thüringen umfassend abfedern.
1.4 Menschen mit Behinderungen
Wir wollen, dass Thüringen ein inklusives Bundesland ist, deshalb befördern wir 
die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Alle Menschen mit und ohne 
Behinderungen, sollen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Menschen mit 
Behinderungen sind oftmals auf die Unterstützung dritter Personen angewiesen. 
Unser Ziel muss es sein, alle Lebensbereiche inklusiver und innovativer zu 
gestalten, um selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft umfassend zu 
ermöglichen.
Das werden wir tun:
- Wir wollen die Barrierefreiheit in allen analogen und digitalen Bereichen 
 des Lebens, von der Frage baulicher Barrierefreiheit bis hin zur
 Internetgestaltung sicherstellen.
- Die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und die Unterstützung 
 personenzentrierter Dienstleistungen sind zentrale Schlüssel für die
 Inklusion. Wir müssen deshalb den Umbau der sozialen Infrastruktur
 zugunsten von Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen vor Ort
 vorantreiben. Die soziale Infrastruktur und die personenzentrierten
 Leistungen im Quartier müssen weiter ausgebaut werden. Denn eine inklusive
 Gesellschaft bedeutet, dass es eine soziale Infrastruktur geben muss, die
 für alle nutzbar und doch individuell gestaltet ist. Die in Thüringen
 entwickelte „Personenzentrierte Komplexleistung“ als eine neue, ambulante,
 stark sozialraumorientierte Angebotsform werden wir fördern und vermehrt
 realisieren.
- Wir werden den Maßnahmeplan zur Umsetzung der UN-
 Behindertenrechtskonvention in Thüringen und eine Vereinheitlichung der
 Aufgaben der Eingliederungshilfe und der Kinder- und Jugendhilfe für
 Kinder mit Behinderungen umsetzen.
- Thüringen hat sich auf den Weg gemacht, schrittweise ein inklusives 
 Schulsystem zu realisieren. Es soll das gemeinsame Leben und Lernen von
 Menschen mit und ohne Behinderungen bei bestmöglicher individueller
 Förderung ermöglichen. Eine notwendige Bedingung hierfür ist, dass den
 Schulen die personellen und materiellen Ressourcen für eine gelingende
 Inklusion zur Verfügung gestellt werden.
- Diversität ist die Lösung vieler Probleme am ersten Arbeitsmarkt. Ziel der 
 beruflichen Schulen muss es sein, alle Menschen mit und ohne Behinderungen
 für eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu befähigen. Wir werden
 mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen
 schaffen.
- Unser Ziel ist es, möglichst vielen Menschen eine geeignete 
 sozialversicherungspflichtige Beschäftigung anzubieten. Dazu gehören der
 Ausbau von Assistenzen und unterstützter Beschäftigung, ein
 flächendeckendes Angebot an Integrationsbetrieben und der Ausbau des
 Integrationsfachdienstes.
- Um Menschen mit Behinderungen eine faire Chance auf dem ersten 
 Arbeitsmarkt zu eröffnen, werden wir neben der Möglichkeit des Budgets für
 Arbeit, die Schaffung eines zusätzlichen Anreizsystems – in Form einer
 direkten oder indirekten monetären Entlastung für die Unternehmen –
 prüfen. Diese Entlastung sollte nach Art und Grad der Behinderung
 unterschieden werden. Um die verschiedenen Arten der Behinderungen zu
 vergleichen, kann man wie z. B. im Behindertenleistungssport ein
 Klassifizierungssystem nutzen. Die öffentliche Hand hat bei der Ausbildung
 und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen eine Vorbildfunktion.
- Um auf die Bedürfnisse aller Kinder und 
Jugendlichen eingehen zu können, 
 sollen alle Lehrkräfte in inklusiver Pädagogik fortgebildet werden. Wir
 streben die Einrichtung von multiprofessionellen Teams an den Schulen an.
- An unserer favorisierten Schulform, der TGS, ist Inklusion aus Sicht der 
 SPD Thüringen am besten umzusetzen. Daneben müssen räumliche Anforderungen
 an die TGS entwickelt werden, welche Inklusion auch für Kinder- und
 Jugendliche mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ermöglicht. Weiterhin
 müssen die räumlichen, sachlichen und strukturellen Voraussetzungen an den
 Schulen geschaffen werden, um optimalen gemeinsamen Unterricht
 durchführen zu können. Dazu sind auch technische Hilfsmittel,
 beispielsweise zur Unterstützung von Menschen mit Sinnesbehinderungen,
 einzusetzen.
- Wir setzen uns dafür ein, dass die UN-Behindertenrechtskonvention endlich 
 in die Thüringer Verfassung aufgenommen wird und damit die Rechte von
 Menschen mit Behinderungen mehr Sichtbarkeit erhalten.
1.5 Gleichstellung der Geschlechter
Laut Gender Gap Report der Stiftung der Weltwirtschaftsforums braucht es noch 
131 Jahre, bis die Gleichstellungslücke zwischen den Geschlechtern geschlossen 
wurde. Im familiären und beruflichen Alltag ist die Gleichstellung auch zu 
Beginn des 21. Jahrhunderts nicht erreicht. Durch die Coronapandemie hat die 
Gleichstellung sogar einen Rückschritt gemacht und die Kluft zwischen den 
Geschlechtern vergrößert. Frauen tragen weiterhin größere Risiken im Berufsleben 
neben der Tatsache, dass die deutlich häufiger in prekären 
Beschäftigungsverhältnissen angestellt sind und verdienen durchschnittlich 
weniger. Sie haben schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten und sind seltener in 
Führungspositionen zu finden. Wir als SPD Thüringen wollen unseren Beitrag zu 
einer schnelleren Gleichstellung leisten und die Bedingungen für Frauen in der 
Familie und im Beruf verbessern.
Das werden wir tun:
- Wir werden einen verpflichtenden Gleichstellungscheck einführen und damit 
 alle Maßnahmen, ob Gesetze, Verordnungen, Haushaltsausgaben und Setzung
 von Rahmenbedingungen einem Gleichstellungscheck zu unterwerfen. Wir
 werden keine Maßnahmen mehr beschließen, die die Gleichstellung der
 Geschlechter nicht voranbringen.
- Um Genderbudgeting (Etablierung und Durchführung von Maßnahmen innerhalb 
 des Prozesses der Aufstellung von öffentlichen Haushalten, mit dem Ziel,
 die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und zu
 erreichen) auch in Thüringen zu etablieren, ist in einem wissenschaftlich
 begleiteten Pilotprojekt mit mindestens einer Kommune (Landgemeinde) das
 Prinzip des Genderbudgeting beispielhaft umzusetzen. Das Pilotprojekt ist
 mit einem finanziellen Anreiz für die ausgewählte Kommune verbunden.
- Täterarbeit ist ein wichtiger Aspekt der Gewaltprävention. Daher werden 
 Programme zur Täterarbeit und Gewaltprävention (z.B. Projekt Orange)
 auskömmlich finanziert, damit diese Arbeit effektiv und flächendeckend
 durchgeführt werden kann.
- Auch wenn Gleichstellung bei allen Themen immer mitgedacht werden muss, so 
 braucht es dennoch im Thüringer Landtag wieder einen Ausschuss, der sich
 allein mit dieser Frage auseinandersetzt. Wir werden den eigenständigen
 Gleichstellungsauschuss wieder einsetzen, nur so bleibt das Thema sichtbar
 und kann mit Nachdruck verfolgt werden.
- Wir werden Schulungs- bzw. Bildungsangebote für Männer zum Thema 
 Gleichstellung, Geschlechtergerechtigkeit, Teilhabe, Frauenförderung,
 patriachale Männlichkeit etc. einrichten. Nur durch Bildung wird das
 Verständnis füreinander gefördert.
- Frauen sind in besonderen Umfang nicht nur physischer und psychischer 
 Gewalt ausgesetzt. Auch Armut und andere Formen der Benachteiligung trifft
 sie besonders. Das Beratungsangebot, die Anlaufzentren und die Schutzräume
 für Frauen müssen daher auch diese Aspekte berücksichtigen.
- Wir setzen uns dafür ein, dass Frauen entsprechend ihres Anteils an der 
 Gesamtbevölkerung auch im Thüringer Landtag vertreten sind. Wir streben
 deshalb an, dass künftig die Hälfte der Thüringer Landtagsabgeordneten
 weiblich sein soll. Dieses Ziel verfolgen wir weiter und werden dafür ein,
 die rechtlichen Rahmenbedingungen einhaltendes, Paritégesetz auf den Weg
 bringen.
- Gewalt gegen Frauen muss sichtbar gemacht werden. Die SPD Thüringen wird 
 sich dafür stark machen, dass der Begriff der „Hasskriminalität gegen
 Frauen“ in die polizeiliche Kriminalstatistik mit aufgenommen wird.
- Die SPD Thüringen steht hinter den Forderungen der Istanbul-Konvention und 
 wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass die Finanzierung von
 Frauenhäusern im Freistaat lückenlos und nachhaltig gesichert wird. Die
 Leistungsberechtigung nach dem SGB darf kein Kriterium mehr zur
 Unterbringung in Frauenhäusern und -schutzeinrichtungen sein. Personen
 unterhalb der Armutsgrenze sind in einer Sonderfallregelung zu
 berücksichtigen. Innerhalb der Projektfinanzierung der Thüringer
 Frauenhausförderung müssen die Personal-und Sachkosten verpflichtend
 gewährleistet werden, ohne dass sie in Haushaltsdebatten regelmäßig zur
 Verhandlung stehen. Hierfür nehmen wir die kreisfreien Städte und
 Landkreise verstärkt in die Verantwortung und verankern das Vorhalten
 sowie die anteilige Finanzierung von Frauenhäusern als deren kommunale
 Pflichtaufgabe.
- Um die Umsetzung der Istanbul-Konvention auch in Thüringen zu 
 intensivieren, wird das Monitoring der Umsetzungsprozesse bei der
 Landeskoordinierungsstelle angesiedelt. Darüber hinaus werden attraktive
 verpflichtende Weiterbildungsangebote auf Landesebene geschaffen für alle
 Personengruppen, die in Kontakt mit von Gewalt betroffenen Frauen sind.
- Alle statistischen Auswertungen werden ab sofort mit der 
 Geschlechterkomponente veröffentlicht, wenn die entsprechenden Daten
 vorliegen. Diese Veröffentlichung macht die geschlechtsspezifische
 Auswertung der erhobenen Daten möglich und ist somit die, auch die
 Gleichstellung berücksichtigende, Grundlage für effiziente politische
 Entscheidungen und Programme.
- Wir werden kostenfreie Menstruationsartikel in öffentlichen Ämtern, 
 Behörden und Verwaltungen für alle Menschen zugänglich zur Verfügung
 stellen. Ziel muss der kostenfreie Zugang zu Menstruationsartikeln für
 alle Personen nach schottischem Modell sein.
- In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, das 
 Qualifizierungspotenzial von Frauen brach liegen zu lassen.
 Weiterbildungsangebote sind daher attraktiver zu gestaltet. Dies bezieht
 sich auch auf das Nachholen von Schulabschlüssen. Mit der Möglichkeit,
 Weiterbildung in Teilzeit zu absolvieren, Kinderbetreuung in Anspruch zu
 nehmen und eine finanzielle Entlastung (z.B. durch soziale Staffelung von
 Entgelten oder Förderprogrammen speziell für Frauen, die sich weiter- oder
 fortbilden, etc.) zu erhalten, wollen wir mehr Frauen die Option
 einräumen, das in ihnen schlummernde Potenzial zu aktivieren.
- Sportvereine haben immer noch zu wenige weibliche Mitglieder und die 
 Funktionärsstrukturen sind männlich geprägt. Daher werden in vielen
 Fällen Männermannschaften bevorzugt gefördert. Um dies zu ändern, sind
 der Landessportbeirat und das Präsidium des Landessportbundes paritätisch
 zu besetzen, denn Sichtbarkeit von Frauen bedingt, gehört zu werden. Die
 Stelle einer Gleichstellungsreferentin wird im Landessportbund
 eingerichtet. Das Land legt Förderprogramme für Sportvereine auf, die
 diese dabei unterstützen, Frauen und Mädchen für den Vereinssport zu
 gewinnen sowie Frauen für Führungspositionen in den Sportvereinen zu
 begeistern.
- Frauen in Thüringen haben auch nach Abschaffung des § 219a StGB Probleme, 
 Informationen über Schwangerschaftsabbrüche zu erhalten. Daher ist der
 Zugang zu Daten über Abbruchmöglichkeiten und -orte sicherzustellen.
 Hierfür wird durch das Land ein Internetportal eingerichtet, dass alle
 Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen niederschwellig und
 barrierefrei zusammenfasst. Um ein flächendeckendes Angebot
 sicherzustellen, werden Krankenhäuser, die öffentliche Mittel erhalten,
 dazu verpflichtet Schwangerschaftsabbrüche als medizinische
 Grundversorgung anzubieten. Wir machen uns auf Bundesebene weiterhin für
 die Streichung des § 218 StGB stark.
- Der Internationale Frauentag ist aus der Arbeiter:innenbewegung heraus 
 entstanden und sollte auf die vorherrschende Diskriminierung aufgrund des
 Geschlechts aufmerksam machen, u.a. thematisierte der erste Internationale
 Frauentag 1911 die Forderung nach dem Frauenwahlrecht. Die Einführung des
 08. März als festen gesetzlichen Feiertag soll auf diese weiterhin
 vorherrschende Diskriminierung hinweisen und verdeutlichen, dass die
 umfassende Gleichstellung der Geschlechter noch nicht erreicht ist.
1.6 Queerpolitik
Hass, Gewalt und Aggressionen gegen queere Menschen sind in Deutschland noch 
immer alltäglich. Die Anzahl registrierter Fälle von Hasskriminalität und damit 
auch von Übergriffen auf queere Menschen ist in den letzten Jahren in Thüringen 
deutlich gestiegen, die Dunkelziffer ist deutlich höher. Als SPD Thüringen 
stellen wir uns gegen jede Form von Diskriminierung von geschlechtlicher 
Identität und sexueller Orientierung. Um die Lebensrealität von queeren Menschen 
zu verbessern, streben wir ein gemeinsames Programm von Bund und Ländern gegen 
queerfeindliche Gewalt und die Initiierung einer Kampagne gegen 
Queerfeindlichkeit an.
Das werden wir tun:
- Das Landesprogramm für Akzeptanz und Vielfalt der aktuellen Thüringer 
 Landesregierung bildet die Grundlage, um das Leben von LSBTIQA* zu
 verbessern. Um dieses vollumfänglich umzusetzen und die Initiativen
 queerer Menschen zu unterstützen, setzen wir uns für eine merkliche
 Mittelerhöhung, für die Gewährleistung einer überjährigen Förderung, den
 Ausbau der zivilgesellschaftlichen Koordinierungsstelle des
 Landesprogramms sowie die Ernennung einer:eines Beauftragten des Landes
 für Antidiskriminierung und queere Menschen ein. Des Weiteren werden wir
 das Landesprogramm alsbald evaluieren sowie fortschreiben.
- Als Sozialdemokrat:innen verurteilen wir Hasskriminalität auf Schärfste 
 und setzen uns aktiv für die Aufarbeitung, Präventions- und
 Sensibilisierungsarbeit sowie die Schaffung von hauptamtlichen
 Ansprechpartner:innen für queere Menschen in Polizei und Justiz ein.
 Dadurch wollen wir ein Bewusstsein für die Herausforderungen der queeren
 Community schaffen und das geschichtlich begründete und berechtigte
 Misstrauen gegenüber Sicherheitskräften und Justiz abbauen.
- Das Vermitteln von Akzeptanz und Toleranz beginnt in der Kita, Schule und 
 im Jugendtreff. Dafür braucht es einen vorurteilssensiblen Umgang mit
 Kindern und Jugendlichen sowie einen geeigneten Platz in Gespräch und
 Unterricht. Die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität darf
 dabei kein Tabuthema mehr darstellen. Deshalb machen wir uns für die
 Aufnahme des Themenfeldes LSBTIQA* in den Thüringer Lehrplan und für die
 Entwicklung LSBTIQA*-inklusiver Bildungsmaterialien stark. Als ein
 wesentlicher Teil der Bildung unterstützen wir zudem
 Schulaufklärungsprojekte, welche zur Aufklärung über Akzeptanz und
 Vielfalt, Diskriminierungsprävention sowie Gesundheitsberatung beitragen.
- Des Weiteren unterstützen wir Schulaufklärungsprojekte ausdrücklich. Als 
 ein wesentlicher Teil der Bildung tragen sie zur Aufklärung über Akzeptanz
 und Vielfalt, Diskriminierungsprävention sowie Gesundheitsberatung bei.
- Wir sind ungebrochen solidarisch mit der queeren-Community. Die 
 Unterstützung des CSD Thüringen und regionalen Veranstaltungen in den
 Kommunen vor Ort war uns in der Vergangenheit ein großes Anliegen und wird
 auch weiterhin Teil unseres Selbstverständnisses sein.
- Queere Menschen mit ihren Lebenslagen müssen zukünftig in Regelstrukturen 
 eine angemessene Berücksichtigung finden. Wir setzen uns deshalb dafür
 ein, Menschen in pädagogischen Berufen in Aus- und Weiterbildung durch
 verpflichtende Module hinsichtlich verschiedener Lebensweisen und
 LSBTIQA* zu sensibilisieren. Damit stärken wir die “Regenbogenkompetenz”
 an unseren Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen. Wir werden Strukturen
 der queeren Szene, insbesondere bei der Errichtung queerer Zentren als
 Bildungs- und Begegnungsorte sowie als Anlaufstellen für Betroffene von
 Diskriminierung und Feindlichkeit stärker fördern. Um flächendeckende
 Angebote zu gewährleisten, sollen queere Themen in die bestehende
 Jugendarbeit – mit besonderer Berücksichtigung des ländlichen Raumes –
 integriert werden.
- Im Gesundheitswesen werden wir die besonderen Bedürfnisse queerer 
 Menschen, insbesondere von trans* Personen, stärker in den Blick nehmen.
 Die Angebote der HIV- und STI-Prävention, Beratung und Testung werden wir
 weiter stärken.
- Auch für queere Menschen im Alter werden wir uns einsetzen. Um 
 Diskriminierung, beispielsweise in betreuten Wohnverhältnissen
 vorzubeugen, werden wir durch die Etablierung queer-sensibler
 Qualifizierung und Zertifizierung in stationären und ambulanten
 Pflegeeinrichtungen sowie in Hospizen, zielgruppensensible Pflege für
 LSBTIQA* sowie die Sensibilisierung Pflegender für den alltäglichen
 Umgang mit Pflegebedürftigen dieser Zielgruppe fördern. Darüber hinaus
 unterstützen wir queere Senior:innen-Arbeit und machen uns für queere
 Wohnprojekte, etwa in Mehrgenerationenhäusern, für einen
 generationenübergreifenden Austausch stark.
- Weiterhin werden wir uns für die notwendige historische Aufarbeitung der 
 strafrechtlichen Verfolgung homosexueller Menschen und des darauffolgenden
 Umgangs mit den Opfern stark machen. Weiter unterstützen wird die
 Forderung zur Sichtbarmachung und Dokumentation der LSBTIQ*-Geschichte in
 Thüringen, insbesondere Aufarbeitung und Dokumentation von LSBTIQ*-
 Biografien und -Erfahrungen in der Nachkriegszeit, in der DDR und nach der
 Wende.
- Queere Geflüchtete erfahren oftmals in ihren Herkunftsländern Verfolgung 
 und Gewalt seitens des Staates, der Familie oder Gesellschaft. Auch
 “nach” ihrer Flucht sind sie in Deutschland von Rassismus sowie
 Queerfeindlichkeit betroffen, weshalb sie breitere Unterstützung,
 Anerkennung und einer besonderen Beachtung bedürfen. Wir treten daher für
 die Entwicklung von Schutzkonzepten in Gemeinschaftsunterkünften bis hin
 zu besonderen Schutzräumen für queere Geflüchtete ein.
- Wir werden ein starkes und wirksames Landesantidiskriminierungsgesetz zu 
 Umsetzung der europäischen Vorgaben einführen. Der Begriff “Rasse” soll im
 AGG ersetzt und durch die Einführung eines
 Landesantidiskriminierungsgesetzes die bestehenden Schutzlücken
 geschlossen werden. Dabei soll Diskriminierung aufgrund rassistischer
 Zuschreibungen oder aufgrund des sozialen Status, unbedingt in die
 Novellierung einbezogen werden. Da sich das AGG vor allem auf das
 Zivilrecht beschränkt, kann durch ein Landesantidiskriminierungsgesetz
 auch der Schutz vor Diskriminierung durch staatliche Akteur:innen im
 Freistaat geboten werden.
1.7 Vielfalt, Migration und Zuwanderung
Thüringen ist bunt und weltoffen! Dafür setzen wir uns als Sozialdemokrat:innen 
täglich ein. Die hier lebenden Menschen verschiedener Religionen, Kulturen und 
Herkunftsländern bereichern unser Bundesland. Wir begreifen Zuwanderung als eine 
Chance, dem demografischen Wandel entgegenzutreten und die schon heute 
bestehenden Fach- und Arbeitskräftebedarfe zu decken. Deshalb braucht es eine 
wertschätzende Willkommenskultur, die diese Menschen akzeptiert, respektiert und 
in unsere Gesellschaft integriert. Die Aufgabe die entsprechenden 
Voraussetzungen zu schaffen, liegt hier bei Land und Kommunen.
Die Fluchtbewegungen haben in den letzten Jahren zugenommen. Die wenigsten 
Menschen verlassen freiwillig ihr Land, sondern sehen es als letzten Ausweg vor 
Verfolgung, Vertreibung und dem sicheren Tod. Wir leben in Thüringen die 
solidarische Gemeinschaft und leisten unseren Beitrag durch die Aufnahme von 
Menschen, die aus Kriegs- und Krisengebieten bei uns Schutz suchen.
Das werden wir tun:
- Wir wollen eine gleichberechtigte politische, wirtschaftliche und soziale 
 Teilhabe. Wir unterstützen daher auch weiterhin die Arbeit der kommunalen
 Ausländerbeiräte, der Migrantenselbstorganisationen und ihrer
 Dachorganisation. Außerdem müssen Hürden für bereits in Deutschland
 lebende Personen abgeschafft werden. Geflüchteten soll der Zugang zum
 Arbeitsmarkt erleichtert werden. Insbesondere das Angebot an
 Fachsprachkursen muss ausgebaut werden.
- Wir bauen die interkulturelle Öffnung von Verwaltungs- und 
 Bildungseinrichtungen weiter aus, denn wir begreifen Vielfalt als
 Ressource in Thüringen. Die Teilhabe im gesellschaftlichen Leben, - in
 Bildungs-, sozialen und kulturellen Einrichtungen von Menschen mit
 Migrationsgeschichte ist der Schlüssel zum Erfolg. Das Thüringer
 Integrationskonzept schreiben wir fort und erfüllen es mit Leben.
- Wir werden uns dafür stark machen, dass dauerhaft in Thüringen lebende EU-
 Bürger:innen bei den Landtags- und Bundestagswahlen wählen können. Wir
 wollen das Wahlrecht auf kommunaler Ebene auch für dauerhaft hier lebende
 Staatsangehörige außerhalb der Europäischen Union ermöglichen.
- Wir stehen für eine Politik, die Migration vorausschauend und realistisch 
 gestaltet. Deswegen werden wir gemeinsam mit dem Bund die Verfahren
 erleichtern und beschleunigen. Menschen, die Schutz benötigen, erhalten in
 Thüringen Asyl. Deshalb gestalten wir eine soziale Migrationspolitik.
- Als SPD haben wir uns für eine Reform des Einwanderungsrechts stark 
 gemacht und setzten uns auch weiterhin für eine Erleichterung der
 Verfahren ein.Wir begrüßen die Öffnung des Arbeitsmarkts für alle
 beruflich Qualifizierten aus Nicht-EU-Ländern und nicht nur für Akademiker
 und Fachkräfte in Mangelberufen sowie die Möglichkeiten des Wechsels vom
 Asyl in die Arbeitsmigration.
- Wir werden ein Ausbildungsprogramm zur Gewinnung von ausländischen 
 Fachkräften auflegen, das maßgeschneiderte Betreuung und Sprachkurse
 enthält.
- Die Anerkennung von Berufsabschlüssen stellt noch immer eine große Hürde 
 für eine gelingende Integration in den Arbeitsmarkt dar. Wir setzen uns
 für eine erleichterte Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein, damit
 vorhandene Qualifikationen besser eingebracht werden können.
- Wir setzen uns für ein vereinfachtes Verfahren zur Umsetzung der 
 bundesgesetzlichen Regelungen zum Familiennachzug und für eine
 erleichterte Arbeitserlaubnis für Geduldete ein.
- Wir setzen in der Integrationspolitik einen Schwerpunkt bei Kindern und 
 Jugendlichen. Wir setzen uns daher für eine möglichst frühe und
 individuelle Förderung ein, um Benachteiligungen gar nicht erst entstehen
 zu lassen.
- Die Repräsentanz von Lehrkräften und Erziehungskräften mit 
 Migrationsgeschichte ist verschwindend gering. Wir wollen durch gezielte
 Ansprache unsere Bildungslandschaft diverser machen. Wir werden die
 Sozialbetreuungsrichtlinie fortschreiben. Der Zugang zu Angeboten für
 Integration, Sprache und Qualifizierung soll Menschen aus dem Ausland,
 unabhängig vom Herkunftsland und der Bleibeperspektive, gesichert werden,
 das gilt für alle Menschen gleichermaßen.
- Integration gelingt vor Ort in den Kommunen und Gemeinden. Wir werden sie 
 dabei unterstützen, ihre Ausländerbehörden zu Integrationsbehörden und zu
 Serviceeinrichtungen weiterzuentwickeln und darüber hinaus das
 gesellschaftliche Engagement von Zugewanderten stärken. Die Integration in
 den Quartieren werden wir durch ein Förderprogramm stärken.
- Eine humanitäre Politik für Geflüchtete gestalten: Unabhängig von der 
 Chance auf die Anerkennung in einem Asylverfahren sollen alle eine
 unvoreingenommene, würdige und faire Behandlung erfahren. Auf dieser
 Grundlage bekennen wir uns zur humanitären Aufnahme und Unterbringung von
 Geflüchteten in Thüringen. Dazu gehören einheitliche verbindliche
 Mindestanforderungen für Aufnahme- und Gemeinschaftsunterkünfte, die eine
 Ankunft unter menschenwürdigen Umständen garantiert und eine
 menschenwürdige Unterbringung gewährleisten.
- Sprache ist der Schlüssel für Teilhabe an unserem gesellschaftlichen 
 Leben. Deshalb setzen wir uns dafür ein, mehr Sprachkurse und
 Bildungsangebote von Anfang an und für alle, unabhängig von der
 „Bleibeperspektive“, zu ermöglichen. Hierzu soll insbesondere das
 Landesprogramm “Start Deutsch” ausgebaut werden.
- Wir setzen uns für eine kontinuierliche Förderung der Arbeit der 
 psychosozialen Beratungsstelle für Geflüchtete refugio e.V. durch das Land
 ein. Wir stellen so sicher, dass das Knowhow von refugio weiter genutzt
 werden kann, um traumatisierten Geflüchteten zu helfen, die im Regelsystem
 keine passenden Angebote finden.
- Besonders schutzbedürftige Personen wie unbegleitete Minderjährige, 
 Schwangere, Alleinerziehende, Personen mit schweren körperlichen oder
 psychischen Erkrankungen und traumatisierte Geflüchtete brauchen besondere
 Beachtung. Wir werden die dafür bestehenden Versorgungsstrukturen weiter
 vorhalten und nach dem aktuellen und prognostizierten Bedarf überprüfen
 und anpassen.
- Mit der Einrichtung eines Landesamtes für Migration und Integration 
 bündeln wir Fachkompetenzen und Expertise effizient an einem Ort.So kann
 Migration und Integration erfolgreich gestaltet werden, sodass auch die
 Gewinnung von Fachkräften für den Arbeitsmarkt ein positiver Effekt sein
 kann.
1.8 Aufarbeitung der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie
Die Corona-Pandemie war für die gesamte Gesellschaft eine völlig neue 
Herausforderung. Trotz einer in Thüringen gelungenen Bewältigung sind wir 
überzeugt, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie – 
einschließlich der Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung – einer systematischen 
gesellschaftlichen Aufarbeitung bedürfen. Ziel dieser Aufarbeitung sind sowohl 
die systematische quantitative und qualitative Erhebung und Auswertung der 
Auswirkungen der Pandemie und ihrer Bekämpfungen vor allem auf das Wohlbefinden, 
der Angehörigen vulnerabler Gruppen sowie auf das Funktionieren derjenigen 
Institutionen, von denen das Wohlbefinden der vulnerablen Gruppen und ihrer 
Angehörigen besonders abhängig ist. Dies wollen wir durch eine Enquete-
Kommission „Folgerungen und Konsequenzen für den Freistaat Thüringen aus der 
Corona Pandemie“ des Thüringer Landtags erarbeiten.
2. Gute Arbeit, starke Wirtschaft
Wir sind die Partei der ‚Guten Arbeit‘ und stehen an der Seite der 
Beschäftigten. Wir sind solidarisch mit unseren Kolleg:innen sowie den 
Gewerkschaften und unterstützen diese im gemeinsamen Kampf für bessere 
Arbeitsbedingungen, gute Löhne und Renten. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, 
dass eine funktionierende Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitnehmer:innen, 
Arbeitgeber:innen und Politik uns durch die Krise bringen kann. Der 
demografische Wandel, die Dekarbonisierung und Digitalisierung sorgen im 
Freistaat Thüringen für einen enormen Wandel in der Arbeitswelt. Wir wollen 
diese Transformationsprozesse sozialdemokratisch gestalten, damit Thüringen ein 
wachsender und innovativer Wirtschaftsstandort bleibt.
2.1 Gute Arbeit und Fachkräftesicherung
Jede:r muss von seiner Arbeit leben können und braucht eine sichere Perspektive 
für das Alter. Mehr als 30 Jahre nach der Wende streiten wir immer noch für 
gleiche Arbeitsbedingungen und gleiche Löhne in Ost und West. Gleichzeitig wird 
die Fachkräftesicherung die zentrale Herausforderung für die Wirtschaft in den 
kommenden Jahren.
Als Sozialdemokrat:innen sind wir überzeugt, dass wir zur Sicherung des 
Fachkräftebedarfs in den kommenden Jahren Gute Arbeit, eine steigenden 
Tarifbindung und mehr betriebliche Mitbestimmung brauchen. Wir stehen an der 
Seite der Kolleg:innen, der Betriebsrät:innen und der Gewerkschaften, die in den 
letzten Jahren immer deutlicher machen, dass sie bereit sind sich für ihre 
Belange stark zu machen. In diesen Bemühungen werden wir sie weiterhin 
unterstützen und alle gesetzlichen und untergesetzlichen Regelungen stärken, die 
zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Thüringen beitragen.
Das werden wir tun:
- Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, Arbeitsbedingungen durch 
 landesgesetzliche Rahmenbedingungen im Interesse der Kolleg:innen zu
 gestalten: Dazu müssen wir unter anderem das Vergabegesetz reformieren.
 Zukünftig soll die Tarifbindung einen größeren Stellenwert bekommen.
 Öffentliche Vergaben sollen nur noch an Unternehmen erfolgen, die auch
 tarifgebunden sind. Dies muss auch für Vergaben auf kommunaler Ebene
 gelten. Damit leisten wir auch einen Beitrag die Löhne zwischen Ost und
 West anzugleichen.
- Als SPD Thüringen ist uns der Arbeitnehmer:innenschutz ein wichtiges 
 Anliegen. Deshalb treten wir einer Ausweitung der Ladenöffnungsgesetzes,
 mehr Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit entschieden entgegen. Mit
 Sanktionen bei Nichteinhaltung wollen wir den Schutz unserer Kolleg:innen
 stärken. Dazu soll der Landesbetrieb für Arbeitsschutz personell gestärkt
 werden.
- Fachkräftemangel macht sich auch in Teilen des öffentlichen Dienstes 
 bemerkbar. Um die besten Köpfe zu bekommen, brauchen wir hier die besten
 Arbeitsbedingungen. Wir als SPD Thüringen setzen uns dafür ein, die
 Attraktivität des Landesdienst zu verbessern, um Fachkräfte in der
 öffentlichen Verwaltung zu halten. Wir wollen die Forderungen der
 Gewerkschaften nach guten Arbeitsbedingungen im Öffentlichen Dienst
 unterstützen. Mitbestimmung ist ein wichtiges Anliegen, daher setzen wir
 uns für die Allzuständigkeit der Personalrät:innen ein und erfüllen diese
 in unseren Wirkungskreisen mit Leben.
- Als SPD Thüringen unterstützen wir das Konzept des „lebenslangen Lernens“ 
 und wollen diese mit der Bildungsfreistellung stärken. Dazu werden wir das
 Thüringer Bildungsfreistellungsgesetz novellieren, um noch mehr
 Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, Bildungsurlaub zu nehmen. Künftig
 sollen alle Arbeitnehmer:innen unabhängig von der Betriebsgröße Anspruch
 auf Bildungsurlaub erlangen. Zudem soll der Anspruch für Azubis auf die
 vollen 5 Tage ausgeweitet. Eine Möglichkeit der Ansparung des Anspruchs
 auf zwei Jahre wird geprüft. Darüber hinaus wollen wir die
 Anerkennungsverfahren für etwaige Bildungsveranstaltungen, die durch
 gemeinnützige Träger:innen organisiert werden, vereinfachen.
- Zudem ist die Sicherstellung eines angepassten 
 Weiterqualifizierungsangebots und der Ausbau vorhandener Beratungsangebote
 zentrales Instrument, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und
 Beschäftigten gute Arbeitsbedingungen zu ermöglichen. Wir werden
 betriebliche Investitionen in Qualifikation und Weiterbildungen fördern.
- Wir wollen das Anerkennungsverfahren von Schul- und Berufsabschlüssen 
 durch Entbürokratisierung vereinfachen. Zusätzlich wollen wir eine
 Erleichterung der Zugangsvoraussetzungen für Fachkräfte über
 Quereinstiegsqualifikationen erwirken.
- Wir wollen, dass alle Menschen in Thüringen eine gute Perspektive haben 
 und hier gut leben und arbeiten können. Wir werden dafür sorgen, dass alle
 Menschen, die nach Thüringen zugewandert sind, ein Angebot für einen
 Sprach- und Integrationskurs bekommen und auf dem Weg in den Ausbildungs-
 und Arbeitsmarkt begleitet werden. Wir wollen diese bis zum Eintritt in
 das Berufsleben bei Thüringer Unternehmen begleiten und sie von Anfang an
 in enger Abstimmung mit den Kommunen und mit der Zivilgesellschaft in die
 Aufnahmegesellschaft integrieren. Darüber hinaus werden wir Maßnahmen und
 Projekte zur Stärkung von Antidiskriminierung im Betrieb fördern.
