Veranstaltung: | SPD Thüringen Landesparteitag 2025 |
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Tagesordnungspunkt: | 8 Antragsberatung und Beschlussfassung |
Antragsteller*in: | AfB Thüringen |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.10.2025, 07:31 |
B3: Für eine evidenzbasierte Bildungspolitik in Thüringen
Antragstext
Die Bildungspolitik des Freistaates Thüringen soll sich künftig konsequent an
wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen orientieren. Populistische
Maßnahmen und politischer Aktionismus helfen weder der bildungspolitischen
Debatte noch stärken sie das Thüringer Bildungssystem. Ganz konkret fordern wir:
- Die jüngst verschärften Regelungen zum Sitzenbleiben werden aufgehoben.
- Die Einführung der Kopfnoten wird zurückgenommen.
- Die Thüringer Gemeinschaftsschule wird gestärkt und gegenüber anderen
Schularten bevorzugt.
- Die schulartbezogene Ausbildung wird zugunsten der Zusammenlegung von
Sekundarstufe I und II eingeschränkt.
Begründung
Bildungspolitik sollte – wie Gesundheitspolitik oder Wirtschaftspolitik – auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. In Thüringen wird jedoch immer wieder von evidenzbasierten Empfehlungen abgewichen und stattdessen populären Meinungen gefolgt.
Ein Beispiel ist die Wiedereinführung verschärfter Regeln zum Sitzenbleiben. Zahlreiche Studien (u.a. der OECD und der Kultusministerkonferenz) belegen, dass Sitzenbleiben pädagogisch nicht zielführend ist. Es führt weder zu einer langfristigen Leistungssteigerung noch zu einer Verringerung von Bildungsungleichheiten. Vielmehr erhöht es das Risiko von Schulabbrüchen und wirkt sich negativ auf die Motivation aus.
Ebenfalls sind Schulsysteme, die längeres gemeinsames Lernen ermöglichen, laut OECD deutlich erfolgreicher bei der Reduzierung von Bildungsungerechtigkeiten. Trotzdem wird an der schulartbezogenen Ausbildung festgehalten. In einigen Landkreisen in Thüringen gibt es bisher gar keine Gemeinschaftsschule und somit keine Wahl für Eltern und Kinder.
Der Nutzen der Kopfnoten ist absolut umstritten. In einigen skandinavischen Ländern gibt es eine verbindliche Verhaltensbeurteilungen mit evaluierten und transparenten Kriterien, die einen durchaus positiven Effekt auf die soziale Kompetenzen von Lernenden haben können. Jedoch handelt es sich hier um evaluierte Instrumente, die nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelt wurden und systematisch angewendet werden. Dem Thüringer Modell liegen dem keinerlei wissenschaftliche Kriterien zu Grunde und daher sind die Kopfnoten wieder abzuschaffen.
Nur eine Bildungspolitik, die sich an Fakten, wissenschaftlicher Evidenz und langfristigen Entwicklungen orientiert, kann die Qualität von Bildung sichern und die Attraktivität Thüringens als Bildungsstandort und auch ländliche Regionen als Lebensmittelpunkt junger Familien erhalten
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