Veranstaltung: | SPD Thüringen Landesparteitag 2025 |
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Tagesordnungspunkt: | 8 Antragsberatung und Beschlussfassung |
Antragsteller*in: | SPD KV Saale-Holzland-Kreis, SPD KV Altenburgerland, SPD OV Drei Gleichen/Nesse-Apfelstädt , SPD KV Kyffhäuserkreis, SPD KV Saale-Orla-Kreis. |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.10.2025, 09:09 |
D4: Operationsplan Thüringen – Für einen krisensicheren Freistaat
Antragstext
Von den zunehmenden Bedrohungen der kritischen Infrastruktur durch mögliche und
tatsächliche Cyberangriffe, Sabotage aller Art und vorbereitende Ausspähungen
ist auch Thüringen zunehmend betroffen. Aktuelle Angriffe richten sich nicht nur
gegen militärische Ziele, sondern vor allem auch gegen zentrale
Versorgungseinrichtungen und die Verkehrsinfrastruktur. Ein verbesserter Schutz
vor derartigen Angriffen dient deshalb nicht nur der Resilienz in militärischen
Krisenfällen. Er ist notwendiger Bestandteil der Daseinsvorsorge für alle
Bürgerinnen und Bürger.
Die aktuellen Entwicklungen an der NATO-Ostflanke zeigen: Wir befinden uns
längst in einem hybriden Konflikt mit Russland. Drohnenüberflüge über
Militärstützpunkte, das Lahmlegen von Flughäfen und gezielte Sabotageakte an
kritischer Infrastruktur verdeutlichen die reale Bedrohungslage. Die jüngsten
Luftraumverletzungen in Estland und Polen machen klar:
Wladimir Putin sucht nicht den Frieden, sondern die Eskalation und eine
Ausweitung des Konflikts. Sein Ziel ist es, durch eine gezielte Strategie der
Dominanz der Eskalation die Initiative zu behalten, also den Westen permanent zu
Reaktionen zu zwingen, anstatt selbst handlungsfähig zu bleiben.
Auch Thüringen muss sich dieser Realität stellen. Beschwichtigung und Schönreden
helfen nicht, wir müssen Vorsorge treffen, um im Krisen- oder Verteidigungsfall
handlungsfähig zu bleiben. Analog zu den Entwicklungen auf Bundesebene braucht
es einen „Operationsplan Thüringen“, der auf vier zentralen Säulen fußt: der
Aufrechterhaltung der Staats- und Regierungsfunktion, dem Schutz der
Zivilbevölkerung, der Sicherstellung der Versorgung sowie der Unterstützung der
Streitkräfte.
Dieser Plan soll sicherstellen, dass im Ernstfall Melde- und Reaktionsketten
zuverlässig funktionieren und staatliches Handeln auch dann gewährleistet
bleibt, wenn die Bundesregierung nicht erreichbar sein sollte. Ziel ist es, die
Resilienz unserer Systeme zu erhöhen und den Bevölkerungsschutz in Thüringen
krisensicher zu gestalten.
Koordinierte Akteure:
Der Operationsplan Thüringen muss folgende Akteure einbinden und ihre
Zusammenarbeit verbindlich regeln:
- Das Innenministerium als zuständige Behörde für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe,
- die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Technischem Hilfswerk,
- die Landkreise, Städte und Gemeinden, die im Krisenfall vor Ort Maßnahmen
steuern und umsetzen,
- die Energieversorger und Netzbetreiber,
- die Zweckwasserverbände, die eine sichere Versorgung gewährleisten,
- die Bundeswehr als zentraler Akteur der Landes- und Bündnisverteidigung.
- die Verantwortlichen Stellen für die Ernährungsnotstandversorgung
- die Hilfsorganisationen wie DRK, Johanniter, ASB und weitere
Notwendige Maßnahmen:
Zur Stärkung der Krisenfestigkeit fordern wir:
- Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle auf Landesebene, die alle
Akteure im Krisenfall zusammenführt.
- Klare rechtliche Regelungen für die Beschlagnahmung von Eigentum zur
Gefahrenabwehr im Verteidigungsfall.
- Überprüfung und Ausbau der Verfügbarkeit von Schutzräumen, einschließlich
der Nutzung bestehender Infrastruktur wie Tunnelanlagen als
Luftschutzbunker.
- Prüfung der Notfallreserven für Versorgungsgüter und kritische
Infrastruktur.
- Sicherstellung der Ernährungsnotstandsversorgung durch Bereitstellung in
Kooperation mit den Regionalen Groß- und Einzelhandel
- Priorisierung des Ausbaus der Trink- und Löschwasserversorgung im
Freistaat.
- Regelmäßige Zivilschutzübungen in Thüringen, um die Einsatzfähigkeit aller
Akteure zu erproben.
- Prüfung der Möglichkeit, Umbau- und Sicherheitsmaßnahmen über Mittel aus
dem Sondervermögen der Bundeswehr oder ergänzende Bund-Länder-Programme zu
finanzieren.
- Prüfung der Möglichkeiten zur Sicherung von Thüringer Kunst- und Kulturgut
im Krisenfall
Begründung
Die Bedrohungslage in Europa verschärft sich zunehmend. Thüringen darf in dieser Situation nicht unvorbereitet sein. Wir stehen in der Verantwortung, unsere Bevölkerung bestmöglich zu schützen, die öffentliche Sicherheit zu stärken, die Handlungsfähigkeit des Staates sicherzustellen und die Resilienz kritischer Infrastrukturen zu erhöhen. Mit einem „Operationsplan Thüringen“ schaffen wir einen klaren Handlungsrahmen für den Ernstfall und leisten einen Beitrag zur Sicherheit unseres Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger.
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