- Für die Gewinnung zusätzlicher Fachkräfte in Thüringen müssen neue Wege 
 gegangen werden. Es ist notwendig, jungen Menschen aus Drittstaaten
 frühzeitig eine berufliche Perspektive zu öffnen. Aus diesem Grund
 unterstützen wird das Pilotvorhaben einer German Professional School in
 Thüringen, die diese Gruppe anspricht und innerhalb eines Jahres auf den
 Thüringer Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und auf ein Leben in Deutschland
 vorbereitet sowie frühzeitig die Vermittlung zu Ausbildungsbetrieben
 unterstützt
- Wir werden eine zentrale, koordinierende Stelle für die Anwerbung 
 ausländischer Fachkräfte einsetzen. Hierfür wird die Thüringer Agentur für
 Fachkräftegewinnung weiterentwickelt. Damit bringen wir nicht nur die
 Erfordernisse von Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik unter einen Hut,
 sondern heben Synergien und Potenziale.Eine staatliche Subventionierung
 bei der Anwerbung von Auszubildenden und Fachkräften sollen zukünftig nur
 Betriebe erhalten, die einen Tarifvertrag haben und der Belegschaft
 verpflichtende Integrationsmaßnahmen anbieten.
- Wir unterstützen die Etablierung einer Arbeitnehmer:innenkammer. Uns ist 
 wichtig, dass es für die Einführung dieser Institution eine breite
 Zustimmung der Gewerkschaften gibt. Diese Kammer soll arbeitsorientierte
 Beratungsangebote sowie Beratung in der individuellen Entwicklung durch
 Weiterbildungen und allgemeine Bildungsangebote für Beschäftigte anbieten.
 Als Pendant der öffentlichen Wirtschaftskammern (IHK, HWK) ist die
 Arbeitnehmer:innenkammer zusätzlich Interessenvertretung gegenüber Politik
 sowie Verwaltung und ermöglicht eine stärkere Sichtbarkeit der
 Arbeitnehmer:innenperspektiven zum Beispiel bei parlamentarischen
 Gesetzgebungsverfahren.
- Wir unterstützen weiterhin die Etablierung einer 
 Technologieberatungsstellenach rheinland-pfälzischem Vorbild.
- Der Wandel der Arbeitswelt, der sich insbesondere durch die 
 Digitalisierung und die gesetzten Nachhaltigkeitsziele abbildet, bietet in
 den Thüringer Unternehmen und ihren Beschäftigten enorme Chancen,
 erfordern aber auch eine hohe Bereitschaft zu Veränderungen. Um die
 richtigen Weichenstellungen für die Transformation von Arbeit vorzunehmen
 und damit Gute Arbeit und Innovationen in Thüringer Betrieben realisieren
 zu können, braucht es unabhängige, kontinuierliche und beschäftigungs- und
 arbeitsweltorientierte Forschung. Wir setzen uns für die Gründung eines
 Instituts für arbeitnehmer:innennahe Forschung und Beratung ein. Dieses
 Institut hat die Aufgabe die Arbeitsbedingungen in Thüringen dauerhaft zu
 untersuchen. Auf Basis der Forschungsergebnisse werden wir ein Monitoring
 für Arbeit, Ausbildung und Leben in Thüringen etablieren und Beratungs-
 und Fortbildungsangebote für Arbeitnehmer:innen und ihr Vertretungen
 stärken.
- Wir lassen niemanden zurück: Die SPD setzt sich dafür ein, dass die 
 Landesarbeitsmarktprogramme zur Integration von Langzeitarbeitslosen
 evaluiert und die wirksamen fortgeführt werden.
- Wir werden uns auf Bundesebene für ein modernes Arbeitsrecht einsetzen, 
 das an die veränderten Rahmenbedingungen der Digitalisierung angepasst
 wird. Neue Arbeitsformen dürfen Arbeits- und sozialen Schutz sowie
 Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten nicht aushöhlen. Auf diese Weise
 wollen wir auch für tarifgebundene und mitbestimmungspflichtige
 Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen in der digitalen Welt erhalten.
- Forderungen nach längerer Lebensarbeitszeit erteilen wir eine klare 
 Absage. Wir wollen stattdessen dafür sorgen, dass Beschäftigte ihre
 Arbeitskraft im Freistaat noch produktiver einsetzen können und dass kein
 Thüringer ohne Berufsabschluss zurückbleibt.
2.2 Sozialwirtschaft stärken – ohne geht es nicht!
Insbesondere in der Corona-Pandemie wurde mehr als deutlich, dass eine 
funktionierende Sozialwirtschaft maßgeblich und unverzichtbar für unser gesamtes 
gesellschaftliches und wirtschaftliches System ist. Ohne ausreichend Personal in 
den SAGE-Berufen (Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, haushaltsnahe 
Dienstleistungen, Erziehung) müssen sich Arbeitnehmer:innen selbst um die 
Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen kümmern mit der Folge, dass sie 
ihrer Erwerbstätigkeit nicht nachgehen können. Dies bildet jedoch die Basis der 
Wirtschaftskraft Thüringens sowie der gesamten Bundesrepublik Deutschland. Wir 
definieren die sozialen Berufe als harte Standortfaktoren und setzen daher 
unseren Fokus in der Fachkräftesicherung auf die Stärkung der SAGE-Berufe.
Das werden wir tun:
- Eine intensive Fachkräfteoffensive soll die Arbeitsbedingungen verbessern 
 und die Attraktivität der sozialen Berufe in der Gesellschaft steigern.
 Ein Wiedereinstiegsprogramm für qualifizierte Fachkräfte in die sozialen
 Berufe soll etabliert werden.
- Gemeinsam mit den Gewerkschaften wollen wir eine Kampagne zur Ausweitung 
 und Stärkung der Tarifbindung in Thüringen auf den Weg bringen.
- Mit der Ausweitung des Modells zur praxisintegrierten Ausbildung mit 
 tarifgerechter Ausbildungsvergütung auf alle SAGE-Berufe und der
 Erweiterung der Kapazitäten an staatlichen berufsbildenden Schulen leisten
 wir unseren Beitrag zur langfristigen Fachkräftesicherung und
 Nachwuchsförderung in den SAGE-Berufen.
- Wir wollen mit der Einführung der Schulgeldfreiheit in der Ausbildung der 
 SAGE-Berufe sowie der Vergütung von Anerkennungspraktika für alle SAGE-
 Berufe, finanzielle Hürden abbauen und mehr jungen Menschen den Weg zur
 Ausbildung ermöglichen.
- Um den akuten Fachkräftemangel in den sozialen Berufen einzudämmen, setzen 
 wir auf berufliche Quereinstieger:innen und wollen die Optionen zur
 berufsbegleitenden Weiterbildung ermöglichen.
- Für uns als SPD Thüringen steht fest: Care-Arbeit ist Arbeit! Deshalb 
 wollen wir Familien, insbesondere Frauen, in der Umsetzung des
 Familienalltags unterstützen und setzen uns für eine gerechte Verteilung
 und Anerkennung bezahlter und unbezahlter Sorgearbeit ein.
- Wir werden die Einrichtungen der frei-gemeinnützigen Träger in Thüringen 
 stärken. Als Teile unserer pluralen Zivilgesellschaft, die durch
 eigenständige soziale, politische und gesellschaftliche Wertvorstellungen
 geprägt sind, sehen wir insbesondere in den Wohlfahrtsverbänden eine
 tragende Säule unserer Demokratie. Um die Rolle des sogenannten dritten
 Sektors als Sprachrohr für soziale Gerechtigkeit und Anbieter Sozialer
 Arbeit in Thüringen zu stärken, braucht es u.a. eine Fortschreibung des
 Thüringer Sozialwirtschaftsberichtes.
- Damit einher geht die konsequente Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips, um 
 Trägervielfalt, unterschiedliche Werteorientierung und eine hohe
 Konzeptqualität zu gewährleisten sowie eine dialogische Partnerschaft
 zwischen öffentlichen und freien Trägern auf Augenhöhe in gemeinsamer
 Verantwortung für die Soziale Arbeit zu verstetigen.
- Es braucht unumgänglich eine thüringenweit einheitliche sowie auskömmliche 
 Finanzierung und Planungssicherheit für die Träger, insbesondere um
 tarifgerechte Löhne, Gehälter und Arbeitsbedingungen bei freien Trägern
 vergleichbar zum öffentlichen Dienst zu ermöglichen. Dabei setzen wir als
 SPD Thürignen auf Transparenz: die Gehälter und etwaige Zusatzleistungen
 von Führungskräften der freien Träger müssen analog des öffentlichen
 Dienstes offengelegt werden.
- Die Entbürokratisierung des Zuwendungsrechtes entlastet nicht nur die 
 zuständige Verwaltung, sondern hilft ebenfalls Trägern, Vereinen und
 Verbänden. Die freiwerdenden Kapazitäten können u.a. genutzt werden, um
 Angeboten der Qualifizierung für die Tätigkeit in den Vereinen und
 Verbänden nachzugehen. Dieses Angebot und die Anerkennung sowie Förderung
 und Angebote der Qualifizierung für die ehrenamtliche Tätigkeit in den
 Vereinen und Verbänden wollen wir stärken.
- Wir etablieren einen eigenen Digitalbonus für die Sozialwirtschaft, 
 angelehnt an die bestehende Förderung für die gewerbliche Wirtschaft.
2.3 Wirtschaft und Gute Arbeit in Zeiten der Transformation
Wir können stolz auf die wirtschaftliche Entwicklung Thüringens sein. Die 
Sozialdemokratie steht für eine zunehmend klimaneutrale und gleichzeitig 
wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft mit starker Mitbestimmung und hoher 
Tarifbindung. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen aus Industrie, Handwerk, 
Handel sowie der Dienstleistungsbranche bilden das Fundament unserer Wirtschaft. 
Der Thüringer Mittelstand mit seinen Beschäftigten ist bereits heute produktiver 
als der Bundesdurchschnitt.
Die oftmals mit ihrem persönlichen Vermögen haftenden Unternehmer des Thüringer 
Mittelstands haben den Strukturwandel der letzten dreißig Jahre entscheidend 
mitgestaltet – dafür gebührt ihnen zusammen mit ihren Mitarbeiter:innen Dank und 
Anerkennung. Aber auch größere Unternehmen investieren regelmäßig in ihre 
Thüringer Standorte und zeigen, dass unser Land auch im Standortvergleich 
wettbewerbsfähig ist. So investieren international agierende Unternehmen in 
Thüringen, ohne dass Milliardenförderungen locken.
Die SPD steht für eine soziale Marktwirtschaft, in der die Unternehmen gute 
Arbeitsbedingungen und faire Löhne zahlen, um im Wettbewerb um Fachkräfte zu 
bestehen. Wir stehen für eine soziale Marktwirtschaft, in der der Staat den 
Unternehmen einen verlässlichen Rahmen setzt, so dass sie mit unternehmerischer 
Freiheit erfolgreich investieren und produzieren können. Und wir stehen für eine 
soziale Marktwirtschaft, in der Unternehmer:innen die betriebliche Mitbestimmung 
und das solidarische Miteinander im Betrieb als Chance betrachten.
Das werden wir tun:
- Die zentralen Herausforderungen für Wirtschaft und Arbeit in unserem Land 
 erfordern einen konsistenten Ansatz aus einer Hand. Wir werden daher ein
 Transformationsministerium bilden, indem die Zuständigkeit für Wirtschaft,
 Arbeit, Energie, Forschung und Technologie sowie digitale Infrastruktur
 verbunden werden.
- Um den Herausforderungen der multiplen Krisen und dem Strukturwandel 
 gerecht zu werden, werden wir einen „Transformationsbudget Thüringen“
 einrichten. Damit wollen wir in den kommenden Jahren einen fühlbaren
 strukturpolitischen Impuls setzen und den notwendigen wirtschaftlichen
 Wandel in Thüringen aktiv gestalten.Dabei werden wir alle relevanten Akteur:innen einbeziehen. Insbesondere 
 die Gewerkschaften sind für uns wichtige Partner:innen, um die
 Herausforderungen der Transformation zu meistern.
 Seitens des Landes sollen eine regelmäßige wirtschafts- und
 strukturpolitische Berichterstattung und ein Monitoring etabliert werden.
 Dabei sollen wissenschaftliche Studien die Grundlagen bilden, um
 wirtschafts- und strukturpolitische Handlungsempfehlungen zu entwickeln,
 umzusetzen, zu bewerten und zu evaluieren.
- Aufbauend auf unseren Erfahrungen in der Automobilindustrie wollen wir 
 eine umfassende Qualifizierungs- und Innovationsstrategie für
 Arbeitnehmer:innen sowie Unternehmen in den besonders von der
 Dekarbonisierung betroffenen Industrien und produktionsnahen
 Dienstleistungen auflegen. Dabei wollen wir innovative Ansätze zur
 Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung erarbeiten und bei der
 Qualifizierung und dem Aufbau von unternehmensspezifischem Know-how und
 Innovationen unterstützen. Für die Fortsetzung der Finanzierung der
 Transformationsnetzwerk ANeTT werden wir uns auf Landes- und Bundesebene
 auch über das Jahr 2025 hinaus einsetzen.
- Wir werden regionale Initiativen zur Gestaltung des 
 Transformationsprozesses stärker begleiten. Da wo sich Akteur:innen vor
 Ort auf dem Weg machen, werden wir sie konzeptionell und finanziell
 unterstützen, um regionale Cluster zu bilden.
- Wir werden ein Kreditprogramm für zukunftsfähige kleinere und mittlere 
 Unternehmen am Wirtschaftsstandort Thüringen etablieren, um diese bei der
 Umstellung auf eine CO2-freie Produktion zu unterstützen.
- Wirtschaft und Energie gehören zusammen. Die Energiewende der letzten 
 Jahre hat gezeigt, dass eine gezielte, aber auch breite Entwicklung, der
 Einsatz und die Verwertung der erneuerbaren Energien auch mit
 energieintensiver Produktion Hand in Hand gehen muss. Wir setzen uns dafür
 ein, dass Energie vor Ort mit den örtlichen Energieversorgern erzeugt,
 gespeichert und gehandelt wird. Die Kommunen und ihre Stadtwerke als
 zentrale Stütze der Energiewende und das Rückgrat der Energieversorgung in
 Thüringen werden wir stärken.
- Wir schaffen mehr Klarheit für die Planung und vereinfachen die Planung 
 für die Errichtung, Erneuerung und den Betrieb von
 Energieerzeugungsanlagen, Energiespeichern und den Netzausbau. Den
 regionalen Verbrauch der erneuerbaren Energien werden wir zu dem stärken.
 Das senkt dauerhaft Kosten, erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der Thüringer
 Wirtschaft und stärkt Arbeitsplätze und Umwelt in der Region
- Die Kofinanzierung von Programmen der Europäische Union und des Bundes zur 
 Wirtschaftsförderung im Allgemeinen sowie zur Bewältigung der
 Transformation im speziellen werden wir umfassend sicherstellen.
- Inflation und steigendes Zinsniveau stellen Kommunen und Unternehmen 
 zunehmend vor Finanzierungsprobleme. Instrumente, wie Bürgschaften und
 zinsverbilligte Kredite, können ohne größere Fördersumme helfen, aus einem
 unfinanzierbaren Vorhaben eine rentierliche Investition zu machen. Dazu
 wollen wir die Eigenkapitalbasis der Thüringer Aufbaubank als zentrales
 Förderinstitut des Freistaats weiter stärken, um eine effektive und
 wirtschaftliche Umsetzung entsprechender Landesprogramme der
 Wirtschaftsförderung im Zuschuss- und Darlehensbereich zu gewährleisten.
 Neben der Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Ansiedlungen soll die
 Sicherung von "Guter Arbeit", die die Beschäftigten mitbestimmt und
 tarifiert entlohnt, als weiterer Förderschwerpunkt etabliert werden.
- Die erfolgreichen, niedrigschwelligen Förderangebote „Digitalbonus“ und 
 „Dekarbonisierungsbonus“ werden wir für alle Unternehmen der gewerblichen
 Wirtschaft öffnen, fortführen und bedarfsgerecht finanzieren. Wir werden
 prüfen, inwieweit mehr Unternehmen Zugang zu alternativen
 Finanzierungsformen erhalten.
- Die erfolgreiche Großflächeninitiative zur Bereitstellung größerer 
 Gewerbe- und Industrieflächen werden wir fortsetzen und konsequent auf die
 Erfordernisse des Klimaschutzes, aber auch auf die Ansiedlung von „Green
 Tech“ Industrien ausrichten. Die Außenwirtschaftsförderung wollen wir noch
 stärker auf Branchen und Absatzmärkte ausrichten, die unter Bedingungen
 der Transformation langfristig erfolgreich sein können.
- Ohne Handwerker:innen wird die Transformation nicht gelingen. Die 
 Leistungssteigerung im Handwerk ist existenziell für die mittelständisch
 geprägte Thüringer Wirtschaft. Darüber hinaus bietet das Handwerk für
 viele Menschen gute Arbeit und faire Löhnen in allen Regionen unseres
 Landes. Wir werden daher die bestehenden, handwerksspezifischen
 Förderangebote deutlich erhöhen und bedarfsgerecht mit den
 Handwerkskammern im Land weiterentwickeln.
- Wir werden ein Gesetz zur Stärkung des Tourismus in Thüringen vorlegen. 
 Damit wollen wir nicht nur Klarheit über die öffentlichen Aufgaben sowie
 vereinfachende Regelungen für die Förderung schaffen, sondern auch das
 Kur-Erhohlungsortegesetz an die Erfordernisse der Transformation anpassen.
- Unternehmertum braucht Freiheit: wir werden die Bemühungen des Bundes zur 
 Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sowie zur Entbürokratisierung
 unterstützen. Die Landesförderprogramme werden einfacher ausgestaltet und
 wo notwendig die gesetzlichen Regelungen der Landeshaushaltsordnung sowie
 die entsprechenden Verwaltungsvorschriften anpassen.
- Thüringen soll das attraktivste Bundesland für Gründer:innen, 
 Nachfolger:innen sowie junge Unternehmen, als KMUs von morgen, bleiben.
 Dazu muss Gründen unkompliziert sein. Daher werden wir die bestehenden
 Beratungs- und Förderangebote entsprechend bedarfsgerecht weiterentwickeln
 und die Finanzierung verstetigen. Das Gründen im Nebenerwerb muss gestärkt
 und Förderinstrumente etabliert werden, um Gründer:innen im Nebenerwerb zu
 entlasten. Wir werden die Förderung der Personaleinstellung über die
 Thüringer Gründungsprämie ermöglichen und die Unterstützung bei der
 Antragstellung von Fördermitteln als Beratungsleistung bezuschussen.
- Wir werden ein umfassendes Ökosystem für Start-ups und junge Unternehmen 
 mit Vernetzungsaktivitäten, sowie gemeinsamen Ressourcen und
 Infrastrukturen in Thüringen entwickeln. Besonders Start-Ups, die eine
 hohe Wertschöpfung versprechen und gezielt bestehende wissens- und
 technologieorientierte Branchen in Thüringen stärken, werden wir somit
 unterstützen. Zudem setzen wir uns dafür ein, dass die öffentliche Hand
 vermehrt als Ankerkunden für Start-Ups und gemeinwohlorientierte
 Unternehmen (Social-Entrepreneurship) tätig wird.
- Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, um die Renovierung von 
 Technologie- und Gründungszentren zu fördern und ihre Attraktivität und
 technologische Zukunftsfähigkeit zu stärken. Damit werden wir Start-Ups
 auch in den ländlichen Regionen beste infrastrukturelle Voraussetzungen
 bieten und Abwanderungen verringern.
- Die in Thüringen bestehenden Trialoge aus Landesregierung, 
 Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften müssen genutzt werden, um den
 Strukturwandel zu bewältigen. Hierzu gehören beispielsweise das Thüringer
 Bündnis für die Zukunft der Industrie. Die Landesregierung soll
 regelmäßige Veranstaltungen unter Beteiligung der Gewerkschaften und
 betrieblichen Interessenvertretungen durchführen, die sich mit der
 Bewältigung des Wandels beschäftigen, denn ihr Erfahrungswissen und ihre
 Kompetenzen sind der wichtigste Baustein zur Gestaltung des Wandels.
- Die Landessstrategien soll um das Nachhaltigkeitsziel „menschenwürdige 
 Arbeit für alle“ analog zur Agenda 2023 der Vereinten Nationen erweitert
 werden. Denn sozialdemokratische Wirtschaftspolitik heißt, in den
 Nachhaltigkeitsstrategien des Landes soziale, ökologische und ökonomische
 Ziele gleichermaßen zu verankern.
- „Wir werden uns auf Bundesebene ausdrücklich für die Ansiedlung einer 
 Start-up Factory an einem bestehenden Gründungs- und Start-Up Hotspots in
 Thüringen einsetzen, um die Sichtbarkeit Thüringens als exzellenten
 Gründungsstandort zu stärken und die Finanzierung der Start-Up
 Infrastruktur vor Ort sicherzustellen und auszubauen.“
- Als ein neues Instrument der demokratischen Kontrolle führen wir eine 
 Privatisierungsbremse ein. Sie sieht vor, dass öffentliche Unternehmen der
 Daseinsvorsorge nicht verkauft werden können, wenn die Bürgerinnen und
 Bürger der Privatisierung in einem Referendum mit Mehrheit ablehnen.
 Dadurch wollen wir erreichen, dass die langfristigen Interessen der
 Menschen nicht einem kurzfristigen Interesse an einmaligen finanziellen
 Erlösen durch den Verkauf dieser Unternehmen zum Opfer fallen.
2.4 Digitalisierung
Die SPD Thüringen steht für eine Digitalpolitik, die die Möglichkeiten und 
Potenziale der digitalen Welt in den zentralen Lebensbereichen erschließen und 
heben will, um das Leben und die Entfaltungsmöglichkeiten der Thüringer 
Bürger:innen zu verbessern. Damit stärken wir Thüringen als Ort guten Lebens und 
Arbeitens sowie als Wirtschafts- und Innovationsstandort. Für uns stehen die 
Menschen in Thüringen im Mittelpunkt; denn Digitalisierung ist kein Selbstzweck, 
sondern soll den Bürger:innen ein besseres Leben in unserer demokratischen 
Gemeinschaft in Freiheit ermöglichen. Wir wollen diesen kontinuierlichen 
Transformationsprozess der Digitalisierung weiterhin als Chance begreifen und 
gemeinsam mit den Thüringern sozialverträglich und wirtschaftlich erfolgreich 
gestalten.
Das werden wir tun:
- Wir werden verstärkt Kompetenzen im Bereich der Digitalen Gesellschaft 
 aufbauen und ein entsprechendes Grundsatzreferat in der Landesverwaltung
 etablieren. Die Digitalagentur Thüringen wird in Abgrenzung dazu als
 Thinktank weiterentwickelt, um die aktuellen und künftigen Entwicklungen
 mit Thüringer Knowhow zu erfassen.
- Digitalisierung macht das Leben der Menschen besser. Innovative Ansätze 
 der Telemedezin machen es möglich, dass Hausärzte vor Ort unkompliziert
 Spezialisten der Krankenhäuser der Maximalversorung hinzuziehen können. Im
 Nahverkehr bietet Digitalität die Chance neue Konzepte von Ruftaxis zu
 etablieren, die Wartezeiten minimieren und gleichzeitig kostengünstig
 sind.
- Das 2020 gegründete Thüringer Zentrum für Lernende System und Robotik 
 (TZLR) hat sich als zentrale Anlaufstelle im Bereich der Künstlichen
 Intelligenz etabliert. Wir werden sicherstellen, dass das Zentrum seine
 erfolgreiche Arbeit fortsetzen kann.
- Für kleine und mittlere Unternehmen stellt die Digitalisierung aufgrund 
 des dynamischen Anpassungsdrucks eine besondere Herausforderung dar.
 Unternehmen in allen Sektoren, vom verarbeitenden Gewerbe bis hin zum
 Tourismus müssen ihre Dienstleistungs- und Geschäftsmodelle auf den
 Prüfstand stellen. Mit dem Kompetenzzentrum Wirtschaft 4.0 werden wir
 Unternehmen und ihre Beschäftigte weiter dabei unterstützen, die Chancen
 der Digitalisierung zu ergreifen.
- Grundvoraussetzung der weiteren Digitalisierung von Wirtschaft und 
 Gesellschaft ist dabei ein leistungsfähiges flächendeckendes
 Glasfasernetz, welche die stetig wachsenden Datenströme verarbeiten und
 weiterleiten kann. Wir werden daher den eigenwirtschaftlichen Ausbau
 privater Telekommunikationsunternehmen gezielt durch Beratungsangebote für
 Kommunen unterstützen. . Die dafür verwendeten Glasfasern müssen hohen
 Umweltstandards genügen. So sollten lange Lieferwege vermieden und
 Thüringer Produzenten gestärkt werden, um den CO2-Abdruck zu senken.
- Wo der Markt nicht hinreichend schnell und umfassend ausbaut, werden wir 
 durch gezielte Förderung der Thüringer Glasfasergesellschaft in Beratung
 und Ausbau eine flächendeckende Glasfasererschließung erreichen – wo immer
 möglich sollen die Netze der Zukunft im Eigentum der Kommunen entstehen.
 Das Bundesförderprogramm zum Glasfaserausbau werden wir vollständig
 gegenfinanzieren.
- Wir werden uns beim Bund dafür einsetzen, dass Telekommunikationsanbieter 
 stärker beim Mobilfunk in die Pflicht genommen und an ihren Ausbauzielen
 festgehalten werden. Gleichzeitig werden wir auf Landesebene weitere
 Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus prüfen, beispielsweise durch
 Anpassungen der Bauordnung oder des zur Verfügung stellen von Standorten.
- Der Ausbau der digitalen Infrastruktur benötigt Rechtssicherheit und 
 Transparenz. Mit einem Beschleunigungs- und Transparenzgesetz Glasfaser
 werden wir nicht nur Daten zum Verlauf von geförderter und nicht
 geförderter Telekommunikationsinfrastruktur kontinuierlich erheben und in
 öffentlichen Verzeichnissen allgemein zugänglich bereitstellen, sondern
 auch die Verfahrensbeschleunigungen ermöglichen.
- Wir stehen für eine Netzpolitik, die individuelle Freiheitsrechte und die 
 Notwendigkeiten der Daseinsfürsorge in Einklang bringt. Wir setzen uns ein
 für die Beschränkung der Macht großer Plattformen, für
 diskriminierungsfreie Algorithmen sowie für freie Software und offene
 Standards wo immer sinnvoll und möglich. Wir stehen ein für eine möglichst
 weitgehende „Open Access“ Regulierung bestehender digitaler Infrastruktur,
 um so den Zugang zu digitalen Diensten im ländlichen Raum zu verbessern
 und zu vergünstigen.
- Datenschutz und Datensouveränität sind für uns elementare Grundrechte. 
 Gleichwohl dürfen die darauf aufbauenden rechtlichen Regelungen nicht dazu
 führen, dass ein Übermaß an Bürokratie entsteht oder digitale Anwendungen
 zum Nutzen der Menschen nicht eingesetzt werden können. Wir setzen uns
 daher für datenschutzrechtliche Regelungen mit Augenmaß ein: was gegenüber
 großen „Tech-Konzernen“ notwendig ist, kann gegenüber kleinst, kleinen und
 mittleren Unternehmen schnell unverhältnismäßig sein.
2.5 Land- und Forstwirtschaft
Über die Hälfte der Fläche Thüringens wird für landwirtschaftliche Zwecke 
genutzt, somit prägt die Landwirtschaft einen erheblichen Teil der Thüringer 
Landschaft. Dies bedeutet für uns als SPD Thüringen, dass unsere Umwelt sowohl 
Lebensraum als auch Produktionsstätte ist und dementsprechend gepflegt werden 
muss. Umso wichtiger ist es daher, dass Thüringen den Fokus auf eine 
gemeinwohlorientierte Landwirtschaft legt, die die Herstellung guter und 
gesunder Lebensmittel für die regionale Versorgung Thüringens auch in Zukunft 
sichert und allen Landwirt:innen ein angemessenes Auskommen und regionale 
Wertschöpfung ermöglicht. Die gesellschaftlich gewünschte Transformation der 
Landwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit, Tierwohl und Umweltleistung stellt für 
die Landwirt:innen eine Herausforderung dar, die auch mit Fragen zu 
Arbeitsplätzen und Einkommenssicherung verbunden sind. Die SPD wird sich aus 
sozialer Verantwortung dafür einsetzen, dass diese Zielstellungen nicht zu 
Lasten der landwirtschaftlichen Betriebe und ihrer Mitarbeiter umgesetzt werden.
Das werden wir tun:
- Wir werden die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union auch 
 in Zukunft kritisch begleiten und gemeinwohlorientiert ausrichten. Die
 Beiträge von Landwirt:innen zum Natur- und Klimaschutz müssen finanziell
 sehr viel stärker gewürdigt werden.
- Wir werden die Gemeinwohlprämie des Deutschen Verbandes für 
 Landschaftspflege in Thüringen im Rahmen der Eco-Schemes erproben und ggf.
 anwenden.
- Wir werden die Halbzeitbilanz der Gemeinsames Agrarpolitik nutzen, 
 bestehende Förderinstrumente auf den Prüfstand zu stellen und ggf. zu
 ändern oder zu ersetzen.
- Wir wollen eine schnelle, praktikable und langfristig belastbare Umsetzung 
 der höheren Tierwohlstandards in Thüringen umsetzen. Dies muss sich im
 Rechtsrahmen, aber auch in der Förderkulisse niederschlagen. Gleichzeitig
 werden wir uns weiter für ein verpflichtendes Tierwohllabel bei tierischen
 Produkten einsetzen, um Verbraucher:innen eine Orientierung zu liefern.
- Wir werden die Neugründung und den Erhalt von Ökolandbau mit ausreichenden 
 finanziellen Mitteln ausstatten, um zunächst das Thüringer Ziel 10 %
 Ökolandbau und im Anschluss das bundesdeutsche Ziel 30 % zu erreichen.
- Wir werden Junglandwirt:innen in der praxisnahen Aus- und Weiterbildung in 
 Thüringen, sowie der Existenzgründung in oder mit einem
 landwirtschaftlichem Betrieb unterstützen. Um die erheblichen
 Herausforderungen der Unternehmensnachfolge, Fachkräftegewinnung und der
 Stärkung des Know-Hows in der Region zu stärken, setzen wir uns dafür ein,
 die Ausbildungsangebote und die vorhandenen Studienangebote zu stärken.
- Wir setzen uns für innovative Lösungen für die Zukunft der Agrar- und 
 Landwirtschaft ein. Wir betrachten nachhaltige, automatisierte und
 digitalisierte Einsatzformen von Informationstechnologien und
 Verfahrenstechniken als Chance. Sie ermöglichen, den auch im Bereich der
 Landwirtschaft bestehenden Herausforderungen effizient zu begegnen: Hohe
 Nachfrage, Fach- und Arbeitskräftemangel, Nachwuchsgewinnung sowie
 Anpassungsdruck in der Bewirtschaftung aufgrund klimatischer
 Veränderungen. Daher werden wir Smart Farming niedrigschwellig fördern.
- Landwirtschaftliche Flächen unterliegen einen besonderen 
 gesellschaftlichen Schutz. Daher setzen wir uns dafür ein, dass die
 Agrarstruktur sich am Zweck der landwirtschaftlichen Produktion orientiert
 und Bodenspekulationen aktiv verhindert werden. Wir setzen uns für eine
 verbindliche Kompensation von Flächen im gesamten Freistaat ein. Diese
 darf nicht weiter auf Kosten vor allem der landwirtschaftlich genutzten
 Flächen erfolgen. Brach- und Altlastflächen, sowie die Entsieglung von
 Flächen sind die entscheidenden Maßnahmen um das Ziel der Netto-Null-
 Bodenversieglung in den nächsten Jahren zu erreichen.
- Landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalten sind ein wichtiger Motor 
 für innovative Ansätze und Erprobungen in der Landwirtschaft. Wir werden
 diese stärken und ausbauen.
- Wir werden uns für regionale Wirtschaftskreisläufe durch 
 Wertschöpfungszentren in Nahversorgerregionen in Thüringen einsetzen, die
 sich um die Vernetzung, Beratung, Coaching und Qualifizierung von
 Landwirt:innen kümmern.
- Wir setzen uns für gemeinsam genutzte Verarbeitung, Lager, Vertriebs- und 
 Entsorgungsinfrastrukturen ein, um Thüringer Produkte vor Ort verfügbarer
 zu machen und zugleich eine höhere Wertschöpfung in der Region zu
 ermöglichen. Den Verlust der Infrastruktur wie Schlachthöfe werden wir
 konsequent stoppen. Historische Nutzungsformen wie Wanderschäferei oder
 Hüteschafhaltung und Waldweide wollen wir dabei in besonderer Weise
 honorieren.
- Wir werden die Position der Erzeuger:innen gegenüber dem 
 Lebensmittelhandel deutlich stärken und realistische Erzeugerpreise
 ermöglichen. Wir streben eine Landwirtschaft an, die faire Preise für
 Erzeuger:innen, Handel und Verbraucher:innen ermöglicht.
- Wir werden die Bejagung von Schwarzwild in Thüringen konsequent 
 fortsetzen, um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinpest (ASP)
 einzudämmen.
- Die Ausgestaltung des Europäischen Landwirtschaftsfonds ELER für die 
 flächenbezogenen Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) wird sich daran
 orientieren, den Anteil des ökologischen Landbaus zu erweitern und
 extensive Bewirtschaftungsmaßnahmen insbesondere der Rinderhaltung,
 Weideprämien, Agroforstsysteme bis hin zur schonenden Landbewirtschaftung
 von Auen, Mooren und Feuchtgebieten fortzuführen bzw. neu zu etablieren.
- Wir werden artenreiches Grünland durch eine aus der ersten Säule 
 finanzierte Weidetierprämie für Milchkühe und extensive Mutterkuhhaltung
 im Rahmen der EU-Förderung fördern und erhalten
- Wir werden den Klimaschutz in der Landwirtschaft voranbringen und die 
 Humusmehrung in Böden durch eine standort- und betriebsgerechte
 Mindestfruchtfolge sowie die Wiedervernässung von Mooren angemessen
 fördern.
- Wir wollen Hochwasserereignissen durch eine konsequente Entwicklung der 
 Auenräume entgegenwirken und so den Wasserrückhalt in der Fläche
 verbessern. Hierfür wollen wir Flächennutzungen stärken, welche die Auen
 als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum zusammenfasst und resistenter
 gegen Schäden durch Hochwasserlagen macht. Ebenso sehen wir in einem
 aktiven Wassermanagement eine dringende Aufgabe der öffentlichen Hand.
 Hierbei spielt Vorbeugung vor längeren Dürreperioden mit Auswirkungen auf
 Flora&Fauna, Tourismus,
 Bevölkerungsschutz und die Lebensqualität der Bürgerinnen der Bürger eine
 entscheidende Rolle.
- Wir werden die standortnahe Wasserversorgung der Landwirtschaft und 
 Forstwirtschaft stärken und gleichzeitig die Zeitgemäßheit und den Zustand
 von Drainagen und herrenlosen Speichern prüfen. Nicht nur für die
 Versorgung von Kulturen auf den Feldern und Wäldern, auch für die
 Bereitstellung von Löschwasser und zur langfristigen Neubildung von
 Grundwasser braucht es einen konkreten Fahrplan bis 2029, der auch
 kleinere Wasserspeicher umfasst.
- Wir werden den Einsatz von Düngemitteln und insbesondere Mineraldünger 
 reduzieren und einen geschlossenen Stickstoffkreislauf mit effizientester
 Nutzung aufbauen.
- Wir werden den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduzieren und 
 die Landwirt:innen auf diesem Prozess finanziell und wissenschaftlich
 begleiten. Dies schaffen wir u.a. durch eine noch gezieltere und räumlich
 begrenztere Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Dafür braucht es
 Alternative Werkzeuge für die konventionelle Landwirtschaft, um die
 Lebensmittelerzeugung zuverlässig, umweltverträglich zu gewährleisten.
- Wir werden den Einsatz weiterer landwirtschaftlicher Flächen für die 
 Herstellung von Biokraftstoffen, zur Energieerzeugung oder zur technischen
 Kohlenstoffabscheidung (BECCS) kritisch prüfen.
- Wir werden die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand bei der Vielfalt der 
 Angebote für umweltverträglicher Ernährungsstile ernstnehmen und in den
 Kantinen öffentlicher Einrichtungen attraktive günstige Angebote u.a. für
 eine pflanzenbasierte Ernährung schaffen.
- Wir wollen den Erhalt und die Zustandsverbesserung unseres Waldes sowie 
 die Entwicklung einer nachhaltigen und naturgemäßen Waldbewirtschaftung.
 Dabei soll allen Funktionen des Waldes gleichermaßen Rechnung getragen
 werden. Die Wertschöpfung der Forstwirtschaft soll weiter ausgebaut
 werden. Wir werden ein Programm zur Mobilisierung weiterer
 Privatwaldflächen auf den Weg bringen. Den Verkauf von landeseigenem Wald
 lehnen wir ab.
- Wir wollen die Gemeinschaftsforstämter erhalten und sicherstellen, dass 
 die Förster als Mittler zwischen privaten Waldbesitzern und der
 Holzindustrie helfen, alle Waldteile nachhaltig zu nutzen. An der
 eigentumsübergreifenden Holzvermarktung soll festgehalten werden. Die
 Entwicklung der Thüringen Forst-Anstalt werden wir weiter unterstützen.
- Wir wollen auch privatrechtliche Zusammenschlüsse von Waldbesitzern als 
 wichtige Säule der forstlichen Bewirtschaftung erhalten. Der Waldumbau
 kann nur nachhaltig gewinnen, wenn alle Verantwortlichen für die Zukunft
 der Wälder mit eingebunden werden.
- Die Jagd muss sich an ökologischen und wildbiologischen Grundsätzen, 
 neuesten Erkenntnissen der Jagdpraxis, Werten des Tierschutzes und
 Erfordernissen der Lebensmittelhygiene orientieren. Wir wollen, dass sich
 die Bejagung künftig mehr am jeweiligen Waldzustand und weniger an
 Abschussplänen orientiert. Damit wollen wir eine angemessene Wilddichte
 erreichen und den Aufbau stabiler, vielfältig strukturierter Wälder
 sicherstellen.
- Wir setzen uns für hohe Qualitätsstandards und nachhaltige 
 Teichwirtschaften in ganz Thüringen ein. Wir unterstützen die Thüringer
 Fischer:innen und Angler:innen dabei, den Lebensraum Gewässer in einen
 guten Zustand zu versetzen. Dazu gehört für uns auch die Durchgängigkeit
 für wandernde Fischarten.
3. Leben in einem freien und sicheren Land
Freiheit und Sicherheit sind menschliche Grundbedürfnisse. Es braucht eine 
Balance zwischen ihnen, die nicht immer einfach auszuhandeln ist, aber das 
Herzstück einer demokratischen Gesellschaft bildet. Das Leben in einem sicheren 
Land, welches die Freiheit schützt und Recht durchsetzt, ist Basis eines 
handlungsfähigen Staates. Wir Sozialdemokrat:innen wollen Sicherheit so 
organisieren, dass sie Freiheit gewährleistet. Es ist unser Anspruch, dass alle 
Menschen in Thüringen sicher sind und sich auch sicher fühlen können.
Neben der Ermutigung zu zivilgesellschaftlichem Engagement und der 
Präventionsarbeit von Vereinen und Initiativen ist es uns genauso wichtig, 
Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz- und Rettungsorganisationen sowie die 
kommunalen Ordnungsdienste zu stärken. Wer sie angreift, greift unsere 
demokratische Gesellschaft an. Wir stehen fest an der Seite derer, die sich 
tagtäglich in Haupt- und Ehrenamt für ein demokratisches Thüringen einsetzen und 
es vor Angriffen schützen.
3.1 Eine starke Polizei – analog und digital
Die Menschen im Freistaat Thüringen leben sicher. Dafür sorgt eine starke und 
moderne Polizei vor Ort und im Netz. Wir haben in den vergangenen Jahren dafür 
gesorgt, dass die Polizist:innen unseres Landes gut ausgestattet und ausgebildet 
auf alle Herausforderungen reagieren können. Hinzu kommen Verbesserungen bei den 
Beförderungsmöglichkeiten, der Bezahlung und dem Gesundheitsmanagement. Mit 
dieser Strategie waren wir erfolgreich: beispielsweise die Zahl der 
Einruchsstraftaten nimmt ab, die Aufklärungsquote ist hoch. Thüringen ist 
bundesweit eines der sichersten Bundesländer. Diese erfolgreiche Arbeit wollen 
wir fortsetzen.
Das werden wir tun:
- Wir werden die Personalausstattung der Thüringer Polizei weiter erhöhen, 
 um die Präsenz in der Fläche zu verbessern. Die Zahl der Anwärter:innen im
 Polizeibereich versteigen wirauf 300 pro Jahr. Durch zusätzliche Stellen
 schaffen wir eine zukunftsfähige Personalstruktur für eine langfristig
 leistungsfähige Thüringer Polizei. Mit einer flächendeckenden
 Polizeipräsenz stärken wir das Sicherheitsempfinden unserer Bürger:innen.
- Mit der Neuausrichtung des Kontaktbereichsbeamten haben wir einen 
 wichtigen Schritt für eine Polizei für Stadt und Land gemacht. Mit der
 zügigen Besetzung der neuen Stellen schließen wir die weißen Flecken im
 Freistaat und schaffen mit konkreten Ansprechpartner:innen Sicherheit an
 jedem Ort.
- Einsatzkräfte verdienen den größtmöglichen Schutz. In den letzten Jahren 
 haben wir sie fortlaufend mit moderner Schutzausrüstung und zeitgemäßen
 Einsatzmitteln ausgestattet. Der landesweite Einsatz von Bodycams ist
 dabei ein wesentliches Element und dient dem Schutz unserer Einsatzkräfte
 und der Beweissicherung. Wir unterstützen Gesetzesinitiativen zur
 Verschärfung von Straftatbeständen zum Schutz von Polizei- Einsatz und
 Rettungskräften.
- Wir machen den Polizeiberuf noch attraktiver. Eine sofortige Umsetzung 
 der, aus dem Kienbaum Gutachten resultierende Einführung einer
 zweigeteilten Laufbahn in der Polizei des Freistaates Thüringen, ist
 kurzfristig nicht möglich und würde auch keine Perspektive für die,
 überwiegend im mittleren Dienst eingesetzten Beamtinnen und Beamten,
 darstellen. Auf dem Weg zur zweigeteilten Laufbahn wollen wir gute
 innerhalb der nächsten 5 Jahre den verkürzten Aufstieg in die nächsthöhere
 Laufbahn, analog der §16, §17 und §18 der Bundespolizei-
 Laufbahnverordnung, in der Thüringer Laufbahnverordnung für den
 Polizeivollzugsdienst verankern. Für Kriminalisten richten wir spezielle
 Ausbildungsmodule ein – die Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern
 werden wir intensivieren.
- Polizeidienststellen gehören zur Grundinfrastruktur der öffentlichen 
 Daseinsvorsorge. Den Investitionsstau bei der Sanierung von
 Polizeiliegenschaften werden wir durch ein Investitionsprogramm
 beseitigen.
- Die begonnene Entwicklung des Bildungszentrums Meiningen hin zu einem 
 modernen Campus setzen wir mit Hochdruck fort. Während der Ausbildung
 sollen verstärkt demokratische Grundwerte sowie die interkulturelle
 Kompetenz vermittelt werden. Dafür werden im Rahmen von Praktikawochen
 auch externe Bildungsträger verpflichtet. Polizeidienstanwärter:innen
 sollen sensibilisiert werden für unterschiedliche Arten von
 Diskriminierung. Von Beginn der Ausbildung an muss eine selbstkritische
 und offene Kultur in der Polizei gepflegt werden. Nur so kann sich der
 Polizeidienst weiterentwickeln und sich Anwärter:innen zukünftig sicher im
 Einsatzgeschehen bewegen. Damit schaffen wir moderne Unterrichtsmethoden
 und Unterbringungsmöglichkeiten. Mit der Fusion der Bildungseinrichtungen,
 Bildungszentrum und Fachhochschule legen wir den Grundstein für eine
 leistungsfähige Struktur und attraktive Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte.
- Im Kampf um die besten Köpfe werden wir mit der Einführung der freien 
 Heilfürsorge für alle Polizist:innen, der Ruhegehaltsfähigkeit der
 Polizeizulage und eines grundlegend zu novellierenden den aktuellen
 Bedürfnissen Zulagensystems für die faire Vergütung eines anspruchsvollen
 Jobs sorgen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden wir mit
 angepassten Einsatzzeiten und speziellen Betreuungsangeboten verbessern.
 Wir verurteilen jegliche Art von Übergriffen sowie Mobbing und
 unterstützen die Entwicklung und Etablierung von Awareness- und
 Präventionsstrukturen, die so etwas wirksam verhindern. Der Schutz der
 Auszubildenden steht dabei an oberster Stelle.
- Den Frauenanteil in Führungspositionen der Polizei wollen wir deutlich 
 erhöhen. Dazu werden wir ein Mentoring-Programm für gezielte
 Frauenförderung aufsetzen. Außerdem wollen wir noch mehr Menschen mit
 unterschiedlichem kulturellem und persönlichem Hintergrund für den
 Polizeiberuf ansprechen, um die Pluralität der Gesellschaft auch in den
 Sicherheitsbehörden abzubilden. Besonders Menschen mit unterschiedlichen
 Sprachkenntnissen sollen angesprochen werden, da klare und gute
 Kommunikation die Basis jeder Polizeiarbeit ist.
- Es darf keine rechtsfreien Räume in der digitalen Welt geben. Der 
 zunehmenden Verrohung im Internet und der Verlagerung von Straftaten in
 den Cyberraum werden wir nicht tatenlos zusehen. Wir wollen dem Beispiel
 anderer Länder durch die Einrichtung eines Studiengangs zum IT-Ermittler
 folgen. Mit einem verstärkten Fortbildungsprogramm wollen wir zudem eigene
 IT-Fachkräfte und IT-Kriminalisten aufbauen.
- Die Digitalisierung der Thüringer Polizei treiben wir mit voller Kraft 
 voran. Deshalb haben wir die Online-Wache eingeführt und werden ihre
 Einsatzmöglichkeiten weiter ausbauen. Die Ausstattung der Polizist:innen
 mit aktuellen digitalen Endgeräten werden wir unter Beachtung hoher
 Sicherheitsstandards weiter fortführen. Gefahrenlagen und
 Kriminalitätsphänomene ändern sich rasant und ihre Bekämpfung bedarf
 zeitgemäßer rechtlicher Handlungsgrundlagen. Die Angriffe auf IT-Systeme
 von Bürger:innen, Verwaltung und Unternehmen nehmen stetig zu. Wir statten
 Ermittler:innen technisch und rechtlich so aus, dass sie auch bei immer
 größeren Datenbeständen zügig und genau ermitteln können.
- Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz setzen wir dabei an geeigneter 
 Stelle ein.Wir behalten dabei im Blick das KI dazu neigt Diskriminierung
 und Rassismus aus den genutzten Trainingsdaten zu reproduzieren, daher ist
 es uns wichtig offenzulegen auf welchen Daten KIs trainiert wurden und
 diese regelmäßig auf systematische Diskriminierung und Rassismus
 überprüfen zu lassen. Wir stellen sicher das alle Entscheidungen einer KI
 von einem Menschen überprüft werden und niemand aus nicht-
 nachvollziehbaren Gründen beschuldigt wird.
- Wir richten ein Thüringer Cybersicherheitszentrum ein. In diesem sollen 
 sich alle Thüringer Stellen, die sich um den Schutz von IT-Systemen
 befassen eng und regelmäßig austauschen, um Staat, Wirtschaft und
 Bürger:innen besser vor Angriffen aus dem Netz zu schützen.Wir sorgen
 außerdem dafür, dass Sicherheitsbehörden in enger Zusammenarbeit mit dem
 BSI gefundene Schwachstellen umgehend bei den Hersteller:innen melden und
 damit zur bestmöglichen Cybersicherheit für uns alle beitragen.
- Wir verurteilen Gewaltstraftaten gegen Frauen – insbesondere Femizide. Wir 
 sehen in dem besseren Schutz von Frauen ein Schwerpunkt polizeilichen
 Handelns und werden entsprechende Handlung- und Interventionsansätze
 optimieren. Weiterhin sollen Polizist:innen während und nach ihrer
 Ausbildung intensiver für Hasskriminalität gegen Frauen sensibilisiert
 werden. Niemand darf in Thüringen bei Fällen von sexueller Gewalt das
 Gefühl bekommen von den Sicherheitsbehörden nicht ernstgenommen zu werden.
 Gegenüber dem Bund werden wir uns für eine Änderung des Strafgesetzbuches
 einsetzen, damit insbesondere Femizide künftig härter bestraft werden.
- Im Rahmen eines Modellprojektes wollen wir Erfahrungen in der 
 falldatenbasierten Verbrechensbekämpfung im Deliktfeld der Wohnungs- und
 Ladeneinbrüche sammeln.
- Wenige Mehrfach- und Intensivtäter:innen begehen einen großen Teil der 
 Straftaten in unserem Land. Damit stellen sie eine große Herausforderung
 für Polizei, Justiz und andere Behörden dar. Wir evaluieren die Konzepte
 zum Umgang mit diesen Täter:innen, um zum besseren Schutz der Bevölkerung
 alle behördlichen Möglichkeiten auszunutzen.
- Eine konsequente und erfolgreiche Deradikalisierungsarbeit ist der beste 
 Schutz vor terroristischen Gefahren. Die bestehenden Ansätze in den
 Sicherheitsbehörden wollen wir überprüfen und die Deradikalisierungsarbeit
 fachlich übergreifend ausgestalten.
- Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Korruption, Betrug und Untreue stellen 
 für Sozialdemokrat:innen nicht nur eine Gefahr für ehrliche Bürger:innen
 und die sozialen Sicherungssysteme dar, sondern gefährden den sozialen
 Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Im Bereich der Wirtschaftskriminalität
 werden wir die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für unsere
 Polizeibeamt:innen intensivieren.
- Unsere erfolgreiche Präventionsarbeit setzen wir fort. Wir nehmen 
 Unsicherheiten und Ängste ernst und ergreifen gezielte
 Präventionsmaßnahmen, um das Sicherheitsempfinden unserer Bürger:innen zu
 stärken und Straftaten zu verhindern. Die bestehenden Präventionsangebote
 halten wir uneingeschränkt aufrecht. Mit der Einrichtung des
 Landespräventionsrates haben wir die Arbeit der unterschiedlichen
 Akteur:innen erfolgreich vernetzt und Impulse gesetzt.
- Wir werden eine positive Fehlerkultur innerhalb der Polizei weiter 
 fördern. Es ist wichtig, dass es auch innerhalb der polizeilichen
 Strukturen möglich ist, über Fehler im Einsatz und Unsicherheiten im
 Vorgehen zu sprechen. Supervision und Beratungsangebote ermöglichen es,
 Vorgehensweisen zu reflektieren und innerhalb der Dienstgruppe zu
 verbessern. Wir werden den Thüringer Polizeidienststellen Mittel zur
 Verfügung stellen, die Selbstreflexion und Selbstkritik in einem
 geschützten Raum ermöglichen. Dazu dient auch die Weiterentwicklung der
 Polizeivertrauensstelle zu einer Polizeiaufsichtsbehörde, die dem
 Thüringer Justizministerim untersteht. Bei Anzeigen gegen
 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte ermittelt derzeit die Polizei
 praktisch gegen sich selbst. Dieser Umstand führt zu Interessenkonflikten.
- Wir werden, gemeinsam mit den Berufsvertretungen, eine Studie über 
 Demokratiefeindlichkeit und Rassismus in den Sicherheitsbehörden auf den
 Weg bringen. Wir lassen nicht zu, dass sich Glutnester der Extremen
 Rechten in den demokratischen Institutionen ausbreiten. Mit dem
 Sozialkompetenzzentrum stärken wir in Lehre und Fortbildung die
 demokratische Resilienz. Präventionsangebote in der Aus- und Fortbildung
 werden wir weiter ausbauen.
3.2 Feuerwehr und Katastrophenschutz
Der Brand- und Katastrophenschutz und die Rettungsdienste sind ein wichtiger 
Pfeiler der Inneren Sicherheit in Thüringen. Die 60.000 Mitglieder der 
Feuerwehren und weitere 10.000 Mitglieder in Rettungsorganisationen leisten mit 
ihrem ehrenamtlichen Engagement einen unersetzlichen Beitrag für ihre 
Mitbürger:innen. Unser Ziel ist deshalb eine gute Ausstattung, gute Ausrüstung, 
gezielte Aus- und Fortbildung sowie eine fortlaufende Nachwuchsgewinnung für die 
Held:innen des Alltags.
Das werden wir tun:
- Wir wollen die Leistungen der ehrenamtlichen Helfer:innen mit einer 
 öffentlichkeitswirksamen Kampagne würdigen. Diese soll ihnen Anerkennung
 und Respekt zeigen und vor allem junge Menschen für das Ehrenamt
 begeistern. Ohne Unterstützung der Arbeitgerber:innen, Ausbildungsstätten
 und Schulen geht es nicht. Die zeitlichen Herausforderungen der
 Ehrenamtlichen müssen hier gezielt beleuchtet werden.
- Die hohe Leistungsbereitschaft und Einsatzfreude von Feuerwehren und 
 Rettungskräften werden wir durch Investitionen in der Fläche unterstützen.
 Dazu gehört die persönliche Ausrüstung, die Fahrzeugausstattung und der
 Erhalt und Bau von Gerätehäusern. Wir treten für eine Erhöhung der
 Fördersummen und Förderquoten seitens des Landes ein. Ein besonderes
 Augenmerk soll dabei auf der sogenannten schwarz-weiß-Trennung liegen, um
 Brandkrebs vorzubeugen.
- Durch Investitionen in Infrastruktur und Lehrangebote, insbesondere mit 
 Blick auf klima- oder technologiebasierten Veränderungen der
 Einsatzszenarien werden wir die Thüringer Landesfeuerwehr- und
 Katastrophenschutzschule weiterentwickeln. Dabei setzen wir das Projekt
 TLFKS 2.0 fort, indem sich modernisierte Anlagen und dezentrale Ausbildung
 vereinen.
- Wir werden die zentrale Beschaffung von Feuerwehrausstattung erweitern und 
 so versuchen die Beschaffung der Feuerwehrfahrzeuge in Zweckverbänden oder
 auf Landesebene zu bündeln und Kostenvorteile zu erreichen, von denen
 Kommunen und ihre Feuerwehren profitieren.
- Mit der Stabilisierung der deutschlandweit einzigartigen Feuerwehrrente 
 und der Erhöhung der Entschädigungssätze in Feuerwehren haben wir ein
 starkes Zeichen der Anerkennung gesetzt. Dieses wollen wir der Schaffung
 einer Helfer:innenprämie fortsetzen, die für 10 aktive Dienstjahre eine
 500 €-Prämie vorsieht.
- Wir haben der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) im Freistaat eine 
 tragfähige Struktur gegeben. Diese wollen wir ausbauen und stärken, damit
 PSNV-Kräfte durch professionelle Schulung und Vernetzung unterstützt
 werden. So können Einsatzkräfte im Ernstfall umfassend psychologisch
 betreut werden.
- Die integrierten Leitstellen sind ein zentrales Element für eine effektive 
 Alarmierung und Steuerung von Einsätzen der Feuerwehren und
 Rettungsdienste. Mit der Schaffung der neuen Leitstellenstruktur in
 kreisübergreifenden Verbünden haben wir die Weichen für die Zukunft
 gestellt. Die Arbeit für moderne Alarmierungsstrukturen werden wir
 fortsetzen und uns für die regelmäßige Durchführung des bundesweiten
 Alarmtages einsetzen.
- Der Schutz Kritischer Infrastrukturen und ein leistungsfähiger 
 Bevölkerungsschutz ist in den letzten Jahren zu Recht stark in den Fokus
 gerückt. Wir intensivieren den Schutz dieses Rückgrats unseres
 Gemeinwesens, stellen die Umsetzung der Schutzmaßnahmen bei privaten und
 öffentlichen Stellen sicher und setzen uns weiter für eine angemessene
 Beteiligung des Bundes an dieser Aufgabe ein.
- Auch Einsatzkräfte werden vermehrt bei Einsatzmaßnahmen durch Dritte 
 angegriffen. Wir sorgen dafür, dass unsere Einsatzkräfte bestmöglich
 geschützt sind, in dem wir für eine moderne passive Schutzausstattung
 sorgen. Die Beschaffung kann bspw. als Poolausstattung erfolgen.
3.3 Kampf für Demokratie
Wir haben in den letzten Jahren zahlreiche Erfolge beim Kampf gegen 
Veranstaltungen und Strukturen der Extremen Rechten erzielen können. Feinden der 
Demokratie, der Verfassung und der Menschenrechte, werden wir uns auch weiterhin 
entschieden entgegenstellen. Mit Blick auf unserer Werte und im Bewusstsein 
unserer besonderen Verantwortung sagen wir jeglicher Form von Antisemitismus den 
Kampf an.
Politische Bildung und Demokratiearbeit sind für uns stetige gesellschaftliche 
und politische Aufgaben. Um dieser Aufgabe nicht nur gerecht zu werden, sondern 
auch deren Bedeutung anzuerkennen, werden wir ein Demokratiefördergesetz 
beschließen. Programme, Projekte, Konzepte, Vorhaben etc. brauchen, um wirken zu 
können, eine langfristige Planungssicherheit und damit unumgänglich eine 
finanzielle Absicherung. In diesem Zusammenhang müssen auch die bestehenden 
Landesprogramme auf ihre Förderung sowie ihre inhaltliche Ausrichtung evaluiert 
werden. Neue Herausforderungen und Bedrohungen unserer Freiheit und Demokratie, 
wie digitaler Faschismus, Desinformationen, Verschwörungserzählungen, rechter 
Terror in Thüringen oder Radikalisierungen im Zuge der Corona-Pandemie als auch 
Zielgruppen, wie Migrant:innenselbstorganisationen, müssen mit aufgenommen 
werden. An dieser Neugestaltung darf deshalb nicht ausschließlich 
regierungsintern gearbeitet, sondern die Zivilgesellschaft muss adäquat daran 
beteiligt werden.
Wir werden zivilgesellschaftliche Akteur:innen unterstützen, indem wir
- ihre, oftmals ehrenamtliche Tätigkeit erleichtern, indem bürokratische 
 Hürden abgebaut werden. Dort wo Zivilgesellschaft, Staat, Behörden
 zusammenarbeiten entstehen Partner:innenschaften, die nachhaltig wirken
 können.
- ihre Arbeit würdigen: sie verteidigen in verschiedenster Form die 
 demokratischen Grundlagen unserer pluralen Gesellschaft, wirken sozial und
 solidarisch. Es gilt sie in ihrer Arbeit zu unterstützen und zu bestärken.
- ihre Arbeit nicht nur anerkennen, sondern deren weite Perspektiven auf 
 Landesebene auch im Rahmen eines institutionalisierten Austauschs mit der
 Regierung und dem Landtag einbinden. Deshalb fordern wir, dass
- Zivilgesellschaft und die zuständigen politischen Vertreter:innen 
 regelmäßig gemeinsam an einem Tisch zusammenkommen, um sich über aktuelle
 gesellschaftliche Problemlagen auszutauschen.
- im Kampf gegen die extreme Rechte bei Behörden und Verwaltung für eine 
 verbesserte Anerkennung der Perspektive von zivilgesellschaftlichen
 Akteur:innen werben, so dass die Zusammenarbeit beispielsweise bei der
 Organisation und Durchführung von Demonstrationen erleichtert wird.
- mit ihnen, Akteur:innen aus Staat und Wissenschaft gemeinsam an einer 
 langfristigen Demokratie-Förderstrategie und ihrer kontinuierlichen
 Fortentwicklung arbeiten.
- Wir verstetigen und bauen das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, 
 Toleranz und Weltoffenheit als wertvolle Unterstützung der
 Demokratieförderung aus. Wir werden das Thüringer Demokratiefördergesetz
 einführen, um so bewährten Projekten des Engagements zur
 Demokratieförderung und politischen Bildung eine verlässliche und
 langfristige Ausfinanzierung zu ermöglichen und wiederkehrenden
 Verwaltungsaufwand zu reduzieren
Außerdem werden wir konsequent an der Umsetzung der Handlungsempfehlungen der 
Untersuchungsausschüsse zu den NSU-Morden 5/1 und 6/1 als auch der Enquete-
Kommission gegen Rassismus und Diskriminierungen 6/1 weiterarbeiten und die 
demokratiefördernde und rassismus- und diskriminierungskritische Bildungsarbeit 
an Schulen, in der außerschulischen Bildung und in Organisationen und Behörden 
stärken.
Das werden wir tun:
- Wir setzen uns für die Herabsetzung des aktiven Wahlalters bei 
 Landtagswahlen auf 16 Jahre und des passiven Wahlalters bei
 Bürgermeister:innen- und Landrät:innenwahlen ein, um junge Menschen
 möglichst früh an der parlamentarischen Demokratie zu beteiligen
- Wir werden eine „Koordinierungsstelle für Demokratiebildung an Schulen“ 
 einrichten. Seit Jahrzehnten gibt es Modellprojekte, die Kitas und Schule
 als Lernorte für Demokratie erproben, nun kommt es darauf an,
 flächendeckend für ein Angebot der Demokratiebildung an Thüringer Schulen
 zu sorgen.
- Wir werden uns für ein passives und aktives Wahlrecht für 
 Drittstaatsangehörige auf kommunaler Ebene einsetzen, um diesen Menschen
 die Einbindung in den politischen Diskurs aktiver zu ermöglichen und
 Potentiale für die gesellschaftliche Beteiligung zu heben. Dauerhaft in
 Deutschland lebenden Menschen soll so politische Teilhabe und Mitwirkung
 ermöglicht werden.
- Das Amt für Verfassungsschutz muss weiter personell und materiell 
 angemessen ausgestattet sein, um den wachsenden Aufgaben zum Schutz
 unserer Demokratie gerecht zu werden. Eine ausreichende parlamentarische
 Kontrolle ist dabei weiterhin zu gewährleisten.
- Mit der Einrichtung der Task-Force Versammlungslagen konnten wir 
 Landkreise und Kommunen bei teilweise komplizierten Rechtsfragen beraten
 und sie in die Lage versetzen, sich insbesondere gegen Veranstaltungen der
 extremen Rechten zur Wehr zu setzen. Diese erfolgreiche Arbeit setzen wir
 fort und entwickeln sie weiter.
- Um bei Konflikten in Kommunen den Dialog und demokratische Problemlösungen 
 zu unterstützen sowie Radikalisierungen und Populismus vorzubeugen, werden
 wir Angebote der kommunalen Konfliktberatung verstetigen und ausbauen.
- Kampf gegen Hass und Hetze im Netz – Das Internet erlaubt durch seine 
 Anonymität oft radikale Äußerungen, die manchmal auch in schreckliche
 Taten umschlagen können. Wir unterstützen die Gesetzinitiativen auf
 Bundesebene zur besseren Bekämpfung dieser Phänomene. Das Internet darf
 kein rechtsfreier Raum sein. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei,
 Staatsanwaltschaft und Medienverantwortliche werden wir intensivieren. Wir
 schaffen die personelle Ausstattung von Polizei und Staatsanwaltschaft, um
 Strafverfahren schnell abzuschließen.
- Wir setzen uns weiterhin für die Entwaffnung von Rechtsextremist:innen 
 ein.
- Für alle Fördermaßnahmen des Landes wird künftig der Grundsatz "Keine 
 öffentlichen Mittel für rechte Demokratiefeind:innen" gelten, damit eine
 indirekte staatliche Unterstützung für demokratizersetzende Unternehmungen
 verhindert wird.
3.4 Justiz
Wir Sozialdemokrat:innen gewährleisten einen freiheitlichen, demokratischen 
Rechtsstaat durch eine leistungsfähige und unabhängige Justiz als eine seiner 
tragenden Säulen. Der Zugang der Menschen zu den Gerichten wird weiterhin 
unkompliziert, barrierefrei und ortsnah gewährleistet. Staatsanwaltschaften und 
Gerichte erhalten eine personelle und sächliche Ausstattung, die dieser Rolle im 
Rechtsstaat und den wachsenden Herausforderungen gerecht wird. Nur auf diese 
Weise wird gewährleistet, dass das Vertrauen der Menschen in die Justiz nicht 
nur dauerhaft erhalten, sondern noch gestärkt wird.
Die Bürger:innen haben ein Recht darauf, dass Straftaten schnell aufgeklärt und 
konsequent geahndet werden, sie ihre Ansprüche zügig durchsetzen und 
unberechtigte Eingriffe in ihre Rechtsgüter effizient abgewehrt werden. Wir 
verteidigen unseren Rechtsstaat gegen alle Bedrohungen unserer freiheitlich-
demokratischen Grundordnung, durch Extremismus, Hass und Hetze sei es analog 
oder digital. Der Rechtsstaat kennt keine rechtsfreien Räume. Die Opfer von 
Straftaten verdienen die ihnen zustehende Anerkennung und Hilfe. Der sichere 
Justizvollzug gewährleistet und dient der Resozialisierung Die zunehmende 
Digitalisierung der Justiz bietet eine Vielzahl von Chancen sowohl für die 
Bürger:innen als auch für die Mitarbeiter:innen. Wir wollen den Weg der 
Digitalisierung und der modernen Kommunikation in der Justiz weiter 
vorantreiben.
Die Justiz ist neben Gesetzgebung und Exekutive die dritte Gewalt im Staat und 
eine besondere öffentliche Aufgabe. Deshalb dürfen Justizangelegenheiten nicht 
in den privaten Sektor verlagert werden
Das werden wir tun:
- Gutes Personal, leistungsfähige Justiz - Die Leistungsfähigkeit unserer Justiz fußt auch in Zukunft auf einer 
 angemessenen personellen und sachlichen Ausstattung der Gerichte,
 Staatsanwaltschaften und Justizvollzugseinrichtungen. Damit der in
 den nächsten Jahren weiter stattfindende demografische und
 altersstrukturelle Wandel in der Justiz bewältigt und damit deren
 Leistungsfähigkeit wiederhergestellt bzw. gesichert werden kann,
 aber auch neue Herausforderungen z.B. durch die Digitalisierung und
 in der Strafverfolgung gemeistert werden können, ist es bereits
 jetzt erforderlich, mit Neueinstellungen nicht nur vorhandenes
 Personal mittelfristig zu ersetzen, sondern zusätzliches Personal zu
 gewinnen.
- Wir werden eine Einstellungsoffensive für Justizbedienstete mit 
 modernen Werbe- und Einstellungsverfahren ergreifen.
- Wir werden die bestehenden Personalkonzepte für die Justiz mit einer 
 Aufstockung von 10% über dem Personalschlüssel für Richter und
 Staatsanwälte PEBB§Y) weiterentwickeln,
- Wir werden die Personalverstärkungen bei der Polizei 
 korrespondierend auf die Justiz zu übertragen,
- Wir werden durch moderne Arbeitszeitmodelle, die Einführung von 
 Lebensarbeitszeitkonten und Stärkung der Altersteilzeitregelungen
 und eines umfassenden Beförderungs- und
 Personalentwicklungskonzeptes für die Justiz die Attraktivität des
 Dienstes in der Justiz stärken,Wir werden die Verfahren und
 Instrumente der richterlichen Mitbestimmung in der evaluieren und
 ggf. fortentwickeln unddie bestehenden Aus- und
 Fortbildungskooperationen mit anderen Ländern für Richter:innen,
 Staatsanwält:innen und Rechtspfeger:innen fortführen, sowie um
 landeseigene Fortbildungen ergänzen bzw. ausbauen. Inhaltlich soll
 es neben dem Erwerb, der Vertiefung und Erweiterung von
 Fachkompetenzen in gleicher Weise auch um eine Erweiterung von
 Sozialkompetenzen in einer sich sozial und kulturell verändernden
 Gesellschaft gehen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auch auf das
 Erkennen von menschenfeindlichen und diskriminierenden Sachverhalten
 gelegt werden.(Weiter-) Lernen ermöglichen – für die persönliche
 Entwicklung und die berufliche Entwicklung und die berufliche
 Qualifikation. Für einen sensiblen und bedarfsgerechten Umgang des
 entsprechenden Fachpersonals der Justiz mit von Rassismus und
 Diskriminierung betroffenen Personen sind fundierte Grundlagen zu
 rassistischen und diskriminierenden Sachverhalten und Tatmotiven
 unerlässlich. Wir bauen daher das Fortbildungsprogramm für
 Richter:innen und Staatsanwält:innen hinsichtlich des Umgangs mit
 rassistisch motivierten Straftaten weiter aus.
 
 Justiz in der Fläche Thüringens- präsent und modern- Die bestehenden Justizstandorte in der Fläche, einschließlich des 
 Justizvollzuges, des Sozialen Dienstes der Justiz beim
 Oberlandesgericht und der Notariate, werden gesichert und, soweit
 erforderlich, in ihrer Bestandsinfrastruktur modernisiert.
- Dazu wird in den Standorten der Gerichte und Staatsanwaltschaften, 
 sowie des Justizvollzuges und des Sozialen Dienstes der Justiz
 flächendeckend die Infrastruktur für Videovernehmungen,
 Videokonferenzen und Videoanhörungen geschaffen.
- Erweiterungen und Modernisierungen an bestehenden Standorten ist, 
 vorbehaltlich einer Wirtschaftlichkeitsprüfung, der Vorrang vor
 Neubauten zu geben.
 
 Stärkung der Strafverfolgung schafft Sicherheit- Im Bereich der Strafverfolgung wollen wir die erfolgreiche Arbeit 
 der Staatsanwaltschaften im Land weiter vorantreiben. Dazu werden
 wir nicht nur Defizite in der Personalstärke der
 Staatsanwaltschaften abbauen, sondern zusätzliche Stellen bei der
 Generalstaatsanwaltschaft und bei den Staatsanwaltschaften die
 Sonderdezernate schaffen, die sich spezialisiert mit Delikten aus
 den Bereichen der organisierten Kriminalität, der Wirtschafts-,
 Umwelt- und der Internetkriminalität sowie mit der Verfolgung von
 Delikten mit terroristischem, extremistischem, insbesondere
 rechtsextremistische, oder rassistischem Bezug befassen.
 Wir werden die Vermögensabschöpfung für kriminell erlangte Gewinne
 auch durch einen Personalzuwachs insbesondere im
 Rechtspflegerbereich intensivieren.Wir werden eine engere
 Zusammenarbeit von Justiz und Polizei fördern, um den komplexer
 werdenden Deliktsfeldern effektive Konzepte und Maßnahmen entgegen
 zu setzen.
- Wir werden einen Ausbau von Jugendstationen in Ergänzung der 
 Modellprojekte in Gera und Jena/Saale-Holzland-Kreis zumindest für
 die Landgerichtsbezirke Erfurt, Meiningen und Mühlhausen prüfen, um
 auch in der Fläche die die Bekämpfung von Kinder- und
 Jugendkriminalität zu optimieren.Amts- und Mandatsträger:innen sind
 zentrale Akteur:innen unserer freiheitlichen und rechtsstaatlichen
 Demokratie. Sie sind in den letzten Jahren vermehrt Anfeindungen und
 Bedrohungen ausgesetzt. Das kann und darf unser demokratischer
 Rechtsstaat nicht hinnehmen. Neben Beratungsangeboten, wie der
 eingerichteten Hatespeech-Ansprechsstelle elly, bedarf es einer
 konsequenten Reaktion des Rechtsstaates. Straftaten gegen Amts- und
 Mandatsträger müssen weiter mit besonderer Priorität verfolgt und
 das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung weiterhin in diesen
 Fällen stets anerkannt werden
 
 Opferhilfe im Mittelpunkt
- Die Leistungsfähigkeit unserer Justiz fußt auch in Zukunft auf einer 
- Wir werden uns in der neuen Legislaturperiode verstärkt der Opfer von 
 Straftaten annehmen. Niemand darf als Opfer einer Straftat allein gelassen
 werden. Diese haben ein Recht auf Schutz und Unterstützung. Im Pakt für
 den Rechtsstaat haben sich der Bund und die Länder zum Ziel gesetzt, den
 Opferschutz, insbesondere durch Einrichtung zentraler Strukturen zur
 schnellen und unbürokratischen Betreuung von Opfern, zu verstärken.
- Thüringen unterstützt den Opferschutz im Strafverfahren: durch 
 Ansprechpartner zur Zeugenbetreuung bei den Gerichten und die
 psychosozialen Prozessbegleiter des Sozialen Dienstes der Justiz. Daneben
 gibt es die LSBTIQ-Ansprechpersonen bei den Staatsanwaltschaften, den
 Polizeilichen Opferschutz und zahlreiche nichtstaatliche Organisationen
 und Vereinigungen, die sich der Opferhilfe verpflichtet fühlen. Die
 bestehenden Angebote sind weiter zu unterstützen und zu finanzieren.
- Darüber hinaus werden wir die Funktion eines/r ehrenamtlichen 
 Landesopferbeauftragte/n schaffen, der/die als zentrale Ansprechperson für
 alle Kriminalitätsopfer zwar nicht selbst berät, aber als ein Wegweiser
 für Betroffene zu den vielfältigen Opferberatungsangeboten dienen soll.
- Mit der Veröffentlichung eines zweijährigen Opferhilfeberichts des/der 
 Landesopferbeauftragten mit der Option eines Sonderberichts bei besonderen
 Anlässen, werden wir den Blick auf die Arbeit der haupt- und
 ehrenamtlichen Helfer und der gemeinnützigen Organisationen lenken.
- Daneben werden wir unter dem Dach des/der Landesopferbeauftragten für eine 
 bessere Transparenz der Opferhilfestrukturen fortwährend die
 Veröffentlichungen und Wegweiser barrierefrei und in leicht verständlicher
 Sprache aktualisieren. Damit tragen wir der Erleichterung des Zugangs zu
 den vorhandenen Hilfe- und Beratungssystemen bei und machen die
 bestehenden Angebote noch bekannter. Wir wollen, dass kein Opfer durch das
 Raster der vielfältigen Hilfen fällt und Beratungsangebote – auch unter
 Mithilfe der Landesopferbeauftragten - vermittelt werden.
- Darüber hinaus wollen wir einen staatlichen Opferhilfefonds gründen, der 
 als subsidiäre Hilfeleistung allen Kriminalitätsopfern die Möglichkeit
 eröffnet, unbürokratisch Hilfe zu erlangen und Härtefälle aufzufangen.
 Neben einem Finanzgrundstock aus der Landeskasse soll der Opferhilfefonds
 vom Land eingenommenen Straf- und Bußgeldern aufgestockt werden,
 entsprechend des Gedankens der Beseitigung erlittenen Unrechts und der
 Förderung der Täter: inneneinsicht.
- Justizvollzug in Thüringen – sicher, modern und 
 resozialisierungsorientiert- Gesetzliches Ziel des Justizvollzuges in Thüringen ist es, 
 Strafgefangene zu befähigen, künftig in sozialer Verantwortung ein
 Leben ohne Straftaten zu führen und die Allgemeinheit vor weiteren
 Straftaten zu schützen.Dem Ziel dienen sichere und moderne
 Justizvollzugsanstalten, gute Therapieangebote, ausreichendes und
 gut qualifiziertes Personal sowie eine attraktive Arbeitsumgebung.
 Ohne motivierte Mitarbeiter ist das Ziel der Resozialisierung und
 Wiedereingliederung der Strafgefangenen in die Gesellschaft nicht zu
 erreichen.Die Sicherheit, die Wirtschaftlichkeit des Strafvollzugs
 und die Resozialisierung der Strafgefangenen müssen gleichzeitig
 gewährt werde.Zur Gewinnung von qualifizierten und motivierten
 Nachwuchskräften werden wir die Attraktivität des Berufsfeldes
 „Justizvollzug“ steigern. Hierzu setzen wir uns für gute Arbeits-
 und Ausbildungsbedingungen, eine moderne Ausrüstung, eine gezielte
 Personalentwicklung, bessere Aufstiegsmöglichkeiten, eine
 verbesserte Besoldungs- und Beförderungssituation, insbesondere die
 Verbesserung der Anwärterbesoldung durch die Wiedereinführung eines
 Anwärtersonderzuschlages, ein.Die Bildungs- und
 Beschäftigungsangebote für Gefangene wollen wir auf hohem Niveau
 erhalten. Die Möglichkeiten, eine Ersatzfreiheitsstrafe in der Haft
 abzuarbeiten, wollen wir ausweiten. Zudem sind wir überzeugt, dass
 die Bedingungen in Haft mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in
 Freiheit mithalten müssen. Digitalisierung und demografischer Wandel
 dürfen nicht vor den Toren der Haftanstalten enden. Die
 Bereitstellung digitaler Medien und Bildungsangebote für Gefangene
 wollen wir unter Beachtung des Sicherheitsauftrages prüfen. Die
 Möglichkeiten des elektronischen Besuchs wollen wir ausbauen. Die
 Situation älterer Gefangener in Haft wollen wir ebenfalls
 verbessern. Dabei werden wir auf die Erfahrungen anderer Länder
 zurückgreifen.Für radikalisierte Straftäter:innen wollen wir auch im
 Justizvollzug Deradikalisierungs- und Ausstiegsprogramme zur
 Vermeidung von Rückfälligkeit nach Haftentlastung fortführen bzw.
 aufbauen.
- Ein besonderes Augenmerk in der Resozialisierungsarbeit wollen wir 
 auf eine stärkere Berücksichtigung der Opferperspektive und den
 Ausgleich der Tatfolgen während der Inhaftierung legen.
- Um den Übergang der Gefangenen in die Freiheit zu erleichtern, 
 wollen wir das professionelle Übergangsmanagement in einem
 Resozialisierungsgesetz gesetzlich verankern.Die Sicherheit der
 Justizvollzugsanstalten wollen wir u. a. durch eine Verbesserung der
 medizinischen, insbesondere psychiatrischen Versorgung, zum Beispiel
 durch eine Kooperation mit dem Maßregelvollzug, erhöhen.An dem
 Gemeinschaftsprojekt mit dem Freistaat Sachsen „JVA Zwickau-
 Marienthal“ halten wir deshalb fest. Der hierfür vorgesehene
 Personalübergang muss sozialverträglich, transparent und im
 Einvernehmen mit den betroffenen Bediensteten erfolgen.Die sinnvolle
 Nachnutzung künftig wegfallender Justizvollzugseinrichtungen werden
 wir ergebnisoffen prüfen. In die Prüfung werden wir bestehende
 Bedarfe, zum Beispiel in den Bereichen Sicherungsverwahrung und
 seniorengerechter Vollzug, mit einbeziehen.Im Rahmen eines
 verbesserten Übergangsmanagements nach der Haft und zur
 Erleichterung der Resozialisierung wollen wir den Aufbau einer
 staatlichen Nachsorgeeinrichtung als Übergangs- und
 Auffangeinrichtung für komplexere Fälle unter den Haftentlassenen
 prüfen.
 
 Ambulante und freie Straffälligenhilfe stärken- Neben dem Justizvollzug ist die ambulante Straffälligenhilfe mit den 
 Sozialen Diensten in der Justiz und den Vereinen der freien
 Straffälligenhilfe die wichtigste Säule der Resozialisierung in
 Thüringen. Durch eine Stärkung tragen wir aktiv dazu bei, dass
 erneute Inhaftierungen von Straffälligen ebenso wie weitere
 Straftaten vermieden werden und so ein wichtiger Beitrag zur Inneren
 Sicherheit geleistet wird.
- Gerade die Mitarbeiter: innen der Sozialen Dienste in der Justiz 
 leisten als staatliche Institution in den Bereichen der Bewährungs-
 und Gerichtshilfe sowie der Führungsaufsicht einen erheblichen
 Anteil zur Vermeidung neuer Straftaten. Wir setzen uns für eine
 auskömmliche personelle Ausstattung der Sozialen Dienste in der
 Justiz ein.Damit gewährleisten wir, dass die qualitativ hochwertige
 Tätigkeit weiter verbessert wird und mehr Zeit für die Hilfe und
 Kontrolle der Straffälligen zur Verfügung steht. Ebenfalls erachten
 wir eine Verbesserung der technischen Ausstattung für notwendig.
 Mobiles Arbeiten ist gerade im ländlichen Raum unerlässlich, um
 Straffällige auch im häuslichen Umfeld begleiten zu können.Neben den
 staatlichen Institutionen leisten die Vereine der freien
 Straffälligenhilfe einen großen und wichtigen Beitrag zur
 Resozialisierung. Sie vermitteln und begleiten in der Ableistung
 gemeinnütziger Arbeit und bieten spezialisierte Beratungsangebote
 an. Hinzu kommen Angebote für Soziale Trainingskurse. Wir werden die
 bestehenden Strukturen in Thüringern festigen und auszubauen. Hierzu
 gehört die Schaffung einer Förderstruktur und -praxis, die es
 ermöglicht, Modellprojekte voll zu finanzieren.
 
 Zukunfts(dauer)aufgabe Digitalisierung der Justiz
- Gesetzliches Ziel des Justizvollzuges in Thüringen ist es, 
- Die Digitalisierung der Justiz in Thüringen ist auch weiterhin eine der 
 großen Herausforderungen der neuen Legislaturperiode. Spätestens die
 Corona-Pandemie hat gezeigt, dass unsere Justiz nicht nur gut
 technologisch ausgestattet ist, sondern auch weiterhin stets auf dem
 aktuellen Digitalisierungsstand gehalten werden muss. Die Einführung des
 elektronischen Rechtsverkehrs und der elektronischen Akte werden wir in
 Thüringen abschließen, wobei bei aller Effizienzsteigerung immer auch der
 Aspekt einer bürgernahen und vertrauensbildenden Rechtsprechungspraxis im
 Blick behalten werden muss.- Wir werden für eine auskömmliche Finanzierung der Justiz-IT, aber 
 auch für gute Ausstattung mit IT-Fachpersonal sowohl in der IT-
 Stelle der Gerichte und Staatsanwaltschaften beim Oberlandesgericht
 als auch bei den eBetreuer:innen vor Ort sorgen. Denn ausreichendes
 Fachpersonal ist die Achillesferse der Digitalisierung der Justiz.
- Den Digitalisierungsprozess wollen wir von einer 
 Sicherheitsoffensive begleiten, der die Informationssicherheit der
 Justiz gewährleistet. Für die Informationssicherheit werden
 ausreichende sächliche und personelle Ressourcen in den
 Justizbehörden zur Verfügung gestellt. Für das IT-
 Sicherheitsmanagement wird für alle Justizbehörden und den
 Justizvollzug eine Zentralstelle eingerichtet.
 
- Wir werden für eine auskömmliche Finanzierung der Justiz-IT, aber 
3.5 Verbraucher:innenschutz
Verbraucher:innen stehen häufig einer hohen Marktmacht einzelner Unternehmen 
gegenüber. Die Zusammensetzung der Nebenkostenabrechnung, die angekündigte 
Mieterhöhung oder Verträge mit Medien- und Kommunikationsanbietern verunsichern 
und überfordern viele Bürger:innen. Wir wollen Verbraucher:innen schützen durch 
Regeln und Organisationen. Wir sehen die Verbraucherzentrale als einen 
unverzichtbaren Partner beim Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher. Gerade 
in Zeiten von sich verändernden Märkten und hoher Inflation brauchen 
Bürger:innen Sicherheit und Schutz vor Abzocke und unlauteren Methoden.
Das werden wir tun:
- Der Beratungsauftrag der Verbraucherzentrale Thüringen – unabhängig von 
 wirtschaftlichen Interessen – ist angesichts der immer unübersichtlicheren
 Märkte als Gegengewicht für den Verbraucher dringender denn je. Wir wollen
 die Finanzierung der Verbraucherzentrale angemessen erhöhen, um den
 bestehenden Beratungsumfang auszubauen, insbesondere im Hinblick auf
 Beratung in leichter Sprache und in unterschiedlichen Fremdsprachen. Die
 Finanzierung der Verbraucherzentrale wird in den kommenden Jahren auch die
 Preisentwicklung berücksichtigen. Dabei soll vor allem die institutionelle
 Förderung verstärkt werden, um die Verbraucherzentrale unabhängiger zu
 machen.
- Sonntagsarbeit belastet Arbeitnehmer und Familien. Der Sonn- und 
 Feiertagsschutz ist ein wichtiges Gut. Deshalb werden wir Sonntagsarbeit
 auf ein erforderliches Minimum begrenzen. Wir wollen gemeinsam mit den
 Gewerkschaften das Bundesarbeitszeitgesetz ändern, um den Sonn- und
 Feiertagsschutz zu stärken.
- Um den weiteren notwendigen Personalabbau verkraften zu können und um eine 
 effizientere Aufgabenerfüllung zu erreichen, sollen Fach-, Rechts- und
 Dienstaufsicht im Bereich des Verbraucher- und Arbeitsschutzes gebündelt
 werden.
- Das Angebot an Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen nimmt ständig zu und 
 die Hersteller agieren zunehmend überregional. Hinzu kommen immer neue
 Verfahren der Bearbeitung von Lebensmitteln, neue Materialien und
 Werkstoffe, chemische Substanzen usw. Die zunehmende Produktvielfalt
 verlangt eine höhere Spezialisierung und eine vertiefte Erfahrung der
 amtlichen Überwachung. Diese Spezialisierung ist nicht für alle Aufgaben
 durch die kommunalisierte Überwachung zu leisten. Vor allem die
 Kleinteiligkeit der kommunalen Strukturen verhindert eine Spezialisierung.
 Wir wollen spezialisierte und überregionale Kontrollteams in den Bereichen
 schaffen, für deren Überwachung den Landkreisen und kreisfreien Städten
 das notwendige Spezialwissen fehlt. Ebenfalls auf den Prüfstand gehört
 aber auch die Option einer Rückverstaatlichung von Aufgaben und
 Zuständigkeiten der Veterinär-, Lebensmittelüberwachungs- und Umweltämter.
- In vielen Bereichen versagt die Selbstregulation des Marktes, bestehen 
 Vollzugsdefizite bei der Marktüberwachung oder werden Verbraucher durch
 „Abzockstrategien“ systematisch geschädigt. Hier fehlen die notwendigen
 Marktwächter. Für bestimmte Fragen brauchen wir daher zur Unterstützung
 der Verbraucher und der staatlichen Überwachung auch kollektive
 Klagerechte. Wir treten auf Bundesebene für Klagerechte von
 Verbraucherschutzorganisationen z.B. der Verbraucherzentralen ein. Wir
 wollen Klagerechte für Verbraucherorganisationen z.B. gegen typische
 „Abzockstrategien“ bei geringen Streitwerten und bei unlauterem Wettbewerb
 (Mondpreise, Lockvogelangebote, falsche Preisauszeichnung).
4. Zusammenhalt in Stadt und Land
Wir sind davon überzeugt, dass ländliche Regionen einen hohen ökonomischen, 
ökologischen, sozialen, kulturellen und demokratischen Mehrwert für unseren 
Freistaat haben, auf den wir als Gesellschaft nicht verzichten können. Auf dem 
Land organisieren Bürgerinnen und Bürger ihr Zusammenleben mit hoher Kompetenz, 
viel Engagement und in gemeinschaftlichen Strukturen. Es gibt dort viel Wissen 
und Erfahrungen, die nicht verloren gehen dürfen. Unsere Städte sind 
Knotenpunkte, die für das gesamte Land Bildungs- und Kultureinrichtungen vor- 
und hohe wirtschaftliche Potenziale für alle bereithalten. Wir wollen die 
Lebensqualität in Thüringen erhöhen, die Natur schützen und das Gemeinwesen 
stärken – der Schlüssel dafür liegt in unseren Kommunen.
4.1 Unsere Kommunen
Rund 90 Prozent der Fläche Thüringens zählt zum ländlichen Raum. Kultureller 
Reichtum & Tourismus, Unternehmergeist & Handwerkskunst, Sport & Ehrenamt sind 
hier zu Hause. Der ländliche Raum gehört zur Thüringer Identität. Gleichzeitig 
lebt Thüringen auch von seinen zentralen Städten, die in die Regionen und auch 
bundesweit ausstrahlen und das Bild Thüringens mitprägen.
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bedeutet für uns nicht, den urbanen Raum 
in ländlichen Regionen nachzuahmen und umgekehrt. Wir erkennen die besonderen 
Verhältnisse jeder Region an, wollen aber dafür Sorge tragen, dass Städte und 
Dörfer für jede Generation ein lebenswertes Zuhause sind.
Das werden wir tun:
- Die strategische Ausweisung von Ober- und Grundzentren hat eine hohe 
 Bedeutung für die Entwicklung der einzelnen Kommunen. Oberzentren müssen
 überregional und langfristig gedacht werden. Die bloße Bevölkerungszahl
 ist weniger entscheidend, als die mit dem Oberzentrum verbundenen
 Funktionen, die in Thüringen oft überregional, also funktionsteilig
 getragen werden. Oberzentren sind gerade mit Blick auf die Regionen mit
 angrenzenden bevölkerungsstarken Bundesländern von entscheidender
 strategischer Bedeutung, unter anderem für die Ansiedlungs- und
 Infrastrukturpolitik. Die Ausweisung von Grundzentren muss auch die
 perspektivische Entwicklung von Regionen in den Blick nehmen.
- Der ländliche Raum leidet insbesondere auch am Auspendeln seiner 
 Einwohner:innen. Gemeinden werden zu Schlafstätten, Kleinstädte verlieren
 zunehmend ihren Einzelhandel, wenn die Bevölkerung ihre wesentliche Zeit
 außerhalb der kommunalen Grenzen verbringt. Neben klassischer
 Wirtschaftsförderung spielt daher insbesondere auch die Ansiedlung
 staatlicher Institutionen eine tragende Rolle. Deshalb wollen wir die
 Erwerbsquote vor Ort stärken. Für wohnortnahe Arbeitsplätze im ländlichen
 Raum und die Verringerung der täglichen Pendler:innenanzahl wollen wir die
 sich bietenden Möglichkeiten der digitalen Welt sowie der Energiewende
 nutzen. Vor allem der Ausbau erneuerbaren Energien als Wirtschaftssektor
 im ländlichen Raum schafft Arbeitsplätze in den Bereichen der Planung,
 Installation, Wartung und Service solcher Anlagen und Systeme.
- Kommunen übernehmen Verantwortung für eine zukunftsgerechte Kommunal- und 
 Raumentwicklung. Sie setzen sich aktiv für den Schutz sowie den Erhalt der
 Lebensgrundlagen ein, mindern Belastungen für Mensch, Natur und Umwelt und
 gehen sparsam mit Flächen um. Für eine qualifizierte Innenentwicklung (z.
 B. angemessene Nachverdichtung, Umnutzung, Umstrukturierung,
 Flächenrecycling, ggf. Rückbau) bedarf es weiterhin personeller und
 finanzieller Unterstützung. Die erfolgreiche Förderung der Klima- und
 Energiemanager werden wir fortsetzen.
- Fachkräftemangel, Demographie, Digitalisierung – die Herausforderungen der 
 Kommunen sind groß und kaum abschließend aufzuzählen. Um diesen Aufgaben
 begegnen zu können, ist neben einer finanziellen Ausstattung, die die
 kommunale Selbstverwaltung verlässlich ermöglicht, die Verwaltungsstruktur
 grundlegend. Gebietszusammenschlüsse mit dem Ziel, die Verwaltung zu
 stärken und gemeinsam größere Haushalte aufzustellen, die das Bündeln der
 finanziellen Kraft, das Priorisieren von großen Maßnahmen, das regionale
 Denken sowie das Spezialisieren von Mitarbeiter:innen ermöglicht, bleibt
 für uns Priorität.
- Neu gegliederte Gemeinden müssen beim Zuwachsen unterstützt werden. 
 Hierbei helfen nicht nur Gelder zum Abbau von Altschulden und Prämien, um
 die Kosten des Zusammenschlusses z.B. für angleichende IT-Maßnahmen zu
 schultern, sondern auch und insbesondere Unterstützung bei der Hebung von
 Fördermitteln, die helfen gemeinsame Projekte der neuen
 Gebietskörperschaft zeitnah zu realisieren.
- Um flächenmäßig großen Städten und Gemeinden bei Erhalt sowie der 
 Bewirtschaftung der (eingemeindeten) Infrastruktur zu unterstützen, wollen
 wir eine Flächenpauschale etablieren, die dem Umfang der Verkehrs- Grün-,
 und Waldfläche und den damit verbundenen Unterhaltskosten Rechnung trägt.
- Wir stehen für eine bürokratiearme Stärkung der interkommunalen 
 Zusammenarbeit jenseits des aktuellen Finanzausgleichsgesetzes mit dem
 Ziel des Zusammenwachsens von kommunalen Gebietskörperschaften und
 Regionen. Der Fokus der interkommunalen Zusammenarbeit muss auf dem
 Erreichen von Synergien und der Steigerung von Effizienz und
 Bürger:innenfreundlichkeit liegen. Ziel muss es sein, langfristig eine
 stabile Verwaltung zu gewährleisten, die gleichermaßen auch attraktiver
 Arbeitgeber ist
- Wir setzen uns für eine digitale Fördermitteldatenbank ein, die nicht nur 
 die vorhandenen Fördermittel aufzeigt, sondern mögliche Kombinationen mit
 Bundesmitteln etc. mitdenkt und Verwaltungsmitarbeiter:innen entlastet.
 Die Kommunalberatung wollen wir fortsetzen. Sie unterstützt die kommunale
 Familie kostenfrei beim Umsetzen geförderter Projekte.
- Zusätzlich zu einer Fördermitteldatenbank gilt es, den Kommunen dauerhaft 
 mit investiven Zuweisungen zu helfen, den Investitionsstau planbar
 abzutragen. Dafür ist eine Priorisierung unerlässlich. Um Eigenmittel auch
 kurzfristig abbilden zu können, wollen wir einen Fond einrichten, der akut
 fehlende Eigenmittel als zinsgünstige Darlehen ausreicht. So erhöhen wir
 die Planungssicherheit in der kommunalen Familie und stärken die kommunale
 Selbstverwaltung. Die jährlich mit dem Finanzausgleich ausgereichte
 Investitionspauschale wollen wir mit Blick auf steigende Preise
 dynamisieren.
- Die Kur- und Erholungsorte sind ein prägender Teil der touristischen 
 Landschaft Thüringens. Wir sprechen uns für eine stetige und verlässliche
 finanzielle Unterstützung dieser Orte aus. Dabei gilt es insbesondere in
 den Blick zu nehmen, dass die Kurorte keine Möglichkeit haben im gleichen
 Maß auf Gewerbesteuereinnahmen zurückzugreifen, wie andere Kommunen.
 Erholungsorte durchlaufen einen vergleichbar hohen Aufwand der
 Prädikatisierung.
- Wir setzen uns für die Stärkung der Kinder- und Jugendgremien ein. Nachdem 
 wir erfolgreich Kinder- und Jugendbeteiligung in der Kommunalordnung
 etabliert haben, ist es nun folgerichtig, dass wir Kommunen bei der
 Umsetzung finanziell unterstützen. Kinder- und Jugendgremien sollen auch
 auf Landkreisebene die Regel werden.
- Wir unterstützen ebenso die flächendeckende Einrichtung von 
 Selbstvertretungsgremien von Menschen mit Behinderungen (sog. Beiräten
 von/für Menschen mit Behinderungen) auf kommunaler Ebene, damit auch ihre
 Beteiligung flächendeckend gesichert wird und sie die Gestaltung ihrer
 Kommune im Sinne von Inklusion und Barrierefreiheit begleiten.
- Die derzeitige Unterteilung in Pflichtaufgaben und freiwilligen Aufgaben 
 gerät in der Realität zunehmend an Grenzen. Eine Neujustierung muss vor
 allem die finanziellen Folgen und die Bedeutung der Aufgaben für die
 Bürger:innen in den Blick nehmen.
- Als neues Instrument demokratischer Beteiligung führen wir eine 
 Privatisierungsbremse ein. Sie sieht vor, dass öffentliche Unternehmen der
 Daseinsvorsorge (z.B. Stadtwerke, Wohnungsbaugesellschaften, Krankenhäuser
 etc.) nur dann verkauft werden können, wenn die Bürger:innen der
 Privatisierung in einem Referendum zustimmen. Dadurch wollen wir
 erreichen, dass die langfristigen Interessen der Menschen nicht einem
 kurzfristigen Interesse an schnellen, einmaligen Erlösen zum Opfer fallen.
 Wo diese Aufgaben in der Vergangenheit privatisiert wurden, werden wir die
 Gemeinden und Landkreise bei der Rekommunalisierung unterstützen.
4.2 Wohnen
Das Thema Wohnen spiegelt die Vielseitigkeit Thüringens wieder. Von der Wohnung 
im Plattenbaugebiet bis zum alten Hof auf dem Dorf. Die Herausforderungen der 
Energiewende werden wir für alle Wohnformen solidarisch anpacken.
Wohnen und vor allem bezahlbares Wohnen war und ist ein Grundanliegen 
sozialdemokratischer Politik. Dabei spielt die Wohnungsbauförderung eine 
zentrale Rolle.
Die Wohnungsbauunternehmen brauchen Verlässlichkeit und – angesichts der 
zeitlichen Abläufe bei Planung und Bau von Wohnungen – auf Jahre im Voraus 
vorhersehbare Rahmenbedingungen. Daher ist es wichtig diese Mittel planbar zur 
Verfügung zu stellen, um sozialen Wohnungsbau auch weiterhin zu ermöglichen.
Dem Wunsch nach Wohneigentum werden wir auch den Familien ermöglichen, denen das 
Ansparen von Eigenkapital nicht möglich ist. Dafür werden wir ein Mietkaufmodell 
auflegen.
Das werden wir tun:
- Bezahlbarer Wohnraum in den Zentren, weniger Leerstand auf dem Land und 
 eine höhere Immobilien-Eigentumsquote sind unsere Ziele. Dafür wollen wir
 den kommunalen und sozialen Wohnungsbau fördern.
- Gerade für Haushalte mit geringen Einkommen bietet das Mietkaufmodell eine 
 Alternative für den Erwerb von selbstgenutzten Wohnraum. Beispielsweise
 können durch die Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft Wohnungen mit
 staatlicher Finanzierung errichtet und diese dann jungen Familien zum
 Mietkauf angeboten werden. Dieser Ansatz ermöglicht es auch Familien ohne
 Eigenkapital, Wohneigentum zu erwerben und trägt darüber hinaus zur
 Vermögensbildung bei.
- Wohnungsneubau wollen wir durch die deutliche Vereinfachung von 
 Planungsverfahren und Standards beschleunigen und intensivieren. Eine
 wichtige Rolle spielt für uns die Wohnbauförderung des Freistaats in Form
 von Zuschüssen und Darlehen. Wir wollen, dass der öffentlich getragene
 Wohnungsbau neben der Förderung auch selbst Wohnraum schafft.
- Wir werden als Land den Aufbau Kommunaler Bodenfonds unterstützen. Damit 
 können Kommunen langfristig Flächen für die eigene Entwicklung von
 Wohnraum sowie öffentlicher Infrastruktur erwerben.
- Den Kommunen soll ermöglicht werden, Einnahmen aus Mieteinkünften 
 zweckgebunden für die Sanierung ihrer Immobilien oder den Ankauf von
 Schrottimmobilien, von Leerstehenden und von Leerstand bedrohten
 Wohngebäuden und Brachflächen zu verwenden. Kommunaler Wohnraum muss auch
 in Kommunen mit Haushaltssicherungskonzept in öffentlicher Hand bleiben.
- Wir unterstützen die Kommunen, um familienfreundliche Standortplanung im 
 Sinne einer räumlichen Vernetzung von Lern- und Freizeitorten, von Wohn-,
 Arbeits- und Versorgungsbereichen, um möglichst kurze Wege zu realisieren
 und damit den Verkehrsaufwand für Familien zu reduzieren. Dazu gehört auch
 die Förderung von innerstädtischem Wohnraum für Familien, um urbane
 Qualitäten wie kurze Wege, vielfältige Erwerbsmöglichkeiten und
 Aktivitäten auch Familien zugänglich zu machen
- Für uns hat die Entwicklung der bestehenden Gebäude Vorrang. Neubauten 
 sind erst mit Ausschöpfung der Leerstandspotentiale ein Mittel der Wahl.
 Das schont Ressourcen, hält bestehende Siedlungsstrukturen intakt und
 erhält einen vielfältigen Gebäudebestand.
- Jedes Haus braucht eine Aufgabe. Daher wollen wir besonders im ländlichen 
 Raum Anreize für den Erwerb bestehender Gebäude schaffen. Eine Stärkung
 der Siedlungskerne soll vor der Ausweisung neuer Baugebiete erfolgen.
 Weiterhin braucht es ein Praxiskonzept für die Reaktivierung von Brachen
 und die Beseitigung von „Schrottimmobilien“.
- Wir wollen durch energieeffizientes Sanieren und moderne Technologien wie 
 z. B. Wärmepumpen, Solarthermie oder Gebäudespeicher, den
 Heizenergieverbrauch deutlich senken und erneuerbar decken. Bis 2040
 streben wir einen klimaneutralen Gebäudebestand an.
- Mit der kommunalen Wärmeplanung wollen wir eine öffentlich getragene, für 
 alle Einkommen leistbare Wärmeversorgung langfristig sicherstellen und
 ausbauen. Neubaugebiete sollen durch eine gemeinsame Wärmeversorgung
 langfristig eine günstige und umweltfreundliche Versorgung erhalten. Unser
 oberstes Ziel bleibt eine günstige und umweltverträgliche Wärmeversorgung
 von Ein- und Mehrfamilienhäuser, für Mietende und Eigentümer, sicher zu
 stellen.
- Viele Wohngebäude müssen in den nächsten Jahren saniert werden, um 
 dauerhaft die Betriebskosten und die Abhängigkeit von den fossilen
 Energien zu verringern. Wir setzen uns dafür ein, dass in Thüringen ein
 Heizungstauschbonus als Anreiz und Unterstützung für die Erneuerung der
 Heizung kommt.
- Neben der finanziellen Förderung brauchen insbesondere kleinere Kommunen 
 ohne eigene:n Klimaschutzmanager:in mehr fachliche Unterstützung.
 Quartierslösungen für Wärmeversorgung und energetische Sanierung sind oft
 sinnvoll, benötigen aber erhebliche Unterstützung bei der Analyse der
 Optionen und bei der Projektentwicklung. Die ThEGA soll soweit gestärkt
 werden, dass sie Kommunen bei der Problemidentifikation, Antragstellung,
 Gründung von Energiegenossenschaften, Personalaufbau, Vernetzung und
 Projektbearbeitung qualifiziert beraten kann.
- Die Ansprüche an Wohnraum, ob zur Miete oder als Eigentum, wandeln sich im 
 Laufe des Lebens. Wir wollen Menschen mit überschüssigen Wohnraum mit
 Menschen mit dem wachsenden Bedarf zusammenbringen. Dafür braucht es eine
 aktive Beratung, Unterstützung und den Anreiz für den Wohnungs- und
 Haustausch überall da, wo dieser benötigt wird. Der Tausch wird auf den
 besonderen Wohnungsmarkt in Thüringen deutlich breiter angenommen werden,
 als in deutlich dichter besiedelten Räumen. Zudem werden wir zusätzlich
 zur Beratung, mit der Auszahlung eines Umzugsbonus die Hürden für den
 Wechsel senken.
- Wir wollen die Wohngemeinnützigkeit für kommunale Unternehmen sowie 
 Genossenschaften wieder auf den Weg bringen. Breite Schichten der
 Bevölkerung sollen dadurch wieder Zugang zu bezahlbarem Wohnraum erhalten.
 Die Gemeinnützigkeit kann beispielsweise anerkannt werden, wenn kommunale
 Wohnungsunternehmen oder -genossenschaften sich verpflichten, Gewinne zu
 begrenzen.
- Wir wollen aktiv am Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit 
 mitwirken, um diese in Thüringen gemeinsam mit Bund und Kommunen zu
 reduzieren und möglichst bis 2030 zu überwinden.
- Wir haben den Holzbau durch Änderung der Bauordnung vereinfacht. Wir 
 setzten uns weiterhin dafür ein, den Holzbau voranzubringen und bei
 Neubau- und Sanierungen ein etablierter Baustoff wird.
- In Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten werden wir die Anwendung der 
 Kappungsgrenze zur Deckelung der Preissteigerungen bei
 Bestandsmietverträgen noch gezielter anwenden. Zudem setzen wir uns dafür
 ein, die Mietpreisbremse auszuweiten und zu entfristen.
- Die öffentliche Förderung zum Ausbau des barrierefreien Wohnens ist 
 dauerhaft zu etablieren, angemessen finanziell auszustatten und mit einer
 Mietpreisbindung zu koppeln. Diese Förderung muss auch Neubauvorhaben
 offenstehen.
- Beim Neubau werden wir unseren Blick auf die Weiterentwicklung des 
 Seriellen Bauens und auf modulare Systeme richten. Diese bieten eine
 Chance, um durchgehend Qualität sicherzustellen und die Preisexplosion bei
 der Errichtung von Neubauten abzufangen. Ein besonderer Fokus liegt hier
 auf flächensparenden Konzepten wie der Verknüpfung von
 Mehrgeschosswohnungsbau mit kompakten Reihenhäusern.
- Zusätzlich zur grundsätzlichen Anspruchsberechtigung von Bundesmitteln für 
 den sozialen Wohnungsbau wollen wir zusätzliche Mittel des Freistaats
 hierfür bereitstellen und die geförderten Wohnungen noch mehr Haushalten
 mit geringen und mittleren Einkommen zur Verfügung stellen. Die Förderung
 für sozialen Wohnungsbau muss in Thüringen insbesondere die Gebiete
 adressieren, in denen ein angespannter Wohnungsmarkt besteht.
Weiterhin werden wir:
- das Angebot kostenloser Energieberatungen stärken und Beratungsangebote 
 zum energieeffizienten Sanieren ausbauen
- das Bauen mit alternativen Baustoffen wie z.B. Holz, Lehm, Stroh 
 insbesondere für öffentliche Bauvorhaben deutlich ausweiten
- Forschung zu Ersatzbaustoffen und Baustoffrecycling stärker fördern. Unser 
 Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft auch im Baubereich weiter auszubauen.
 Insbesondere die Recyclingquote von Gipsprodukte muss deutlich erhöht
 werden.
4.3 Mobilität und Infrastruktur
Mobilität darf keine soziale Frage sein. Die Erreichbarkeit von Dienstleistungen 
des täglichen Bedarfs, Ärzt:innen und des Arbeitsplatzes müssen jederzeit 
gewährleistet sein. Viele Thüringer:innen pendeln täglich zu ihrer Arbeit und 
sind auf verschiedenste Verkehrsträger und Mobilitätsarten angewiesen. Wir 
wollen einen integralen Taktfahrplan, der ein hochwertiges und attraktives 
Angebot schafft und eine ernsthafte Alternative zum Auto darstellt. Die 
ländliche Struktur Thüringens und der demographische Wandel erfordern flexible 
Lösungen. Wichtig ist, dass wir uns nicht selbst beschränken, in dem wir stets 
vom aktuellen Bedarf ausgehen – so kann es keinen Wandel im Nutzungsverhalten 
des ÖPNV geben. Vielmehr müssen wir Angebote schaffen, die Bedarfe erst 
erzeugen. Ob es sich um Rufbussysteme, Anrufsammeltaxis, Mitfahrkonzepte 
handelt, ist vor Ort zu entscheiden. Unser Ziel ist es, dass Menschen abseits 
des Schulbusverkehrs jeden Tag und in jedem Ort angebunden sind. Wir 
unterstützen die Kommunen bei der Verkehrswende durch gezielte Förderung des 
ÖPNV und des Radwegebaus. Unsere Mobilitätspolitik schafft qualitative Angebote 
für die Thüringer:innen.
Das werden wir tun:
- Wir setzen uns für eine langfristige sichere Finanzierung und Fortsetzung 
 des Deutschlandtickets ein. Ein Ticket für alle - das schafft Klarheit im
 Tarifgefüge und senkt die Hürden für die Nutzung von Bus, Straßenbahn und
 Zug. Wir setzen uns darüber hinaus dafür ein, dass der bisherige Preis des
 Tickets erhalten bleibt.
- Wir wollen zudem für junge Menschen ein 28-Euro-Ticket (Jugendticket für 
 Menschen bis zum 28. Lebensjahr) als Ergänzung des Deutschlandtickets
 einführen. Dies entlastet auch weiterhin Menschen bei der täglichen Fahrt
 zur Schule, Ausbildung oder auf Arbeit. Unser Hauptziel wird es sein, dass
 wir Kindern und jungen Menschen langfristig eine kostenfreie Nutzung des
 ÖPNV ermöglichen möchten.
- Wir setzen uns auch zukünftig für einen flächendeckenden Thüringer 
 Nahverkehrsverbund ein, der gemeinsame Tickets ermöglicht, Kosten senkt
 und Hindernisse zur Nutzung minimiert.
- Damit der Umstieg auf gemeinsam genutzte Verkehrsmittel gelingt, müssen 
 Busse, Straßenbahnen, Car-Sharing Angebote, Rad, Auto und Fußgängerverkehr
 in einen gemeinsamen Takt schlagen. So verkürzen wir Umstiegszeiten,
 verkürzen Reisezeiten und optimieren eine effiziente gemeinsame Nutzung.
 Daher unterstützen wir den raschen weiteren Ausbau des integralen
 Taktfahrplans in allen Landesteilen. In diesem Rahmen werden wir an
 geeigneten Stellen Mobilitätsstationen und Verkehrshubs entwickeln, die
 verschiedene Arten von Mobilität an einem Ort miteinander kombinieren und
 als Umstiegspunkte dienen.
- Moderne Mobilität braucht einen attraktiven Mix aus öffentlichen 
 verfügbaren Verkehrsangeboten, die den teuren Individualverkehr an vielen
 Stellen überflüssig machen. Damit dies kein Lippenbekenntnis ist brauchen
 wir die 3-Vs: Verdichtung, Vertaktung und Verfügbarkeit. Neben den Erhalt
 von festen Verkehrsangeboten nach Fahrplan braucht es mehr an Flexibilität
 an den am Bedarf ausgerichteten Angeboten auf Abruf, also dem On-Demand-
 Verkehr bzw. -Angebot. Hierzu zählt u.a. die Nutzung von gemeinsam
 genutzten PKWs, flexiblen Busverbindungen, Ruftaxis und Rufbusangebote.
- Wir werden auch zukünftig die tausenden Pendelnde im Land durch den 
 vermehrten Einsatz des Jobticket, Pendlerparkplätzen, sowie P+R und
 kombinierten Verkehrsangeboten unterstützen.
- Wir wollen da die Tarifintegration ermöglichen, wo durch eine Nutzung des 
 Fernverkehrs die Taktdichte für Pendelnde wie beispielsweise auf der
 Saalebahn erhört werden kann.
- Wir werden gemeinsam mit der Deutschen Bahn und den privaten 
 Verkehrsgesellschaften Strategien zur Schienen-Anbindung aller Thüringen
 Regionen entwickeln. Unser Ziel ist ein S-Bahn-Takt für Thüringen.
- Das Rückgrat des öffentlichen Personenverkehrs ist oft schienengebunden. 
 Daher setzen wir uns für die zügige Reaktivierung von stillgelegten
 Bahnstrecken ein. Dort, wo nötig, wie zum Beispiel auf der Strecke
 zwischen Leinefelde und Gotha, setzen wir uns für den zweigleisigen Ausbau
 ein. Zugleich unterstützen wir weiterhin den Ausbau von landesbedeutsamen
 Buslinien um das Streckennetz zu verdichten, da wo es keine Schiene gibt.
- Thüringen darf nicht weiter Schlusslicht bei der Elektrifizierung von 
 Bahnstrecken sein. Wir setzen uns für die zügige Elektrifizierung der
 Haupt- und Nebenstrecken ein, wie wir bei der Mitte-Deutschland-Verbindung
 schon gezeigt haben.
- Wir unterstützen die Kommunen bei der Verkehrswende und hier insbesondere 
 bei der Förderung Neuanschaffung von Straßenbahnen und Bussen sowie der
 Umrüstung und dem Erhalt der Infrastruktur wie u.a. Ladestrukturen,
 Betriebshöfen, Schienen, Oberleistungen.
- Wir setzen uns für eine integrierte Straßenbauplanung ein, die 
 Tiefbauarbeiten und die Verbesserung der Rad- und Fußgängerinfrastruktur
 gemeinsam denkt und verbessert
- Wir investieren massiv in die Thüringer Fahrradinfrastruktur, um neue 
 Radwege und Radschnellstraßen zu bauen, aber auch innerörtliche
 Fahrradspuren und sichere Abstellmöglichkeiten einzurichten. Dafür stellen
 wir den Kommunen das Instrument einer Radwegeinvestitionspauschale zur
 Verfügung.
- Wir unterstützen die Aktualisierung und Umsetzung der kommunalen 
 Radverkehrskonzepte und werden einen landesweiten Masterplan Radwegenetz
 aufstellen. Weiterhin engagieren wir uns in der Arbeitsgemeinschaft
 fahrradfreundlicher Kommunen.
- Fußgänger:innen werden in Mobilitätsfragen häufig nicht mitgedacht, obwohl 
 ein sehr großer Teil unserer Wege zu Fuß absolviert wird. Wir setzen uns
 daher für mehr verkehrsberuhigte Zonen, mehr Möglichkeiten der
 Straßenquerung, im Bedarfsfall längere Ampelphasen für Fußgänger:innen und
 grundsätzlich Tempo 30 innerorts ein. Künftig werden integrierte
 Nahverkehrskonzepte nur noch gefördert, wenn der Fußverkehr und die
 Notwendigkeit der Barrierefreiheit ausreichend Berücksichtigung finden.
- Die Öffentliche Hand soll als Vorreiterin der Elektromobilität agieren. 
 Soweit möglich sollen künftig nur noch Dienstwagen auf Landes- und
 Kommunalebene mit alternativen Antrieben angeschafft werden.
- Flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur landesweit voranbringen. 
 Dafür braucht es auch den Ausbau der Netzinfrastruktur bzw. des
 Stromverteilnetzes vor Ort.
- Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes als Grundlage für die Nutzung autonomer 
 Mobilitätskonzepte zur intelligenten Vernetzung und Vermeidung von
 VerkehrPlanungsabläufe effizienter gestalten, organisatorische bzw.
 personelle Engpässe beseitigen und Fördermittelnutzbarkeit erhöhen
4.4 Bürgernahe und digitale Verwaltung
Ob Onlinehandel oder KI-Entwicklungen - die digitale Transformation erfasst alle 
gesellschaftlichen Bereiche. Seit 2014 treiben Landesverwaltung und 
Kommunalverwaltungen die Digitalisierung voran, um die Serviceorientierung und 
Bürgerfreundlichkeit der Verwaltung zu erhöhen und auch den Wirtschaftsstandort 
Thüringen zu stärken. Die Landesverwaltung hat in den vergangenen Jahren 
konsequent ihre digitalen Strukturen und Anwendungen erweitert und 
professionalisiert. Neben dem Einsatz energieschonender Technik, sogenannter 
Green IT wurde auch die Garantie der Datensicherheit als wichtige Säule für 
Vertrauen in Online-Services gestärkt. Dort wo Menschen Unterstützung für die 
Nutzung digitaler Angebote benötigen, sollen diese angeboten werden.
Wir brauchen eine digitale und nutzerfreundliche Verwaltung. Dies ist das 
wirksamste Instrument um Nutzungsbarrieren für alle Menschen und Unternehmen 
abzubauen.
Das werden wir tun:
Wir verbessern die Rahmenbedingungen
- Die zentrale Koordinierung gemeinsamer Aufgaben und Dienste über das 
 Thüringer Finanzministerium und das Thüringer Landesrechenzentrum (TLRZ)
 ist effizient und soll weiter ausgebaut werden.
- Die Rolle des Chief Information Officer (CIO) stärken wir zusätzlich durch 
 dessen komplette digitale Rahmenverantwortung der Landesregierung für die
 digitale Transformation und dieser zusätzlich die Funktion des Chief
 Digital Officer (CDO) ausfüllt.
- Wir bündeln die operativen Aufgaben im Bereich des E-Governments und der 
 Digitalisierung und entwickeln diese weiter zu einem Zentrum für digitale
 Transformation in der Landesverwaltung. Dieses kann die Ressorts bei E-
 Governmentvorhaben und der digitalen Transformation unterstützen.
- Quelloffene Software und offene Standards sollen künftig konsequent 
 Vorrang genießen, soweit sie wirtschaftlicher und vergleichbar funktional
 ist.
- Wir setzen den eingeschlagenen Weg hin zu einem Open-Source-Arbeitsplatz 
 in der Landesverwaltung fort, um die Abhängigkeit von großen
 Softwarefirmen zu verringern. Wir wollen eine aktive Rolle bei der
 Errichtung des neuen geplanten Zentrums für digitale Souveränität (Zendis)
 einnehmen.
- Wir binden die Kommunen noch intensiver in das CERT des Landes ein und 
 werden ein
IT-Sicherheits-Gesetz auf den Weg bringen.
- Wir werden ethische Standards für den Einsatz Künstlicher Intelligenz in 
 der öffentlichen Verwaltung entwickeln und zur Erprobung konkreter
 Anwendungsfälle ein Kompetenzzentrum in der Thüringer Landesverwaltung
 einrichten. Statistische KI-Entscheidungen müssen als solche
 gekennzeichnet werden, sowie transparent und nachvollziehbar sein. Wir
 setzen dafür ein, dass ein Rechtsanspruch geschaffen wird, von KI
 gefällten Entscheidungen durch einen Menschen überprüfen zu lassen, nach
 dem Vorbild Schleswig-Holsteins.
- Offene Daten sind ein wichtiger Rohstoff unserer digitalen Welt. 
 Behördliche Daten über die Umwelt, Geodaten, wollen wir maschinenlesbar
 für Wirtschaft und Öffentlichkeit nutzbar machen.
Wir unterstützen die Kommunen
- Wir setzen den Weg fort, Kommunen zentrale Dienste unentgeltlich zur 
 Verfügung zu stellen und fördern die Kommunen weiterhin bei der
 Digitalisierung ihrer Verwaltungen. Wir stärken hierbei die Rolle der KIV
 als dem zentralen IT-Dienstleister für die Kommunen.
- Wir prüfen die Konzentration übertragener kommunaler Aufgaben mit dem 
 Ziel, die Digitalisierung ortsungebundener Leistungen schneller und
 effizienter umzusetzen.
- Den Kommunen wollen wir flächendeckende, einheitliche Onlinedienste zur 
 Verfügung stellen. Gemeinsam mit den Kommunen streben wir eine
 einheitliche Cloud-Lösung an.
- An der Finanzierung zentraler Anwendungen durch das Land auch für die 
 Kommunen werden wir festhalten. Dies gilt im Einzelfall auch für
 Fachverfahren, wenn dadurch die notwendige Konsolidierung vorangetrieben,
 Standards durchgesetzt und Komplexität vermindert wird.
- Wir stellen zentrale Basisdienste für eine Onlineverwaltung den Kommunen 
 durch das Land zur Verfügung. Dazu zählen insbesondere Plattformen für die
 Online-Verwaltungsleistungen, über die Bürgerinnen und Bürger elektronisch
 Anträge einreichen, unterschreiben und bezahlen können.
- Wir werden ein Innovationslabor “Tech4Thüringen” an die Digitalagentur 
 Thüringen andocken, in dem digitale Vorreiter:innen des öffentlichen
 Sektors mit Digitaltalenten aus der Privatwirtschaft in agilen Teams neue
 Technologien für die digitale Verwaltung entwickeln.
Wir treiben die digitale Transformation voran
- Mit einem verbindlichen „Digitalcheck“ für Gesetze und Verordnungen 
 reduzieren wir Formvorschriften und vereinfachen Prozesse.
- Wir schaffen ein modernes und digitaltaugliches Verwaltungsverfahrensrecht 
 in Thüringen.
- Online-Leistungen sollen barrierefrei sein.
- Wir streben eine gesetzliche Regelung an, die es den Gemeinden und 
 Landkreisen erleichtert, Aufgaben im Bereich der
 Verwaltungsdigitalisierung und der IT-Sicherheit kommunal gebündelt und
 gemeinsam wahrzunehmen.
Wir modernisieren die Register
- Bis 2030 streben wir eine möglichst vollständige Modernisierung der 
 wichtigsten Verwaltungsregister in Thüringen an. Wir schaffen die
 rechtlichen und technischen Voraussetzungen dafür, dass die darin
 gespeicherten Daten von allen berechtigten Verwaltungsträgern abgerufen
 werden können, wenn durch Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen
 Verwaltungsleistungen beantragt werden.
- Wir wollen, dass Thüringerinnen und Thüringer deutschlandweit und im EU-
 Ausland komfortabel Verwaltungsleistungen beantragen können. Dazu werden
 wir die Register in Thüringen mit den nationalen und den europäischen
 Registern verbinden.
- Um insbesondere die kommunalen registerführenden Stellen zu entlasten, 
 prüfen wir die Einrichtung weiterer Spiegel- und Zentralregister.
- Durch die Einbindung eines Datenschutzcockpits gewährleisten wir, dass für 
 die Bürgerinnen und Bürger jederzeit nachvollziehbar und transparent ist,
 in welchen Fällen dazu berechtigte öffentliche Stellen ihre Daten und
 Nachweise in Verwaltungsverfahren verwendet haben
Wir verbessern die Rahmenbedingungen der Personalbindung und -gewinnung
- Flexibles Mobiles Arbeiten ist eine Voraussetzung zur Bindung und 
 Gewinnung von Fachkräften. Wir wollen die Möglichkeiten gemeinsam mit den
 Personalräten weiter ausbauen.
- Darüber hinaus werden wir in bestehenden Landesliegenschaften Co-Working-
 Spaces einrichten.
- Mit der IT-Laufbahn und den Studiengängen Verwaltungsinformatik an der 
 dualen Hochschule Gera Eisenach (DHGE) und der Fachhochschule Schmalkalden
 gehen wir einen richtigen Weg weiter.
- Die laufbahnrechtlichen Möglichkeiten wollen wir umfassend nutzen und 
 erweitern, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
- Die IT-Kompetenzen der Verwaltungsmitarbeiter werden wir stärken. Dabei 
 binden wir Angebote wie den EGovCampus über unsere Hochschulen ein.
- Wir stärken IT-kompetenzen von Führungskräften durch verbindliche 
 Fortbildungen.
5. Beste Bildung und erstklassige Wissenschaft
Unser sozialdemokratisches Bildungsversprechen ist Chancengleichheit. Jeder und 
Jede muss das Recht auf gute Bildung und gleiche Chancen erhalten. Wir wollen, 
dass der Bildungserfolg nicht vom Geldbeutel der Eltern, vom Geschlecht oder 
Herkunft beeinflusst wird. Wir wollen, dass unser Bildungssystem das 
Handwerkzeug für die eigene Mündigkeit auf dem Weg gibt. Unser 
Chancenversprechen gilt dabei ein Leben lang. Bildung vermittelt Orientierung 
und ermöglicht Emanzipation, Teilhabe und Mitbestimmung. Wir schaffen 
Aufstiegschancen in allen Bereichen der allgemeinen, beruflichen und 
akademischen Bildung. Mit einem offenen System der Aus- und Weiterbildung 
bekommen alle die Chance, beruflich Schritt zu halten oder aufzusteigen.
5.1 Schule
Wir wollen eine Schule für alle. Mit der Thüringer Gemeinschaftsschule haben wir 
einen Paradigmenwechsel zu einem sozial gerechten Schulsystem in Thüringen 
gelegt. Die Herausforderungen des Lehrer:innenmangels und des Stundenausfalls 
werden wir mit neuen Lösungen angehen und Thüringen wieder zu einem 
erfolgreichen Bildungsland machen.
Den Bildungsauftrag zu erfüllen, so dass Unterricht stattfindet und 
Schüler:innen die Schule mit einem Abschluss verlassen, ist oberste Priorität. 
Dafür ergreifen wir Maßnahmen in verschiedenen Bereichen: Wir stellen uns 
weiterhin der zentralen bildungspolitischen Herausforderung des Schulwesens, dem 
Lehrer:innenmangel zu begegnen und so weiterhin flächendeckend den Unterricht 
für alle Schüler:innen zu gewährleisten.
Das werden wir tun:
- Wir wollen den gemeinsamen Schulbesuch möglichst ohne Schulwechsel von der 
 1. Klasse an ermöglichen und das längere Gemeinsame Lernen stärken. Die
 Thüringer Gemeinschaftsschule mit den Klassenstufen 5 bis 10 ist nur eine
 umbenannte Regelschule. Mit der Thüringer Gemeinschaftsschule haben wir
 seit mehr als einem Jahrzehnt ein Erfolgsmodell, das wir durch Förderung
 des Zusammenschlusses von Grund- und Regelschulen, Förderschulen sowie
 Gymnasien auch zukünftig weiter stärken wollen. Der Zusammenschluss und
 die Erweiterung von Schulen zu einer Thüringer Gemeinschaftsschule soll
 der Grundsatz werden. Dazu schaffen wir verbindliche rechtliche Vorgaben
 mit Übergangszeiten von maximal 5 Jahren. Bestehende Schulkooperationen
 unterstützen wir als ersten Schritt hin zur Gründung einer
 Gemeinschaftsschule. Die Schulaufsicht begleitet eng die Aufstellung und
 Weiterentwicklung des Gemeinschaftsschulkonzepts.
- Die Schulen werden mehr Entscheidungen selbst treffen können. Das 
 Schulbudget werden wir den Schulen zur eigenverantwortlichen
 Bewirtschaftung pauschal zur Verfügung stellen.
- Die Thüringer Schulämter werden wir nachhaltig stärken – durch 
 zusätzliches und leistungsgerecht bezahltes Fachpersonal, dessen
 Personalstellen wir aus dem Bildungsministerium umverlagern, und durch
 eine deutliche Ausweitung der Entscheidungsbefugnisse. Die Schulämter
 werden so zum wichtigsten, regional verankerten und daher um die Probleme
 vor Ort wissenden Ansprechpartner der Schulen in allen Fragen der
 Schulqualität und Schulentwicklung, der Personalgewinnung, des Einsatzes
 von Seiteneinsteiger:innen und der Digitalisierung schulischer Bildung.
- Der Landesschulbeirat wird in seinen Kompetenzen deutlich gestärkt. Er 
 erhält insbesondere ein eigenes Initiativrecht. So kann er das Ministerium
 auffordern, für ein erkanntes Problem eine Lösung in einer bestimmten
 Frist zu erarbeiten. Der Lösungsvorschlag ist dann dem Landesschulbeirat
 vorzulegen. Die Arbeit des Gremiums erfolgt transparent und wird
 vollständig veröffentlicht.
- Zudem wird der Landesschulbeirat regelmäßig im für Bildung zuständigen 
 Ausschuss des Thüringer Landtags um Stellungnahme zum aktuellen
 Arbeitsprozess gebeten. So wollen wir sicherstellen, dass die
 Zusammenarbeit von Beirat und Ministerium fruchtbar und erfolgreich im
 Sinne der Praxisrelevanz, Qualität und umgehender Lösungen für bestehende
 oder sich abzeichnende Probleme erfolgt.
- Unsere Schulen brauchen nicht nur bestmögliche Unterstützung durch die 
 Schulämter, sondern auch weitgehende Entlastung von Bürokratie und
 Verwaltungsarbeit. Die Schulleitungen, aber auch jede:r einzelne Lehrer:in
 sollen sich künftig auf die pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren
 können. Daher werden wir an allen Schulen Verwaltungsassistent:innen
 einstellen, die sich um Antrags- und Meldeverfahren, Schulstatistik und
 Datenaufbereitung, die Verwaltung von Schulbudgets und Schulkonten, die
 Organisation von Veranstaltungen und Klassenfahrten und noch einiges
 andere kümmern werden. Gleichzeitig sollen viele bürokratische und an
 allen Schulen wiederkehrende Aufgaben in zentrale Servicestellen bei den
 Schulämtern verlagert werden. Weiterhin werden wir mittelfristig die
 Möglichkeit des Einsatzes weiteren Verwaltungspersonals an den Schulen
 prüfen, um Lehrkräfte von unterrichtsfremden Aufgaben weiter zu entlasten.
- Lehrer:innenmangel und Stundenausfall sind ein bundesweites Problem, vor 
 dem auch Thüringen nicht verschont bleibt. Wir müssen daher in den
 kommenden Jahren alle Möglichkeiten nutzen, um die Schulen mit dem
 benötigten Lehrer:innenpersonal auszustatten und die Unterrichtsversorgung
 weiterhin in der Fläche aufrechtzuerhalten. Dafür ist eine grundlegende
 Reform der Lehrer:innenausbildung unumgänglich. Die derzeit
 schulartbezogene Ausbildungsform lässt trotz verschiedener in den
 vergangenen Jahren unternommener Verbesserungen des Laufbahn- und
 Besoldungsrechts keinen wirklich flexiblen und dauerhaften Einsatz von
 Lehrkräften über die Grenzen der Schularten hinweg zu. Unser Ziel ist es
 daher, ein Lehramt für die Sekundarstufe I und II einzuführen und damit
 die breite Einsatzfähigkeit des so ausgebildeten Personals sowohl an den
 Gymnasien als auch an den Regelschulen, Gemeinschaftsschulen und
 Gesamtschulen zu ermöglichen.
- Wir werden eine Übernahmegarantie für Referendar:innen (bei Bestehen der 
 Prüfungen) einführen. Die Verwaltungsgebühr zur „Feststellung der
 Gleichwertigkeit von Abschlüssen“ wird künftig entfallen.
- Wir sind überzeugt davon, dass Thüringen dem Vorbild anderer Länder (z.B. 
 Österreich, Schweiz, Dänemark) folgen und ein Jahresarbeitszeitmodell für
 alle Lehrkärfte einführen sollte. Dieses Modell legt nicht nur die
 wöchentlichen Unterrichtsverpflichtungen fest, sondern auch, welche
 Arbeitszeit eine Lehrkraft insgesamt pro Woche zu erbringen hat und welche
 Aufgaben überhaupt zum Lehrer:innenberuf gehören und welche nicht. Das
 wird dann die Ausgangsbasis dafür, die Thüringer Lehrer:innen konsequent
 von Bürokratie und Verwaltungsarbeit zu entlasten und ihnen mehr Freiraum
 für ihre pädagogischen Kernaufgaben zu verschaffen.
- Thüringen muss endlich mehr Lehrer:innen für Mangelfächer gewinnen. Dies 
 kann erreicht werden, indem wir in Mangelfächern Studierende bereits mit
 Aufnahme des Studiums in ein Beamtenverhältnis auf Widerruf analog zu den
 Referendar:innen berufen. So unterstützen wir die Studierenden bei ihrem
 Lebensunterhalt und gleichzeitig können wir gemeinsam mit den Hochschulen
 bereits im Studium vermehrt schulpraktische Ausbildungsabschnitte
 integrieren.
- Priorität hat für uns, ausreichend grundständig qualifizierte Lehrer:innen 
 für den Schuldienst auszubilden und einzustellen. Wir wissen aber auch,
 dass in den nächsten Jahren nicht ausreichend Absolvent:innen zur
 Verfügung stehen. Deshalb benötigen wir weiter Seiteneinsteiger:innen für
 den Schuldienst. Vor dem Einsatz im Unterricht müssen die
 Seiteneinsteiger:innen ausreichend qualifiziert werden. Während des
 Einsatzes wollen wir ihnen ein Unterstützungssystem zur Seite stellen.
 Nach einer Bewährungsphase wollen wir ihnen nach einer erfolgreichen
 Lehrprüfung auch in die Möglichkeit der Verbeamtung eröffnen.
- Die Schul- und Unterrichtsorganisation ist keine Banalität – sie 
 beeinflusst das Lernen und Leben von Kindern und jungen Menschen. Deshalb
 muss die Schule auch auf sie ausgerichtet werden: Der Unterricht startet
 oftmals viel zu früh am Tag. Nachweislich ist die Lernfähigkeit junger
 Menschen stark verringert, wenn gegen ihren Biorhythmus der Unterricht
 bereits um 7:30 Uhr beginnt und sie möglicherweise bereits eine Stunde
 Schulweg hinter sich haben. Schule darf deshalb nicht vor 09:00 Uhr
 beginnen. Ebenso ist es wissenschaftlich erwiesen, dass durchgehende
 Unterrichtseinheiten von 90 Minuten zu lang für die Konzentrationsspanne
 sind. In unserem Konzept der Ganztagsschule verkürzen wir daher diese
 Zeitintervalle auf 45 bis maximal 60 Minuten.
- Wir stellen die vermeintlichen Defizite von Schüler:innen nicht in den 
 Mittelpunkt, sondern deren individuellen Stärken, Interessen und
 Bedürfnisse. Damit stellen wir sicher, dass sie die Erfahrung von
 Selbstwirksamkeit machen. Die Schule trägt die Verantwortung für den
 Lernerfolg jeder Schülerin, jedes Schülers und organsiert verbindlich die
 passenden Lernangebote. Dies soll in die Thüringer Schulordnung oder in
 das Thüringer Schulgesetz aufgenommen werden. Die bisherige einseitige
 Ausrichtung auf Eigenverantwortlichkeit hat sich nicht bewährt.
- Wir werden im schulischen Kontext individuelle Beurteilungen und 
 Entwicklungsgespräche zur Bewertung der Schüler:innen fördern. Diese
 sollen künftig die Benotung der Schulleistungen bis zur 4. Klasse
 ersetzen. Damit wird verhindert, dass bereits die jüngsten Schüler:innen
 in ein künstliches, numerisches System gezwängt werden, das unnötigen
 Druck aufbaut, anstatt bisherige Fähigkeiten und Erlerntes aufzuzeigen.
- Wir etablieren das Konzept Ganztagsschule thüringenweit. Dabei reicht die 
 Hortbetreuung nach Ende des regulären Unterrichts explizit nicht aus.
 Unterrichts-, Freizeit- und Unterstützungsangebote sollen, sich über den
 Tag verteilt, abwechseln. So erhalten Schüler:innen ausreichend zeitliche
 Regenerationsräume. Die Schule kann regional Verankerung finden,
 beispielsweise durch Kontakte zu örtlichen Vereinen und Angeboten.
- Die Thüringer Schüler:innenschaft wird zusehends heterogener, was alle 
 Lehrer:innen im Hinblick auf die Realisierung schulischer Inklusion und
 die Ermöglichung individueller Förderung vor wachsende Herausforderungen
 stellt. Wichtige Lösungsansätze sind für uns an dieser Stelle der weitere
 Ausbau des längeren gemeinsamen Lernens sowie der Ausbau von
 Ganztagsschulen.Wenn sich eine Schulkonferenz entscheidet, sich ein
 Ganztagsschulkonzept zu geben, werden vom Land Thüringen die benötigten
 personellen, räumlichen und sächlichen Ressourcen bereitgestellt bzw.
 werden die Kommunen dabei unterstützt. Des Weiteren werden die
 Baurichtlinien für Schulsanierungen und Schulneubau so angepasst, dass
 Ganztagsschule ermöglicht wird. Zudem wollen wir mit Hilfe eines
 transparenten und verlässlichen Personalbemessungssystems und anhand von
 Sozialindikatoren an allen Schulen multiprofessionelle pädagogische Teams
 etablieren, in denen neben den angestammten Lehrkräften bedarfsgerecht und
 an der jeweiligen Situation vor Ort orientiert Förderpädagog:innen, DaZ-
 Lehrer:innen, Pädagogische Assistenzkräfte und Schulsozialarbeiter:innen
 kooperativ und arbeitsteilig zusammenwirken.
- Grundlage der gemeinsamen Arbeit ist ein individuelles Schulkonzept, das 
 sich insbesondere den Fragen einer guten Berufsorientierung, einer Senkung
 von Schulabbrecher:innenquoten und der Vernetzung in den Sozialraum
 widmet. Für Schulen mit besonders hohen sozialen Herausforderungen braucht
 es die beste Ausstattung.
- Wir werden gemeinsam mit dem Bund dafür sorgen, dass unsere Schulen 
 schnellstmöglich mit Gigabit-Anschlüssen ausgestattet werden, diese auch
 nutzen können und letztlich die digitale Ausstattung erhalten.
- Die Schule von morgen ist digital. Digitale Bildung muss daher ihren 
 Niederschlag in allen Phasen der Lehrer:innenbildung und in den Lehrplänen
 der Schulen finden. Nur entsprechend ausgebildete Pädagog:innen werden in
 der Lage sein, das digitale Equipment nicht nur als technische Ergänzung
 gewohnter Unterrichtsmaterialien zu sehen, sondern es auch sinnvoll
 einzusetzen. Um die Digitalität in den Schulen weiter voranzubringen,
 braucht es ebenso eine Ausweitung der Lernmittelfreiheit auf digitale
 Geräte.Zudem wollen wir das Fortbildungsangebot für unsere Lehrkräfte,
 insbesondere zum Thema digitale Bildung, erweitern.
- Darüber hinaus wollen wir in den Lehrplänen vermehrt den Umgang mit 
 (sozialen) Medien und der digitalen Welt thematisieren. Ein kritischer
 Blick auf die Entwicklungen und die Stärkung der digitalen Resilienz
 junger Menschen muss erklärtes Unterrichtsziel werden.
- Die Thüringer Schulcoud muss weiter ausgebaut und zu einer wichtigen 
 Ergänzung des Unterrichts von morgen werden. Die Cloud muss für alle
 nutzbar und deshalb barrierefreie umgesetzt werden.
- Um ein verlässliches, vielfältiges und qualitativ hochwertiges Angebot in 
 Unterricht und Hort gerade auch an kleinen Schulen zu ermöglichen, haben
 wir mit der letzten großen Schulgesetznovelle verschiedene
 Kooperationsmodelle eröffnet. Wir wollen diese Kooperationen gezielt
 fördern, um den Schulstandorten eine gute Perspektive zu eröffnen.
- Bessere Schulen für alle zu entwickeln, heißt für uns auch, Familien 
 spürbar von Kosten zu entlasten, die mit einem Schulbesuch einhergehen.
 Wir werden für alle Schulkinder ein kostenloses gesundes Mittagessen
 finanzieren.
- Wir lehnen jegliche Kürzungen des Sozialkundeunterrichts an den Thüringer 
 Schulen ab. Sozialkunde ist das zentrale Fach demokratischer Bildung im
 Schulbereich, deswegen werden wir ihn ausbauen. Gerade in Zeiten des
 Erstarkens von Rechten und der Extremen Rechten ist es umso wichtiger,
 einen Schwerpunkt bei der schulischen Demokratiebildung zu setzen.
 Demokratische und politische Bildung darf aber nicht auf ein Fach begrenzt
 werden. Die Lehrpläne aller Schulfächer sind demokratiefördernd
 auszurichten.
- Schüler:innen werden momentan nur sehr selten in gesamtschulische 
 Angelegenheiten einbezogen. Das ist mit unserer Vorstellung von Schule als
 Diskussions- und Partizipationsort nicht vereinbar. Wir setzen uns für
 stärkere Mitwirkungsrechte der Schüler:innen ein. Deshalb strukturieren
 wir die Schulkonferenz neu: Schüler:innen werden künftig die Hälfte
 ausmachen. Dazu soll die Schulkonferenz nach Berliner Modell aufgewertet
 werden, nach dem hier wichtige Entscheidungen über gesamtschulische
 Angelegenheiten abgestimmt werden. Zudem werden wir die Stimmberechtigung
 der Schüler:innenvertreter:innen in Klassenkonferenzen und Fachkonferenzen
 ermöglichen.Dies betrifft ebenso die Demokratisierung des Lernens. Der Freistaat 
 Thüringen wird Schulen finanziell und beratend unterstützen, die sich in
 dieser Frage auf den Weg machen, zum Beispiel durch Projekte wie AULA, das
 bereits in Thüringen an der Jenaer Planschule in Jena erprobt wurde.
5.2 Ausbildung stärken
In Thüringen finden ca. 9 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber keinen 
Ausbildungsplatz, obwohl in Thüringen ca. 17 Prozent der Stellen unbesetzt 
bleiben. Über den steigenden Fachkräftebedarf wurde in den vergangenen Jahren 
immer wieder diskutiert. Klar ist, dass wir bis 2030 in Thüringen circa 350.000 
Fach- und Arbeitskräfte brauchen. Im Bereich der Sozialwirtschaft sind es ca. 
80.000. Allein in der Altenpflege werden 8.000 neue Fachkräfte und im 
Erzieher:innenbereich 6.000 bis 10.000 neue Fachkräfte bis 2030 gebraucht. Ein 
Großteil des Fachkräftebedarfs richtet sich auf Ausbildungsberufe. Wir haben 
also jeden Grund, bei jungen Leuten und an den Schulen für die duale Ausbildung 
zu werben. Damit sich junge Menschen für den Weg einer dualen Ausbildung 
entscheiden, müssen wir die Ausbildung in Thüringer attraktiver machen.
Das werden wir tun:
- Zwar werden in vielen Ausbildungsbranchen Auszubildende händeringend 
 gesucht, dennoch fallen junge Leute durch das Raster und finden keinen
 Ausbildungsplatz. Für diese Menschen wollen wir uns einsetzen und eine
 umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie in Thüringen einführen. Zudem
 bilden immer weniger Unternehmen aus. Wir wollen gesetzlich allen
 Jugendlichen einen Ausbildungsplatz garantieren. Weiterhin sollen die
 Ausbildungsbedingungen durch einheitliche gesetzlich festgelegte
 Mindeststandards umfassend verbessert werden.
- Ein Ausbildungsfonds hilft Jugendlichen in der Ausbildung zu unterstützen 
 und zu fördern und hilft gleichzeitig kleine Unternehmen, die den Großteil
 der Ausbildungen übernehmen, zu entlasten. Durch den finanziellen Anreiz,
 den der Fonds gibt, wird das "Rosinenpicken" der Unternehmen minimiert und
 auch Bewerber:innen, die eventuell beim erstem Mal durch das Raster fallen
 oder auch jene, die in Übergangs- und Orientierungsprogrammen stecken,
 vermehrt eine Chance gegeben. Somit könnten wiederum mehr junge Menschen
 in Ausbildung kommen. Zudem profitieren alle Betriebe von vielfältigen
 Angeboten, wie Deutschkurse für Azubis, Beratungsangebote, Weiterbildung
 für Ausbildende, Coachings zum Recruiting etc., die insbesondere kleine
 und mittlere Unternehmen bei der Suche nach Auszubildenden und im Verlauf
 der Ausbildung unterstützen sollen. Wir werden prüfen, ob ein solcher
 Fonds auch für Thüringen sinnvoll ist.
- Wir werden die infrastrukturellen Voraussetzungen für gute Ausbildung in 
 Thüringen schaffen. Dazu gehört die geförderte Errichtung von attraktiven
 und bezahlbaren Wohnungen für Auszubildende: beispielsweise durch die
 Schaffung von Wohnheimplätzen und Azubi-Appartements im ganzen Freistaat.
 Gleichzeitig unterstützen wir mit Fördermitteln die Ertüchtigung von
 Ausbildungsstätten.
- Die SPD Thüringen setzt sich für eine Stärkung der dezentralen Ausbildung 
 ein. Wir nehmen es nicht hin, dass Auszubildende nur zentralisiert an
 einem Standort in Thüringen geschult werden oder teilweise in andere
 Bundesländer fahren müssen. Weiteren Zentralisierungsbestrebungen
 erteilen wir eine Absage, explizit auch bei kleiner werdenden
 Ausbildungsklassen.
- Der Übergang von der Schule in die Ausbildung ist noch viel zu oft die 
 Hürde, an der viele Jugendliche der Übergang in eine selbstbestimmte
 Zukunft erschwert wird und Betriebe ihre zukünftigen Fachkräfte verlieren.
 Wir werden die vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsinstrumente für
 Betriebe sowie Bewerberinnen und Bewerber bedarfsgerecht ausbauen und
 verstärken. Dazu gehört für uns auch, das Konzept der Produktionsschulen
 in Thüringen pilothaft zu erproben und bei Erfolg flächendeckend
 einzuführen.
- Die duale Berufsausbildung ist ein Eckpfeiler unserer Wirtschaft und des 
 Thüringer Arbeitsmarktes. Wir werden daher zusammen mit den Kammern eine
 Kampagne für die duale Ausbildung auflegen. Darüber hinaus werden wir in
 Zusammenarbeit mit den Handwerkskammern prüfen, ob wir Handwerkergymnasien
 bedarfsgerecht in allen Kammerbezirken aufbauen können.
- Bei der Weiterentwicklung des Thüringer Berufsschulnetzes ist uns der 
 Erhalt von Schulstandorten wichtig. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist
 dabei die Erreichbarkeit der zuständigen beruflichen Schule für die
 Auszubildenden. Hierfür brauchen wir geeignete schul- und
 unterrichtsorganisatorische Konzepte für einen angemessenen (zeitlichen)
 Aufwand zum Erreichen der beruflichen Schule.
5.3 Hochschulen und Studium
Wissenschaft ist einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft: in 
Forschung, Lehre und Transfer in die Gesellschaft. Deswegen kommt den 
Hochschulen eine herausragende Bedeutung für die Entwicklung Thüringens zu. Als 
Thüringer SPD setzen wir uns für eine leistungsfähige Hochschullandschaft ein. 
Ihre Attraktivität erhält sie durch die besonderen Profile der staatlichen 
Hochschulen. Die Thüringer Hochschulen haben in den letzten Jahren gezeigt, dass 
sie erfolgreich im Wettbewerb mit anderen deutschen Universitäten und 
Fachhochschulen mitspielen können. Damit die Hochschulen ihre Potenziale voll 
entfalten können, bedarf es einer auskömmlichen Grundfinanzierung, die sich an 
den wissenschaftsbezogenen Kostensteigerungen orientiert und mit einem 
Strategieaufschlag zusätzliche Entwicklungsoptionen bietet. Die staatlichen 
Hochschulen müssen frei von wirtschaftlichen Interessen und staatlicher 
Bevormundung agieren können. Wissenschaftsfreiheit, Hochschulautonomie und der 
offene Diskurs sind die Voraussetzungen dafür, dass sie ihre zahlreichen 
Aufgaben in der und für die Gesellschaft erfüllen können.
Das werden wir tun:
- Für uns darf das Studium nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen – von 
 der Entscheidung, ob überhaupt studiert wird, bis zur Frage, wie schnell
 und wie erfolgreich das Studium verläuft. Deshalb wollen wir auf
 Bundesebene daraufhinwirken, dass wir das BAföG als Fundament der
 Studienfinanzierung stärken. So wollen wir Aufstiegschancen durch Bildung
 ermöglichen. Dabei stehen wir für eine kontinuierliche Anpassung und
 Erhöhung der Bedarfssätze und Freibeträge, die Hebung von Altersgrenzen,
 die Schließung des „Mittelstandslochs“ durch die Möglichkeit der Gewährung
 eines Volldarlehens und die Beseitigung bestehender Förderlücken.
- Langzeitstudiengebühren an den Thüringer Hochschulen werden wir 
 abschaffen. Ein Studium in der Regelstudienzeit ist oft nur für diejenigen
 mit wohlhabenden Elternhaus leistbar, die nicht auf Zuverdienste
 angewiesen sind und lässt zudem wenig bis keinen Platz für
 gesellschaftliches, sportliches, kulturelles oder soziales Engagement.
 Dies sind aber neben dem Studium wichtige Fähigkeiten und
 Erfahrungshorizonte, die im Lebensabschnitt des Studiums Raum haben
 müssen. Daher wird die Überschreitung der Regelstudienzeit nicht mehr als
 Grund für eine Exmatrikulation oder die Ablehnung eines Platzes im
 Studierendenwohnheim fungieren dürfen.
- Das Studierendenwerk werden wir dabei unterstützen, die Bearbeitung von 
 BAföG-Anträgen zu beschleunigen und den Antragsstau abzubauen. Ziel muss
 es sein, dass ein gestellter BAföG-Antrag innerhalb von drei Monaten
 abschließendbearbeitet wird. Außerdem muss bei Einreichung von
 Folgeanträgen bis zwei Monate vor Ende des aktuellen Bewilligunszeitraums
 stets eine lückenlose Förderung gewährleistet sein.
- Unser Ziel ist es, allen sozialen Gruppen den Zugang zur Hochschulbildung 
 zu garantieren. Deshalb wollen wir mehr Menschen aus bislang an den
 Hochschulen unterrepräsentierten Gruppen ein Studium ermöglichen,
 insbesondere Menschen, deren Eltern nicht studiert haben. Initiativen wie
 „Arbeiterkind“ werden wir weiter unterstützen.
- An unseren Hochschulen sollen Menschen aus ganz unterschiedlichen 
 gesellschaftlichen Bereichen und Kulturen, mit verschiedenen
 Lebenserfahrungen und -entwürfen gemeinsam lernen und lehren, forschen und
 zusammenarbeiten. Denn aus dieser Vielfalt entstehen spannende Diskurse
 und neue Ideen. Wir setzen uns für niedrigschwellige Begegnungs- und
 Austauschangebote, mehr internationale Gastwissenschaftlerinnen und
 Gastwissenschaftler und die gemeinsame Entwicklung digitaler Lehre mit
 internationalen Partnereinrichtungen ein.
- Für die Studierenden setzen wir uns auch auf Bundesebene für einen neuen 
 Sozialpakt Hochschule ein. Dieser muss über eine angemessene
 Studienfinanzierung hinausgehen und auch langfristig finanzierbaren
 studentischen Wohnraum und günstige Preise in der Essensversorgung der
 Mensen absichern. Hierzu wollen wir in Thüringen die Finanzierung des
 Studierendenwerks – analog zu den Hochschulen – langfristig sichern und
 jährlich erhöhen.
- Wir werden die Blaupause der Hochschulsozialarbeit an der Hochschule 
 Nordhausen auf alle Thüringer Hochschulen ausweiten.
- Für uns ist ausgezeichnete Lehre zentraler Baustein einer zukunfts- und 
 studierendenorientierten Hochschule. Wir setzen uns daher für eine
 Aufwertung der Lehre an den Thüringer Hochschulen, umfassende technische
 und didaktische Unterstützung für Lehrveranstaltungen und für eine
 Qualitätssicherung unter maßgeblicher Beteiligung der Studierenden ein.
- Unsere Hochschulen als Ideenentwickler und Impulsgeber: Für uns 
 Sozialdemokraten kommt den Hochschulen eine wichtige Rolle in der
 Gesellschaft zu: sie generieren neues Wissen, entwickeln originelle Ideen
 und geben Impulse weit über den akademischen Kontext hinaus. In dieser
 Rolle werden wir die Hochschulen stärken, ihre Vernetzung mit
 (insbesondere der kommunalen) Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
 unterstützen.
- Unsere Hochschulen als „Problemlöser“: Es sind die Hochschulen, an denen 
 künftige Fach- und Führungskräfte die Kompetenzen erwerben, die sie für
 die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen benötigen. Wir stärken die
 Hochschulen darin, das Studienangebot so zu gestalten, dass die
 Studierenden für Zukunftsaufgaben qualifiziert werden und in ihrem
 späteren beruflichen Umfeld wie auch als aktive Mitglieder der
 Gesellschaft einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten
 können.
- Unsere Hochschulen international: Die Thüringer Hochschulen sind 
 international ausgerichtet und eingebunden. Als weltoffene
 Bildungseinrichtungen sorgen sie für die Gewinnung, Integration und
 Bindung internationaler Studierender, Lehrender und Forschender. Dazu
 gehört, dass die Hochschulen internationale Studierende frühzeitig über
 Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region informieren und – gemeinsam mit
 den Kommunen und der Wirtschaft – beim Übergang in den regionalen
 Arbeitsmarkt begleiten. Entsprechende Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen
 an den Hochschulen unterstützen wir. Zugleich sehen wir die Hochschulen
 bei ihren internationalen Aktivitäten, gerade auch bei der Zusammenarbeit
 mit Partnern in autokratischen Staaten, grundlegenden demokratischen
 Werten und der Wissenschaftsfreiheit verpflichtet. Wir bestärken sie
 darin, Impulse für globalen gesellschaftlichen Fortschritt zu geben.
- Um Studierende von den Vorteilen eines Studiums in Thüringen zu 
 überzeugen, werden wir die Standortvorteile sowie die besten
 Betreuungsverhältnisse oder die überdurchschnittliche Zahl von
 Wohnheimplätzen pro Studierenden nachhaltig sichern und bewerben.
- Duales Hochschulstudium: Wir setzen auch weiter auf die erfolgreiche 
 Zusammenarbeit der Dualen Hochschule mit den Unternehmen in der Region, um
 Fachkräfte in und für Thüringen auszubilden. Wir werden das duale
 Hochschulstudium durch Kooperationen der Dualen Hochschule mit den
 Fachhochschulen auch im Masterbereich ausbauen.
- Gute Schule verlangt bestens qualifizierte Lehrkräfte. Daher werden wir 
 die Hochschulen bei der Weiterentwicklung der Lehrerbildung auch künftig
 unterstützten. Schwerpunkte sehen wir in spezifischen Lehrangeboten vor
 allem in den naturwissenschaftlichen Fächern und der Mathematik. Auch bei
 der Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit heterogenen Schülergruppen
 und bei der Medienbildung bedarf es neuer Ansätze.
- Wir werden durch neue Instrumente des Zusammenwirkens von Hochschulen, 
 Gründungsinteressierten und einer professionellen Beratungsstruktur die
 Voraussetzungen schaffen, dass Ausgründungen aus Hochschulen schneller
 erfolgen können.
- Hochschulfinanzierung: Auch in Zukunft werden wir die Grundfinanzierung 
 der Hochschulen auf hohem Niveau bis mindestens 2030 fortschreiben und
 sichern, indem wir den Empfehlungen des Wissenschaftsrates weiter folgen
 und den Hochschulen jährlich die wissenschaftsspezifischen
 Kostensteigerungen plus 1 % als Aufwuchs garantieren. Das in Thüringen
 bewährte Modell der langfristigen Finanzierungssicherheit durch
 Rahmenvereinbarungen zwischen Landesregierung und Hochschulen setzen wir
 fort.
- Um auch die wissenschaftliche Recherchearbeit auf den aktuellen Stand zu 
 bringen, werden wir für den Lizenzerwerb digitaler Literatur mehr Mittel
 zur Verfügung stellen. Dies gilt ebenso für die Anschaffung zeitgemäßere
 Mediengeräte sowie Programme als auch für die entsprechende Schulung des
 Personals.
- Die FSU Jena hat in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich einen 
 Exzellenzcluster eingeworben. Dies ist ein Beleg für die hervorragende und
 hoch kompetitive Forschungsqualität, die den Thüringer
 Wissenschaftsstandort international sichtbar macht sowie weitere
 Spitzenforschung und -wissenschaftler nach sich ziehen wird. Auf dieser
 Grundlage unterstützen wir exzellente Thüringer Hochschulen dabei, weitere
 Exzellenzcluster und gezielt großformatige Drittmittelprojekte bei der
 DFG, beim BMBF und bei der EU einzuwerben, um den Forschungsstandort
 Thüringen aufzuwerten.
- Als wichtige Arbeitgeber in diesem Land werden wir die Thüringer 
 Hochschulen dabei unterstützen, auch in der Zukunft attraktiv für die
 Fachkräfte von morgen zu sein: für den wissenschaftlichen Nachwuchs,
 Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer und nichtwissenschaftliches
 Personal. Deshalb wollen wir das Prinzip „Gute Arbeit“ in den Hochschulen
 weiter umsetzen. Dazu gehört, dass Daueraufgaben grundsätzlich von
 Dauerbeschäftigten erledigt werden.
- Wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützen: Wir wollen in Bund und Land 
 durch geeignete Maßnahmen die Planbarkeit von wissenschaftlichen Karrieren
 erhöhen. Dazu gehört, dass die Zahl der Professuren moderat erhöht, mehr
 Professuren als Tenure-Track-Professuren ausgeschrieben und
 Qualifikationsstellen mit Stellenanteilen von mindestens 2/3 und einer
 angemessenen Vertragslaufzeit besetzt werden. Die Thüringer
 Graduiertenförderung werden wir entsprechend dahingehend weiterentwickeln,
 dass Stipendiat:innen volle Stellen als wissenschaftliche
 Mitarbeiter:innen nach TV-L erhalten. Gemeinsam mit den Betroffenen und
 den Hochschulen werden wir prüfen, ob wir im Rahmen der zur Verfügung
 stehenden Stellen neue Karriereziele neben der Professur einführen können.
 Ziel soll es sein, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine
 alternative Perspektive für eine Dauerbeschäftigung mit Schwerpunkt in der
 selbstständigen Lehre zu geben – ohne sie hierauf zu beschränken. Darüber
 hinaus bedarf es an den Hochschulen einer noch besseren Betreuung,
 Beratung und Unterstützung der Nachwuchskräfte.
- Gleichstellung verwirklichen: Wir werden weiter darauf hinwirken, den 
 Frauenanteil in der Professorenschaft und in den Hochschulleitungen an den
 Thüringer Hochschulen zu erhöhen. Dafür bedarf es verbindlicher
 Zielkorridore.
- Wir unterstützen das Universitätsklinikum Jena als einzigen 
 Supramaximalversorger Thüringens und Ort der Spitzenmedizin, Forschungs-
 und Ausbildungsstätte des medizinischen Nachwuchses in Thüringen. Auch für
 das UKJ wollen wir in Zukunft weiter jährlich die
 wissenschaftsspezifischen Kostensteigerungen plus 1 % Strategiebudget als
 Aufwuchs garantieren. Die weitere bauliche Entwicklung in Jena
 unterstützen wir mit einem dritten Bauabschnitt. Dadurch verbessern wir
 die Krankenversorgung, insbesondere in der Notfallmedizin und sorgen für
 bessere Bedingungen für Studierende, Lehrende und Forschende.
- Auf Bundesebene setzen wir uns dafür ein, dass die besonderen 
 Systemaufgaben der Universitätsklinika (Koordinierung, Vernetzung mit den
 Krankenhäusern im ländlichen Raum, Krisen- und Pandemievorsorge,
 Behandlungen von seltenen Krankheiten) im Rahmen der
 Krankenhausfinanzierung besser abgebildet werden. Für das Pflegepersonal
 wollen wir, dass die Arbeitszeit zwischen Ost- und West auch in den
 Universitätsklinika endlich angeglichen wird.
- Wir unterstützen den Aufbau des Zentrums für Psychische Gesundheit als 
 achtes Deutsches Zentrum für Gesundheitsforschung (DZG).
- Die Digitalisierungsstrategie für den Thüringer Hochschulbereich soll 2025 
 fortgeschrieben werden, um die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen
 Transformation gewinnbringend in Forschung, Lehre und Verwaltung zur
 Geltung zu bringen. Die Digitalisierung vereinfacht hochschulübergreifende
 und landesweite Kooperationen – diese werden wir fördern.
- Wir wollen – auch über geeignete bundespolitische Initiativen – die 
 Einreise-, Aufenthalts- und Melderegularien für internationale Studierende
 und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vereinfachen. Als Teil einer
 umfassenden Willkommenskultur setzen wir uns dafür ein, dass in den
 Behörden englischsprachige Ansprechpersonen zur Verfügung stehen. Darüber
 hinaus wollen wir, dass Absolventen und Promovierte durch eine Reform des
 Aufenthaltsrecht mehr Zeit bekommen, nach dem jeweiligen Abschluss eine
 Berufstätigkeit oder den nächsten akademischen Qualifizierungsschritt in
 Angriff zu nehmen.
- Die anwendungsbezogene Forschung an Fachhochschulen möchten wir stärken, 
 ohne diese zu kleinen Universitäten zu entwickeln. Forschungsstarke
 Bereiche oder hochschulübergreifende Verbünde sollen daher das
 Promotionsrecht erhalten, wenn sie hohe Qualitätsstandards gewährleisten.
 Darüber hinaus setzen wir uns weiterhin dafür ein, kooperative Promotionen
 auszubauen und dafür günstige Bedingungen zu gewährleisten.
- Neben notwendigen Neubauvorhaben wird die Erhaltung der bestehenden 
 Gebäude der Hochschulen und ihre energetische Sanierung zu einer großen
 Herausforderung in den nächsten Jahren. Deshalb wollen wir ein
 systematisches Sanierungsprogramm bis 2030 erarbeiten und schrittweise
 umsetzen. Für die Hochschulen, das Studentenwerk, das Universitätsklinikum
 und die außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird das Land die
 notwendigen Flächen sichern und kostenlos bzw. über ein Erbbaurecht mit
 symbolischer Vergütung zur Verfügung stellen.
- Wir werden die Wissenschaftskommunikation in den kommenden Jahren stärken. 
 Hierzu wollen wir eine Richtlinie “Science for Society” aufsetzen, mit der
 Thüringer Wissenschaftsakteur:innen Projekte zur Kommunikation und
 Vermittlung ihrer Forschung und ihrer Erkenntnisse an die breite und die
 interessierte Öffentlichkeit umsetzen können.
5.4 Außeruniversitäre Forschung
Thüringen verfügt über leistungsfähige und profilierte Hochschulen. Diese werden 
über eine vielfältige und lebendige Landschaft an außeruniversitären 
Forschungseinrichtungen komplementiert, die sich durch einen hohen Vernetzungs- 
und Kooperationsgrad miteinander auszeichnen und die Innovationslandschaft in 
Thüringen ausmachen.
Neben den von Bund und Ländern gemeinsam getragenen Forschungsinstituten der 
Fraunhofer-Gesellschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, 
der Helmholtz-Gemeinschaft, gehören auch vier durch das Land finanzierte 
Forschungsinstitute sowie acht wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen mit 
spezialisierten Schwerpunktsetzungen. Hier wird von der Grundlagenforschung bis 
zur anwendungsorientierten Forschung Zukunft gemacht.
Das werden wir tun:
- Auch in Zukunft werden wir die Grundfinanzierung der Bund-Länder 
 finanzierten Forschungseinrichtungen gemeinsam mit dem Bund bis zum Jahr
 2030 sicherstellen. Vergleichbar dem „Pakt für Forschung und Innovation“
 für die von Bund und Land finanzierten Einrichtungen, mit verlässlichen
 jährlichen Steigerungsraten und fester Laufzeit, werden wir für die
 Landesforschungseinrichtungen einen vergleichbaren Pakt auf Landesebene
 schaffen.
- Im Rahmen der gemeinsamen Förderung von Wissenschaft und Forschung belegt 
 Thüringen in Bezug auf seine Bundesfinanzierungsquote (61 %; Basisjahr:
 2019; aktuellster Wert aus GWK) den vorletzten Rang aller Bundesländer.
 Unser Ziel muss es deshalb sein, die Nettoflüsse der
 Wissenschaftsfinanzierung nach Thüringen zu verbessern. Das kann gelingen
 durch die Teilnahme an entsprechenden Formaten der Bund-Länder-Förderung
 (z.B. im Rahmen der Exzellenzstrategie, Neugründungsinitiativen und
 Erweiterungen bestehender Einrichtungen) und über die aktive Bewerbung
 Thüringens bei Ansiedlungen bzw. dem Aufbau von Forschungseinrichtungen.
- Wir wollen die vier Landeseinrichtungen entsprechend ihres jeweiligen 
 extern begutachteten Entwicklungsstands gezielt weiter profilieren, um
 ihre Aussichten auf die Aufnahme in eine bundesweit tätige
 Forschungsträgerorganisation erhöhen. Hierfür wollen wir wenn nötig auch
 zusätzliche Investitionsmittel bereitstellen.
- Dort, wo von Bund und Ländern finanzierte Forschungseinrichtungen wachsen 
 und an Bedeutung gewinnen, wird das Land die notwendigen Ko-
 Finanzierungsmittel für Ausstattung und Bauvorhaben zur Verfügung stellen.
- Damit aus den Investitionen in Forschung und Innovationen ein 
 langfristiges Wirtschaftswachstum wird, bedarf es des Wissenstransfers in
 Unternehmen oder Ausgründungen. Hierfür wollen wir Vernetzung der
 Forschungseinrichtungen mit der regionalen Wirtschaft und den Hochschulen
 sowie das Gründungsgeschehen verbessern.
- Wir werden den innovationspolitischen Schwerpunkten der RIS Thüringen 
 folgen und bereits etablierte Thüringer Stärken wie Quantentechnologien,
 hier speziell in der Quantenphotonik, alternative regenerative
 Speichertechnologien in der Polymerforschung, den Wasserstofftechnologien,
 der nächsten Generation in der Batterieforschung, Initiativen im
 Nachhaltigen Bauen und Ressourcenmanagement besonders unterstützen.
- Wir werden die bestehenden Förderinstrumente des Landes zur Unterstützung 
 von innovativen Gründungen neu sortieren und besser aufeinander abstimmen.
- Wir werden Instrumente für einen unbürokratischen und niedrigschwelligen 
 Zugang für Startups und KMUs zu den Forschungsinfrastukturen im Dialog mit
 den Einrichtungen im Freistaat erarbeiten.
5.5 Lebenslanges Lernen
Lernen hört nicht nach der Schule auf. Neben frühkindlicher Bildung, dem 
Schulwesen und den Hochschulen muss auch die Erwachsenenbildung als vierte Säule 
unseres Bildungssystems gestärkt werden. Lebenslanges Lernen ist für uns das 
verbindende Element, das von der Kindheit an bis ins hohe Alter eine aktive 
Teilhabe ermöglicht.
Das werden wir tun:
- Jeder Mensch soll aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. 
 Deshalb setzen wir uns auch künftig dafür ein, dass
 Bildungsveranstaltungen für Grundbildung flächendeckend und in
 barrierefreier Form im Freistaat angeboten werden. Hierzu werden wir die
 Initiativen für Alphabetisierung in Thüringen fortsetzen und wollen sie
 weiter verstärken.
- Das Nachholen von Schulabschlüssen bleibt gebührenfrei. Verpasste Chancen 
 dürfen kein lebenslanges Hindernis darstellen.
- Die Erwachsenenbildung muss sich für neue Lernformen und -bereiche öffnen. 
 Aus diesem Grund werden wir die kommunalen und freien Träger der
 Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen und anderen Einrichtungen auch
 künftig angemessen unterstützen.
- Teilhabe an Bildung ist Ausdruck von Lebensqualität und Lebensfreude auch 
 im fortgeschrittenen Lebensalter. Wir werden die Entwicklung und den
 Ausbau von spezifischen Bildungsangeboten für ältere Menschen
 voranbringen.
6. Soziale Umwelt- und Klimapolitik
Die Klimakrise ist eine Generationenaufgabe und schreitet mit immer spürbaren 
Folgen voran. Wir tragen nicht nur Verantwortung für die Gegenwart, sondern auch 
für die Zukunft. Nur durch wirksamen und ambitionierten Klimaschutz können wir 
die natürlichen Lebensgrundlagen und unseren Wohlstand bewahren. Die dafür 
nötigen Veränderungen sehen wir als Chance. Wir werden den Wandel politisch 
gestalten und dafür sorgen, dass es dabei sozial und solidarisch zugeht. 
Klimaschutz darf nicht zur neuen sozialen Frage werden!
Die SPD Thüringen bekennt sich zu den Klimazielen von Paris, zum Atomausstieg, 
zum Kohlekompromiss und zu den Zielen des Bundes- und des Landesklimagesetzes. 
Thüringen muss seinen gerechten Beitrag zur Begrenzung der Globalen Erwärmung 
auf maximal 2°C, besser sogar auf 1,5°C, über dem vorindustriellen Niveau 
leisten.
Die Grundlage für den Klimaschutz ist eine konsequente Umstellung auf eine 
regenerative Energieversorgung.
Die Energiewende ist für uns eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe für deren 
Gelingen es eine gut koordinierte Zusammenarbeit zwischen Bund, Land und 
Kommunen und die Einbeziehung der Bürger:innen vor Ort braucht.
Unsere Energiepolitik folgt der Logik, dass möglichst viel Energie dort erzeugt 
wird, wo sie auch benötigt und verbraucht wird: regional, dezentral und 
erneuerbar. Das bringt neue Wertschöpfungsmöglichkeiten und Entwicklungschancen, 
z. B. durch die Nutzung virtueller Kraftwerke, insbesondere für den ländlichen 
Raum.
Wir wollen eine ökologische Industrie- und Wirtschaftspolitik, die nachhaltiges 
Wachstum schafft, Arbeitsplätze sichert, Energie sparsam und effizient einsetzt 
und sich unabhängig macht von Rohstoffen wie Kohle, Uran, Öl und Gas. Dabei 
setzen wir auf deutsche Ingenieurskunst und technologische Innovationen, damit 
Thüringen auch im Jahr 2050 noch ein wettbewerbsfähiger Standort in der Welt 
ist.
6.1 Energie für Thüringen: günstig, sicher, nachhaltig
Wir stehen für die sozial gerechte Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien 
in Thüringen, die Stärkung regionaler Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit im 
Einklang mit unseren sozialen Werten und die entschlossene Reduzierung der 
negativen Auswirkungen der Energieversorgung auf die Umwelt, unter 
Berücksichtigung sozialer Belange.
Wir setzen uns mit Leidenschaft dafür ein, einen sachlichen Dialog zu 
ermöglichen, der sich gegen eine Diskussionskultur wendet, die faktenlos und 
populistisch ist.
Für uns ist dabei klar, dass die notwendigen Entscheidungen für alle Menschen 
sozial verträglich sein müssen. Dabei sind Menschen mit niedrigen und mittleren 
Einkommen besonders aktiv durch die Einführung eines sozialen Klimageldes auf 
Bundesebene und durch die Stärkung der öffentlichen Versorgungsinfrastruktur und 
Förderungen dauerhaft zu entlasten.
Das werden wir tun:
- Wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Transformation wird die 
 Verfügbarkeit erneuerbarer Energien aus Wind, Sonne, Biomasse,
 Umweltwärme, Wasserkraft und Geothermie sein. Wir werden uns für einen
 schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien einsetzen, insbesondere auch
 in der Nähe der energieintensiven Industriebetriebe.
- Wir werden das Thüringer Klimagesetz novellieren und für den Freistaat das 
 Ziel der Treibhausgasneutralität mit konkreten Minderungsschritten
 konkretisieren. Entsprechend passen wir die Minderungsziele an und
 etablieren langfristig ein jährliches THG-Budget.
- Um unvermeidbare Emissionen auszugleichen und der Atmosphäre langfristig 
 Treibhausgase zu entziehen, werden wir zudem die Potenziale natürlicher
 Kohlenstoffsenken in Form klimarobuster Wälder, wiedervernässter Moore und
 humusreicher Böden künftig ausbauen und die Möglichkeiten zur technischen
 Kohlenstoffabscheidung (sogenannte CSS-Technologien) kritisch prüfen.
- Wir werden die Einstellung von Klimaschutz- und Energiemanager:innen und 
 die Erstellung und Umsetzung entsprechender Konzepte in den Kommunen
 weiterhin finanziell fördern.
- Den Kommunen kommt eine zentrale Rolle bei der Energiewende hinzu. Wir 
 werden die damit verbunden neuen Aufgaben im kommunalen Finanzausgleich
 berücksichtigen und die Kommunalaufsichten für diese Aufgaben
 qualifizieren. Die Energieagentur des Landes Thüringen ThEGA werden wir
 stärken, um die Beratung insbesondere von Kommunen bei den Themen
 Energieerzeugung, -verteilung und -speicherung zu erweitern. Die Grundlage
 für den Klimaschutz ist eine konsequente Umstellung auf eine effizientere
 regenerative Energieversorgung und eine nachhaltige Landwirtschaft.
- Die Möglichkeiten auszubauen, um die Bürger:innenbeteiligung direkt vor 
 Ort weiter zu stärken. Die Energieversorgung der Zukunft baut auf flexible
 Erzeugung, Verbrauchs- und Speicherstrukturen auf. Der Strommarkt soll
 hierfür weiter dezentralisiert werden.
- Klimawandel und Biodiversitätsverlust wollen wir stärker im 
 Schulunterricht verankern. Ein wichtiger Schritt für die zielgerichtete
 Vermittlung ist im Rahmen einer Landesstrategie Bildung für nachhaltige
 Entwicklung (BNE) darzustellen.
- Wir bekennen uns zu den Thüringer Stadtwerken als tragende Säule der 
 Energiewende. Deshalb wollen wir die Kommunen und ihre Stadtwerke bei
 ihrer Nah- und Fernwärmeversorgung besser unterstützen. Dabei werden wir
 insbesondere die erfassten Nutzungspotenziale durch den Einsatz neuer
 Fernwärmequellen aus erneuerbaren Energien (Geothermie, Solarthermie,
 Groß-Wärmepumpen, Bioenergie, etc.) konkret heben. Durch verstärkte
 Kooperation, zielgerichteter Förderung und der weiteren Steigerung der
 Effizienz wird die Wärmeversorgung langfristig gesichert bleiben.
- Wir werden unsere Versorgungspartner vor Ort dabei unterstützen, 
 Fachkräfte zu gewinnen und mit attraktiven Arbeitsbedingungen zu halten.
 Gerade für die Planungs- und Installationsarbeiten der nächsten Jahre
 brauchen wir attraktive Angebote für hochspezialisierte Fachkräfte. Das
 betrifft sowohl die beteiligten Behörden als auch die Unternehmen.
- Der Zusammenschluss von Bürger:innen zu Genossenschaften macht es auch für 
 diejenigen möglich, zu Energieproduzenten zu werden, welche nicht über
 eigene Nutzflächen verfügen. Die Unterstützung beim Aufbau von
 Energiegenossenschaften ist daher ein wichtiges Anliegen, um beim Ausbau
 der Energieerzeugung und -speicherung direkte Beteiligungsmöglichkeiten zu
 schaffen.
- Tiefengeothermie kann einen bedeutenden Beitrag zur Wärmeversorgung der 
 Zukunft leisten. Wir werden daher eine Potenzialanalyse zur
 Tiefengeothermie in Thüringen erstellen sowie Förderprogramme und
 Absicherungsinstrumente entwickeln. Diese Aktivitäten verzahnen wir eng
 mit der kommunalen Wärmeplanung.
- Wir werden einen revolvierenden Fonds namens "Eigenkapital energetische 
 Gebäudesanierung" einrichten und mit 50 Millionen Euro ausstatten. Aus
 diesem Fonds wollen wir Haushalten mit niedrigem Einkommen und geringem
 Eigenkapital den Zugang zu günstigen Zuschüssen und Darlehen für die
 Gebäudesanierung ermöglichen. Diese sollen durch die eingesparten
 Betriebskosten der Haushalte zurückgezahlt werden. Die gestreckte
 Rückzahlung stellt sicher, dass auch in Zukunft entsprechende Mittel für
 die Finanzierung weiterer Maßnahmen verfügbar sind. Um eine möglichst
 kompakte und bürokratiearme Bereitstellung zu gewährleisten, werden wir
 die bewährten Haushalts-Jahresbrutto-Einkommensgrenzen der Länder,
 beispielsweise gemäß § 10 ThürWoFG, als Bemessungsgrundlage verwenden.
- Mit einem Thüringer Solarausbaugesetz schaffen wir eine technologieoffene 
 Grundlage für den vielschichtigen und breiten Einsatz der Solarenergie im
 Freistaat. Wir werden die Nutzung der Solarenergie voranbringen und das
 SolarInvest-Programm u.a. durch eine gezieltere Förderung von
 Stromspeichern anpassen. Mit Hilfe eines Landesprogramms sollen mehr
 Flächen für Photovoltaik, insbesondere auf Dächern und Fassaden und der
 nicht konkurrierenden Zweitnutzung in der Landwirtschaft beispielsweise
 durch Agri-PV erschlossen werden. Solarparks wollen wir, im Sinne einer
 Bündelung von Infrastruktur, vorrangig entlang von Fernstraßen,
 Bahnschienen und Stromtrassen errichten. Kommunen bestärken wir darin, mit
 einer gezielten Konzentrationsplanung Flächen für den Ausbau der
 Photovoltaik auszuweisen.
- Wir bekennen uns zum Ausbau der Windenergie in Thüringen als wichtigster 
 erneuerbarer Energiequelle. Sie ist essenziell, um den Energiebedarf
 Thüringens vor Ort zu decken und die Energiewende nicht auf Kosten anderer
 Bundesländer voranzutreiben. An den Bau neuer Anlagen setzen wir hohe
 Standards für Umwelt- und Naturschutz und gestalten den Ausbau im Dialog
 mit den Menschen vor Ort. Pauschale Verbote beispielsweise in Waldgebieten
 lehnen wir ab. Im Sinne einer netzstabilen Versorgung auch von
 energieintensiven Abnehmern wollen wir zugleich die regionalen
 Wertschöpfungspotentiale in ganz Thüringen ausbauen.
- Wir werden den Ausbau der Ökostromproduktion, insbesondere der 
 Windenergie, im Dialog mit den Menschen vor Ort vorantreiben. Dazu werden
 wir die Arbeit der Regionalen Planungsgemeinschaften zur Ausweisung von
 Windvorranggebieten transparenter gestalten. Wir werden dafür sorgen, dass
 die Windvorranggebiete dort ausgewiesen werden, wo lokale
 Industrieunternehmen profitieren, der zusätzliche Netzausbaubedarf gering
 ist und die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt klein sind.
- Wir wollen das 2,2%-Flächenziel in Thüringen durch eine aktive 
 Konzentrationsplanung der Windvorrangflächen in ganz Thüringen erreichen.
- Wir werden die Planungsverfahren für den Neubau und für das Repowering von 
 Windkraftanlagen vereinfachen und beschleunigen, um möglichst viele
 bereits für die Windenergieerzeugung genutzte Standorte weiternutzen zu
 können.
- Wir werden dafür sorgen, dass die Kommunen und die Bürger:innen vor Ort 
 direkt von der Windenergieerzeugung profitieren und bspw. an den Gewinnen
 aus der Windstromerzeugung beteiligt werden.
- Wir werden einen Thüringer Aktionsplan Energieeffizienz mit dem Ziel, den 
 Gesamtenergieverbrauch massiv zu reduzieren, bis 2027 vorlegen.
- Die Biomasse ist als grundlastfähige Energiequelle ein wesentlicher 
 Bestandteil einer erneuerbaren Energieversorgung. Dabei steht für uns die
 Nutzung von Abfällen und Reststoffen im Vordergrund. Wir unterstützen die
 Optimierung und Umrüstung auf einen flexiblen Betrieb sowie die
 Integration in die Gas- und Wärmenetze. Im Bereich der Abwasserentsorgung
 werden wir die Klärgasgewinnung stärken.
- Wir wollen Thüringen zum Stromspeicherland ausbauen. Dafür müssen wir 
 Know-how bündeln und Lücken in der Wertschöpfungskette schließen. Speicher
 sind dabei für uns dabei nicht nur Batterien: Auch die an die
 Verfügbarkeit von grünem Strom angepasste Produktion von Betriebsstoffen
 und Rohprodukten „auf Lager“ kann einen spürbaren Beitrag zur
 Dekarbonisierung leisten.
- Um auch in Hochlastzeiten und während Dunkelflauten den Energiebedarf 
 Thüringens jederzeit eigenständig decken zu können, werden wir die
 Entwicklung von Batterie- und Speichertechnologien vorantreiben.
 Pumpspeicherwerke sind als netzdienlicher Speicher von Strom wichtige
 Bestandteile einer sicheren Energieversorgung.
- Wir werden uns dafür einsetzen, dass auch in Thüringen 
 Erzeugungskapazitäten für grünen Wasserstoff entstehen. Die innovative
 Thüringer Wasserstoffforschung u.a. am Erfurter Kreuz und in Sonneberg
 werden wir auch weiterhin unterstützen. Außerdem wollen wir Erfurt zu
 einem H2-Mobilitätshub ausbauen. Unser Ziel ist es, dass Thüringen seine
 zentrale Lage in Europa nutzt und an der gesamten
 Wasserstoffwertschöpfungskette teilhat. Daher werden wir die Thüringer
 Allianz für Wasserstoff fortführen und bedarfsgerecht weiterentwickeln.
- Der Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur stellt für uns 
 eine der wichtigsten industriepolitischen Weichenstellungen für Thüringen
 dar. Wir werden den Anschluss an das nationale Wasserstoffkernnetz
 einfordern und regionale Verteilnetze unterstützen.
- Wir unterstützen Vorhaben, die die Direktlieferung der erneuerbaren 
 Energien von den standortnahen Erzeugungsanlagen zu den lokalen
 industriellen Großabnehmern zum Ziel haben. Beispielsweise werden wir
 dafür sorgen, dass in diesen Fällen Grundstücke und Dachflächen im
 Landeseigentum ohne Ausschreibung zu einem marktgerechten Preis an lokale
 Projekte verpachtet werden können. Auf diese Weise sorgen wir dafür, dass
 lokale Unternehmen mit günstigem Strom aus erneuerbaren Energiequellen
 versorgt werden und größere Teile der Wertschöpfung in Thüringen
 verbleiben.
- Die Beratungsangebote der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur werden 
 wir ebenso ausbauen wie Netzwerke zum Erfahrungsaustausch. KMUs sollen zu
 den Themen Energieeffizienz und -produktivität beraten werden. Zuschuss-
 und Darlehensprogramme wie GreenInvest sollen bei der Modernisierung von
 Produktionsprozessen und -gebäuden unterstützen.
- Damit bestehender Wohnraum auch in Zukunft für alle Einkommensgruppen 
 bezahlbar mit Wärme versorgt werden kann, brauchen wir weniger
 Verpflichtung und mehr Ermöglichung. Deshalb wollen wir die Optimierung
 der Wärmeversorgung gezielt fördern. Wir setzen uns daher für einen
 Heizungstauschbonus für Haushalte mit niedrigem Einkommen ein.
- Wir werden das Beratungsangebot des Stromsparcheck als Beratungs- und 
 Unterstützungsangebot für Haushalte mit niedrigem Einkommen thüringenweit
 verstetigen.
- Wir halten an der Forderung der Bundesländer und der Sozialpartner zur 
 Einführung eines zeitlich begrenzten Brückenstrompreises fest. Hierdurch
 sollen energieintensive Unternehmen bei der Energiewende unterstützt
 werden und die Verbraucher eine Entlastung erfahren.
6.2 Thüringens Natur erhalten
Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen in Form von Klima, Umwelt und 
Natur sind ein Kernziel der SPD Thüringen. Für uns sind soziale Gerechtigkeit, 
ökonomische Stabilität und ökologische Nachhaltigkeit keine Gegensätze, sondern 
ein zusammengehörender Dreiklang. Durch konsequenten Klima- und Umweltschutz 
beugen wir zukünftigen Krisen vor und schützen so gerade die sozial Schwächsten 
– in Thüringen und weltweit.
Wir unterstützen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und werden 
gemeinsam mit Kommunen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft einen Thüringer Beitrag 
zur Umsetzung der 17 Ziele für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch 
nachhaltige Entwicklung (Agenda 2030) fördern und insbesondere durch 
Bildungsangebote und Projekte in Thüringen verankern.
Wir stehen auch in Zukunft für die Bewahrung der vielfältigen und einmaligen 
Landschaften in Thüringen, für saubere Luft, reines Wasser und gesunde Böden.
Das werden wir tun:
- Wir werden die EU-Biodiversitätsstrategie und der Aktionsplan 
 Insektenschutz aktiv mit Maßnahmen untersetzen, um den weiteren Verlust
 von Arten und Lebensräumen auch in der Kulturlandschaft mit konkretem
 Handeln zu begegnen.
- Unsere Landschaften, die in Deutschland zu den Zentren der Arten- und 
 Lebensraumvielalt zählen, wie zum Beispiel die Gipskarstlandschaft im
 Südharz, müssen wir nachhaltig schützen und für zukünftige Generationen
 bewahren. Der Ausstieg aus dem Naturgipsabbau muss das Hauptziel im
 Südharz bleiben, um diese einmaligen Landschaften zu erhalten. Ebenso wie
 die Etablierung eines länderübergreifenden Biosphärenreservates. Diese
 Naturräume bilden die Grundlage, um nachhaltigen, schonenden Tourismus zur
 Wertschöpfung in der Region weiter aufzubauen, zu fördern und zu erhalten.
- Um den Ausstieg aus dem Naturgipsabbau zu flankieren, werden wir Themen 
 wie „ökologisches Bauen“, bspw. mit Lehm und Stroh, oder Alternativen zum
 Naturgips (u.a. Gipssubstitute) intensiv bearbeiten und daran forschen.
- Die Naturschutzförderung in Thüringen muss dahin verbessert werden, dass 
 Landwirte für die ökologische Leistung kostendeckend entlohnt werden. Nur
 mit attraktiven Prämien zur Sicherung von gesellschaftlichen
 Zielstellungen für sauberes Wasser, gesunde Böden und Reichtum der Natur
 können Landwirte und Flächeneigentümer für diese Aufgabe gewonnen werden.
- Mittel der Förderprogramme des Bundes, wie das Aktionsprogramm Natürlicher 
 Klimaschutz oder das Nationale Artenhilfsprogramm, werden wir für
 Thüringen einwerben und nutzen.
- Um unsere selbst gesteckten Naturschutzziele zu erreichen, werden wir die 
 unteren Naturschutzbehörden, die Naturschutzverbände und die NATURA 2000
 Stationen noch besser als Kompetenznetzwerk wirken lassen. Ein Schwerpunkt
 sollen dabei z. B. in Zusammenarbeit mit den
 Gewässerunterhaltungsverbänden und den Forstämtern konkrete in der Fläche
 wirksame Arten- und Biotopschutzmaßnahmen sein. Für uns ist der Erhalt von
 arten- und lebensraumreichen Kulturlandschaften am besten mit den Menschen
 zu schaffen. Mit dem Konzept „Erhalt durch Nutzung“ wollen wir bei
 Naturschutz und Landwirtschaft praktikabel Lösungen finden.
- Der Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe Hainich hat einen 
 außergewöhnlichen Wert für Thüringen. Wir setzen uns dafür ein, diesen
 einzigartigen Buchenwald zu schützen und den Nationalpark als regionalen
 Ankerpunkt für Naturschutz, Tourismus und Bildung für nachhaltige
 Entwicklung weiterzuentwickeln.
- Wir lehnen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen nicht 
 grundsätzlich ab. Die Landwirtschaft muss auf die Folgen der sich
 veränderten Klimabedingungen reagieren, um den Ertrag der heimischen
 Produktion zu erhalten. Ausbleibender Niederschlag im Frühjahr und
 Starkregenereignisse in den Sommer- und Frühherbstmonaten stellen neue
 Anforderungen an Pflanzen, Kulturen und Landwirte. Durch neue Technologien
 wie CRISPR/CAS verfügt „grüne
 Gentechnik“ über die Chance, ein wichtiger Faktor für die Zukunft der
 Landwirtschaft in Thüringen zu werden. Chancen und Nutzen werden wir
 sorgfältig abwägen.
- Um auch zukünftig angepasste Nutz- und Kulturpflanzen aus Thüringen 
 anbauen zu können, braucht es den Ausbau der Sortenforschung, der
 Erhaltungszucht und der anwendungsorientierten Etablierung der
 Erkenntnisse.
- Ein wichtiges Ziel bleibt für uns die Reduzierung der Salzbelastung der 
 Werra.
- Das Ziel einer Kreislaufwirtschaft in Thüringen steht für uns an erster 
 Stelle. Um der “Wegwerfgesellschaft” etwas entgegenzustellen, setzen wir
 uns für ein regeneratives System ein, dass in der Lage ist Ressourcen in
 den Kreislauf wiederaufzunehmen und im System (teilweise)
 weiterzuverwenden. Eine umfangreiche Müllreduzierung, Wiederverwendung
 durch Recycling und eine neue Ingebrauchnahme durch Reparatur stehen hier
 im Fokus. Die SPD Thüringen verpflichtet sich gezielte Investitionen,
 insb. in die Entwicklung und den Transfer neuer Verfahren bzw. Prozesse,
 umzusetzen.
- Wir unterstützen das Bundesprogramm zur Vermeidung von Plastikmüll. 
 Weniger bis gar keine Produktion von Einwegverpackungen muss unser Ziel
 sein. Dies ist nur ein Ansatz, um das Prinzip der Nachhaltigkeit zu
 gewährleisten. Des Weiteren stehen wir für eine für alle verträgliche
 Abfallgebührensatzung und für das Solidarprinzip bei der
 Abwasserentsorgung.
- Wir forcieren den ökologischen und klimarobusten Waldumbau in Thüringen. 
 Dem Verlust der heimischen Wälder durch den Klimawandel und
 Schädlingsbefall treten wir entschlossen entgegen. Daher legen wir
 spezielle Programme auf, um nicht nur ThüringenForst, sondern auch die
 privaten Waldbesitzer:innen und Kommunen zu unterstützen. Dabei soll auf
 Kalamitätsflächen sowohl die Wiederaufforstung, als auch insbesondere auf
 Staatswaldflächen die natürliche Wiederbewaldung berücksichtigt werden.
 Zur nachhaltigen Finanzierung der Aufforstung wollen wir die Erlöse aus
 Windkraftanlagen im Wald nutzen.
- Wir fördern strukturreiche Waldränder für einen naturnahen Übergang von 
 Wald in Wiese und Feld mit Strauchgürteln und Krautsaum sowie die
 Wiederanlegung von Feldhecken als Rückzugsraum für viele bedrohte
 Tierarten.
- Um den großen Herausforderungen im Waldumbau gerecht zu werden, wollen wir 
 nicht nur Personal in den Forstrevieren, sondern auch die Funktion der
 Waldarbeiter:innen stärken.
- Wir begrenzen den Flächenverbrauch und werden eine 
 Flächenkreislaufwirtschaft einführen. Hierzu erstellen wir einen Thüringer
 Masterplan Flächenverbrauch bis 2027, dem die Strategie eines Netto-Null-
 Flächenverbrauchs zu Grunde liegt. Die zunehmende Versiegelung führt nicht
 nur zum Verlust der Artenvielfalt und dem Ausstoß von Treibhausgasen durch
 den Verlust von Grünland, sondern vernichtet auch unwiederbringlich Böden
 für die landwirtschaftliche Nutzung. Wir müssen mit unseren Böden endlich
 verantwortungsvoll umgehen, denn Boden ist ein begrenztes Gut! Wir setzen
 uns für eine Kompensation von in Anspruch genommen Flächen ein, die eine
 effektive und langfristige ökologische Wirkung entfaltet. Dafür braucht es
 einen landesweiten Ausgleichspool.
- Wir werden insbesondere in ländlichen Regionen die Anreize und Förderungen 
 für innerstädtische Siedlungsentwicklung z. B. in Form höherer Fördersätze
 für Abriss oder energetische Sanierung verbessern. Abriss und Sanierung in
 der Innenstadt muss Vorrang vor der Ausweisung neuer Wohngebiete haben.
- Die Ausgestaltung des Europäischen Landwirtschaftsfonds ELER für die 
 flächenbezogenen Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) wird sich daran
 orientieren, den Anteil des ökologischen Landbaus zu erweitern und
 extensive Bewirtschaftungsmaßnahmen insbesondere der Rinderhaltung,
 Weideprämien, Agroforstsysteme bis hin zur schonenden Landbewirtschaftung
 von Auen, Mooren und Feuchtgebieten fortzuführen bzw. neu zu etablieren.
7. Gesundheit und Pflege stärken
Noch nie standen gesundheitspolitische Themen so sehr im Mittelpunkt wie seit 
der Zeit der Corona-Pandemie. Sie wirkte wie ein Brennglas, das bestehende 
Probleme sichtbarer machte, aber für viele Bereiche auch als Brandbeschleuniger. 
Thüringen hatte in der Corona-Pandemie eine der niedrigsten Mortalitätsraten 
bundesweit. Dies haben wir dem guten Zusammenspiel von niedergelassenen Ärzten, 
Krankenhäusern und den speziell auf Corona ausgerichteten Intensivstationen zu 
verdanken. Die Erprobung einer gestuften Versorgung hat sich zum Wohl des 
Patienten bewährt.Für uns Sozialdemokraten sind Fragen einer guten Pflege, eines 
modern aufgestellten öffentlichen Gesundheitsdienstes, solide aufgestellter 
Krankenhäuser, sicherer ambulanter Versorgung und einer intersektoralen 
Versorgung untrennbar im Sinne der Gesundheit unserer Bürger miteinander 
verbunden.Doch ohne professionelle Fachkräfte ist diese Mammutaufgabe nicht zu 
stemmen. Wir haben deshalb bereits Anreize geschaffen, damit sich Ärzt:innen und 
Apotheker:innen auf dem Land niederlassen und so die haus- und fachärztliche 
Grundversorgung sowie Arzneimittelversorgung flächendeckend (wohnortnah) 
sicherstellen. Außerdem haben wir die Studienplätze für Humanmedizin in Jena und 
Erfurt in der letzten Legislaturperiode um mehr als 50 Prozent erhöht.
Uns liegt eine landesweit qualitativ optimale Gesundheitsversorgung am Herzen. 
Wir möchten Hürden abbauen und Gesundheitsversorgung vom Patienten aus denken. 
Deshalb sollten alle Thüringerinnen und Thüringer eine Gesundheitsversorgung aus 
einer Hand bekommen können. Dazu bedarf es einer sukzessiven Reduktion der 
starren Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Das 
Fachpersonal in den Krankenhäusern, den ambulanten Angeboten und im 
Rettungsdienst muss unkompliziert zusammenarbeiten können.Unser Ziel ist die 
bessere Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen. Wir werden deshalb lokale 
Gesundheitszentren in öffentlicher Trägerschaft oder in Form von 
Primärversorgungszentren wie in anderen Bundesländern fördern.
7.1 Krankenhäuser, Fachärzte, Notfallversorgung und Apotheken
7.1 Krankenhäuser, Apotheken, Fachärzte und Notfallversorgung
- Wir werden in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt die Stelle 
 eines/einer Arztlotsin/Arztlotsen schaffen. Die regional vernetzten
 Arztlotsinnen/Arztlotsen sollen die Übergabe von Praxen und die
 Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten in ländlichen Gebieten frühzeitig
 organisatorisch unterstützen, um eine nahtlose Versorgung zu
 gewährleisten. In diesem Zusammenhang werden wir prüfen, welche
 zusätzlichen Angebote durch die Kommunen geschaffen werden können (z.B.
 zusätzliche Holfe für Zweigpraxen, Gründung von kommunalen MVZ´s) und
 welche Aufgaben dabei die Arztlotsin/der Arztlotse übernehmen kann.
Das werden wir tun:
Wir wissen, dass wir jeden medizinischen Versorgungsstandort, jeden 
Klinikstandort in Thüringen für eine effektive und lebensnahe Versorgung 
erhalten müssen. Wir wollen keine veraltete lückenhafte Medizin akzeptieren, 
sondern stehen für moderne Versorgungsstrukturen.Hierfür werden wir einen 
Sonderfonds analog zu unserem Transformationsfonds Wirtschaft in Höhe von 100 
Millionen Euro schaffen, um eine intersektorale, vernetzte, digitale, Fachkräfte 
als auch ressourcenschonende und energieeffiziente medizinische Versorgung mit 
Fokus auf wohnortnahe Patientenversorgung zu ermöglichen.Ergänzend schaffen wir 
ein Ministeriumsreferat für die Förderung der Vernetzung aller medizinischen 
Akteure im Sinne einer Transformationsberatung.
Eine weitere Privatisierung kommunaler Kliniken lehnt die SPD Thüringen ab und 
wird dies, wo es möglich ist, verhindern und nach einer kommunalen Lösung 
suchen. Der ländliche Raum braucht starke kommunale Kliniken.
Wir werden in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt die Stelle eines/einer 
Arztlotsin/Arztlotsen schaffen. Die regional vernetzten Arztlotsinnen/Arztlotsen 
sollen die Übergabe von Praxen und die Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten in 
ländlichen Gebieten frühzeitig organisatorisch unterstützen, um eine nahtlose 
Versorgung zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang werden wir prüfen, welche 
zusätzlichen Angebote durch die Kommunen geschaffen werden können (z.B. 
zusätzliche Holfe für Zweigpraxen, Gründung von kommunalen MVZ´s) und welche 
Aufgaben dabei die Arztlotsin/der Arztlotse übernehmen kann.
Öffentliche Krankenhausinvestitionen werden wir prioritär in Abhängigkeit von 
der Qualität der Einrichtung und der Tarifbindung der Mitarbeitenden 
vornehmen.Die SPD wird eine konsequente Digitalisierung der Thüringer 
Krankenhäuser weiterführen. Das Land wird dazu in der Digitalstrategie einen 
Schwerpunkt auf die digitale Infrastruktur und Vernetzung der Kliniken legen. 
Wichtig ist, dass die Kliniken interoperabel vernetzt werden und keine 
Insellösungen entstehen. Wir machen uns stark für die Etablierung eines 
telemedizinischen Herzinfarktnetzwerks. Die Thüringer Digitalagentur soll dazu 
mit weiteren Experten eine Förderstrategie mit kurz- und mittelfristigem 
Maßnahmenplan entwickeln.Die Corona-Pandemie hat die Engpässe in der 
psychotherapeutischen Versorgung insbesondere von Kindern und Jugendlichen noch 
einmal vergrößert. Die SPD setzt daher ein besonderes Augenmerk auf die 
schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, die Kinder und Jugendlichen. 
Deshalb schließen wir uns der Forderung der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer 
an, flächendeckend in Schulen und Kindergärten frühzeitig für mögliche Probleme 
zu sensibilisieren. Wir werden niedrigschwellige Angebote und Hilfestellungen 
ausbauen, um eine möglichst frühe Intervention zu gewährleisten. Dazu werden wir 
bessere Rahmenbedingungen für mehr sozialtherapeutischen Praxen sowie 
sozialpsychiatrische Dienste für Kinder und Jugendliche schaffen.Wir setzen uns 
für den Ausbau der Videosprechstunde ein. Wir fordern, dass ein erster Kontakt 
mit Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen bereits per Videosprechstunde 
möglich sein sollte. So stehen Therapeut:innen aus ganz Deutschland zur 
Verfügung.Die SPD Thüringen setzt sich auf Landes- und Bundesebene für eine hohe 
Qualität und Versorgungssicherheit in der Geburtshilfe ein. Dazu werden wir die 
Versorgung besser aufeinander abstimmen und eine gestufte Versorgung mit gut 
erreichbaren Geburtsstationen schaffen. Die SPD setzt sich dazu folgende Ziele:
- eine flächendeckende Erreichbarkeit von Geburtskliniken. Kleinere 
 Geburtskliniken sollten allerdings nur solche Entbindungen vornehmen, für
 die sie ausgestattet sind. Daher ist eine enge Zusammenarbeit von
 Geburtskliniken verschiedener Versorgungsstufen nötig. Die Vorhaltung
 bedarfsnotwendiger Geburtskliniken ist sicherzustellen.
- eine optimale Betreuung der Schwangeren durch ausreichend und gut 
 ausgebildete Hebammen. Der Beruf muss dafür an Attraktivität gewinnen,
 insbesondere durch eine bessere Gestaltung der Arbeitsbedingungen.
- eine stärkere Vernetzung von Kliniken und Frauenärzt:innen für eine 
 bessere Information und Steuerung der Schwangeren, damit die Versorgung
 Hand in Hand erfolgt.
- eine transparente Übersicht über Leistungsumfang, Personalausstattung und 
 Qualitätsindikatoren aller Geburtskliniken (“Geburtswegweiser”) durch eine
 unabhängige Einrichtung. Diese muss allgemeinverständlich und leicht
 zugänglich sein.
- Die SPD Thüringen steht für das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen 
 Körper. Dazu zählt nicht nur, die theoretische Wahlfreiheit darüber zu
 haben, Schwangerschaften durchführen oder beenden zu wollen, sondern auch
 die praktische Möglichkeit, Schwangerschaftsabbrüche ohne große zeitliche,
 geographische und finanzielle Hürden auf sich zu nehmen. Die SPD Thüringen
 leitet daraus zwei Ziele ab: In allen Krankenhäusern mit einer
 Geburtsklinik nach Krankenhausplan sowie der Universitätskliniken, solle
 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden.
- Die SPD Thüringen setzt sich ein für eine nachhaltige und langfristige 
 Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in Thüringen.
 Gemeinsam mit Vertretern der Landkreise und kreisfreien Städte sowie dem
 Landesverband Thüringen der Ärzte und Zahnärzte des Öffentlichen
 Gesundheitsdienstes e. V. entwickeln wir geeignete Maßnahmen zu folgenden
 Aspekten:
- das Medizinstudium um zusätzliche Elemente des öffentlichen 
 Gesundheitswesens erweitern (Public Health)
- Teile der praktischen Aus- und Weiterbildung sollen auch in 
 Gesundheitsämtern absolviert werden können
- es wird ein Lehrstuhl für das Öffentliche Gesundheitswesen am Uniklinikum 
 Jena eingerichtet
- analog zum “Thüringen Stipendium” fördert das Land Thüringen angehende 
 Mediziner, die sich für eine Tätigkeit im ÖGD entscheiden, mit einem
 Stipendium
- Thüringen setzt sich bei den Tarifpartner:innen für eine bessere Bezahlung 
 der Beschäftigten im ÖGD ein und schafft weitere Anreize
- der Freistaat fördert unter den Gesundheitsämtern die Bildung von 
 Kooperationen und Zweckverbänden
- ein stärkerer Fokus als bisher soll dabei dem Bereich der Prävention 
 insbesondere vulnerabler Gruppen (prekär Beschäftigte, Arbeitslose,
 Kinder, Menschen mit Behinderung…) zukommen
- die bisher gültige „Verordnung über den öffentlichen Gesundheitsdienst und 
 die Aufgaben der Gesundheitsämter in den Landkreisen und kreisfreien
 Städten” erhält als Basis ein modernes Landesgesetz für den ÖGD. Es wird
 auf eine einheitliche Personalmindestausstattung der Gesundheitsämter
 sowie der übergeordneten Landesbehörde hingewirkt.
- Wir werden ein Landeskonzept zur Suchtprävention entwickeln und die 
 Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle für Sucht und Prävention
 prüfen.Die erschreckend hohe Fallzahl von schätzungsweise 50.000
 Betroffenen mit Post- und Long-Covid gibt auch in Thüringen Anlass zur
 Sorge. Die Erforschung und optimale medizinische Versorgung werden wir in
 Kooperation mit allen medizinischen Leistungsträgern weiter vorantreiben.
 Darüber hinaus möchten wir uns für eine flächendeckende Versorgung mit
 Anlaufstellen für postvirale Erkrankungen einsetzen sowie für die
 Fortbildung der Haus- und Fachärzte. Wir setzen uns für eine schnellere
 Anerkennung von Diagnosen wie Long-Covid und ME/CFS insbesondere durch die
 Versorgungsämter des Freistaates Thüringen ein.Das Gesundheitswesen selbst
 sorgt geschätzt für 5 Prozent der CO2-Emissionen. Dies liegt vor allem am
 Energie- und Ressourcenverbrauch. Das Energiethema wollen wir durch
 Investitionen in nachhaltige Infrastruktur (vor allem Gebäude) angehen.
 Der Ressourcenverbrauch wollen wir auch in Thüringen verringern.Wir setzen
 uns für die Umsetzung des „One health“ und „Planetary health“ Gedankens in
 allen medizinischen Bereichen ein. Wir unterstützen und fördern hierzu
 insbesondere Konzepte auf dem Weg zum „Green Hospital“, umweltbewusster
 Ernährung, dem „Landesaktionsplan Hitzeschutz“ oder „Nachhaltiges
 Gesundheitswesen in Thüringen bis 2045 umsetzen“.Wir unterstützen die
 Entwicklung neuer Berufsbilder (wie Community Health Nurse,
 Gemeindenotfallsanitäter) und Stärkung der therapeutischen
 Leistungserbringer, um Ärzte zu entlasten und effiziente
 Behandlungsnetzwerke zu schaffen.Wir unterstützen die Heilmittelerbringer
 bei der Frage der Angleichung der Heilmittel-Berufsbilder an europäische
 Standards (Akademisierung der Ausbildung etc.).Die flächendeckende
 Versorgung durch Apotheken ist für uns ein zentrales politisches Anliegen.
 Wir werden die pharmazeutische Ausbildung in Thüringen stärken und Anreize
 für eine Niederlassung in unterversorgten Regionen schaffen.
- Wir unterstützen den geplanten Neubau des Instituts für Pharmazie an der 
 Friedrich-Schiller-Universität in Jena mit dem Ziel einen wichtigen
 Beitrag gegen den Fachkräftemangel von Apotheker*innen in Deutschland zu
 leisten. Dies ist dringend notwendig um eine nachhaltige, flächendeckende
 Versorgung mit Arzneimitteln auch im ländlichen Raum durch Apotheken zu
 erhalten.
- Das Hospizwesen als essentiellen Teil der medizinischen 
 Versorgungslandschaft werden wir weiter stärken.Wir nutzen die vorhandenen
 digitalen Möglichkeiten für eine bessere Notfallversorgung und fördern die
 Einführung einer Ersthelfer-Alarmierung per App (z. B. Lebensretter;
 Mobile Retter).Wir werden die Förderung des anonymen Krankenscheins
 Thüringen (AKST) verstetigen und die Förderfähigkeit auf Menschen ohne
 Krankenversicherung ausdehnen sowie die Mittel dafür bedarfsgerecht
 erhöhen.
 7.2 Ambulante und stationäre PflegeDas werden wir tun: 
 Die SPD Thüringen steht für eine Pflege in Würde, unabhängig von der
 finanziellen Situation der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen. Daher
 werden wir uns für eine weitergehende Deckelung des Eigenanteils
 einsetzen, der nicht von der staatlichen Pflegeversicherung übernommen
 wird.Im ersten Schritt werden die Eigenanteile auf dem aktuellen Niveau
 eingefroren; die darüber liegenden Ausgaben werden erstattet. Auf diese
 Weise soll gewährleistet werden, dass Pflege bezahlbar bleibt und nicht
 zum Armutsrisiko wird. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung
 Bürger:innenversicherung.In einem zweiten Schritt wird ein Bündnis für
 Pflege gebildet, an dem Vertreter aus allen Bereichen der Pflege sowie der
 Betroffenen beteiligt werden. Das Bündnis soll die Bedingungen in der
 Pflege gemeinsam sozial gerecht weiterentwickeln und auch die Höhe eines
 sozial vertretbaren Deckels für den Eigenanteil ermitteln.Zusätzlich
 werden wir die energetische Sanierung der Pflegeheime durch ein
 zusätzliches Landesinvestitionsprogramm fördern und damit die
 Investitionsumlage auf die Heimbewohner nachhaltig reduzieren.Die SPD
 Thüringen erkennt die enorme Leistung der über 80.000 pflegenden
 Angehörigen im Freistaat an. Applaus allein reicht jedoch nicht. Notwendig
 sind konkrete Maßnahmen, um sie zu unterstützen. Trotz vieler bereits
 bestehender Angebote werden diese oft nicht genutzt, entweder aus
 Unkenntnis, aus Mangel an Zeit und Kraft oder auch aus Schamgefühl. Die
 SPD Thüringen setzt sich deshalb für eine niedrigschwellige, regional
 vernetzte und vor allem aufsuchende Hilfestellung ein. Dafür werden die
 bisher primär stationären Pflegestützpunkte zu mobilen Beratungsdiensten
 weiterentwickelt. Für eine bessere regionale Vernetzung arbeiten sie
 außerdem eng mit weiteren bestehenden Angeboten (z. B. Agathe,
 Dorfkümmerer, Nachbarschaftshilfe, Gemeindeschwestern, Gesundheitskiosken)
 zusammen. Die Finanzierung werden wir nachhaltig ausbauen und das Land
 beteiligt sich an der Finanzierung von jeweils einem Pflegestützpunkt in
 den Landkreisen und kreisfreien Städten mit bis zu 25.000 Euro jährlich.
 Wir streben zusätzlich, die Implementierung einer
 Kurzzeitpflegeterminvermittlungsstelle an (analog zur NRW Heimfinder-
 App).Wir werden die der ThürAUPAVO (Nachbarschaftshilfe) weiterentwickeln,
 entbürokratisieren und eine bundesländerübergreifende Harmonisierung
 anstreben.Zu einer Pflege in Würde gehört auch, dass pflegenden
 Angehörigen eine Teilhabe am sozialen Leben weiterhin möglich ist und
 ausreichend Entlastungsangebote zur Verfügung stehen. Ein wesentlicher
 Grund für die Überlastung vieler Angehöriger ist das Fehlen kurzfristig
 verfügbarer Plätze in der Verhinderungs- und Kurzzeitpflege, etwa für eine
 Auszeit, Urlaub oder Reha-Maßnahmen.Die SPD Thüringen setzt sich deshalb
 für eine staatliche Förderung ein, um Anreize für die Schaffung
 zusätzlicher Plätze in der Kurzzeitpflege zu setzen. Diese können in
 solitären Einrichtungen für Kurzzeitpflege entstehen, aber auch
 eingestreut in stationären Pflegeeinrichtungen. Die SPD unterstützt
 Anbieter außerdem anteilig für den Fall des wirtschaftlichen Risikos, wenn
 eingeplante Kurzzeit-Pflegebedürftige wieder absagen und Betten leer
 stehen. Diese Fördermittel werden vom Land zur Verfügung
 gestellt.Grundlage für die Förderung ist eine Ist-Analyse. Um den Bedarf
 an Kurzzeit- und Verhinderungspflege als auch Bedarfe der gesamten
 pflegerischen Infrastruktur zu ermitteln und bedarfsgerechte Angebote zu
 fördern, braucht es eine regelmäßige und umfassende regionale
 Pflegestatistik, die öffentlich zugänglich ist und als Grundlage für eine
 Landespflegeplanung dienen kann. Die SPD Thüringen wird sich deshalb für
 einen Landespflege- und Patientenbeauftragten, der als Ombudsstelle
 fungiert und dem Landtag und der Öffentlichkeit regelmäßig
 Landespflegeberichte vorlegt, stark machen.Analog zur Transparenzoffensive
 der Bundesregierung bei Fragen der Qualität in Kliniken, werden wir auf
 Landesebene für eine barrierearme, leicht verständliche regelmäßige
 Veröffentlichung der Qualitätsergebnisse der Thüringer Pflegeheime
 sorgen.Die schlechten Arbeitsbedingungen, unter denen Kolleg:innen in der
 Pflegebranche leiden, sind seit Jahren bekannt. Es wird Zeit, dass auf die
 systemrelevante Stellung von Pflegekräften mit angemessenen
 Arbeitsbedingungen geantwortet wird. Deshalb setzt sich die SPD an der
 Seite der Gewerkschaften für eine flächendeckende Tarifbindung ein. Dazu
 braucht es:
- die konsequent höhere Bezahlung bei Überstunden. Damit lohnt es sich für 
 Träger eher, neues Personal einzustellen, sodass die anderen Kolleg:innen
 nicht ständig springen und mehr Überstunden leisten müssen. Diese Maßnahme
 lässt die Schaffung von Vollzeitstellen gegenüber Teilzeitstellen
 attraktiver werden.
- Wir unterstützen die Forderung nach der stufenweisen Einführung einer 4 
 Tage Woche mit perspektivisch einer 30 Stunden Woche für Pflegekräfte bei
 vollem Lohnausgleich gemeinsam mit den Gewerkschaften. Weitere
 Gesundheitsberufe sollen folgen.
8. Engagiert für Kunst, Kultur, Medien und Sport
Thüringen ist Kulturland, Thüringen ist Sportland, Thüringen ist Medienstandort. 
Diese Besonderheit Thüringens gilt es zu bewahren und durch eine gezielte 
Weiterentwicklung aller drei Bereiche zukunftsfest zu machen. Sie sind die Basis 
von zivilgesellschaftlichem Wirken und Demokratie.
Kulturpolitik und Sportpolitik haben für uns eine zentrale Bedeutung als 
Bestandteil unserer Bestrebungen, den gesellschaftlichen Spaltungen und 
Ausgrenzungen entgegenzuwirken. Ein weiterer wichtiger Pfeiler der Demokratie 
sind die Medien unseres Landes. Sie genießen und bedürfen eines besonderen 
Schutzes. Den bereits begonnenen Strukturwandel müssen wir weiter kritisch 
begleiten. Unser Ziel bleibt die unabhängige und kritische Information für alle 
Generationen, der im Freistaat lebenden Menschen.
Wir stehen politisch in der Verantwortung, den Neustart und die Perspektiven des 
kulturellen und sportlichen Lebens nach Corona kraftvoll zu fördern. Der Staat 
hat die Verantwortung, den Weg zur Mitwirkung in Sport und Kultur für alle zu 
öffnen.
8.1 Kulturland Thüringen
Eine offene demokratische Gesellschaft ist auf eine lebendige und vielfältige 
Kulturszene angewiesen. Das schließt das kulturelle Erbe der Thüringer 
Residenzlandschaft; der Theater und Museen, der jüdischen Landesgemeinden und 
Kirchen ebenso ein wie Angebote der Soziokultur und Brauchpflege, künstlerisches 
Schaffen und Unterhaltungsformate aller Art. Das kulturelle Erbe Thüringens ist 
einzigartig. Es muss daher bewahrt und allen zugänglich gemacht werden. Kultur 
ist überall dort, wo Menschen sich frei begegnen, kreative Räume erschließen und 
in einen gleichberechtigten Austausch treten. Dies findet sowohl in den Städten 
also auch in ländlichen Regionen statt.
Wir verstehen Kultur als gesellschaftliche Aufgabe. In Zeiten wachsender 
Ungeichheit müssen wir dafür sorgen, dass die Zugangshürden zu Kultur und 
kultureller Bildung abgebaut und beseitigt werden. Gleichsam sind wir der Anwalt 
für Kulturakteur:innen, die von ihrer Arbeit leben können müssen und ebenso wie 
andere Arbeitnehmer:innen sozialer Absicherung bedürfen.
Erinnerungsarbeit- und -kultur hat für uns einen besonderen Stellenwert. 
Institutionen wie die "Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora", 
der ehemalige Firmensitz von Topf und Söhne, die "Stiftung Ettersberg-
Gedenkstätte Andreasstraße" und andere Gedenkstätten und Initiativen leisten 
einen sehr wichtigen Beitrag, an diese Schuld zu erinnern, ihre Geschichte 
aufzuarbeiten und an unsere Verantwortung des „Nie wieder!“ zu mahnen.
Das werden wir tun:
- Künstlerinnen und Künstler müssen von ihrer kreativen Arbeit leben können. 
 Wir machen uns deshalb für faire Mindestvergütungen und
 Ausstellungsvergütungen stark.
- Wir setzen uns dafür ein, die sozialen Sicherungssysteme für 
 Kulturakteur:innen deutlich zu verbessern.
- Die Finanzierung der Kultur muss auch in Haushaltsnotlagen gesichert sein.
- Wir wollen Kultur als Pflichtaufgabe in der Thüringer Kommunalordnung 
 verankern. Der von der SPD entwickelte Kulturlastenausgleich im kommunalen
 Finanzausgleich ist fortzuführen und finanziell anzupassen.
- Kultur muss als Staatsziel in die Landesverfassung aufgenommen werden
- Thüringen wird ein Staatsziel Kultur im Grundgesetz unterstützen
- Wir wollen die Parität - sowohl bei der Besetzung von Kommissionen, Jurys 
 und Gremien im Kultur- und Medienbetrieb als auch bei der Vergabe von
 Förderungen und künstlerischen Aufträgen
- Wir setzten uns für eine Fortsetzung und Erweiterung des Bundesprogrammes 
 zur Erhaltung der Thüringer Schlösserlandschaft ein
- Wir begrüßen die Auszeichnung des mittelalterlich-jüdischen Erbe Erfurts 
 mit dem Welterbe-Titel. Alte Synagoge, Mikwe und Steinernes Haus sind
 erstrangige bauliche Überlieferungen früheren jüdischen Lebens. Gemeinsam
 mit der Landeshauptstadt wollen wir deshalb dafür sorgen, dass diese
 historischen Stätten noch bekannter werden und dass ein für Besucher:innen
 attraktives und didaktisch vorbildliches Welterbezentrum entsteht.
- Wir stärken die Initiativen zur Aufarbeitung von NS-Raubkunst und 
 Sammlungen in kolonialen Zusammenhängen durch Provenienzforschung. Deshalb
 soll eine Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Thüringen Museumsverband
 und anderen Akteuren den weiteren Bedarf und Vorschläge für das weitere
 Vorgehen erarbeiten.
- Wir setzen uns für eine kulturelle Teilhabe aller ein, insbesondere für 
 Kinder und Jugendlich soll es einen kostenlosen Zugang zur Kultur geben.
- Wir stehen für den Erhalt der reichen und traditionsreichen Thüringer 
 Orchester- und Theaterlandschaft. Gemeinsam mit den kommunalen Trägern und
 dem partizipierenden Umland wollen wir auch künftig allen Theatern und
 Orchestern finanzielle Planungssicherheit mit langfristigen
 Finanzierungsvereinbarungen geben, um so eine gute künstlerische
 Entwicklung zu ermöglichen.
- Wir wollen, dass Theater und Orchester allen Menschen im Land offen 
 stehen. Um dies zu ermöglichen wollen wir, dass jedes Kind ein Theater
 oder Orchester besuchen kann.
- Kinder- und Jugendtheater sollen zukünftig eine institutionelle Förderung 
 erhalten. Sie sind öfters der erste Zugang für kulturelle Teilhabe von
 Kindern und Jugendlichen.
- Die Projektförderung trägt maßgeblich dazu bei, dass neue Ideen eine 
 Chance zur Verwirklichung erhalten. Wir streben dabei künftig eine
 Entbürokratisierung und eine Vereinfachung bei Förderanträgen an.
 Zukünftig sollen die landesweiten Verbände auf Grundlage eines
 Wirtschaftsplans (Personal- und Sachkosten) institutionell gefördert
 werden. Wichtige kulturelle Initiativen und Vereine sollen auch mehr
 Planungssicherheit durch eine mehrjährige Projektförderung erhalten.
- Soziokulturelle Initiativen und Zentren in ländlichen und städtischen 
 Räumen lädt bieten die Chance für jeden, selber aktiv zu werden, eigene
 Ideen zu verwirklichen. und Kultur zu erleben. Wir wollen daher die
 wichtige Arbeit der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur weiter fördern.
- Wir wollen die Welt dazu einladen, die großen und die vielen versteckten 
 Schätze des Kulturlandes Thüringen zu entdecken. „Zur Unterstützung und
 Entwicklung des Kulturtourismus und zur Stärkung des ländlichen Raums
 fördern wir individual touristische Angebote in historischen Dorf- und
 Ortskernen. Damit wollen wir unser ländlich kulturelles Erbe sichern und
 deren Eigentümer:innen besser unterstützen Des Weiteren soll mit dem
 weiteren Ausbau des multimedialen virtuellen Portals Menschen in aller
 Welt das Kulturland Thüringen ansprechend präsentiert werden. Portale
 sollen an besonders bekannten Orten wie zum Beispiel Weimar den Touristen
 aus aller Welt die Schatzkammer Thüringen vorstellen und Lust machen auf
 längere Besuche und neue Entdeckungen in Thüringen.
- Wir werden die digitale Transformation und Digitalität im Kulturbereich 
 unterstützen, um die kulturellen Institutionen und Vereine zukunftsfähig
 zu machen. Kulturinstitutionen stehen vor der großen Herausforderung, ihr
 Publikum an sich zu binden bzw. neue und mehr Besuchergruppen zu gewinnen.
 Neue Formate sind zu entwickeln um den Nutzer:innen eine bessere Teilhabe
 zu ermöglichen. Dies erfordert einen umfassenden Ansatz in der digitalen
 Transformation, angefangen vom so genannten „Changemanagement“ in der
 Verwaltung, der Förderung der Infrastruktur bis hin zur digitalen
 Erfassung von Kulturgütern. Die digitale Präsentation und Vermittlung, wie
 auch die Ermöglichung von digitaler Kunst, gewinnen zunehmend an
 Bedeutung. Gerade Digitalisierung benötigt dynamische Instrumentarien. Um
 eine ständige Fortentwicklung in diesen Bereichen zu ermöglichen, müssen
 die Förderinstrumentarien flexibler ausgestaltet werden. Dies betrifft
 sowohl erleichterte Förderbedingungen als auch neue inhaltliche
 Schwerpunkte.
- Wir werden den weiteren Ausbau eines zentralen Kultur- und Wissensportals 
 weiter vorantreiben und als Beitrag Thüringens zur Deutschen Digitalen
 Bibliothek profilieren. Hierbei werden wir die Kultureinrichtungen und
 Kulturschaffenden gezielt bei Erstellung ihrer Angebote unterstützen.
- Wir haben die Museumsförderung deutlich erhöht und stehen auch in Zukunft 
 gemeinsam mit den Kommunen für die finanzielle Sicherheit der Museen ein.
 Wir wollen zur Stärkung der pädagogischen und wissenschaftlichen Arbeit in
 den Museen ein Volontariatsprogramm starten.
- Wir wollen die Erinnerungen der Verfolgten und Häftlinge für alle Zeit 
 respektvoll bewahren, und gleichzeitig die Bildungs- und Forschungsarbeit
 der Gedenkstätten im Dienste des Austauschs, der Verständigung, der
 Wahrung der Menschenrechte und der Demokratie weiter stärken. Dabei sollen
 vor allem auch neue Formate der Vermittlung unterstützt werden um eine
 nachhaltigere Reflexion zu erzielen und das kritische
 Geschichtsbewusstsein zu stärken.
- Mit einer gezielten Förderpolitik wollen wir gemeinsam mit den Kommunen 
 das Angebot der Musik- und Jugendkunstschulen erhalten. Gerade im
 ländlichen Raum muss es Ziel sein, dass Jugendliche diese Angebote auch in
 Zukunft nutzen können. Zudem wollen wir die Kooperationen mit anderen
 Kultureinrichtungen stärken.
- Bibliotheken sind nicht nur Orte der Information, sondern in vielen 
 Gemeinden und Städten auch Orte der Begegnung, des Austausches und ein
 Mittelpunkt des kulturellen Lebens. Es muss auch zukünftig darum gehen,
 gemeinsam mit den Kommunen dieses Angebot zu erhalten. Wir wollen die
 Bibliotheken als außerschulischen Lernort stärken und mehr in die
 schulische Arbeit integrieren.
- Thüringen ist das Land der Dichter und Denker angefangen von Luther, 
 Goethe, Schiller über Hegel, Fichte bis hin zu Gropius, zeitgenössisches
 Schaffen setzt diese Tradition fort. Wir wollen der zeitgenössischen
 Literatur Räume schaffen wie im Rahmen der Thüringer Literaturfestivals
 und die überregionale Präsentation der Thüringer Autor:innen weiter
 unterstützen. Darüber hinaus wollen wir die Leseförderung in den Schulen
 weiterentwickleln, mit dem Ziel bei den jungen Thüringer:innen die Freude
 an Literatur zu wecken.
- Thüringen ist Musikland. Tradition und Innovation beflügeln sich 
 gegenseitig. Zahlreiche Festivals, Festivals wie die Thüringer Bachwochen,
 das Rudolstädter Folkfest oder der Güldene Herbst begeistern ein
 internationales Publikum. Aber auch Junge Projekte müssen gefördert und
 unterstützt werden. Wir wollen Festivals und Projekte stärken und weiter
 profilieren. Mit ihnen wollen wir mehr Besucher:innen aus dem In- und
 Ausland nach Thüringen locken.
- Wir unterstützen eine weitere Bewerbung aus Thüringen zur Kulturhauptstadt 
 Europas. Thüringen war über alle Epochen hinweg Kristallisationspunkt
 europäischer Geschichte und Kultur und hat unter anderem beim Lutherjahr
 und dem Tag der deutschen Einheit bewiesen, dass es ein exzellenter
 Gastgeber ist. Das erfolgreiche EU-Projekt kann im Freistaat eine
 zukünftige Kulturhauptstadt finden, von der nachhaltige Impulse in
 Wirtschaft, Tourismus und Kultur ausgehen.
8.2 Medien
Unabhängige Medien sind wesentlicher Grundpfeiler einer lebendigen Demokratie 
und somit unverzichtbarer Bestandteil unseres Alltags. Sie bieten Information, 
Kommunikation, sichern gesellschaftliche, politische und kulturelle Teilhabe und 
Zugang zu Wissen.
Eine starke Medienwirtschaft ist neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk für 
die Erfüllung dieser gesellschaftlichen Aufgaben von zentraler Bedeutung. Unser 
Ziel ist es, den Medienstandort Thüringen zu stärken sowie allen Bürger:innen 
den Zugang zu einem ausgewogenen und unabhängigen lokalen, regionalen und 
überregionalen Medienangebot zu sichern.
Das werden wir tun:
- Wir werden den Anteil gesellschaftlich relevanter Verbände in den Gremien 
 des MDR erhöhen und damit diesen weiter pluralisieren.
- Erfurt als Zentrum für Kindermedien werden wir weiter stärken. Dabei 
 setzen wir künftig verstärkt auf die Entwicklung von Medieninhalten für
 Lehr- und Lernmedien, auf Spieleentwicklung sowie die Medienproduktion
 durch Kinder.
- Wir werden die Medienförderung noch deutlicher als bisher für neue mediale 
 Formen und experimentelle Formate öffnen.
- Der Ausbildung in Medienberufen messen wir eine besondere Bedeutung bei. 
 Daher wollen wir Aus- und Weiterbildungsinitiativen unterstützen, die auf
 den rasanten Wandel in der Medienwelt reagieren.
- Die Förderung der Thüringer Bürgermedien werden wir aufstocken und dafür 
 sorgen, dass ihnen neue technische Verbreitungswege zur Verfügung stehen.
- Bibliotheken wollen wir als Orte der Informationsvermittlung und 
 medienpädagogischen Arbeit stärken. Daher unterstützen wir eine
 Integration kommunaler Medienzentren in öffentlichen Bibliotheken und
 wollen den Zugang zu Bibliotheken auch im ländlichen Raum sicherstellen.
- Wir setzen uns für verstärkte Faktenchecks und die Bekämpfung von Fake-
 News durch den MDR und die Landesmedienanstalt ein.
8.3 Sport
Rund 360.000 Menschen sind in den knapp 3.300 Thüringer Sportvereinen 
organisiert. Mit Recht kann der organisierte Sport im Freistaat damit für sich 
in Anspruch nehmen, die „größte Bürger:innenbewegung im Lande“ zu sein. Sport 
übernimmt in unserer Gesellschaft wichtige Aufgaben. Er stiftet 
Gemeinschaftsgefühl, trägt maßgeblich zur Gesunderhaltung bei und vermittelt 
Werte wie Fairness. Darum setzen wir uns dafür ein, angemessene 
Rahmenbedingungen für den Sport abzusichern und eine auskömmliche Finanzierung 
zu gewährleisten.
Das werden wir tun:
- Land und Kommunen müssen gemeinsam mit den Vereinen Verantwortung für den 
 Breitensport übernehmen. Die direkten Förderungen dafür stammen zum
 Großteil aus den Überschüssen der Staatslotterie. Diese Finanzierung
 stellt eine verlässliche Säule für den Breitensport dar. Wir wollen
 prüfen, inwieweit diese verlässliche Säule durch weitere
 Finanzierungsquellen ergänzt werden kann.
- Gemeinsam mit dem organisierten Sport und auf der Basis detaillierter 
 Bestandsaufnahmen, fachwissenschaftlich gestützter Bedarfsanalysen sowie
 einer konkreten Ziel- und Maßnahmenfestschreibung wollen wir einen
 Zukunftsplan für das Sportland Thüringen entwickeln. An diesem
 Zukunftsplan werden sich künftig die Ziel-und Leistungsvereinbarungen
 zwischen der Landesregierung und dem Landessportbund orientieren.
- Wir werden die Ehrenamts- und Übungsleiter:innenpauschale regelmäßig an 
 die allgemeine Kostenentwicklung angepassen und für die Arbeit im
 Jugendbereich eine zusätzliche Ehrenamtskarte als Zeichen unserer
 Wertschätzung einführen..
- Wir setzen uns für eine Aufwertung des Sports in Kindertagesstätten, 
 Schulen und Jugendeinrichtungen aus. In der Ausbildung der Erzieher:innen
 und in der praktischen Arbeit der Kindertagesstätten sollen Sport und
 Angebote zur altersgerechten motorischen Entwicklung sowie zur
 Bewegungsförderung daher wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Wir
 unterstützen hierbei auch ergänzende Sportangebote in Schulen bzw. im
 Rahmen des Horts.
- Die Ausbildung der Sportlehrer:innen und der Übungsleiter:innen muss zudem 
 noch stärker auf altersgruppenspezifische methodisch-didaktische Ansätze
 ausgerichtet werden.
- Wir wollen das erfolgreiche Programm „Bewegte Kinder = gesündere Kinder“ 
 zusammen mit dem Projekt „Bewegungscoach“ in ein weiter gefasstes
 Landesprogramm zur Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen und für
 eine bewegungsfreundliche Gestaltung des KITA- und Schulalltags
 integrieren. Damit sollen KITAS und Schulen aller Schularten
 unbürokratisch bei der Durchführung regelmäßiger Bewegungschecks, beim
 Ausbau darauf basierender, individueller bewegungsfördender Maßnahmen und
 bei der Integration von regelmäßigen Bewegungsangeboten in den ganz
 normalen Alltag ihrer Einrichtungen unterstützt werden.
- Gemeinsam mit dem Bund sollen die Kommunen auch weiterhin bei der 
 Sanierung und beim Ausbau von Schulen und Sporteinrichtungen unterstützt
 werden. Der Fördertitel für Bau und Sanierung von Schulsporthallen soll
 dazu auf 10 Millionen Euro erhöht werden. Außerdem wird die Finanzierung
 kommunaler Schwimmbäder zur Gewährleistung des Schwimmunterrichts für alle
 Schüler:innen sichergestellt.Kommunen sollen in die Lage versetzt werden,
 auch öffentlich zugängliche Sportflächen und -geräte und Fitnessparks zu
 errichten.
- Wir werden ein Sonderinvestitionsprogramm Sportstätten in Höhe von 
 jährlich 20 Millionen Euro schaffen. Gerade in ländlichen Regionen bedarf
 es neuer Wege. Dabei wollen wir die multifunktionelle Nutzung von
 Bestands- und Leergebäuden (Sport-, Veranstaltungs-, Jugendhilfestätten)
 erproben und hier unbürokratische Finanzierungen aus verschiedenen
 Fördertöpfen ermöglichen.
- Wir wollen Spitzensportler:innen gezielt unterstützen, indem wir 
 Landesstipendien vergeben, die Sportgymnasien stärken und dort für den
 Einsatz von Schulsozialarbeiter:innen sorgen.
- Wir wollen unsere Profi-und Spitzensportvereine dabei unterstützen, 
 wieterhin den wachsenden Voraussetzungen der jeweiligen Ligen gerecht zu
 werden und legen ein jährliches Förderbudget auf.
- Wir wollen einen sauberen Sport und setzen uns klar gegen Doping ein. In 
 diesem Sinne haben wir bei der Novellierung des Sportfördergesetzes mit
 dafür gesorgt, dass Sportorganisationen nur dann vom Land gefördert
 werden, wenn sich Mitarbeiter:innen mit Doping-Vergangenheit einer
 Überprüfung durch die Unabhängige Kommission des DOSB stellen.
- Wir wollen alle Thüringer Sportregionen wieder in das Zentrum der 
 Aufmerksamkeit rücken, indem wir diese bei der Entwicklung ihrer
 Sportstätten als Teil eines sichtbaren und attraktiven touristischen
 Gesamtkonzeptes unterstützen.
- Eine besondere Rolle nimmt der Behindertensport ein, der vom Breiten- bis 
 zum Leistungssport gleichrangig unterstützt wird. Für Menschen mit
 körperlichen und geistigen Einschränkungen ist Sport eine Möglichkeit der
 Teilhabe und Selbstverwirklichung.
- Wir erkennen an, dass eSport sich zunehmender Beliebtheit erfreut – gerade 
 bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Frage, ob eSport ebenfalls
 als Sport anzusehen ist oder nicht, muss angesichts dessen in nächster
 Zeit geklärt werden. Dabei sind uns zwei Punkte wichtig: Der organisierte
 Sport hat sich von Beginn den Veränderungen unserer Gesellschaft und neu
 aufkommenden Sporttrends und Sportarten sowie sich wandelnden
 Freizeitinteressen stellen müssen. Das hat er erfolgreich getan.
 Gleichzeitig ist aber auch klar, dass neue Sportarten nur dann Aufnahme in
 den organisierten Sport finden können, wenn sie dessen Aufnahmekriterien
 und dessen Wertekanon entsprechen. Wenn eSport entsprechende
 Entwicklungsschritte einschlägt und so Akzeptanz beim organisierten Sport
 findet, steht seiner Anerkennung als Sport aus unserer Sicht nichts im
 Wege.
8.4 Ehrenamt
Gesellschaftlicher Zusammenhalt basiert darauf, wie viel jede:r bereit sind, 
sich für die Umwelt und andere Menschen einzusetzen, Rücksicht aufeinander zu 
nehmen und Respekt für die Leistung anderer zu zeigen. Ist der gesellschaftliche 
Zusammenhalt stark ausgeprägt, stärkt das unsere Demokratie, macht sie lebendig 
und wehrhaft.
Das Ehrenamt ist mit 800.000 Tausend Engagierten in Thüringen die oft 
unsichtbare Kraft, ohne die ein Zusammenleben in unserer Gesellschaft nicht 
vorstellbar wäre. Allein in den Thüringer Feuerwehren engagieren sich über 
35.000 Kamerad:innen. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Menschen sind, die 
in Blaulicht- oder Rettungsorganisationen, Sportvereinen, Jugendverbänden, 
Kleingarten- oder Karnevalsvereinen ehrenamtlich tätig sind. Besonders in Zeiten 
des Wandels und wachsender Unsicherheit in der Bevölkerung, verstärkt durch eine 
globale Gesundheitskrise, braucht es das ehrenamtliche Engagement.
Viel zu oft nehmen wir die unbezahlbare Leistung des Ehrenamtes für das 
Funktionieren unseres Zusammenlebens als selbstverständlich hin. Dabei werden 
hier bundesweit jährlich fünf Milliarden Arbeitsstunden kostenfrei oder mit nur 
geringer Entschädigung geleistet. Das zeigt, wie groß der Anteil des Ehrenamts 
an der Daseinsvorsorge mittlerweile ist. Wir müssen aber feststellen, dass das 
Ehrenamt in seinen vielen Facetten zunehmend unter Druck gerät, insbesondere in 
ländlichen Regionen. Wegzug, Überalterung, Bürokratie oder fehlende Freizeit 
durch beruflichen Druck sind die Hürden für den Erhalt und Ausbau ehrenamtlicher 
Strukturen.
Die SPD Thüringen bekennt sich deshalb zum Ehrenamt als Ressource für 
unser
Zusammenleben und wird die ehrenamtlich Aktiven in Thüringen weiterhin 
unterstützen.
Das werden wir tun:
- Ehrenamtliche Arbeit findet in zumeist vor Ort in unseren Kommunen statt. 
 Wir werden unsere Kommunen dauerhaft finanziell in die Lage versetzen,
 Aufgaben im eigenen Wirkungskreis zu erbringen und damit das Fundament für
 ehrenamtliches Engagement zu legen.
- Darüber hinaus werden wir ein Ehreanmtsbudget für Kommunen schaffen, damit 
 Engagierte direkt gefördert werden. Unsere kommunalen Entscheidungsträger
 wissen am besten, wo finanzielle Unterstützung für Ehrenamtliche gebraucht
 wird.
- Absicherung des Ehrenamtes durch seine Verankerung in der Thüringer 
 Landesverfassung
- Ausbau der sog. Jugendpauschale sowie Stärkung der Örtlichen 
 Jugendförderung
- Verpflichtung der Kommunen zur Förderung der Arbeit von Jugendverbänden 
 über die kommunalen Jugendförderpläne.
- Ausbau von Leistungen aus dem Landesprogramm Solidarisches Zusammenleben 
 der Generationen sowie der Familienpauschale zur Unterstützung der
 Kommunen bei der Umsetzung einer kommunalen Sozialplanung.
- Stärkung der Thüringer Ehrenamtsstiftung und ihrer Leistungen durch 
 gezielte Öffentlichkeitsarbeit.
- Bessere Ausstattung und erhöhte Ausgabe der Thüringer Ehrenamtscard.
- Gezielte Förderung und Vernetzung ehrenamtlicher Strukturen mit 
 entsprechenden Qualifizierungs- und Serviceangeboten mithilfe der Neuen
 Deutschen Stiftung für Ehrenamt und Engagement (DSEE).
- Abbau unverhältnismäßiger bürokratischer Belastungen für das Ehrenamt, 
 mithilfe eines zentralen Portals mit Muster-Formularen und Informationen
 zu geltenden Regelungen.
- Klarstellung darüber herbeiführen, dass die Möglichkeit der politischen 
 Tätigkeit einer Organisation zur Verfolgung ihres gemeinnützigen Zweckes
 besteht, ohne ihre Steuerbefreiung zu gefährden.
- Die Menschen, die ehrenamtlich ihre Gesundheit für unseren Schutz und 
 unsere Sicherheit riskieren, gilt es besonders zu unterstützen, vor allem
 in ländlichen Regionen. Was wir leider immer wieder feststellen, ist der
 mangelnde Respekt vieler Leute gegenüber den Sicherheits- und
 Rettungskräften. Umso mehr liegt uns die Sicherstellung des ehrenamtlich
 getragenen Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes am Herzen. Deshalb
 wollen wir mit einer öffentlichkeitswirksamen Kampagne die Leistung der
 Katastrophenschutzkräfte würdigen und die Feuerwehren mit Investitionen in
 Infrastruktur und Lehrangeboten insbesondere an der Thüringer
 Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule unterstützen.
- Erarbeiten eines Ehrenamtsfreistellungsgesetzes, welches analog zum 
 Bildungsfreistellungsgesetz oder als Ergänzung zum
 Bildungsfreistellungsgesetz Thüringer Menschen für ehrenamtliche
 Tätigkeiten freistellt.
9. Zukunftsfähige und solide Haushaltspolitik
Die solide und vorausschauende Haushaltspolitik der vergangenen Jahre hat dafür 
gesorgt, dass Thüringen auch in der Corona- und Energiekrise handlungsfähig 
geblieben ist. Eine gute Finanzpolitik darf aber nicht nur die kurzfristige 
Krisenbewältigung im Blick haben, sondern muss immer auch Gestaltungsspielräume 
für kommende Generationen schaffen.
Es bedarf daher in den nächsten Jahren einer klaren Prioritätensetzung im 
Landeshaushalt. Nur so schaffen wir die für die kommenden Jahre notwendigen 
Gestaltungsspielräume für Investitionen in die Transformation von Wirtschaft und 
Gesellschaft.
Das werden wir tun:
- Wir werden den Landeshaushalt auch weiterhin an den Herausforderungen der 
 Zukunft ausrichten. Dafür sind uns eine realistische Finanzplanung mit
 konstant hohen Investitionsquoten und ein sicherer Mittelabfluss ebenso
 wichtig, wie die auskömmliche Finanzausstattung der Kommunen, eine
 aufgabengerechte Personalausstattung der öffentlichen Hand auf allen
 Ebenen, der öffentlichen Daseinsvorsorge und eine Fortführung der
 Schuldentilgung, der in Anbetracht der Pandemiebewältigung aufgenommenen
 Kredite.
- Um den Herausforderungen der anstehenden Transformation der Wirtschaft und 
 der Verwaltung begegnen zu können, wollen wir die Investitionsquoten im
 Landeshaushalt zwischen 16 und 18 Prozent stabilisieren.
- Wir werden eine klare Prioritätensetzung in der Förderung vornehmen. 
 Förderprogramme sollen effizient und transparent gestaltet und eingesetzt
 werden. Wir werden die Landesprogramme konzentrieren und vereinfachen, um
 bessere Voraussetzungen für wichtige Investitionen in Schulen,
 Infrastruktur, Wirtschaft und Soziales zu schaffen.
- Wir setzen uns auf Bundesebene für eine Abschaffung der grundgesetzlichen 
 Schuldenbremse in ihrer jetzigen Form ein. Die Erfahrungen seit ihrer
 Einführung zeigen, dass sie die Handlungsfähigkeit des Staates
 insbesondere auf Länderebene massiv einschränkt. Damit zukunftsweisende
 Investitionsprojekte z. B. im Rahmen der Energie- und Wärmewende nicht an
 ihrer Finanzierbarkeit scheitern, muss es auch für die Länder möglich
 sein, in einem gewissen Rahmen fristenkongruent zu finanzieren. Parallel
 hierzu werden wir die Regelungen in der Thüringer Landeshaushaltsordnung
 zu Kreditermächtigungen mit dem Ziel überprüfen diese, insbesondere für
 investive Maßnahmen, zu erweitern und bei Bedarf anpassen.
- Um den Herausforderungen der Transformation gerecht zu werden, werden wir 
 einen „Thüringer Transformationsfonds (TTF)“ zur langfristigen
 Finanzierung von Zukunftsinvestitionen einrichten. Damit wollen wir in den
 kommenden Jahren einen fühlbaren struktur- und klimapolitischen Impuls
 setzen und den notwendigen Wandel in Thüringen aktiv gestalten. Damit
 schaffen wir Finanzierungssicherheit für Unternehmen, öffentliche
 Einrichtungen und Kommunen und vereinfachen die Mittelverwaltung innerhalb
 der Landesverwaltung.
- Zur Finanzierung dieser Investitionen des „Thüringer Transformationsfond 
 (TTF)“ werden wir die Ausgabe von „grünen“ Anleihen prüfen. Denn für
 solche Anleihen bestehen regulatorisch Vorgaben dafür, welche Art von
 Projekten finanziert werden dürfen. Damit schaffen wir nicht nur
 Transparenz hinsichtlich der Mittelverwendung, sondern leisten zusammen
 mit anderen Bundesländern einen Beitrag zum Wandel der Kapitalmärkte hin
 zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
- Wir werden für die Zukunft vorsorgen. Wir werden die Rücklagen so 
 ausstatten, dass wir auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren können.
 
- Wir werden die bestehenden Prozesse in der über viele Jahre gewachsenen 
 Förderlandschaft des Freistaats kritisch prüfen. Förderprogramme sollen
 effizient und transparent gestaltet und eingesetzt werden. Nach kritischer
 Prüfung dieser hinsichtlich ihrer Effektivität werden wir auch
 Streichungen in Betracht ziehen. Wir werden die Landesprogramme
 standardisieren und vereinfachen, um bessere Voraussetzungen für wichtige
 Investitionen in Schulen, Infrastruktur, Wirtschaft und Soziales zu
 schaffen. Dazu schaffen wir eine zentrale Förderplattform, die eine
 vollelektronische Abwicklung aller landeseigenen Förderprogramme
 ermöglicht. Und wir werden die Landeshaushaltsordnung sowie die
 entsprechenden Verwaltungsvorschriften auf Möglichkeiten der
 Entbürokratisierung prüfen.
- Das seit 2022 rasant gestiegen Zinsniveau stellt Kommunen und Unternehmen 
 zunehmend vor Finanzierungsprobleme. Instrumente wie Bürgschaften und
 zinsverbilligte Kredite können ohne größere Fördersumme helfen, aus einem
 unfinanzierbaren Vorhaben eine rentierliche Investition zu machen. Dazu
 wollen wir die Thüringer Aufbaubank als erfahrenen Partner des Freistaats
 weiter stärken und mit der Umsetzung entsprechender Landesprogramme
 beauftragen.
10. Wir in Europa
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zeigt, wie wichtig ein geeintes und 
geschlossenes Europa ist. Frieden, Demokratie und ökonomischer Wohlstand, Basis 
des Zusammenlebens auf unserem Kontinent, stehen verstärkt im Wettkampf mit 
autokratischen und diktatorischen Systemen auf der Welt. Europa ist der 
wichtigste Handelspartner vieler Thüringer Unternehmen, tausende von 
Schüler:innen nehmen an europäischen Austauschen teil und Studierende lernen 
heute in Universitäten europaweit. Viele Bauvorhaben in Thüringen wären ohne 
Fördermittel aus der EU nicht finanzierbar. Europa ist Lebensrealität vieler 
Thüringer:innen. Deshalb werden wir uns weiter dafür einsetzendie europäische 
Zusammenarbeit bei Bildung, Forschung und Transfer, im Arbeitsmarkt und in der 
Kultur zu vertiefen.
Viele dieser Herausforderungen vor denen wir aktuell stehen, lassen sich nicht 
auf nationaler Ebene lösen seien es geopolitische Fragen oder die Bekämpfung des 
menschengemachten Klimawandels. Deshalb engagieren wir uns weiterhin für ein 
starkes, gemeinsames und soziales Europa.
Das werden wir tun:
- Wir werden im Ausschuss der Regionen für ein starkes, nachhaltiges und 
 soziales Europa eintreten, das auch in Krisenzeiten zusammensteht und
 niemanden zurücklässt. Wir wollen ein bürgernahes und demokratisches
 Europa, in dem nicht nur darüber gesprochen wird, was besser laufen kann,
 sondern auch darüber, wo Europa im Freistaat wirkt und das Leben vieler
 Bürger:innen bereichern kann.
- Wir wollen ein soziales Europa, das gemeinsame Regeln für gute Arbeit, 
 gerechte Steuern und eine soziale Grundsicherung schafft. Unser Ziel ist
 eine Europäische Union, die soziale Mindeststandards sichert, Lohn und
 Sozialdumping wirksam unterbindet und die sozialen Grundrechte für alle
 Bürger:innenin Europa stärkt.
- Wir werden am Wissenschaftsstandort Thüringen in die grenzüberschreitende 
 Forschung investieren und unsere Wissenschafts- und Forschungspolitik
 international ausrichten.
- Wir werden den Austausch der Bürger:innen in Europa fördern. Dazu wollen 
 wir verstärkt europäische Städtepartnerschaften unterstützen und neue
 Ideen für die internationale Arbeit vor Ort entwickeln.
- Wir wollen die Barrieren des grenzübergreifenden Arbeitsmarktes weiter 
 abbauen, an mehr gemeinsamen Bildungsabschlüssen arbeiten und an der
 schnelleren Anerkennung von Berufsabschlüssen.
- Wir werden die Europäische Bildungsarbeit in unseren Bildungseinrichtungen 
 ausbauen und daran arbeiten neben Studierenden verstärkt Auszubildenden
 über Erasmus+ die Möglichkeit zu einem Austausch zu geben.
- Wir setzen uns ein für ein Europa, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit 
 schützt und die Einhaltung der Menschenrechte sichergesllt sowohl gegen
 Angriffe im Inneren als auch in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen
 an den EU-Außengrenzen.

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